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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Erde, mit dem Nachweis, daß die scheinbare Verschwendung in der Natur in
Wirklichkeit keine Verschwendung ist und mit einer neuen Theorie über das
Leben auf anderen Weltkörpern beschäftigen. Der Verfasser stellt sich hier die
Aufgabe, den Leser mit der unendlichen Ausdehnung des Weltalls nach Runen
und Zeit bekannt zu machen und damit die unbedeutende Stellung zu vergleichen,
welche unsere Erde in Bezug auf ihre Größe wie auf Vergangenheit und
voraussichtliche Zukunft dagegen einnimmt. Ein Theil der übrigen Aufsätze
(über einen verschwundenen Kometen, - über dessen Meteorschwarm, -- über
den Planeten Jupiter -- über den Saturn und sein System -- über die
Riesensonne des Sirius -- über die Zeichen des Sternhimmels -- über
Sternaichnng) hat zu diesem Zwecke uur mittelbare Beziehung, und die
beiden letzten Kapitel (über Saturn und den Sabbath der Juden und Betrachtungen
über Astrologie) gehören unsrer Meinung nach gar nicht hierher. Der Inhalt, dem
Verständniß des größeren Publikums angepaßt, ist bis auf die beiden letzten
Abschnitte vielfach von Interesse, wenn auch, wie die meisten dieser Unter¬
suchungen, hypothetischer Natur. Die Form läßt zu wünschen übrig, und der
Bearbeiter hätte in der Kürzung von Weitschweifigkeiten und der Weglassung
von Wiederholungen mehr thun können, als er gethan, auch den vielfach un¬
ordentlich aneinandergereihten Stoff besser und übersichtlicher gruppiren sollen.
Vielleicht finden wir Zeit und Raum, um durch ein oder das andere in dieser
Weise ungestaltetes Kapitel zu zeigen, wie wir das gemacht zu sehen wünschen,
und zugleich das sonst lehrreiche Buch dem Publikum näher zu bringen.


Die Physiologie der Liebe. Von Paul Mantegazza. Vom Verfasser
autorisiren deutsche Ausgabe von Dr. Eduard Engel. Jena, Hermann Costenoble. 1877.
'

Allerlei Reflexionen und Aphorismen über die Liebe, etwa in dem Genre
ehalten, in welchem Michelets "I^ tenens" die Sache behandelt; doch stellt
sich der Verfasser, der beiläufig der Universität in Florenz als Professor und
der italienischen Gesetzgebung als Senator angehört, theils mehr ans den
Standpunkt des Arztes, theils mehr auf den des Moralisten als der französische
Schriftsteller, und so tritt bei ihm die Physische Seite der Liebe stark und unserm
Gefühl nach zuweilen stärker hervor, als angenehm ist. Jedenfalls hat er
uicht für junge Damen geschrieben. Daß sich unter dem, was er über die
Liebe der Pflanzen und Thiere, über die "Morgenröthe der Liebe", die Schcun-
haftigkeit, die Jungfrau, über die Art, wie mau die Liebe erhält und wie man
sie tödtet, über "die erhabenen Thorheiten der Liebe" und manches andere
Thema philosophirt, viele gute Gedanken in anmuthiger Form finden, soll damit
nicht in Abrede gestellt werden.


Erde, mit dem Nachweis, daß die scheinbare Verschwendung in der Natur in
Wirklichkeit keine Verschwendung ist und mit einer neuen Theorie über das
Leben auf anderen Weltkörpern beschäftigen. Der Verfasser stellt sich hier die
Aufgabe, den Leser mit der unendlichen Ausdehnung des Weltalls nach Runen
und Zeit bekannt zu machen und damit die unbedeutende Stellung zu vergleichen,
welche unsere Erde in Bezug auf ihre Größe wie auf Vergangenheit und
voraussichtliche Zukunft dagegen einnimmt. Ein Theil der übrigen Aufsätze
(über einen verschwundenen Kometen, - über dessen Meteorschwarm, — über
den Planeten Jupiter — über den Saturn und sein System — über die
Riesensonne des Sirius — über die Zeichen des Sternhimmels — über
Sternaichnng) hat zu diesem Zwecke uur mittelbare Beziehung, und die
beiden letzten Kapitel (über Saturn und den Sabbath der Juden und Betrachtungen
über Astrologie) gehören unsrer Meinung nach gar nicht hierher. Der Inhalt, dem
Verständniß des größeren Publikums angepaßt, ist bis auf die beiden letzten
Abschnitte vielfach von Interesse, wenn auch, wie die meisten dieser Unter¬
suchungen, hypothetischer Natur. Die Form läßt zu wünschen übrig, und der
Bearbeiter hätte in der Kürzung von Weitschweifigkeiten und der Weglassung
von Wiederholungen mehr thun können, als er gethan, auch den vielfach un¬
ordentlich aneinandergereihten Stoff besser und übersichtlicher gruppiren sollen.
Vielleicht finden wir Zeit und Raum, um durch ein oder das andere in dieser
Weise ungestaltetes Kapitel zu zeigen, wie wir das gemacht zu sehen wünschen,
und zugleich das sonst lehrreiche Buch dem Publikum näher zu bringen.


Die Physiologie der Liebe. Von Paul Mantegazza. Vom Verfasser
autorisiren deutsche Ausgabe von Dr. Eduard Engel. Jena, Hermann Costenoble. 1877.
'

Allerlei Reflexionen und Aphorismen über die Liebe, etwa in dem Genre
ehalten, in welchem Michelets „I^ tenens" die Sache behandelt; doch stellt
sich der Verfasser, der beiläufig der Universität in Florenz als Professor und
der italienischen Gesetzgebung als Senator angehört, theils mehr ans den
Standpunkt des Arztes, theils mehr auf den des Moralisten als der französische
Schriftsteller, und so tritt bei ihm die Physische Seite der Liebe stark und unserm
Gefühl nach zuweilen stärker hervor, als angenehm ist. Jedenfalls hat er
uicht für junge Damen geschrieben. Daß sich unter dem, was er über die
Liebe der Pflanzen und Thiere, über die „Morgenröthe der Liebe", die Schcun-
haftigkeit, die Jungfrau, über die Art, wie mau die Liebe erhält und wie man
sie tödtet, über „die erhabenen Thorheiten der Liebe" und manches andere
Thema philosophirt, viele gute Gedanken in anmuthiger Form finden, soll damit
nicht in Abrede gestellt werden.


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[0083] Erde, mit dem Nachweis, daß die scheinbare Verschwendung in der Natur in Wirklichkeit keine Verschwendung ist und mit einer neuen Theorie über das Leben auf anderen Weltkörpern beschäftigen. Der Verfasser stellt sich hier die Aufgabe, den Leser mit der unendlichen Ausdehnung des Weltalls nach Runen und Zeit bekannt zu machen und damit die unbedeutende Stellung zu vergleichen, welche unsere Erde in Bezug auf ihre Größe wie auf Vergangenheit und voraussichtliche Zukunft dagegen einnimmt. Ein Theil der übrigen Aufsätze (über einen verschwundenen Kometen, - über dessen Meteorschwarm, — über den Planeten Jupiter — über den Saturn und sein System — über die Riesensonne des Sirius — über die Zeichen des Sternhimmels — über Sternaichnng) hat zu diesem Zwecke uur mittelbare Beziehung, und die beiden letzten Kapitel (über Saturn und den Sabbath der Juden und Betrachtungen über Astrologie) gehören unsrer Meinung nach gar nicht hierher. Der Inhalt, dem Verständniß des größeren Publikums angepaßt, ist bis auf die beiden letzten Abschnitte vielfach von Interesse, wenn auch, wie die meisten dieser Unter¬ suchungen, hypothetischer Natur. Die Form läßt zu wünschen übrig, und der Bearbeiter hätte in der Kürzung von Weitschweifigkeiten und der Weglassung von Wiederholungen mehr thun können, als er gethan, auch den vielfach un¬ ordentlich aneinandergereihten Stoff besser und übersichtlicher gruppiren sollen. Vielleicht finden wir Zeit und Raum, um durch ein oder das andere in dieser Weise ungestaltetes Kapitel zu zeigen, wie wir das gemacht zu sehen wünschen, und zugleich das sonst lehrreiche Buch dem Publikum näher zu bringen. Die Physiologie der Liebe. Von Paul Mantegazza. Vom Verfasser autorisiren deutsche Ausgabe von Dr. Eduard Engel. Jena, Hermann Costenoble. 1877. ' Allerlei Reflexionen und Aphorismen über die Liebe, etwa in dem Genre ehalten, in welchem Michelets „I^ tenens" die Sache behandelt; doch stellt sich der Verfasser, der beiläufig der Universität in Florenz als Professor und der italienischen Gesetzgebung als Senator angehört, theils mehr ans den Standpunkt des Arztes, theils mehr auf den des Moralisten als der französische Schriftsteller, und so tritt bei ihm die Physische Seite der Liebe stark und unserm Gefühl nach zuweilen stärker hervor, als angenehm ist. Jedenfalls hat er uicht für junge Damen geschrieben. Daß sich unter dem, was er über die Liebe der Pflanzen und Thiere, über die „Morgenröthe der Liebe", die Schcun- haftigkeit, die Jungfrau, über die Art, wie mau die Liebe erhält und wie man sie tödtet, über „die erhabenen Thorheiten der Liebe" und manches andere Thema philosophirt, viele gute Gedanken in anmuthiger Form finden, soll damit nicht in Abrede gestellt werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/83>, abgerufen am 22.07.2024.