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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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funfzigen, die ohngefähr vor acht Tagen in Schiffen zugeführet waren, nach
meinem Gefallen zwei auszulösen. Dafür zahlten sie in meiner Gegenwart
60 Crosates, welcher jeder einen Ducaten gilt. Dieselben kleidet ich also bald,
denn sie waren ganz nackend, wie sie Gott geschaffen hatte, werden auch anders
nicht aus ihrem Lande bracht, denn darinnen brauchen noch bedürfen sie
keines Kleides, von wegen großer Hitze, laufen auch durcheinander wie das
Viehe und haben doch viel von Golde. Wo aber je einer ein Ellen Gewandes
kauft, braucht ers nicht dann nur das Haupt drein zu wickeln oder unten umb
die Beine zu wickeln, und einen solchen achten sie für einen tapfern und edeln
Mann unter ihnen."

"Am Abend des heiligen Kreuzes Erhebung hat der König zu Portugal
in der Stadt Satuber Herzog Peter von Wiseu, der Königin Bruder, der auch
mich zu der Königin führen wollte, ertödet.*) Derselbe Herzog war zwanzig
Jahr alt und gedachte mit seinen Helfern und Anhang den König zu erwürgen
der König aber kam ihm zuvor. Derselbe Herzog war von dem Geblüte und
Gesipp der Könige von Castilien."

"Der König, so itzund im Regiment ist, hatte anch vergangenen Jahres,
vor oder nach des heiligen Leichnams Tag ohngefär, einen gewaltigen Fürsten
lassen enthaupten,**) welcher auch des obgeschriebenen ertödteten Fürstens naher
Blutsfreund gewesen, hat anch für ihme gehabt und sich unterstanden, den itzo
regierenden König umzubringen und den obgedachten Herzog Petern ins Regi¬
ment zu setzen, darum kann ich in Wahrheit des heiligen Vaters des Papsts
Führnehmen und Zulaß gar nicht beifallen und loben, der in solchen Fällen
dispensiret und zuläßt, daß die nahen Blutsfreunde, die oftmals nur im ersten
Grad der Blutsfreundschaft sind, einander nehmen mögen, dann es fehlet gar
selten, daß nicht der Teufel seinen Saamen darunter aussäet. >^)cum der König
von Portugal selbst ist von dem Geblüt, Stamm und Gesippe der Könige von
Castilien. Das gemeine Gerücht zu Lissabon gab des auch glaubwürdig
Zeugniß, daß es unerhöret wäre, das die angeborenen Blutsfreunde der Könige
von Portugal noch auch die Unterthanen wieder den König je was gethan
hätten, allein dies Jahr hätte sich dies unter ihnen erhoben und zugetragen,




*) Der Herzog von Visen fiel am 23. August 1484 in Setuval durch des Königs
eigne Hand, nachdem dieser schon einige Zeit vorher sichere Kenntniß von des Herzogs Ab¬
sicht gegen sein Leben erhalten hatte. Die That fand statt, während unser Reisender in
Lissabon auf des Königs Briefe wartete.
Am 20. Juni 1483 war Fernando II. Herzog von Braganza nach richterlicher
Verurtheilung wegen Hochverraths in Lissabon enthauptet worden. Er war vermählt M't
Jsabella, der Schwester der Königin Leonore und des Herzogs von Visen. Diese drei waren
die Kinder Fernandos, des Vaterbruders König Johann II. z daher auch die nachfolgende
Expcktoration Popvlaus über die Berwcmdtenehen.

funfzigen, die ohngefähr vor acht Tagen in Schiffen zugeführet waren, nach
meinem Gefallen zwei auszulösen. Dafür zahlten sie in meiner Gegenwart
60 Crosates, welcher jeder einen Ducaten gilt. Dieselben kleidet ich also bald,
denn sie waren ganz nackend, wie sie Gott geschaffen hatte, werden auch anders
nicht aus ihrem Lande bracht, denn darinnen brauchen noch bedürfen sie
keines Kleides, von wegen großer Hitze, laufen auch durcheinander wie das
Viehe und haben doch viel von Golde. Wo aber je einer ein Ellen Gewandes
kauft, braucht ers nicht dann nur das Haupt drein zu wickeln oder unten umb
die Beine zu wickeln, und einen solchen achten sie für einen tapfern und edeln
Mann unter ihnen."

„Am Abend des heiligen Kreuzes Erhebung hat der König zu Portugal
in der Stadt Satuber Herzog Peter von Wiseu, der Königin Bruder, der auch
mich zu der Königin führen wollte, ertödet.*) Derselbe Herzog war zwanzig
Jahr alt und gedachte mit seinen Helfern und Anhang den König zu erwürgen
der König aber kam ihm zuvor. Derselbe Herzog war von dem Geblüte und
Gesipp der Könige von Castilien."

„Der König, so itzund im Regiment ist, hatte anch vergangenen Jahres,
vor oder nach des heiligen Leichnams Tag ohngefär, einen gewaltigen Fürsten
lassen enthaupten,**) welcher auch des obgeschriebenen ertödteten Fürstens naher
Blutsfreund gewesen, hat anch für ihme gehabt und sich unterstanden, den itzo
regierenden König umzubringen und den obgedachten Herzog Petern ins Regi¬
ment zu setzen, darum kann ich in Wahrheit des heiligen Vaters des Papsts
Führnehmen und Zulaß gar nicht beifallen und loben, der in solchen Fällen
dispensiret und zuläßt, daß die nahen Blutsfreunde, die oftmals nur im ersten
Grad der Blutsfreundschaft sind, einander nehmen mögen, dann es fehlet gar
selten, daß nicht der Teufel seinen Saamen darunter aussäet. >^)cum der König
von Portugal selbst ist von dem Geblüt, Stamm und Gesippe der Könige von
Castilien. Das gemeine Gerücht zu Lissabon gab des auch glaubwürdig
Zeugniß, daß es unerhöret wäre, das die angeborenen Blutsfreunde der Könige
von Portugal noch auch die Unterthanen wieder den König je was gethan
hätten, allein dies Jahr hätte sich dies unter ihnen erhoben und zugetragen,




*) Der Herzog von Visen fiel am 23. August 1484 in Setuval durch des Königs
eigne Hand, nachdem dieser schon einige Zeit vorher sichere Kenntniß von des Herzogs Ab¬
sicht gegen sein Leben erhalten hatte. Die That fand statt, während unser Reisender in
Lissabon auf des Königs Briefe wartete.
Am 20. Juni 1483 war Fernando II. Herzog von Braganza nach richterlicher
Verurtheilung wegen Hochverraths in Lissabon enthauptet worden. Er war vermählt M't
Jsabella, der Schwester der Königin Leonore und des Herzogs von Visen. Diese drei waren
die Kinder Fernandos, des Vaterbruders König Johann II. z daher auch die nachfolgende
Expcktoration Popvlaus über die Berwcmdtenehen.
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[0466] funfzigen, die ohngefähr vor acht Tagen in Schiffen zugeführet waren, nach meinem Gefallen zwei auszulösen. Dafür zahlten sie in meiner Gegenwart 60 Crosates, welcher jeder einen Ducaten gilt. Dieselben kleidet ich also bald, denn sie waren ganz nackend, wie sie Gott geschaffen hatte, werden auch anders nicht aus ihrem Lande bracht, denn darinnen brauchen noch bedürfen sie keines Kleides, von wegen großer Hitze, laufen auch durcheinander wie das Viehe und haben doch viel von Golde. Wo aber je einer ein Ellen Gewandes kauft, braucht ers nicht dann nur das Haupt drein zu wickeln oder unten umb die Beine zu wickeln, und einen solchen achten sie für einen tapfern und edeln Mann unter ihnen." „Am Abend des heiligen Kreuzes Erhebung hat der König zu Portugal in der Stadt Satuber Herzog Peter von Wiseu, der Königin Bruder, der auch mich zu der Königin führen wollte, ertödet.*) Derselbe Herzog war zwanzig Jahr alt und gedachte mit seinen Helfern und Anhang den König zu erwürgen der König aber kam ihm zuvor. Derselbe Herzog war von dem Geblüte und Gesipp der Könige von Castilien." „Der König, so itzund im Regiment ist, hatte anch vergangenen Jahres, vor oder nach des heiligen Leichnams Tag ohngefär, einen gewaltigen Fürsten lassen enthaupten,**) welcher auch des obgeschriebenen ertödteten Fürstens naher Blutsfreund gewesen, hat anch für ihme gehabt und sich unterstanden, den itzo regierenden König umzubringen und den obgedachten Herzog Petern ins Regi¬ ment zu setzen, darum kann ich in Wahrheit des heiligen Vaters des Papsts Führnehmen und Zulaß gar nicht beifallen und loben, der in solchen Fällen dispensiret und zuläßt, daß die nahen Blutsfreunde, die oftmals nur im ersten Grad der Blutsfreundschaft sind, einander nehmen mögen, dann es fehlet gar selten, daß nicht der Teufel seinen Saamen darunter aussäet. >^)cum der König von Portugal selbst ist von dem Geblüt, Stamm und Gesippe der Könige von Castilien. Das gemeine Gerücht zu Lissabon gab des auch glaubwürdig Zeugniß, daß es unerhöret wäre, das die angeborenen Blutsfreunde der Könige von Portugal noch auch die Unterthanen wieder den König je was gethan hätten, allein dies Jahr hätte sich dies unter ihnen erhoben und zugetragen, *) Der Herzog von Visen fiel am 23. August 1484 in Setuval durch des Königs eigne Hand, nachdem dieser schon einige Zeit vorher sichere Kenntniß von des Herzogs Ab¬ sicht gegen sein Leben erhalten hatte. Die That fand statt, während unser Reisender in Lissabon auf des Königs Briefe wartete. Am 20. Juni 1483 war Fernando II. Herzog von Braganza nach richterlicher Verurtheilung wegen Hochverraths in Lissabon enthauptet worden. Er war vermählt M't Jsabella, der Schwester der Königin Leonore und des Herzogs von Visen. Diese drei waren die Kinder Fernandos, des Vaterbruders König Johann II. z daher auch die nachfolgende Expcktoration Popvlaus über die Berwcmdtenehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/466>, abgerufen am 24.08.2024.