Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.zum Beginne seiner Wirksamkeit fertig zu stellen. Freilich ist dies unmöglich, Die heftigsten Kämpfe werden sich auch diesmal wieder über den Etat Die Regierung ihrerseits steht einem solchen "Uebergewichte", mag es sich zum Beginne seiner Wirksamkeit fertig zu stellen. Freilich ist dies unmöglich, Die heftigsten Kämpfe werden sich auch diesmal wieder über den Etat Die Regierung ihrerseits steht einem solchen „Uebergewichte", mag es sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139495"/> <p xml:id="ID_567" prev="#ID_566"> zum Beginne seiner Wirksamkeit fertig zu stellen. Freilich ist dies unmöglich,<lb/> wenn die einzelnen Sitzungen viele Tage weit auseinanderliegen und wenn<lb/> jede einzelne Position zum Kampfplatz prinzipieller Gegensätze, die sich doch<lb/> nie ausgleichen lassen, gemacht wird. Aus diese Weise kann es dann aller¬<lb/> dings vorkommen, daß eine recht warme Junisonne aus die Debatten hernieder<lb/> scheint, die im Herbstnebel begannen, ohne daß freilich der Sonnenschein vom<lb/> Fenster bis in die Gemüther dränge.</p><lb/> <p xml:id="ID_568"> Die heftigsten Kämpfe werden sich auch diesmal wieder über den Etat<lb/> des Knltusnnnisteriums entspinnen, das ja mit all seinen hohen und niederen<lb/> Schulen gleichsam den Geist der modernen Zeit gegen die klerikalen Ansprüche<lb/> reprüsentirt; fulminant waren auch die Kämpfe über die Verlegung der<lb/> bairischen Forstschule von Aschaffenburg nach München; die größte Bedeutung<lb/> aber hatte bisher entschieden der Gesetzentwurf über die Einführung eines<lb/> Verwaltnngsgerichtshvfes in Baiern. Die Vortheile, ja selbst die Dringlichkeit<lb/> desselben sind allgemein zugegeben, gleichwohl ist dessen Zustandekommen noch<lb/> bis zur Stunde fraglich, denn es gibt Stimmen genug, die sagen: „Von diesem<lb/> Ministerium wollen wir selbst das Gute nicht entgegennehmen. Entscheidend<lb/> wird dabei, wie bei manch anderer Schlußabstimmnng der Konflikt sein, der<lb/> sich unleugbar im klerikalen Lager fühlbar macht, um den furchtbaren Klub¬<lb/> terrorismus zu brechen. Jahrelang war die gesammte ultramontane Partei<lb/> unerbittlich zusammengeschlossen und ohne Rücksicht aus seine subjektive<lb/> Ueberzeugung war es dein Einzelnen zur Pflicht gemacht, mit militärischer<lb/> Härte der Disziplüi* zu gehorchen. Hierin aber scheint sich jetzt entschieden<lb/> ein Wandel anzubahnen; denn es sieht ans, als würde es gerade den geistig<lb/> überlegeneren Mitgliedern der Partei allmählig leid, sich der unbedingten<lb/> Botmäßigkeit ihrer ungestümeren Kollegen zu fügen. Immer schärfer entwickelt<lb/> sich der Gegensatz zwischen den eigentlichen Extremen und der gemäßigten<lb/> Rechten, er fand sogar im Plenum der Kammer selbst schon seinen schneidenden<lb/> Ausdruck, und ist entschieden der wichtigste Faktor, der im gesammten parla¬<lb/> mentarischen Leben Baierns seit Jahren zu Tage trat. Ja, es ist sehr denkbar,<lb/> daß hier überhaupt der Ausgangspunkt für eine Umgestaltung der so mißlichen<lb/> Pachtverhältnisse dieses Landes gegeben ist; und daß das Uebergewicht der<lb/> Klerikalen, welches ja nur ein numerisches ist, selbst in dieser Beziehung<lb/> baldigst zu Ende geht.</p><lb/> <p xml:id="ID_569" next="#ID_570"> Die Regierung ihrerseits steht einem solchen „Uebergewichte", mag es sich<lb/> nun in Sturmläufen oder in Nadelstichen versuchen, ruhiger und gesicherter<lb/> als nur jemals gegenüber. Sie hat das Vertrauen des Monarchen und die<lb/> Ziiftiittninng aller gebildeten Elemente, sie hat das Bewußtsein, unter schwierigen<lb/> Verhältnissen eine gute Sache gut zu vertreten. Seit dem kläglich gescheiterten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
zum Beginne seiner Wirksamkeit fertig zu stellen. Freilich ist dies unmöglich,
wenn die einzelnen Sitzungen viele Tage weit auseinanderliegen und wenn
jede einzelne Position zum Kampfplatz prinzipieller Gegensätze, die sich doch
nie ausgleichen lassen, gemacht wird. Aus diese Weise kann es dann aller¬
dings vorkommen, daß eine recht warme Junisonne aus die Debatten hernieder
scheint, die im Herbstnebel begannen, ohne daß freilich der Sonnenschein vom
Fenster bis in die Gemüther dränge.
Die heftigsten Kämpfe werden sich auch diesmal wieder über den Etat
des Knltusnnnisteriums entspinnen, das ja mit all seinen hohen und niederen
Schulen gleichsam den Geist der modernen Zeit gegen die klerikalen Ansprüche
reprüsentirt; fulminant waren auch die Kämpfe über die Verlegung der
bairischen Forstschule von Aschaffenburg nach München; die größte Bedeutung
aber hatte bisher entschieden der Gesetzentwurf über die Einführung eines
Verwaltnngsgerichtshvfes in Baiern. Die Vortheile, ja selbst die Dringlichkeit
desselben sind allgemein zugegeben, gleichwohl ist dessen Zustandekommen noch
bis zur Stunde fraglich, denn es gibt Stimmen genug, die sagen: „Von diesem
Ministerium wollen wir selbst das Gute nicht entgegennehmen. Entscheidend
wird dabei, wie bei manch anderer Schlußabstimmnng der Konflikt sein, der
sich unleugbar im klerikalen Lager fühlbar macht, um den furchtbaren Klub¬
terrorismus zu brechen. Jahrelang war die gesammte ultramontane Partei
unerbittlich zusammengeschlossen und ohne Rücksicht aus seine subjektive
Ueberzeugung war es dein Einzelnen zur Pflicht gemacht, mit militärischer
Härte der Disziplüi* zu gehorchen. Hierin aber scheint sich jetzt entschieden
ein Wandel anzubahnen; denn es sieht ans, als würde es gerade den geistig
überlegeneren Mitgliedern der Partei allmählig leid, sich der unbedingten
Botmäßigkeit ihrer ungestümeren Kollegen zu fügen. Immer schärfer entwickelt
sich der Gegensatz zwischen den eigentlichen Extremen und der gemäßigten
Rechten, er fand sogar im Plenum der Kammer selbst schon seinen schneidenden
Ausdruck, und ist entschieden der wichtigste Faktor, der im gesammten parla¬
mentarischen Leben Baierns seit Jahren zu Tage trat. Ja, es ist sehr denkbar,
daß hier überhaupt der Ausgangspunkt für eine Umgestaltung der so mißlichen
Pachtverhältnisse dieses Landes gegeben ist; und daß das Uebergewicht der
Klerikalen, welches ja nur ein numerisches ist, selbst in dieser Beziehung
baldigst zu Ende geht.
Die Regierung ihrerseits steht einem solchen „Uebergewichte", mag es sich
nun in Sturmläufen oder in Nadelstichen versuchen, ruhiger und gesicherter
als nur jemals gegenüber. Sie hat das Vertrauen des Monarchen und die
Ziiftiittninng aller gebildeten Elemente, sie hat das Bewußtsein, unter schwierigen
Verhältnissen eine gute Sache gut zu vertreten. Seit dem kläglich gescheiterten
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