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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Die Abweichungen zwischen den einzelnen Völkerschaften sind offenbar nicht
bedeutend. Als Meister erscheinen noch immer die Spartiaten. -- Charakteristisch
ist für diese Zeit der Umstand, daß bei den Lakednimouieru nicht mehr wie
wie früher die Sklaven in die Phalanx selbst als Keulenträger, Schleuderer
und dergl. aufgenommen werden, daß sie auch nicht, wie später als zugehörige
Neben-Elemente der Phalanx in den Kampf der letzteren eingreifen; vielmehr
haben die Leichtbewaffneten ebenso wie die Reiter durchaus ihr eigenes Gefecht.

Das Leben im Lager war überaus strenge geordnet. Die Wachen, in
Tag- und Nacht-Wacht getheilt, wurden durch Norden auf's Schärfste kon-
trollirt. Außerdem waren sie gehalten, jederzeit auf den Schall einer Glocke
oder einer Pauke fest und bestimmt zu antworten.*)

Die Heere stehen sich vor der Schlacht in einem Lager oder in sonsti¬
ger Stellung gegenüber und ordnen sich zum Kampfe. Die Phalanx der
Hopliten giebt dem Ganzen die Form und der Schlacht die Entscheidung. --
Die Hopliten schaaren sich nach Stämmen und Städten und innerhalb dieser
Abtheilungen nach den taktischen Einheiten. Die Flügel siud Ehrenplätze,
deren Zutheilung in zweifelhaften Fällen nach Befragung der Opfer erfolgt,
und von den Flügeln ist der rechte wieder der vornehmere. Rechts und links
der Phalanx werden die Reiterei und das leichte Fußvolk vertheilt, -- In der
nächsten Umgebung des Oberfeldherrn befinden sich stets Eilboten und Trom¬
peter^), um Befehle zu erlassen. Auch optische Signale, namentlich solche mit
Fähnlein und Feldzeichen kommen vor. Ihre Erhebung gilt als Zeichen des
Angriffs, ihr Senken als das zum Rückzüge.^) Vor der Schlacht pflegt der
Feldherr angesichts des Feindes eine Ziege zu opfern. Das geordnete Heer
ermuntert er zur Tapferkeit; die Losung wird erneut und geht vom rechtem
zum linken Flügel und von diesem wieder zum rechten zurück.

Zuweilen leiten uun Reiter und Leichtbewaffnete die Schlacht ein; aber
während ihres, nichts bedeutenden Gefechts setzten sich die Hopliten, den Spieß
auf der Schulter in Marsch. Die Bewegung ist rhythmisch; sie folgt entweder
dem Takte der Lyra (wie z. B. bei den Kretäern) oder dem Klänge der Flöie
(wie bei den Spartiaten). Laut erschallt hüben und drüben das Schlachtlied,
der Päan. Beide Theile ziehen sich stets während des Vorrückens nach rechts,
so daß hier wie dort der rechte Flügel den gegenüberstehenden linken über¬
flügelt. Diese Bewegung, welche die hellenische Schlachtordnung in gewisse":
Sinne vou Anfang an als eine "schiefe" erscheinen läßt, hat ihren ursprüng-





*) Nast: Einleitung in die griechischen Kriegsalterthümer.
Panofka: Bilder antiken Lebens.
) Köpke: Ueber das Kriegswesen der Griechen.

Die Abweichungen zwischen den einzelnen Völkerschaften sind offenbar nicht
bedeutend. Als Meister erscheinen noch immer die Spartiaten. — Charakteristisch
ist für diese Zeit der Umstand, daß bei den Lakednimouieru nicht mehr wie
wie früher die Sklaven in die Phalanx selbst als Keulenträger, Schleuderer
und dergl. aufgenommen werden, daß sie auch nicht, wie später als zugehörige
Neben-Elemente der Phalanx in den Kampf der letzteren eingreifen; vielmehr
haben die Leichtbewaffneten ebenso wie die Reiter durchaus ihr eigenes Gefecht.

Das Leben im Lager war überaus strenge geordnet. Die Wachen, in
Tag- und Nacht-Wacht getheilt, wurden durch Norden auf's Schärfste kon-
trollirt. Außerdem waren sie gehalten, jederzeit auf den Schall einer Glocke
oder einer Pauke fest und bestimmt zu antworten.*)

Die Heere stehen sich vor der Schlacht in einem Lager oder in sonsti¬
ger Stellung gegenüber und ordnen sich zum Kampfe. Die Phalanx der
Hopliten giebt dem Ganzen die Form und der Schlacht die Entscheidung. —
Die Hopliten schaaren sich nach Stämmen und Städten und innerhalb dieser
Abtheilungen nach den taktischen Einheiten. Die Flügel siud Ehrenplätze,
deren Zutheilung in zweifelhaften Fällen nach Befragung der Opfer erfolgt,
und von den Flügeln ist der rechte wieder der vornehmere. Rechts und links
der Phalanx werden die Reiterei und das leichte Fußvolk vertheilt, — In der
nächsten Umgebung des Oberfeldherrn befinden sich stets Eilboten und Trom¬
peter^), um Befehle zu erlassen. Auch optische Signale, namentlich solche mit
Fähnlein und Feldzeichen kommen vor. Ihre Erhebung gilt als Zeichen des
Angriffs, ihr Senken als das zum Rückzüge.^) Vor der Schlacht pflegt der
Feldherr angesichts des Feindes eine Ziege zu opfern. Das geordnete Heer
ermuntert er zur Tapferkeit; die Losung wird erneut und geht vom rechtem
zum linken Flügel und von diesem wieder zum rechten zurück.

Zuweilen leiten uun Reiter und Leichtbewaffnete die Schlacht ein; aber
während ihres, nichts bedeutenden Gefechts setzten sich die Hopliten, den Spieß
auf der Schulter in Marsch. Die Bewegung ist rhythmisch; sie folgt entweder
dem Takte der Lyra (wie z. B. bei den Kretäern) oder dem Klänge der Flöie
(wie bei den Spartiaten). Laut erschallt hüben und drüben das Schlachtlied,
der Päan. Beide Theile ziehen sich stets während des Vorrückens nach rechts,
so daß hier wie dort der rechte Flügel den gegenüberstehenden linken über¬
flügelt. Diese Bewegung, welche die hellenische Schlachtordnung in gewisse»:
Sinne vou Anfang an als eine „schiefe" erscheinen läßt, hat ihren ursprüng-





*) Nast: Einleitung in die griechischen Kriegsalterthümer.
Panofka: Bilder antiken Lebens.
) Köpke: Ueber das Kriegswesen der Griechen.
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[0134] Die Abweichungen zwischen den einzelnen Völkerschaften sind offenbar nicht bedeutend. Als Meister erscheinen noch immer die Spartiaten. — Charakteristisch ist für diese Zeit der Umstand, daß bei den Lakednimouieru nicht mehr wie wie früher die Sklaven in die Phalanx selbst als Keulenträger, Schleuderer und dergl. aufgenommen werden, daß sie auch nicht, wie später als zugehörige Neben-Elemente der Phalanx in den Kampf der letzteren eingreifen; vielmehr haben die Leichtbewaffneten ebenso wie die Reiter durchaus ihr eigenes Gefecht. Das Leben im Lager war überaus strenge geordnet. Die Wachen, in Tag- und Nacht-Wacht getheilt, wurden durch Norden auf's Schärfste kon- trollirt. Außerdem waren sie gehalten, jederzeit auf den Schall einer Glocke oder einer Pauke fest und bestimmt zu antworten.*) Die Heere stehen sich vor der Schlacht in einem Lager oder in sonsti¬ ger Stellung gegenüber und ordnen sich zum Kampfe. Die Phalanx der Hopliten giebt dem Ganzen die Form und der Schlacht die Entscheidung. — Die Hopliten schaaren sich nach Stämmen und Städten und innerhalb dieser Abtheilungen nach den taktischen Einheiten. Die Flügel siud Ehrenplätze, deren Zutheilung in zweifelhaften Fällen nach Befragung der Opfer erfolgt, und von den Flügeln ist der rechte wieder der vornehmere. Rechts und links der Phalanx werden die Reiterei und das leichte Fußvolk vertheilt, — In der nächsten Umgebung des Oberfeldherrn befinden sich stets Eilboten und Trom¬ peter^), um Befehle zu erlassen. Auch optische Signale, namentlich solche mit Fähnlein und Feldzeichen kommen vor. Ihre Erhebung gilt als Zeichen des Angriffs, ihr Senken als das zum Rückzüge.^) Vor der Schlacht pflegt der Feldherr angesichts des Feindes eine Ziege zu opfern. Das geordnete Heer ermuntert er zur Tapferkeit; die Losung wird erneut und geht vom rechtem zum linken Flügel und von diesem wieder zum rechten zurück. Zuweilen leiten uun Reiter und Leichtbewaffnete die Schlacht ein; aber während ihres, nichts bedeutenden Gefechts setzten sich die Hopliten, den Spieß auf der Schulter in Marsch. Die Bewegung ist rhythmisch; sie folgt entweder dem Takte der Lyra (wie z. B. bei den Kretäern) oder dem Klänge der Flöie (wie bei den Spartiaten). Laut erschallt hüben und drüben das Schlachtlied, der Päan. Beide Theile ziehen sich stets während des Vorrückens nach rechts, so daß hier wie dort der rechte Flügel den gegenüberstehenden linken über¬ flügelt. Diese Bewegung, welche die hellenische Schlachtordnung in gewisse»: Sinne vou Anfang an als eine „schiefe" erscheinen läßt, hat ihren ursprüng- *) Nast: Einleitung in die griechischen Kriegsalterthümer. Panofka: Bilder antiken Lebens. ) Köpke: Ueber das Kriegswesen der Griechen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/134>, abgerufen am 27.09.2024.