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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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und bleiben muß, was es bisher gewesen: der treueste Hort freiheitlichen
Volkslebens, das hingebendste, opferbereiteste Glied des großen deutschen
Vaterlandes!

Dem Verlauf der Feier ward durch die Anwesenheit des Kaisers erhöhter
Glanz verliehen. Es hat gleicher Weise wohlthuend berührt, die innigen
Familienbeziehungen des Großherzoglichen Hauses zu beachten, wie sie anläßlich
der Feier größeren Kreisen zur Wahrnehmung gelangten, als anch das Wort
des hohen Jubilars zu vernehmen, daß Baden unter Großherzog Friedrichs
Regierung treu bleiben werde der bisher inne gehaltenen Bahn seines politi¬
schen Strebens. Eine Feslesschilderung liegt nicht in der Aufgabe gegenwär¬
tiger Zeilen. Die Festesfreude war heimisch allerwärts im Lande Baden. Das
Ergebniß einer Sammlung freiwilliger Beiträge zu dem Zwecke einer Jubi-
läumsstiftung wurde in dem Betrag von 110,150 Mark dem Fürsten zur Ver¬
fügung gestellt. Die Summe soll uach der Willenserklärung des Jubilars
eine Verwendung finden, "welche den Interessen aller dabei Betheiligten mög¬
lichst entspricht", und es soll sodann diese Verwendung in der Form einer
Stiftung dauernd sicher gestellt werden. Stiftung eines neuen Ordens, Ber¬
tholds I, von Zähringen, Verleihung von Rang- und Standeserhöhungen an
frühere und aktive Staatsbeamte, zahlreiche Ordensverleihungen, darunter auch
an die früheren Minister Freih. v. Roggenbach und Lamey, liehen der
Feier den Dvkorationsglanz des fürstlichen Herrschers und bekundeten die An¬
erkennung der Dienste eines treuen Beamtenstandes. Nicht unbemerkt kounte
bleiben, daß Jolly, der wenige Monate vorher zurückgetretene Staats¬
minister, übergangen wurde. Der Hinweis auf die bei seinem Rücktritt von
dem erwähnten hohen Posten ihm verliehene Auszeichnung will Vielen nicht
als genügender Erklärungsgrund des jetzigen Uebergehens erscheinen. Der
verdienteste aller Minister, die unter den Fürsten aus dem Hause der Zährin¬
ger dem badischen Staat ihre Kraft gewidmet haben, durfte bei Großherzog
Friedrichs Jubiläum in der Reihe der mit hoher Auszeichnung Bedachten nicht
fehlen. Doch dies soll nicht einen Mißton hineintragen in den harmonischen
Festakkord, den wir beim Rückblick auf das entschwundene Jahr mit vor¬
stehenden Zeilen zu den Ohren eines weiteren Kreises Deutscher Leser wollen
erklingen lassen. Wie eines Volkes Liebe erworben werden kann und von dem
Fürsten eines deutschen Einzelstaates in unseren Tagen erworben werden muß,
das hat die Jubelfeier der fünfundzwanzig Regentenjahre des Großherzogs
Friedrich gezeigt. Möge es gebucht sein in den Blättern deutscher Geschichte!

In politischer Beziehung erfreute sich unser Baden im abgelaufenen Jahre
bis zu den Herbsttagen, wo die Kreistags- und die Landtagswahlen einige
Bewegung brachten, so ziemlich eines mehr oder minder behaglichen Stilllebens.


und bleiben muß, was es bisher gewesen: der treueste Hort freiheitlichen
Volkslebens, das hingebendste, opferbereiteste Glied des großen deutschen
Vaterlandes!

Dem Verlauf der Feier ward durch die Anwesenheit des Kaisers erhöhter
Glanz verliehen. Es hat gleicher Weise wohlthuend berührt, die innigen
Familienbeziehungen des Großherzoglichen Hauses zu beachten, wie sie anläßlich
der Feier größeren Kreisen zur Wahrnehmung gelangten, als anch das Wort
des hohen Jubilars zu vernehmen, daß Baden unter Großherzog Friedrichs
Regierung treu bleiben werde der bisher inne gehaltenen Bahn seines politi¬
schen Strebens. Eine Feslesschilderung liegt nicht in der Aufgabe gegenwär¬
tiger Zeilen. Die Festesfreude war heimisch allerwärts im Lande Baden. Das
Ergebniß einer Sammlung freiwilliger Beiträge zu dem Zwecke einer Jubi-
läumsstiftung wurde in dem Betrag von 110,150 Mark dem Fürsten zur Ver¬
fügung gestellt. Die Summe soll uach der Willenserklärung des Jubilars
eine Verwendung finden, „welche den Interessen aller dabei Betheiligten mög¬
lichst entspricht", und es soll sodann diese Verwendung in der Form einer
Stiftung dauernd sicher gestellt werden. Stiftung eines neuen Ordens, Ber¬
tholds I, von Zähringen, Verleihung von Rang- und Standeserhöhungen an
frühere und aktive Staatsbeamte, zahlreiche Ordensverleihungen, darunter auch
an die früheren Minister Freih. v. Roggenbach und Lamey, liehen der
Feier den Dvkorationsglanz des fürstlichen Herrschers und bekundeten die An¬
erkennung der Dienste eines treuen Beamtenstandes. Nicht unbemerkt kounte
bleiben, daß Jolly, der wenige Monate vorher zurückgetretene Staats¬
minister, übergangen wurde. Der Hinweis auf die bei seinem Rücktritt von
dem erwähnten hohen Posten ihm verliehene Auszeichnung will Vielen nicht
als genügender Erklärungsgrund des jetzigen Uebergehens erscheinen. Der
verdienteste aller Minister, die unter den Fürsten aus dem Hause der Zährin¬
ger dem badischen Staat ihre Kraft gewidmet haben, durfte bei Großherzog
Friedrichs Jubiläum in der Reihe der mit hoher Auszeichnung Bedachten nicht
fehlen. Doch dies soll nicht einen Mißton hineintragen in den harmonischen
Festakkord, den wir beim Rückblick auf das entschwundene Jahr mit vor¬
stehenden Zeilen zu den Ohren eines weiteren Kreises Deutscher Leser wollen
erklingen lassen. Wie eines Volkes Liebe erworben werden kann und von dem
Fürsten eines deutschen Einzelstaates in unseren Tagen erworben werden muß,
das hat die Jubelfeier der fünfundzwanzig Regentenjahre des Großherzogs
Friedrich gezeigt. Möge es gebucht sein in den Blättern deutscher Geschichte!

In politischer Beziehung erfreute sich unser Baden im abgelaufenen Jahre
bis zu den Herbsttagen, wo die Kreistags- und die Landtagswahlen einige
Bewegung brachten, so ziemlich eines mehr oder minder behaglichen Stilllebens.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/157>, abgerufen am 18.01.2025.