Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.ihn nach der Zahl der Geistlichen im Kloster fragte, aber wie viele davon Die Pfaffen predigen zu ihren Ehren und nicht um Andere zu lehren. Der nächste Abschnitt enthält eine Sammlung von mehr oder minder ko¬ Ein fernerer Abschnitt zeigt, wie nach der Ansicht des Volkes die Pfaffen ihn nach der Zahl der Geistlichen im Kloster fragte, aber wie viele davon Die Pfaffen predigen zu ihren Ehren und nicht um Andere zu lehren. Der nächste Abschnitt enthält eine Sammlung von mehr oder minder ko¬ Ein fernerer Abschnitt zeigt, wie nach der Ansicht des Volkes die Pfaffen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0031" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138262"/> <p xml:id="ID_63" prev="#ID_62"> ihn nach der Zahl der Geistlichen im Kloster fragte, aber wie viele davon<lb/> Geistliche sind, mag Gott wissen. — Ein ungelehrter Priester und ein Esel,<lb/> der die Monstranz trägt, sind Ein Ding, pflegte Papst Pius der Zweite zu<lb/> sagen. — Wem's uicht gefällt, der spei es aus, sagte der Mönch, als er in<lb/> einer Viertelstunde mit dem Brevier fertig war.</p><lb/> <p xml:id="ID_64"> Die Pfaffen predigen zu ihren Ehren und nicht um Andere zu lehren.<lb/> — Thue das Gute, was ich predige und nicht das Böse, was ich thue, sagte<lb/> der Pfaffe. — Du sollst nicht stehlen, predigte der Mönch, dn gackerte die Gaus,<lb/> die er unter der Kutte hatte. — Priester und Wegweiser zeigen wohl den<lb/> rechten Weg, aber sie gehen ihn selbst nicht mit. — Die Pfarrer sind gleich<lb/> den Glocken, deren Klang Andere hören, aber sie selbst hören ihre Stimme<lb/> nicht. —</p><lb/> <p xml:id="ID_65"> Der nächste Abschnitt enthält eine Sammlung von mehr oder minder ko¬<lb/> mischen Beschuldigungen, nach denen die Pfaffen und Klosterleute ihre Gelübde<lb/> nicht halten. Es heißt da u. A.: Die Mönche und Nonnen thun vier Ge¬<lb/> lübde: das der Armuth, das des Gehorsams, das der Keuschheit und das<lb/> vierte: die ersten drei nicht halten zu wollen. — Ferner: Die Mönche hallen<lb/> ihre Gelübde: sie sind keusch, wenn sie auf ihrem Sterbebette liegen und nicht<lb/> mehr können; das Gelübde der Armuth halten sie, wenn sie todt sind und<lb/> nichts mehr bedürfen, und sie sind gehorsam, wenn sie in der Hölle sind. —<lb/> Des Teufels Tochter sind an alle Stände verheirathet, die Habsucht an die<lb/> Pfaffen. — Die Mönche, die Pfaffen und die jungen Hühner kriegen nie<lb/> genug. — Pfaffengierigkeit und Gottes Barmherzigkeit dauern in Ewigkeit. -<lb/> Die Mönche sind von Nimmesheim, aber nicht von Gebersdorf. — Ein Mönch,<lb/> dessen Regel gut ist, nimmt von Allen und giebt niemandem. — Opfert! Es<lb/> ist ein Pfaffe gestorben, der nimmt's auch uach dem Tode noch. — Die<lb/> Pfaffen haben weite Aermel. — Die Pfaffen haben zwei Hände, eine zum<lb/> Nehmen, die audere zum Behalten. — Pfaffenmagen kann Alles vertragen. —<lb/> Hätte der Teufel einen goldnen Schwanz, die frömmsten Pfaffen wählten ihn<lb/> zum Tanz. — Der Pfaffen Beutel und Taschen, Küchen und Keller sind armer<lb/> und reicher Leute Fegfeuer. —- Die Mönche sind fett als Farren und gekleidet<lb/> als Narren und (mit dem Strick um den Leib) gebunden als Dieb'; gebt ihr<lb/> was, fo seid ihr lieb. — Zur Schürzen bin ich immer bei meiner Heerde,<lb/> sagte der Pfaffe, als man ihm vorwarf, er vernachlässige seine Gemeinde.</p><lb/> <p xml:id="ID_66" next="#ID_67"> Ein fernerer Abschnitt zeigt, wie nach der Ansicht des Volkes die Pfaffen<lb/> und Mönche zu fasten Pflegen, und die Anmerkungen des Herausgebers hierzu<lb/> berechtigen bis zu einem gewissen Maße zu der Annahme, daß es mit seiner<lb/> Vorstellung nicht irrt. Wie in Deutschland in den Klöstern gefastet wurde<lb/> und in manchen vermuthlich noch wird, geht aus dem Kirchenbuche des alt-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
ihn nach der Zahl der Geistlichen im Kloster fragte, aber wie viele davon
Geistliche sind, mag Gott wissen. — Ein ungelehrter Priester und ein Esel,
der die Monstranz trägt, sind Ein Ding, pflegte Papst Pius der Zweite zu
sagen. — Wem's uicht gefällt, der spei es aus, sagte der Mönch, als er in
einer Viertelstunde mit dem Brevier fertig war.
Die Pfaffen predigen zu ihren Ehren und nicht um Andere zu lehren.
— Thue das Gute, was ich predige und nicht das Böse, was ich thue, sagte
der Pfaffe. — Du sollst nicht stehlen, predigte der Mönch, dn gackerte die Gaus,
die er unter der Kutte hatte. — Priester und Wegweiser zeigen wohl den
rechten Weg, aber sie gehen ihn selbst nicht mit. — Die Pfarrer sind gleich
den Glocken, deren Klang Andere hören, aber sie selbst hören ihre Stimme
nicht. —
Der nächste Abschnitt enthält eine Sammlung von mehr oder minder ko¬
mischen Beschuldigungen, nach denen die Pfaffen und Klosterleute ihre Gelübde
nicht halten. Es heißt da u. A.: Die Mönche und Nonnen thun vier Ge¬
lübde: das der Armuth, das des Gehorsams, das der Keuschheit und das
vierte: die ersten drei nicht halten zu wollen. — Ferner: Die Mönche hallen
ihre Gelübde: sie sind keusch, wenn sie auf ihrem Sterbebette liegen und nicht
mehr können; das Gelübde der Armuth halten sie, wenn sie todt sind und
nichts mehr bedürfen, und sie sind gehorsam, wenn sie in der Hölle sind. —
Des Teufels Tochter sind an alle Stände verheirathet, die Habsucht an die
Pfaffen. — Die Mönche, die Pfaffen und die jungen Hühner kriegen nie
genug. — Pfaffengierigkeit und Gottes Barmherzigkeit dauern in Ewigkeit. -
Die Mönche sind von Nimmesheim, aber nicht von Gebersdorf. — Ein Mönch,
dessen Regel gut ist, nimmt von Allen und giebt niemandem. — Opfert! Es
ist ein Pfaffe gestorben, der nimmt's auch uach dem Tode noch. — Die
Pfaffen haben weite Aermel. — Die Pfaffen haben zwei Hände, eine zum
Nehmen, die audere zum Behalten. — Pfaffenmagen kann Alles vertragen. —
Hätte der Teufel einen goldnen Schwanz, die frömmsten Pfaffen wählten ihn
zum Tanz. — Der Pfaffen Beutel und Taschen, Küchen und Keller sind armer
und reicher Leute Fegfeuer. —- Die Mönche sind fett als Farren und gekleidet
als Narren und (mit dem Strick um den Leib) gebunden als Dieb'; gebt ihr
was, fo seid ihr lieb. — Zur Schürzen bin ich immer bei meiner Heerde,
sagte der Pfaffe, als man ihm vorwarf, er vernachlässige seine Gemeinde.
Ein fernerer Abschnitt zeigt, wie nach der Ansicht des Volkes die Pfaffen
und Mönche zu fasten Pflegen, und die Anmerkungen des Herausgebers hierzu
berechtigen bis zu einem gewissen Maße zu der Annahme, daß es mit seiner
Vorstellung nicht irrt. Wie in Deutschland in den Klöstern gefastet wurde
und in manchen vermuthlich noch wird, geht aus dem Kirchenbuche des alt-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |