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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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mung zusammen zu fassen. Aber dieser Versuch ist leider nicht gelungen. Der
Text giebt im Allgemeinen zwar Richtiges, ist aber zu dürftig. Weshalb ha¬
ben die Verfasser sich nicht an die betreffenden meisterhaften Arbeiten von Ja¬
kob Falke gehalten? Die Kostüme-Bilder und die Bilder von Zimmereinrich¬
tungen sind vollständig mißlungen. Die Figuren nach antiken Statuen sind
ohne Verständniß der Bekleidung schlecht gezeichnet, sind also nicht geeignet,
den Beschauer in das Verständniß des Kostüms einzuführen und die "malerischen
Anzüge für den modernen Gebrauch" sind, mit Ausnahme von jenen ans Taf.
7 und 8, welche Vortreffliches darstellen, ebenfalls unverstanden, geschmacklos,
langweilig und entsprechen nicht den Lehren des Textes. Es giebt ja so un¬
endlich viele alte Kostümbilder, welche die Verfasser hätten benutzen können,
und in modernen Trachten hat H. König fehr Beachtenswerthes geleistet. Das
Kapitel "Schmuck" ist über Gebühr vernachlässigt und doch spielt derselbe bei
der Kleidung unserer Damen eine so große Rolle. Von den Zimmerbildern
gilt in noch weit höherem Maße, was ich soeben von den Kostümbildern gesagt.

Das Werk ist mit Ausnahme von Hest 12 allen Damen, welche sich mit
Handarbeit beschäftigen -- und welche thäte das nicht! -- dringend zu em¬
pfehlen. Eine jede wird darin für sie passende, ihren speziellen Zwecken
entsprechende Muster finden. Zudem wird sie mancherlei Anregung erhalten.
Ja, selbst schon das Durchblättern des schönen Musterbuches wird Freude und
Genuß bereiten.

Von ganz besonderem Werthe aber ist dieses Buch für unsere Töchter¬
schulen. Soll der Geschmack des großen Publikums gebildet werden -- und
in dieser Beziehung fehlt trotz des wohlthätigen Einflusses der Gewerbe-
Museen noch immer sehr viel -- so muß vor Allem die heranwachsende Gene¬
ration der Mädchen, welche später als Gattinnen und Mütter von dem grö߬
ten Einflüsse sind, in ihrem Geschmack gebildet werden. Mit Recht haben
daher die Verfasser in der Vorrede auf die Nothwendigkeit eines methodischen
Unterrichts hingewiesen und haben dem entsprechend bei Bearbeitung der ein¬
zelnen Hefte besondere Rücksicht auf denselben genommen.


R. Bergan.


Notiz. Leider mußte der Bericht über die Reichstagsverhandlungen der vergangenen
D. Red. Woche infolge plötzlicher Erkrankung unsres Berichterstatters ausfallen.




Verantwortlicher Redakteur: ol. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. HcrSig in Leipzig. -- Druck von Hüthcl Herrmann in Leipzig.

mung zusammen zu fassen. Aber dieser Versuch ist leider nicht gelungen. Der
Text giebt im Allgemeinen zwar Richtiges, ist aber zu dürftig. Weshalb ha¬
ben die Verfasser sich nicht an die betreffenden meisterhaften Arbeiten von Ja¬
kob Falke gehalten? Die Kostüme-Bilder und die Bilder von Zimmereinrich¬
tungen sind vollständig mißlungen. Die Figuren nach antiken Statuen sind
ohne Verständniß der Bekleidung schlecht gezeichnet, sind also nicht geeignet,
den Beschauer in das Verständniß des Kostüms einzuführen und die „malerischen
Anzüge für den modernen Gebrauch" sind, mit Ausnahme von jenen ans Taf.
7 und 8, welche Vortreffliches darstellen, ebenfalls unverstanden, geschmacklos,
langweilig und entsprechen nicht den Lehren des Textes. Es giebt ja so un¬
endlich viele alte Kostümbilder, welche die Verfasser hätten benutzen können,
und in modernen Trachten hat H. König fehr Beachtenswerthes geleistet. Das
Kapitel „Schmuck" ist über Gebühr vernachlässigt und doch spielt derselbe bei
der Kleidung unserer Damen eine so große Rolle. Von den Zimmerbildern
gilt in noch weit höherem Maße, was ich soeben von den Kostümbildern gesagt.

Das Werk ist mit Ausnahme von Hest 12 allen Damen, welche sich mit
Handarbeit beschäftigen — und welche thäte das nicht! — dringend zu em¬
pfehlen. Eine jede wird darin für sie passende, ihren speziellen Zwecken
entsprechende Muster finden. Zudem wird sie mancherlei Anregung erhalten.
Ja, selbst schon das Durchblättern des schönen Musterbuches wird Freude und
Genuß bereiten.

Von ganz besonderem Werthe aber ist dieses Buch für unsere Töchter¬
schulen. Soll der Geschmack des großen Publikums gebildet werden — und
in dieser Beziehung fehlt trotz des wohlthätigen Einflusses der Gewerbe-
Museen noch immer sehr viel — so muß vor Allem die heranwachsende Gene¬
ration der Mädchen, welche später als Gattinnen und Mütter von dem grö߬
ten Einflüsse sind, in ihrem Geschmack gebildet werden. Mit Recht haben
daher die Verfasser in der Vorrede auf die Nothwendigkeit eines methodischen
Unterrichts hingewiesen und haben dem entsprechend bei Bearbeitung der ein¬
zelnen Hefte besondere Rücksicht auf denselben genommen.


R. Bergan.


Notiz. Leider mußte der Bericht über die Reichstagsverhandlungen der vergangenen
D. Red. Woche infolge plötzlicher Erkrankung unsres Berichterstatters ausfallen.




Verantwortlicher Redakteur: ol. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. HcrSig in Leipzig. — Druck von Hüthcl Herrmann in Leipzig.
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[0448] mung zusammen zu fassen. Aber dieser Versuch ist leider nicht gelungen. Der Text giebt im Allgemeinen zwar Richtiges, ist aber zu dürftig. Weshalb ha¬ ben die Verfasser sich nicht an die betreffenden meisterhaften Arbeiten von Ja¬ kob Falke gehalten? Die Kostüme-Bilder und die Bilder von Zimmereinrich¬ tungen sind vollständig mißlungen. Die Figuren nach antiken Statuen sind ohne Verständniß der Bekleidung schlecht gezeichnet, sind also nicht geeignet, den Beschauer in das Verständniß des Kostüms einzuführen und die „malerischen Anzüge für den modernen Gebrauch" sind, mit Ausnahme von jenen ans Taf. 7 und 8, welche Vortreffliches darstellen, ebenfalls unverstanden, geschmacklos, langweilig und entsprechen nicht den Lehren des Textes. Es giebt ja so un¬ endlich viele alte Kostümbilder, welche die Verfasser hätten benutzen können, und in modernen Trachten hat H. König fehr Beachtenswerthes geleistet. Das Kapitel „Schmuck" ist über Gebühr vernachlässigt und doch spielt derselbe bei der Kleidung unserer Damen eine so große Rolle. Von den Zimmerbildern gilt in noch weit höherem Maße, was ich soeben von den Kostümbildern gesagt. Das Werk ist mit Ausnahme von Hest 12 allen Damen, welche sich mit Handarbeit beschäftigen — und welche thäte das nicht! — dringend zu em¬ pfehlen. Eine jede wird darin für sie passende, ihren speziellen Zwecken entsprechende Muster finden. Zudem wird sie mancherlei Anregung erhalten. Ja, selbst schon das Durchblättern des schönen Musterbuches wird Freude und Genuß bereiten. Von ganz besonderem Werthe aber ist dieses Buch für unsere Töchter¬ schulen. Soll der Geschmack des großen Publikums gebildet werden — und in dieser Beziehung fehlt trotz des wohlthätigen Einflusses der Gewerbe- Museen noch immer sehr viel — so muß vor Allem die heranwachsende Gene¬ ration der Mädchen, welche später als Gattinnen und Mütter von dem grö߬ ten Einflüsse sind, in ihrem Geschmack gebildet werden. Mit Recht haben daher die Verfasser in der Vorrede auf die Nothwendigkeit eines methodischen Unterrichts hingewiesen und haben dem entsprechend bei Bearbeitung der ein¬ zelnen Hefte besondere Rücksicht auf denselben genommen. R. Bergan. Notiz. Leider mußte der Bericht über die Reichstagsverhandlungen der vergangenen D. Red. Woche infolge plötzlicher Erkrankung unsres Berichterstatters ausfallen. Verantwortlicher Redakteur: ol. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. HcrSig in Leipzig. — Druck von Hüthcl Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/448>, abgerufen am 27.09.2024.