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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Die Fundamente solcher Schuppen seit Gräser am Peiraiens aufgefunden; sie
sind theils aus Quadern erbaut, theils in den lebendigen Felsen gehauen.
Die Häuser faßten, wie die Schuppen der modernen Schraubeukanouenbote, je
ein Fahrzeug und lagen natürlich hart am Wasser, gegen das sie sich öffneten.
Weiter landeinwärts befanden sich die Zeughäuser, welche die Ausrüstung der
außer Dienst gestellten Schiffe enthielten. In der Nähe lagen die Schiffs¬
zimmerplätze. ^) -- Ursprünglich hatten die Häfen ihre Sicherheit nur durch
vorgespannte Ketten, schwimmende Balken oder ein Pfahlwerk erhalten; in der
späteren Zeit schützten Molen den Hafen vor Versandung und wehrten mit den
auf ihren Hörnern angebrachten Thürmen und Bollwerken feindlichen Schiffen
den Eintritt in den Binnenhafen. Endlich schuf die Ueberbaunng der Molen
und Buchten mit offenen Säulenhallen auch diese Stätten des praktischen Lebens
in überaus reizvolle Schauplätze geselligen Verkehrs um. Vor Allein suchte
die Kunst sich bei Errichtung der Leuchtthürme geltend zu machen, und
verlor sich dabei zuletzt sogar ins Maaßlose. Das berühmteste Beispiel hierfür
ist der Koloß von Rhodos, den Chares, ein Schüler des Lysippos, um
122 v. Chr. als feuertragendes Abbild des Helios über der rhodischen
Einfahrt errichtete.

In den Häfen geschah auch das Einexerziren der Ruderer, und
dies erforderte viel Zeit. Nicht selteu kam es vor, daß wenn es gelungen, eine
Flotte in großer Eile zu erbauen, die Undichtigkeit der Bemannung geraume Zeit
^arg das Auslaufen des Geschwaders hinderte. Daher ersann man Vorichtungen,
die Bedienung der Ruder an Land lehren zu können. Polyaen erzählt vom
Feldherrn Chabrias: "Als der Perserkönig vorrückte, befaß der Pharao zwar
viele Schiffe, doch keine geübten Seeleute. Da hob Chabrias rüstige junge
Aegypter zur Bemannung von 200 Schiffen aus, nahm die Ruder aus den
Galeeren, legte den Strand entlang langes Gebälk, auf das die Leute sitzen
mußten, gab ihnen Ruder, stellte von denen, die des Griechischen und
Aegyptischen kundig waren, Aufseher zum Angeben des Taktes an, lehrte somit
der Mannschaft auf dem Lande das Rudern und konnte die Schiffe, sobald
sie seefertig waren, mit eingeübten Matrosen besetzen."

Die Flotte befehligten entweder einer oder mehrere der ordentlichen
Strategen oder außerordentlich gewählte Führer. Diese suchten sich nach
Belieben ein Admiralschiff aus, welches bei Tage am Spiegel eine besondere
Flagge, bei Nacht eine Laterne führte.**)




*) Neuerdings sind die attischen Häfen im Auftrage des königl, prcuß. Gencralstabcs
von Herrn Premier-Lieutenant v. Alten topographisch aufgenommen worden. Doch ist der
Plan -noch nicht veröffentlicht.
") Dies war schon zur Zeit der Perserkriege der Fall. Herodot berichtet: "Als aber

Die Fundamente solcher Schuppen seit Gräser am Peiraiens aufgefunden; sie
sind theils aus Quadern erbaut, theils in den lebendigen Felsen gehauen.
Die Häuser faßten, wie die Schuppen der modernen Schraubeukanouenbote, je
ein Fahrzeug und lagen natürlich hart am Wasser, gegen das sie sich öffneten.
Weiter landeinwärts befanden sich die Zeughäuser, welche die Ausrüstung der
außer Dienst gestellten Schiffe enthielten. In der Nähe lagen die Schiffs¬
zimmerplätze. ^) — Ursprünglich hatten die Häfen ihre Sicherheit nur durch
vorgespannte Ketten, schwimmende Balken oder ein Pfahlwerk erhalten; in der
späteren Zeit schützten Molen den Hafen vor Versandung und wehrten mit den
auf ihren Hörnern angebrachten Thürmen und Bollwerken feindlichen Schiffen
den Eintritt in den Binnenhafen. Endlich schuf die Ueberbaunng der Molen
und Buchten mit offenen Säulenhallen auch diese Stätten des praktischen Lebens
in überaus reizvolle Schauplätze geselligen Verkehrs um. Vor Allein suchte
die Kunst sich bei Errichtung der Leuchtthürme geltend zu machen, und
verlor sich dabei zuletzt sogar ins Maaßlose. Das berühmteste Beispiel hierfür
ist der Koloß von Rhodos, den Chares, ein Schüler des Lysippos, um
122 v. Chr. als feuertragendes Abbild des Helios über der rhodischen
Einfahrt errichtete.

In den Häfen geschah auch das Einexerziren der Ruderer, und
dies erforderte viel Zeit. Nicht selteu kam es vor, daß wenn es gelungen, eine
Flotte in großer Eile zu erbauen, die Undichtigkeit der Bemannung geraume Zeit
^arg das Auslaufen des Geschwaders hinderte. Daher ersann man Vorichtungen,
die Bedienung der Ruder an Land lehren zu können. Polyaen erzählt vom
Feldherrn Chabrias: „Als der Perserkönig vorrückte, befaß der Pharao zwar
viele Schiffe, doch keine geübten Seeleute. Da hob Chabrias rüstige junge
Aegypter zur Bemannung von 200 Schiffen aus, nahm die Ruder aus den
Galeeren, legte den Strand entlang langes Gebälk, auf das die Leute sitzen
mußten, gab ihnen Ruder, stellte von denen, die des Griechischen und
Aegyptischen kundig waren, Aufseher zum Angeben des Taktes an, lehrte somit
der Mannschaft auf dem Lande das Rudern und konnte die Schiffe, sobald
sie seefertig waren, mit eingeübten Matrosen besetzen."

Die Flotte befehligten entweder einer oder mehrere der ordentlichen
Strategen oder außerordentlich gewählte Führer. Diese suchten sich nach
Belieben ein Admiralschiff aus, welches bei Tage am Spiegel eine besondere
Flagge, bei Nacht eine Laterne führte.**)




*) Neuerdings sind die attischen Häfen im Auftrage des königl, prcuß. Gencralstabcs
von Herrn Premier-Lieutenant v. Alten topographisch aufgenommen worden. Doch ist der
Plan -noch nicht veröffentlicht.
") Dies war schon zur Zeit der Perserkriege der Fall. Herodot berichtet: „Als aber
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[0144] Die Fundamente solcher Schuppen seit Gräser am Peiraiens aufgefunden; sie sind theils aus Quadern erbaut, theils in den lebendigen Felsen gehauen. Die Häuser faßten, wie die Schuppen der modernen Schraubeukanouenbote, je ein Fahrzeug und lagen natürlich hart am Wasser, gegen das sie sich öffneten. Weiter landeinwärts befanden sich die Zeughäuser, welche die Ausrüstung der außer Dienst gestellten Schiffe enthielten. In der Nähe lagen die Schiffs¬ zimmerplätze. ^) — Ursprünglich hatten die Häfen ihre Sicherheit nur durch vorgespannte Ketten, schwimmende Balken oder ein Pfahlwerk erhalten; in der späteren Zeit schützten Molen den Hafen vor Versandung und wehrten mit den auf ihren Hörnern angebrachten Thürmen und Bollwerken feindlichen Schiffen den Eintritt in den Binnenhafen. Endlich schuf die Ueberbaunng der Molen und Buchten mit offenen Säulenhallen auch diese Stätten des praktischen Lebens in überaus reizvolle Schauplätze geselligen Verkehrs um. Vor Allein suchte die Kunst sich bei Errichtung der Leuchtthürme geltend zu machen, und verlor sich dabei zuletzt sogar ins Maaßlose. Das berühmteste Beispiel hierfür ist der Koloß von Rhodos, den Chares, ein Schüler des Lysippos, um 122 v. Chr. als feuertragendes Abbild des Helios über der rhodischen Einfahrt errichtete. In den Häfen geschah auch das Einexerziren der Ruderer, und dies erforderte viel Zeit. Nicht selteu kam es vor, daß wenn es gelungen, eine Flotte in großer Eile zu erbauen, die Undichtigkeit der Bemannung geraume Zeit ^arg das Auslaufen des Geschwaders hinderte. Daher ersann man Vorichtungen, die Bedienung der Ruder an Land lehren zu können. Polyaen erzählt vom Feldherrn Chabrias: „Als der Perserkönig vorrückte, befaß der Pharao zwar viele Schiffe, doch keine geübten Seeleute. Da hob Chabrias rüstige junge Aegypter zur Bemannung von 200 Schiffen aus, nahm die Ruder aus den Galeeren, legte den Strand entlang langes Gebälk, auf das die Leute sitzen mußten, gab ihnen Ruder, stellte von denen, die des Griechischen und Aegyptischen kundig waren, Aufseher zum Angeben des Taktes an, lehrte somit der Mannschaft auf dem Lande das Rudern und konnte die Schiffe, sobald sie seefertig waren, mit eingeübten Matrosen besetzen." Die Flotte befehligten entweder einer oder mehrere der ordentlichen Strategen oder außerordentlich gewählte Führer. Diese suchten sich nach Belieben ein Admiralschiff aus, welches bei Tage am Spiegel eine besondere Flagge, bei Nacht eine Laterne führte.**) *) Neuerdings sind die attischen Häfen im Auftrage des königl, prcuß. Gencralstabcs von Herrn Premier-Lieutenant v. Alten topographisch aufgenommen worden. Doch ist der Plan -noch nicht veröffentlicht. ") Dies war schon zur Zeit der Perserkriege der Fall. Herodot berichtet: „Als aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/144>, abgerufen am 27.09.2024.