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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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ungesetzlichen Handlung, die sie begingen, indem sie den Verkehr mit Gewalt
unterbrachen, ging alles andere Unheil hervor, und sie haben jetzt mit den
anderen Aufrührern für ihre eigenen Sünden zu leiden. Das ist der Zirkel
des Unheils, der hier als zermalmendes Rad so fürchterlich aufgetreten ist.
Zuerst die Grantadministration, eine vom Volke selbst eingesetzte und schlechtge¬
führte Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, die daraus mit entstehen¬
de" Noth- und Elendzeiten, und nun zuletzt die Zerstörung der Werthe selbst,
aus denen der Verdienst des Volkes kommen sollte. Wenn auch zunächst die
schlechten Zeiten mit ihrer Noth hauptsächlich an diesen die Union vor der
ganzen Welt in Schande stürzenden Vorfällen schuld sind, so liegt doch der
Ursprung der fo gewaltsamen Auflehnung gegen Gesetz, Ordnung und Moral
in den Lehren derjenigen, die seit Jahren bemüht sind, einen Kampf zwischen
den Besitzenden und Besitzlosen anzufachen. Diese Leute siud vor allen Ande¬
ren anzuklagen. Die sogenannten Internationalen, die falschen Sozialdemo¬
kraten, die Abenteurer, die gern im Trüben fischen möchten, sie, die von den
Mvlly Macgnires als von Märtyrern reden, sie, die das Eigenthum für Dieb¬
stahl erklären, sie, die dem Arbeiter Tag für Tag vormalen, daß nur er werth
sei zu leben, und daß er ein elender Sklave sei und ein dummer Kerl oben-
drein, wenn, er nicht mit Gewalt sich das nehme, was ihm der "blutsaugerische
Capitalist" vorenthalte -- sie sind die Urheber dieser Gräuelszenen." Die
--Wesel. Post" weist darauf hin, daß die irregeleiteten Arbeiter bei ruhigem
Blute bald einsehen würden, wohin die Lehren jener "Menschheitsbeglücker" führen
'Uüßten. Man habe auf eine gute Ernte gerechnet, deren Erträgnisse die Eisen¬
bahnen nach dein Osten hätten führen sollen, um von dort die Produkte der
Fabrikanten einzutauschen; in Stadt und Land habe man mit Grund auf bessere
Zeiten gehofft; nun sei dieser verhüngnißvolle Aufruhr gekommen, der den Verkehr
unterbrochen, viele Waaren zerstört, das Vertrauen erschüttert und Verderben
gebracht habe. Wo man soeben beschlossen, frische Arbeiter zu beschäftigen, da
würden jetzt die Feuer wieder gelöscht, die Thore wieder geschlossen, und Elend
u"d Noth dauerten verdoppelt fort. Der amerikanische Kredit, der sich bei der
lüngsten Anleihe noch so glänzend bewährt, müsse jetzt leiden, die schon be¬
stehenden Eisenbahnen, die Pulsadern des Landes, würden neuen schweren finan-
giellen Stürmen entgegengehen, und viele derselben würden vielleicht unterliegen.
Bon dem Balle neuer Bahnen müsse mau wahrscheinlich abstehen, denn kein
fremder Kapitalist werde Lust haben, sein Geld für Bahnen in einem Lande
anzulegen, welches nicht verhindern könne, daß einige Bahnbeamte sich das
Vergnügen machen, einen Skandal anzufangen und eines schönen Nachmittags
Alles in Rauch aufgehen zu lassen, was vom Eigenthum der Bahn brennbar
ist- Aber auch die Einwanderung würde abnehmen, vielleicht würden sogar


ungesetzlichen Handlung, die sie begingen, indem sie den Verkehr mit Gewalt
unterbrachen, ging alles andere Unheil hervor, und sie haben jetzt mit den
anderen Aufrührern für ihre eigenen Sünden zu leiden. Das ist der Zirkel
des Unheils, der hier als zermalmendes Rad so fürchterlich aufgetreten ist.
Zuerst die Grantadministration, eine vom Volke selbst eingesetzte und schlechtge¬
führte Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten, die daraus mit entstehen¬
de» Noth- und Elendzeiten, und nun zuletzt die Zerstörung der Werthe selbst,
aus denen der Verdienst des Volkes kommen sollte. Wenn auch zunächst die
schlechten Zeiten mit ihrer Noth hauptsächlich an diesen die Union vor der
ganzen Welt in Schande stürzenden Vorfällen schuld sind, so liegt doch der
Ursprung der fo gewaltsamen Auflehnung gegen Gesetz, Ordnung und Moral
in den Lehren derjenigen, die seit Jahren bemüht sind, einen Kampf zwischen
den Besitzenden und Besitzlosen anzufachen. Diese Leute siud vor allen Ande¬
ren anzuklagen. Die sogenannten Internationalen, die falschen Sozialdemo¬
kraten, die Abenteurer, die gern im Trüben fischen möchten, sie, die von den
Mvlly Macgnires als von Märtyrern reden, sie, die das Eigenthum für Dieb¬
stahl erklären, sie, die dem Arbeiter Tag für Tag vormalen, daß nur er werth
sei zu leben, und daß er ein elender Sklave sei und ein dummer Kerl oben-
drein, wenn, er nicht mit Gewalt sich das nehme, was ihm der „blutsaugerische
Capitalist" vorenthalte — sie sind die Urheber dieser Gräuelszenen." Die
--Wesel. Post" weist darauf hin, daß die irregeleiteten Arbeiter bei ruhigem
Blute bald einsehen würden, wohin die Lehren jener „Menschheitsbeglücker" führen
'Uüßten. Man habe auf eine gute Ernte gerechnet, deren Erträgnisse die Eisen¬
bahnen nach dein Osten hätten führen sollen, um von dort die Produkte der
Fabrikanten einzutauschen; in Stadt und Land habe man mit Grund auf bessere
Zeiten gehofft; nun sei dieser verhüngnißvolle Aufruhr gekommen, der den Verkehr
unterbrochen, viele Waaren zerstört, das Vertrauen erschüttert und Verderben
gebracht habe. Wo man soeben beschlossen, frische Arbeiter zu beschäftigen, da
würden jetzt die Feuer wieder gelöscht, die Thore wieder geschlossen, und Elend
u»d Noth dauerten verdoppelt fort. Der amerikanische Kredit, der sich bei der
lüngsten Anleihe noch so glänzend bewährt, müsse jetzt leiden, die schon be¬
stehenden Eisenbahnen, die Pulsadern des Landes, würden neuen schweren finan-
giellen Stürmen entgegengehen, und viele derselben würden vielleicht unterliegen.
Bon dem Balle neuer Bahnen müsse mau wahrscheinlich abstehen, denn kein
fremder Kapitalist werde Lust haben, sein Geld für Bahnen in einem Lande
anzulegen, welches nicht verhindern könne, daß einige Bahnbeamte sich das
Vergnügen machen, einen Skandal anzufangen und eines schönen Nachmittags
Alles in Rauch aufgehen zu lassen, was vom Eigenthum der Bahn brennbar
ist- Aber auch die Einwanderung würde abnehmen, vielleicht würden sogar


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/483>, abgerufen am 29.09.2024.