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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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nicht gerade ganz und gar auf Enthaltsamkeit?) -- Die Russen sagen: Die
Nonne deckt ihre Schwäche gern mit dem Mönchsmantel. -- Ein Mohr
schwärzt den andern nicht, sagte die Nonne, da steckte sie in des Mönchs
Kutte. -- Vor Nonneubetten und Mönchsgebeten braucht Keiner den Hut zu
tupfen. -- Die Nonnen sind im Kloster, die Nönnlein aber im Findelhaus. --
Wir sollten wohl Jungfrauen sein, sagte jenes Nönnlein, wenn wir's wären. --
Im Stillen soll man Gutes thun, sagte die Nonne, da küßte sie deu Pater in
ihrer Zelle. -- Oremus, sagte die Nonne und faßte den Pater am Kinn.
Arbeit schändet nicht, sagte die Noune, da wusch sie ein Paar Mönchshosen.
-- Müßig gehen mag ich nicht, sagte die Nonne, da stieg sie zum Pater ins
Bett. -- Müßiggang ist des Teufels Schulterkissen, sagte die Nonne und kaufte
ihre Mans, daß sie nicht müßig wäre. -- Zur Aebtissin wird erkoren, die die
meisten Kinder geboren. -- Das hat viel Oel gekostet, sagte der Narr, als er
hörte, daß man dreihundert Nonnen zu geistlichen Müttern gemacht. -- Wir
sind alle gebrechlich, sagte die Aebtissin, da hatte sie des Propstes Niederwald
(kurze Hosen) statt des Weihels (Schleiers) auf dem Kopfe.

Auch der Inhalt des neunzehnten Abschnitts sowie der des letzten unseres
Buches stimmt nicht recht mit dem Moufaug'scheu Lobgesang auf die Klöster
und ihre Insassen überein. Hören wir das Zeugniß des Volkes noch einmal.
Es sagt: Wäre Holzhauer und Dreschen ein Orden, so wären weder'Mönche
noch Nonnen geworden. -- Klosterpfaffen böse Pfaffen. -- Volle Fässer wollen
starke Reifen, sagt der Narr, als man ihn fragte, warum die Ordensleute so
starke Gürtel trügen. -- Wo Ordensleute und Blattläuse am Kraute sitzen, da
hilft der Segen Gottes nichts. -- Die Orden haben geheirathet: Die Templer
nahmen die Pracht, die Benediktiner die Habsucht und die Bernhardiner die
Unzucht zur Frau. - Mit vier Dingen ist gut geistlich sein: mit Jesuiterchor,
Benediktinerbett, Kapnzinertisch und Dominikanerwein. -- Er burt wie ein
Karmeliter, er frißt wie ein Bernhardiner, er säuft wie ein Franziskaner, er
stinkt wie ein Kapuziner, er schläft wie ein Kanonikus, er hat Pfiffe wie ein
Jesuit. - Die schwarzen Mönche sind Teufel, die weißen des Teufels Mutter,
die halb schwarzen und halb weißen seine jungen Füllen. -- Beide haben
recht, sagte der Kardinal, als die Jesuiten meinten, die Kapuziner wären Ro߬
knechte, und die Kapuziner sagten, die Jesuiten wären Spitzbuben.

Gar nicht fein ist das Lob, welches der Volksmund den einzelnen Orden
spendet. Von ihnen heißt es z. B.: Die Pantoffeln der Barfüßermönche (Kar¬
meliter und Franziskaner von der strengen Observanz) sind vom Holze des
verfluchten Feigenbaumes gemacht. -- Wer vor Barfüssern spricht Latein, muß
sehr gescheidt oder ein Esel sein. -- Kommen zwei Benediktiner zusammen, so
gibts eine Finsterniß wie bei Köhler und Kaminfeger. -- Gleich und gleich


nicht gerade ganz und gar auf Enthaltsamkeit?) — Die Russen sagen: Die
Nonne deckt ihre Schwäche gern mit dem Mönchsmantel. — Ein Mohr
schwärzt den andern nicht, sagte die Nonne, da steckte sie in des Mönchs
Kutte. — Vor Nonneubetten und Mönchsgebeten braucht Keiner den Hut zu
tupfen. — Die Nonnen sind im Kloster, die Nönnlein aber im Findelhaus. —
Wir sollten wohl Jungfrauen sein, sagte jenes Nönnlein, wenn wir's wären. —
Im Stillen soll man Gutes thun, sagte die Nonne, da küßte sie deu Pater in
ihrer Zelle. — Oremus, sagte die Nonne und faßte den Pater am Kinn.
Arbeit schändet nicht, sagte die Noune, da wusch sie ein Paar Mönchshosen.
— Müßig gehen mag ich nicht, sagte die Nonne, da stieg sie zum Pater ins
Bett. — Müßiggang ist des Teufels Schulterkissen, sagte die Nonne und kaufte
ihre Mans, daß sie nicht müßig wäre. — Zur Aebtissin wird erkoren, die die
meisten Kinder geboren. — Das hat viel Oel gekostet, sagte der Narr, als er
hörte, daß man dreihundert Nonnen zu geistlichen Müttern gemacht. — Wir
sind alle gebrechlich, sagte die Aebtissin, da hatte sie des Propstes Niederwald
(kurze Hosen) statt des Weihels (Schleiers) auf dem Kopfe.

Auch der Inhalt des neunzehnten Abschnitts sowie der des letzten unseres
Buches stimmt nicht recht mit dem Moufaug'scheu Lobgesang auf die Klöster
und ihre Insassen überein. Hören wir das Zeugniß des Volkes noch einmal.
Es sagt: Wäre Holzhauer und Dreschen ein Orden, so wären weder'Mönche
noch Nonnen geworden. — Klosterpfaffen böse Pfaffen. — Volle Fässer wollen
starke Reifen, sagt der Narr, als man ihn fragte, warum die Ordensleute so
starke Gürtel trügen. — Wo Ordensleute und Blattläuse am Kraute sitzen, da
hilft der Segen Gottes nichts. — Die Orden haben geheirathet: Die Templer
nahmen die Pracht, die Benediktiner die Habsucht und die Bernhardiner die
Unzucht zur Frau. - Mit vier Dingen ist gut geistlich sein: mit Jesuiterchor,
Benediktinerbett, Kapnzinertisch und Dominikanerwein. — Er burt wie ein
Karmeliter, er frißt wie ein Bernhardiner, er säuft wie ein Franziskaner, er
stinkt wie ein Kapuziner, er schläft wie ein Kanonikus, er hat Pfiffe wie ein
Jesuit. - Die schwarzen Mönche sind Teufel, die weißen des Teufels Mutter,
die halb schwarzen und halb weißen seine jungen Füllen. — Beide haben
recht, sagte der Kardinal, als die Jesuiten meinten, die Kapuziner wären Ro߬
knechte, und die Kapuziner sagten, die Jesuiten wären Spitzbuben.

Gar nicht fein ist das Lob, welches der Volksmund den einzelnen Orden
spendet. Von ihnen heißt es z. B.: Die Pantoffeln der Barfüßermönche (Kar¬
meliter und Franziskaner von der strengen Observanz) sind vom Holze des
verfluchten Feigenbaumes gemacht. — Wer vor Barfüssern spricht Latein, muß
sehr gescheidt oder ein Esel sein. — Kommen zwei Benediktiner zusammen, so
gibts eine Finsterniß wie bei Köhler und Kaminfeger. — Gleich und gleich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/37>, abgerufen am 28.09.2024.