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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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gearbeitet, welche eine Reduktion von durchschnittlich 20 Prozent auf die gegen¬
wärtigen Zölle für alle taxirten Artikel mit Ausnahme der Weine, des Brant-
weins, der Cigarren und anderer ähnlicher Verzehrungsgegenstände in Vor¬
schlag bringt. Für die letztgenannten Artikel sollen die bisherigen Zölle unver¬
ändert bestehen bleiben. Die besagte Bill schafft ferner die sogenannten zu¬
sammengesetzten Zölle (eowxouncl, ari,diss) ab und verändert die Zölle g.ä
valorsm in spezifizirte Zölle und zwar in allen den Fällen, wo die Verände¬
rung dem Export der amerikanischen Manufakturen zu Gute kommt, während
der freie Import von Rohstoffen begünstigt wird. Die Bill führt außerdem
einen Schutz ein für die amerikanischen Fabrikmarken im Auslande. Die
Dampfmaschinen für den Ackerbau und das Material für den Bau von
Schiffen sollen von jedem Zolle frei sein. Ferner werden in der Bill Vor¬
schläge gemacht, um den Ländern gegenüber, welche den Import amerikanischer
Produkte erschweren, Amerika auf gleichen Fuß mit den meistbegünstigten
Nationen zu stellen. Endlich beschränkt die Bill die taxirten Artikel auf 500
Nummern; die Kosten für die Erhebung der Zoll- und Donanegebühren wer¬
den auf vier Millionen Dollars reduzirt, die Einnahmen an Zöllen werden
auf 155 Millionen Dollars geschätzt, so daß sich gegen 1877 ein Mehrertrag
von 17 Millionen Dollars ergeben würde. Es muß sich ja nun zeigen, ob
die Partei der Demokraten in ehrlicher Weise und im Einklang mit ihrer
zuletzt angenommenen Platform für das Freihandelsprinzip eintritt, denn diese
Partei hat jetzt im Repräsentantenhause die große Mehrheit, und nahezu auch
im Senate des Kongresses.

In dem zweiten Kapitel seiner Schrift handelt Dr. James, wie bereits
gesagt, namentlich über die Werthzölle und über die spezifischen Zölle
und deren Vorzüge und Nachtheile. In Amerika haben die Freihändler als
Partei sich durchschnittlich für einen valorsm, Tarif, d. h. für Werthzölle,
entschieden; doch sind sie in der letzten Zeit mehr und mehr zu den spezifischen
Zöllen übergegangen, wie denn auch Präsident Hayes die letzteren empfahl.
Dr. James kommt zu folgendem Resultate: "In Erwägung, daß zwar Werth¬
zölle für manche Waarengattungen, denen Artikel mit sehr verschiedenem Ver¬
hältniß an Werth und Gewicht angehören, vortheilhaft sind, -- in weiterer
Erwägung, daß indeß das Ziel einer richtigen Normirnng des Zolles bei
manchen Waarengattungen durch eine Abstufung der spezifischen Zölle zu er¬
reichen ist -- in endlicher Erwägung, daß nach den Erfahrungen in allen
Ländern durch das Werthzollsystem dem legitimen Handel unberechenbare
Schwierigkeiten und dem fernern Verkehr wie der gesunden Konkurrenz ernste
Schädigungen erwachsen, denen nur einigermaßen vorzubeugen ist, ist es im
Allgemeinen zu empfehlen, wo die Werthzölle sich dnrch abgestufte spezifische


gearbeitet, welche eine Reduktion von durchschnittlich 20 Prozent auf die gegen¬
wärtigen Zölle für alle taxirten Artikel mit Ausnahme der Weine, des Brant-
weins, der Cigarren und anderer ähnlicher Verzehrungsgegenstände in Vor¬
schlag bringt. Für die letztgenannten Artikel sollen die bisherigen Zölle unver¬
ändert bestehen bleiben. Die besagte Bill schafft ferner die sogenannten zu¬
sammengesetzten Zölle (eowxouncl, ari,diss) ab und verändert die Zölle g.ä
valorsm in spezifizirte Zölle und zwar in allen den Fällen, wo die Verände¬
rung dem Export der amerikanischen Manufakturen zu Gute kommt, während
der freie Import von Rohstoffen begünstigt wird. Die Bill führt außerdem
einen Schutz ein für die amerikanischen Fabrikmarken im Auslande. Die
Dampfmaschinen für den Ackerbau und das Material für den Bau von
Schiffen sollen von jedem Zolle frei sein. Ferner werden in der Bill Vor¬
schläge gemacht, um den Ländern gegenüber, welche den Import amerikanischer
Produkte erschweren, Amerika auf gleichen Fuß mit den meistbegünstigten
Nationen zu stellen. Endlich beschränkt die Bill die taxirten Artikel auf 500
Nummern; die Kosten für die Erhebung der Zoll- und Donanegebühren wer¬
den auf vier Millionen Dollars reduzirt, die Einnahmen an Zöllen werden
auf 155 Millionen Dollars geschätzt, so daß sich gegen 1877 ein Mehrertrag
von 17 Millionen Dollars ergeben würde. Es muß sich ja nun zeigen, ob
die Partei der Demokraten in ehrlicher Weise und im Einklang mit ihrer
zuletzt angenommenen Platform für das Freihandelsprinzip eintritt, denn diese
Partei hat jetzt im Repräsentantenhause die große Mehrheit, und nahezu auch
im Senate des Kongresses.

In dem zweiten Kapitel seiner Schrift handelt Dr. James, wie bereits
gesagt, namentlich über die Werthzölle und über die spezifischen Zölle
und deren Vorzüge und Nachtheile. In Amerika haben die Freihändler als
Partei sich durchschnittlich für einen valorsm, Tarif, d. h. für Werthzölle,
entschieden; doch sind sie in der letzten Zeit mehr und mehr zu den spezifischen
Zöllen übergegangen, wie denn auch Präsident Hayes die letzteren empfahl.
Dr. James kommt zu folgendem Resultate: „In Erwägung, daß zwar Werth¬
zölle für manche Waarengattungen, denen Artikel mit sehr verschiedenem Ver¬
hältniß an Werth und Gewicht angehören, vortheilhaft sind, — in weiterer
Erwägung, daß indeß das Ziel einer richtigen Normirnng des Zolles bei
manchen Waarengattungen durch eine Abstufung der spezifischen Zölle zu er¬
reichen ist — in endlicher Erwägung, daß nach den Erfahrungen in allen
Ländern durch das Werthzollsystem dem legitimen Handel unberechenbare
Schwierigkeiten und dem fernern Verkehr wie der gesunden Konkurrenz ernste
Schädigungen erwachsen, denen nur einigermaßen vorzubeugen ist, ist es im
Allgemeinen zu empfehlen, wo die Werthzölle sich dnrch abgestufte spezifische


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/144>, abgerufen am 01.09.2024.