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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Ein dritter, kleinerer, ganz populärer Aufsatz behandelt die Palma der
Bronze - Monuui e n t e, bespricht besonders die schlechte Palma der modernen
Bronzen und deren Ursachen und die Mittel zur Herstellung einer bessern und
schönern Palma. Falke erkennt, wie das schon vor längerer Zeit der Erz-
gießer Miller in München ausgesprochen hat, und das ist gewiß auch richtig,
als Ursache der schlechten Palma die rauhe Oberfläche der modernen Bronze-
güsse und empfiehlt künftig die öffentlichen Denkmäler mit glatter, glänzender
Oberfläche herzustellen.

Ein vierter Aufsatz handelt über Bilderrahmen, giebt die historische
Entwickelung derselben und eine kritische Beleuchtung ihrer modernen Gestal¬
tung. Diese Angelegenheit ist wichtiger als sie im ersten Augenblick erscheint,
denn der Rahmen ist von großem Einflüsse auf die Würdigung künstlerisch
ausgeführter Gemälde und sehr wichtig bei Herstellung stimmungsvoll wirkender
Innenräume.

Ein fünfter Aufsatz giebt eine kurze lehrreiche, kritische Geschichte der
Stickerei, ein mit Rücksicht auf die modernen Bestrebungen gewiß zeitge¬
mäßes Thema.

In innigem Zusammenhange damit steht die Abhandlung über die sogen.
"Nationale Hausindustrie" -- ein Name, welcher das Wesen der Sache
nicht vollkommen bezeichnet; man sagt vielleicht besser "Bauernkunst" -- deren
künstlerische Bedeutung und lokale Verbreitung; eine vortreffliche, geistvolle, viel
Neues bringende Abhandlung. Da man ans diesen Zweig der Kunstindustrie
erst in der allerneuesten Zeit aufmerksam geworden ist, und derselbe sich nnr
an Orten, welche entfernt von den Mittelpunkten der Kultur, versteckt und
abgeschnitten von den modernen großen Verkehrswegen liegen, erhalten hat, ist
sie nur erst einem kleinen Theile nach bekannt; die von Falke gegebene Ueber¬
sicht also keinesweges vollständig. Möchte dieser Aufsatz doch die Anregung
geben, daß dieser hochinteressanter, für die modernen Verhältnisse sehr wichtigen
Angelegenheit in weiteren Kreisen mehr Aufmerksamkeit zugewendet werde!

Ein anderer Aufsatz behandelt in lichtvoller Weise einige "Kuriositäten
der Töpferkunst aus dem sechzehnten Jahrhundert", nämlich die bis jetzt
noch wenig bekannten Arbeiten des Augustin Hirschvogel in Nürnberg, die
Hoirr/-c1snx Arbeiten und die Thätigkeit des Bernard Palissy.

Zum Schluß giebt Falke noch eine sehr anschauliche Schilderung von
Stockholm und eine mit großer Liebe geschriebene Schilderung der an Kunst¬
werken reichen, künstlerisch mit Vollendung durchgebildeten königl. Villa Ul-
riksdal bei Stockholm.

Das Ganze ist ein schöner und nützlicher Kranz von leicht verständlichen,
schön geschriebenen Abhandlungen, welche verdienen in den weitesten Kreisen


Ein dritter, kleinerer, ganz populärer Aufsatz behandelt die Palma der
Bronze - Monuui e n t e, bespricht besonders die schlechte Palma der modernen
Bronzen und deren Ursachen und die Mittel zur Herstellung einer bessern und
schönern Palma. Falke erkennt, wie das schon vor längerer Zeit der Erz-
gießer Miller in München ausgesprochen hat, und das ist gewiß auch richtig,
als Ursache der schlechten Palma die rauhe Oberfläche der modernen Bronze-
güsse und empfiehlt künftig die öffentlichen Denkmäler mit glatter, glänzender
Oberfläche herzustellen.

Ein vierter Aufsatz handelt über Bilderrahmen, giebt die historische
Entwickelung derselben und eine kritische Beleuchtung ihrer modernen Gestal¬
tung. Diese Angelegenheit ist wichtiger als sie im ersten Augenblick erscheint,
denn der Rahmen ist von großem Einflüsse auf die Würdigung künstlerisch
ausgeführter Gemälde und sehr wichtig bei Herstellung stimmungsvoll wirkender
Innenräume.

Ein fünfter Aufsatz giebt eine kurze lehrreiche, kritische Geschichte der
Stickerei, ein mit Rücksicht auf die modernen Bestrebungen gewiß zeitge¬
mäßes Thema.

In innigem Zusammenhange damit steht die Abhandlung über die sogen.
„Nationale Hausindustrie" — ein Name, welcher das Wesen der Sache
nicht vollkommen bezeichnet; man sagt vielleicht besser „Bauernkunst" — deren
künstlerische Bedeutung und lokale Verbreitung; eine vortreffliche, geistvolle, viel
Neues bringende Abhandlung. Da man ans diesen Zweig der Kunstindustrie
erst in der allerneuesten Zeit aufmerksam geworden ist, und derselbe sich nnr
an Orten, welche entfernt von den Mittelpunkten der Kultur, versteckt und
abgeschnitten von den modernen großen Verkehrswegen liegen, erhalten hat, ist
sie nur erst einem kleinen Theile nach bekannt; die von Falke gegebene Ueber¬
sicht also keinesweges vollständig. Möchte dieser Aufsatz doch die Anregung
geben, daß dieser hochinteressanter, für die modernen Verhältnisse sehr wichtigen
Angelegenheit in weiteren Kreisen mehr Aufmerksamkeit zugewendet werde!

Ein anderer Aufsatz behandelt in lichtvoller Weise einige „Kuriositäten
der Töpferkunst aus dem sechzehnten Jahrhundert", nämlich die bis jetzt
noch wenig bekannten Arbeiten des Augustin Hirschvogel in Nürnberg, die
Hoirr/-c1snx Arbeiten und die Thätigkeit des Bernard Palissy.

Zum Schluß giebt Falke noch eine sehr anschauliche Schilderung von
Stockholm und eine mit großer Liebe geschriebene Schilderung der an Kunst¬
werken reichen, künstlerisch mit Vollendung durchgebildeten königl. Villa Ul-
riksdal bei Stockholm.

Das Ganze ist ein schöner und nützlicher Kranz von leicht verständlichen,
schön geschriebenen Abhandlungen, welche verdienen in den weitesten Kreisen


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[0445] Ein dritter, kleinerer, ganz populärer Aufsatz behandelt die Palma der Bronze - Monuui e n t e, bespricht besonders die schlechte Palma der modernen Bronzen und deren Ursachen und die Mittel zur Herstellung einer bessern und schönern Palma. Falke erkennt, wie das schon vor längerer Zeit der Erz- gießer Miller in München ausgesprochen hat, und das ist gewiß auch richtig, als Ursache der schlechten Palma die rauhe Oberfläche der modernen Bronze- güsse und empfiehlt künftig die öffentlichen Denkmäler mit glatter, glänzender Oberfläche herzustellen. Ein vierter Aufsatz handelt über Bilderrahmen, giebt die historische Entwickelung derselben und eine kritische Beleuchtung ihrer modernen Gestal¬ tung. Diese Angelegenheit ist wichtiger als sie im ersten Augenblick erscheint, denn der Rahmen ist von großem Einflüsse auf die Würdigung künstlerisch ausgeführter Gemälde und sehr wichtig bei Herstellung stimmungsvoll wirkender Innenräume. Ein fünfter Aufsatz giebt eine kurze lehrreiche, kritische Geschichte der Stickerei, ein mit Rücksicht auf die modernen Bestrebungen gewiß zeitge¬ mäßes Thema. In innigem Zusammenhange damit steht die Abhandlung über die sogen. „Nationale Hausindustrie" — ein Name, welcher das Wesen der Sache nicht vollkommen bezeichnet; man sagt vielleicht besser „Bauernkunst" — deren künstlerische Bedeutung und lokale Verbreitung; eine vortreffliche, geistvolle, viel Neues bringende Abhandlung. Da man ans diesen Zweig der Kunstindustrie erst in der allerneuesten Zeit aufmerksam geworden ist, und derselbe sich nnr an Orten, welche entfernt von den Mittelpunkten der Kultur, versteckt und abgeschnitten von den modernen großen Verkehrswegen liegen, erhalten hat, ist sie nur erst einem kleinen Theile nach bekannt; die von Falke gegebene Ueber¬ sicht also keinesweges vollständig. Möchte dieser Aufsatz doch die Anregung geben, daß dieser hochinteressanter, für die modernen Verhältnisse sehr wichtigen Angelegenheit in weiteren Kreisen mehr Aufmerksamkeit zugewendet werde! Ein anderer Aufsatz behandelt in lichtvoller Weise einige „Kuriositäten der Töpferkunst aus dem sechzehnten Jahrhundert", nämlich die bis jetzt noch wenig bekannten Arbeiten des Augustin Hirschvogel in Nürnberg, die Hoirr/-c1snx Arbeiten und die Thätigkeit des Bernard Palissy. Zum Schluß giebt Falke noch eine sehr anschauliche Schilderung von Stockholm und eine mit großer Liebe geschriebene Schilderung der an Kunst¬ werken reichen, künstlerisch mit Vollendung durchgebildeten königl. Villa Ul- riksdal bei Stockholm. Das Ganze ist ein schöner und nützlicher Kranz von leicht verständlichen, schön geschriebenen Abhandlungen, welche verdienen in den weitesten Kreisen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/445>, abgerufen am 27.09.2024.