Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.Aas ZubeM der Aerliner Gesellschaft für LMunde. Daß die Länder- und Völkerkunde zu den Fundamentalwissenschaften ge¬ Die Feier des funfzigjährigen Bestehens der hiesigen Gesellschaft für Aas ZubeM der Aerliner Gesellschaft für LMunde. Daß die Länder- und Völkerkunde zu den Fundamentalwissenschaften ge¬ Die Feier des funfzigjährigen Bestehens der hiesigen Gesellschaft für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0272" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140093"/> </div> <div n="1"> <head> Aas ZubeM der Aerliner Gesellschaft für LMunde.</head><lb/> <p xml:id="ID_817"> Daß die Länder- und Völkerkunde zu den Fundamentalwissenschaften ge¬<lb/> höre, diese Ueberzeugung hat sich erst spät Bahn gebrochen. Auf unsern<lb/> Hochschulen blieb diese Disziplin, trotzdem Karl Ritter und Humboldt sie<lb/> akademisch lehrten, bis in die allerletzte Zeit ein Aschenbrödel. Jetzt freilich<lb/> bemüht man sich das Versäumte nachzuholen, ein Lehrstuhl der Geographie<lb/> nach dem andern wird errichtet und diese Wissenschaft, bisher den Liebhabern<lb/> als eine Art freier Kunst überlassen, wird zünftig. Die Beziehungen, die alle<lb/> Staaten Europas zu überseeischen Ländern mehr und mehr gewinnen, die Aus¬<lb/> dehnung, die der Handel und internationale Verkehr annehmen, mußten auch<lb/> dazu drängen, die Kenntniß der Fundamente dieser Beziehung, Länder und<lb/> Völker, näher zu studiren. Rußland und England, die ihren Territorialbesitz<lb/> über ungeheure fremde Gebiete ausgedehnt, erkannten schon lange die große<lb/> Hilfe, welche sie in den geographischen Gesellschaften besaßen und unterstützten<lb/> die resp. Vereine in Se. Petersburg und London mit ganz anßerordentlicheU<lb/> Summen, die in das regelmäßige Budget aufgenommen sind. Und diese<lb/> Summen machten sich reichlich bezahlt, denn die Mitglieder der geographischen<lb/> Vereine waren es, welche die ethnographischen, kommerziellen und politischen<lb/> Verhältnisse der fremden unterworfenen Länder erforschten und so die Grund¬<lb/> lage schufen, auf der sie regiert und nutzbar gemacht werden konnten. Bei<lb/> wichtigen Sitzungen der Londoner geographischen Gesellschaft fehlt selten der<lb/> Prinz von Wales und ost hat er in derselben bereits das Wort ergriffen um<lb/> seine Sympathien für die Bestrebungen dieses Vereins auszudrücken oder, er¬<lb/> munternd, heimgekehrte erfolgreiche Reisende, wie noch jüngst Stanley, zu be¬<lb/> grüßen.</p><lb/> <p xml:id="ID_818"> Die Feier des funfzigjährigen Bestehens der hiesigen Gesellschaft für<lb/> Erdkunde, die im Rathhaussaale und dem Kroll'schen Etablissement am 30. April<lb/> und 1. Mai abgehalten wurde, erhielt eine besondere Signatur uoch dadurch,<lb/> daß der Kronprinz in ganz hervorragenden Weise sich an derselben betheiligte.<lb/> Wir sahen die Minister Falk, v. Stosch, Hoffmann, die Unterstaatssekretäre<lb/> v. Sydow und Herzog in der Sitzung wie bei der Tafel im regsten Verkehre<lb/> mit den Geographen, welche durch die 100,000 Mark, die kurz zuvor der<lb/> Reichstag ihnen zu Zwecken der afrikanischen Forschung verliehen hatte, in<lb/> eine gehobene Stimmung versetzt waren. Kurz, es fehlte nicht an offizieller<lb/> Anerkennung ihrer Bestrebungen, die sie auch reichlich durch selbstloses, mühe¬<lb/> volles Arbeiten im Dienste der Wissenschaft verdient hatten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0272]
Aas ZubeM der Aerliner Gesellschaft für LMunde.
Daß die Länder- und Völkerkunde zu den Fundamentalwissenschaften ge¬
höre, diese Ueberzeugung hat sich erst spät Bahn gebrochen. Auf unsern
Hochschulen blieb diese Disziplin, trotzdem Karl Ritter und Humboldt sie
akademisch lehrten, bis in die allerletzte Zeit ein Aschenbrödel. Jetzt freilich
bemüht man sich das Versäumte nachzuholen, ein Lehrstuhl der Geographie
nach dem andern wird errichtet und diese Wissenschaft, bisher den Liebhabern
als eine Art freier Kunst überlassen, wird zünftig. Die Beziehungen, die alle
Staaten Europas zu überseeischen Ländern mehr und mehr gewinnen, die Aus¬
dehnung, die der Handel und internationale Verkehr annehmen, mußten auch
dazu drängen, die Kenntniß der Fundamente dieser Beziehung, Länder und
Völker, näher zu studiren. Rußland und England, die ihren Territorialbesitz
über ungeheure fremde Gebiete ausgedehnt, erkannten schon lange die große
Hilfe, welche sie in den geographischen Gesellschaften besaßen und unterstützten
die resp. Vereine in Se. Petersburg und London mit ganz anßerordentlicheU
Summen, die in das regelmäßige Budget aufgenommen sind. Und diese
Summen machten sich reichlich bezahlt, denn die Mitglieder der geographischen
Vereine waren es, welche die ethnographischen, kommerziellen und politischen
Verhältnisse der fremden unterworfenen Länder erforschten und so die Grund¬
lage schufen, auf der sie regiert und nutzbar gemacht werden konnten. Bei
wichtigen Sitzungen der Londoner geographischen Gesellschaft fehlt selten der
Prinz von Wales und ost hat er in derselben bereits das Wort ergriffen um
seine Sympathien für die Bestrebungen dieses Vereins auszudrücken oder, er¬
munternd, heimgekehrte erfolgreiche Reisende, wie noch jüngst Stanley, zu be¬
grüßen.
Die Feier des funfzigjährigen Bestehens der hiesigen Gesellschaft für
Erdkunde, die im Rathhaussaale und dem Kroll'schen Etablissement am 30. April
und 1. Mai abgehalten wurde, erhielt eine besondere Signatur uoch dadurch,
daß der Kronprinz in ganz hervorragenden Weise sich an derselben betheiligte.
Wir sahen die Minister Falk, v. Stosch, Hoffmann, die Unterstaatssekretäre
v. Sydow und Herzog in der Sitzung wie bei der Tafel im regsten Verkehre
mit den Geographen, welche durch die 100,000 Mark, die kurz zuvor der
Reichstag ihnen zu Zwecken der afrikanischen Forschung verliehen hatte, in
eine gehobene Stimmung versetzt waren. Kurz, es fehlte nicht an offizieller
Anerkennung ihrer Bestrebungen, die sie auch reichlich durch selbstloses, mühe¬
volles Arbeiten im Dienste der Wissenschaft verdient hatten.
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