Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.so ähnlich sind, wie ein El dem andern; nennen wir sie der Einfachheit wegen, so ähnlich sind, wie ein El dem andern; nennen wir sie der Einfachheit wegen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139653"/> <p xml:id="ID_1033" prev="#ID_1032" next="#ID_1034"> so ähnlich sind, wie ein El dem andern; nennen wir sie der Einfachheit wegen,<lb/> Namen thun ja nichts zur Sache, — „das Neue Tagblatt" und „die Neue<lb/> Zeitung". Das „Neue Tagblatt" kündigt seinen Lesern am Schluß des vorigen<lb/> Jahres an, es werde im nächsten Quartal den Gutzkow'schen Roman „Offiziers¬<lb/> ehre" zum Abdruck bringen, der übrigens, was das „Neue Tagblatt" nicht sagte,<lb/> bereits in ein paar andern norddeutschen Blättern zu erscheinen angefangen<lb/> hatte. Statt dessen erscheint am 30. Januar d. I. der Anfang einer andern<lb/> Erzählung von Otto Müller, welche längst solid gebunden, in jeder Buchhand¬<lb/> lung zu haben ist, und die Redaktion des „Neuen Tagblatts" erklärt dazu:<lb/> „Wir werden für die „Offiziersehre" von Carl Gutzkow, deren Reproduktions¬<lb/> recht wir erworben hatten, unsere Leser durch andere Werke berühmter deut¬<lb/> scher Autoren vollauf zu entschädigen suchen." Nun erscheint am 8. Februar<lb/> in der „Neuen Zeitung" eine Erklärung von Carl Gutzkow selbst, die darauf<lb/> hinausläuft, das „Neue Tagblatt" habe zwar die Absicht gehabt, die „Offiziers¬<lb/> ehre" abzudrucken, habe aber keine Zahlung für dieselbe geleistet, weil das<lb/> „Neue Tagblatt" nur in einfachen Bürgerfamilien gelesen werde. Die Verant¬<lb/> wortung für den Ausdruck „erworben" überlasse er jener Agentur in Berlin, —<lb/> wir kennen dieselbe! Ein paar Tage darauf erscheint in der „Neuen Zeitung"<lb/> die Erklärung, sie werde die Gutzkow'sche „Offiziersehre" zum Abdruck bringen,<lb/> sobald Auerbach's „Landolin von Reutershöfen", der beiläufig bemerkt,<lb/> ebenfalls in einem halben Dutzend von Blättern zugleich das Licht der<lb/> Welt erblickt hat, beendigt sei. Und siehe da, noch ehe Landolin been¬<lb/> digt ist, beginnt am 16. Februar in der Neuen Zeitung wirklich die Gutz¬<lb/> kow'sche „Offiziersehre." Und das neue Tageblatt" wird wohl auf die Gutz-<lb/> kvwsche Berichtigung hin eine etwas verschnupfte Erklärung abgeben? Bewahre!<lb/> In diesen heiligen Hallen kennt man die Rache nicht. An demselben 16. Februar<lb/> beginnt das neue Tageblatt, noch ehe die Heldin der Müller'schen Erzählung<lb/> glücklich ins Jenseits befördert ist, frischweg den Abdruck der „Offiziersehre",<lb/> da „im Kreise unserer Leser Stimmen laut geworden sind, die Offiziersehre<lb/> ebenfalls kennen zu lernen." Weder das neue Tageblatt noch die Neue Zeitung<lb/> haben die obligate Vogelscheuche „Nachdruck verboten!" vergessen; da aber das<lb/> Neue Tageblatt mehr Raum im Feuilleton hat, als die „Neue Zeitung", so<lb/> ist es der Kollegin im Abdruck-Wettrennen bereits um eine Nasenlänge voraus,<lb/> und wer das Glück hat, auf beide Blätter abonnirt zu sein, hat zugleich den<lb/> Vortheil, die Druckfehler des einen Blattes nach dem andern berichtigen zu<lb/> können. Wenn nicht die „Neue Zeitung" nochmals einen Trumpf ausspielt,<lb/> so wird die Leserin des Neuen Tageblatts etliche Wochen früher erfahren, ob<lb/> „sie sich kriegen", als die Leserin der Neuen Zeitung. — Wir hätten es selbst¬<lb/> verständlich nicht für der Mühe werth gehalten, diesen tragikomischen Handel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
so ähnlich sind, wie ein El dem andern; nennen wir sie der Einfachheit wegen,
Namen thun ja nichts zur Sache, — „das Neue Tagblatt" und „die Neue
Zeitung". Das „Neue Tagblatt" kündigt seinen Lesern am Schluß des vorigen
Jahres an, es werde im nächsten Quartal den Gutzkow'schen Roman „Offiziers¬
ehre" zum Abdruck bringen, der übrigens, was das „Neue Tagblatt" nicht sagte,
bereits in ein paar andern norddeutschen Blättern zu erscheinen angefangen
hatte. Statt dessen erscheint am 30. Januar d. I. der Anfang einer andern
Erzählung von Otto Müller, welche längst solid gebunden, in jeder Buchhand¬
lung zu haben ist, und die Redaktion des „Neuen Tagblatts" erklärt dazu:
„Wir werden für die „Offiziersehre" von Carl Gutzkow, deren Reproduktions¬
recht wir erworben hatten, unsere Leser durch andere Werke berühmter deut¬
scher Autoren vollauf zu entschädigen suchen." Nun erscheint am 8. Februar
in der „Neuen Zeitung" eine Erklärung von Carl Gutzkow selbst, die darauf
hinausläuft, das „Neue Tagblatt" habe zwar die Absicht gehabt, die „Offiziers¬
ehre" abzudrucken, habe aber keine Zahlung für dieselbe geleistet, weil das
„Neue Tagblatt" nur in einfachen Bürgerfamilien gelesen werde. Die Verant¬
wortung für den Ausdruck „erworben" überlasse er jener Agentur in Berlin, —
wir kennen dieselbe! Ein paar Tage darauf erscheint in der „Neuen Zeitung"
die Erklärung, sie werde die Gutzkow'sche „Offiziersehre" zum Abdruck bringen,
sobald Auerbach's „Landolin von Reutershöfen", der beiläufig bemerkt,
ebenfalls in einem halben Dutzend von Blättern zugleich das Licht der
Welt erblickt hat, beendigt sei. Und siehe da, noch ehe Landolin been¬
digt ist, beginnt am 16. Februar in der Neuen Zeitung wirklich die Gutz¬
kow'sche „Offiziersehre." Und das neue Tageblatt" wird wohl auf die Gutz-
kvwsche Berichtigung hin eine etwas verschnupfte Erklärung abgeben? Bewahre!
In diesen heiligen Hallen kennt man die Rache nicht. An demselben 16. Februar
beginnt das neue Tageblatt, noch ehe die Heldin der Müller'schen Erzählung
glücklich ins Jenseits befördert ist, frischweg den Abdruck der „Offiziersehre",
da „im Kreise unserer Leser Stimmen laut geworden sind, die Offiziersehre
ebenfalls kennen zu lernen." Weder das neue Tageblatt noch die Neue Zeitung
haben die obligate Vogelscheuche „Nachdruck verboten!" vergessen; da aber das
Neue Tageblatt mehr Raum im Feuilleton hat, als die „Neue Zeitung", so
ist es der Kollegin im Abdruck-Wettrennen bereits um eine Nasenlänge voraus,
und wer das Glück hat, auf beide Blätter abonnirt zu sein, hat zugleich den
Vortheil, die Druckfehler des einen Blattes nach dem andern berichtigen zu
können. Wenn nicht die „Neue Zeitung" nochmals einen Trumpf ausspielt,
so wird die Leserin des Neuen Tageblatts etliche Wochen früher erfahren, ob
„sie sich kriegen", als die Leserin der Neuen Zeitung. — Wir hätten es selbst¬
verständlich nicht für der Mühe werth gehalten, diesen tragikomischen Handel
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