Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.Strafsachen das Obcrlandcsgericht zu Berlin für die ganze Monarchie zuständig Lin antisozialdemokraüsches Unternehmen. Unter die erfreulichen Fortschritte der Gegenwart gehört, daß sich im Nachdem man nun aber gesehen, daß jeder Arbeiter sobald er nur einiger¬ Strafsachen das Obcrlandcsgericht zu Berlin für die ganze Monarchie zuständig Lin antisozialdemokraüsches Unternehmen. Unter die erfreulichen Fortschritte der Gegenwart gehört, daß sich im Nachdem man nun aber gesehen, daß jeder Arbeiter sobald er nur einiger¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0327" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139620"/> <p xml:id="ID_937" prev="#ID_936"> Strafsachen das Obcrlandcsgericht zu Berlin für die ganze Monarchie zuständig<lb/> erklärt werde. Das Abgeordnetenhaus hält dafür, daß es angemessener sei,<lb/> die Einheit der Rechtsprechung, welche die Regierung als Grund für ihre<lb/> Forderung ins Feld führte, ans die Weise zu wahren, daß auch die Revisionen<lb/> in Landesstrafsachen dem Reichsgerichte übertragen würden, und hat eine dem<lb/> entsprechende Resolution angenommen. Es bleibt um zunächst abzuwarten,<lb/><note type="byline"> x-</note> wie sich das Herrenhaus zu diesen Streitfragen stellen wird. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Lin antisozialdemokraüsches Unternehmen.</head><lb/> <p xml:id="ID_938"> Unter die erfreulichen Fortschritte der Gegenwart gehört, daß sich im<lb/> größeren Publikum allmählig die Einsicht Bahn bricht, daß eine „Arbeiterfrage"<lb/> überhaupt existirt, und der Einzelne, gehöre er auch weder einem Negiernngs-<lb/> kollcgium an, noch einem gesetzgebenden Körper, noch einer Universität, seine<lb/> Zeit keineswegs vergeudet, wenn er den sozialen Fragen näher zu treten<lb/> sucht, daß dies vielmehr, er sei Kaufmann, Industrieller, Techniker, oder was<lb/> sonst, so recht „zu seinem Geschäfte gehört." Bisher, und zwar schon seit<lb/> etwa zwei Jahrzehnten, haben das blos die Arbeiter gethan, diese aber stets<lb/> unter Anleitung von Svzialdemagogen und deren Presse, welche alles Bestehende<lb/> und Geschehende nur zu agitatorischen Zwecken künstlich beleuchtet und entstellt<lb/> mittelst ihrer Zauberlaterne vorzeigen. Natürlich bleiben die so erzeugten An¬<lb/> schauungen und Maximen nicht auf die Arbeiter beschränkt, sondern tragen<lb/> vielfache Begriffsverwirrungen auch in höhere Bildungsklassen. Denn nirgends<lb/> fehlt es ja an Meuschen, die mit ihrer Lebenslage unzufrieden find, die darum<lb/> offenes Ohr haben sür Klagen und Anklagen, nicht minder Empfänglichkeit<lb/> für politische und soziale Quacksalbereien und Universalheilmittel,</p><lb/> <p xml:id="ID_939" next="#ID_940"> Nachdem man nun aber gesehen, daß jeder Arbeiter sobald er nur einiger¬<lb/> maßen sozialistisch gedrillt ist, nichts eifriger zu thun hat, als unter seinen<lb/> Genossen die Werbetrommel zu rühren, und in jedem Meinungsaustausch das<lb/> letzte Wort behält, fängt man doch an, aufmerksam zu werden und auf Mittel<lb/> zu denken, wie diesem verderblichen Treiben Schranken zu setzen seien. Vor<lb/> Allem handelt es sich darum, auszumitteln, was von Seiten der Gesellschaft<lb/> geschehen kaun zur Befriedigung der Arbeitnehmer, die Grenzlinie zu finden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0327]
Strafsachen das Obcrlandcsgericht zu Berlin für die ganze Monarchie zuständig
erklärt werde. Das Abgeordnetenhaus hält dafür, daß es angemessener sei,
die Einheit der Rechtsprechung, welche die Regierung als Grund für ihre
Forderung ins Feld führte, ans die Weise zu wahren, daß auch die Revisionen
in Landesstrafsachen dem Reichsgerichte übertragen würden, und hat eine dem
entsprechende Resolution angenommen. Es bleibt um zunächst abzuwarten,
x- wie sich das Herrenhaus zu diesen Streitfragen stellen wird.
Lin antisozialdemokraüsches Unternehmen.
Unter die erfreulichen Fortschritte der Gegenwart gehört, daß sich im
größeren Publikum allmählig die Einsicht Bahn bricht, daß eine „Arbeiterfrage"
überhaupt existirt, und der Einzelne, gehöre er auch weder einem Negiernngs-
kollcgium an, noch einem gesetzgebenden Körper, noch einer Universität, seine
Zeit keineswegs vergeudet, wenn er den sozialen Fragen näher zu treten
sucht, daß dies vielmehr, er sei Kaufmann, Industrieller, Techniker, oder was
sonst, so recht „zu seinem Geschäfte gehört." Bisher, und zwar schon seit
etwa zwei Jahrzehnten, haben das blos die Arbeiter gethan, diese aber stets
unter Anleitung von Svzialdemagogen und deren Presse, welche alles Bestehende
und Geschehende nur zu agitatorischen Zwecken künstlich beleuchtet und entstellt
mittelst ihrer Zauberlaterne vorzeigen. Natürlich bleiben die so erzeugten An¬
schauungen und Maximen nicht auf die Arbeiter beschränkt, sondern tragen
vielfache Begriffsverwirrungen auch in höhere Bildungsklassen. Denn nirgends
fehlt es ja an Meuschen, die mit ihrer Lebenslage unzufrieden find, die darum
offenes Ohr haben sür Klagen und Anklagen, nicht minder Empfänglichkeit
für politische und soziale Quacksalbereien und Universalheilmittel,
Nachdem man nun aber gesehen, daß jeder Arbeiter sobald er nur einiger¬
maßen sozialistisch gedrillt ist, nichts eifriger zu thun hat, als unter seinen
Genossen die Werbetrommel zu rühren, und in jedem Meinungsaustausch das
letzte Wort behält, fängt man doch an, aufmerksam zu werden und auf Mittel
zu denken, wie diesem verderblichen Treiben Schranken zu setzen seien. Vor
Allem handelt es sich darum, auszumitteln, was von Seiten der Gesellschaft
geschehen kaun zur Befriedigung der Arbeitnehmer, die Grenzlinie zu finden
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