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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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willen, die Grafen von Schauenberg ihm sehr gehässig waren; dieselben Grafen
waren vor diesem an Ihrer Majestät Hofe meine besten Freunde, luden mich
ofte zu ihnen ein, wie ich ihnen denn wiederum zu Zeiten thäte, aber in ihrem
eigenen Lande wollten sie mich nicht wie vorhin kennen, an welche ich durch
Schreiben gelangen ließ, sie wollten mich sicher ins Land Bayern begleiten
lassen. Der Fürst hielt das Schloß <?), das er noch innhült, sie aber gaben gleich
ihre Schwester einem Grafen zu Kirchberg und war doch unter ihnen keiner
fo ehrhaftig, daß er mich eingeladen, zu mir geschickt oder geschrieben hätte,
sondern ließen mir durch meinen Boten wiederum antwortsweise entbieten, sie
wollten mich bis an die Grenze des Landes Bayern, welches an ihrem Lande
oder Gebiete gelegen, geleiten lassen. Des andern Tages ließen sie mir an-
zeigen, sie könnten mich uicht beide begleiten lassen, sondern nur eines ans
ihnen, welcher Wort halben ich in Fürchten stund; endlich schickten sie mir einen
reisigen Knecht, der mich bis an die Grenze begleitete. Damit ich aber meinen
Zug desto sicherer anstellen möchte, nahm ich 12 Fußknechte ans mit Armbrüsten
bis ins Bayerland."

Am Sonnabend vor Judica*) kam Popplau nach Landeshut wo er von
Herzog Georg sehr freundlich aufgenommen wurde und diesem und anch
"Herzogen Sigismunden aus Oestreich" versprechen mußte, auf der Rückreise
wieder vorzusprechen. "Also zog ich vor Pfingsten von der Lcindeshnt und
kam auf das Schloß Altenburg, allda fand ich Herzogen Albrecht von Mün¬
chen, der mich auch würdiglich empfing. Als ich von dem Schloß abzog,
stießen mich tsdrss aeuts, ein sehr böses und scharfes pestilenzisch Fieber an,
auch also hart, daß ich kaum auf dein Pferde sitzen konnte." -- Er reiste nun
nach Rosenheim, "welche Stadt Herzogen Georgen ist", wurde vou dem Haupt-
mann daselbst gut verpflegt, mußte aber doch, da die Krankheit nicht weichen
wollte, nach dem nahegelegenen Fieberbrunnen zur Kur gehen, "Derselbe
Brunn ist auf einem Dorfe Herzog Georgens und entspringet unter der
Kirchen, welche in demselben Dorfe zu Ehre" des heiligen Priami gebauet
und geweihet ist, der hat von Gott dem Brunnen diese Gnade erworben, daß
er viel und mancherlei Fieber heilet und vertreibet, darinnen ich dann auch
gesund worden bin. Das Dorf, der Fieberbrnnn genannt, ist am hohen Ge¬
birg unten an gelegen und erstrecket sich bis zur Grenz und Gebirge des
Bischofs von Salzburg, welches nur 12 Meilen Weges von dem Brunn
legen." **)




16. März 1483.
Vielleicht das jetzt noch Fieberbrunn genannte Dorf in Tyrol, Kreis Schwätz, Bezirk
Kitzbüchel.

willen, die Grafen von Schauenberg ihm sehr gehässig waren; dieselben Grafen
waren vor diesem an Ihrer Majestät Hofe meine besten Freunde, luden mich
ofte zu ihnen ein, wie ich ihnen denn wiederum zu Zeiten thäte, aber in ihrem
eigenen Lande wollten sie mich nicht wie vorhin kennen, an welche ich durch
Schreiben gelangen ließ, sie wollten mich sicher ins Land Bayern begleiten
lassen. Der Fürst hielt das Schloß <?), das er noch innhült, sie aber gaben gleich
ihre Schwester einem Grafen zu Kirchberg und war doch unter ihnen keiner
fo ehrhaftig, daß er mich eingeladen, zu mir geschickt oder geschrieben hätte,
sondern ließen mir durch meinen Boten wiederum antwortsweise entbieten, sie
wollten mich bis an die Grenze des Landes Bayern, welches an ihrem Lande
oder Gebiete gelegen, geleiten lassen. Des andern Tages ließen sie mir an-
zeigen, sie könnten mich uicht beide begleiten lassen, sondern nur eines ans
ihnen, welcher Wort halben ich in Fürchten stund; endlich schickten sie mir einen
reisigen Knecht, der mich bis an die Grenze begleitete. Damit ich aber meinen
Zug desto sicherer anstellen möchte, nahm ich 12 Fußknechte ans mit Armbrüsten
bis ins Bayerland."

Am Sonnabend vor Judica*) kam Popplau nach Landeshut wo er von
Herzog Georg sehr freundlich aufgenommen wurde und diesem und anch
„Herzogen Sigismunden aus Oestreich" versprechen mußte, auf der Rückreise
wieder vorzusprechen. „Also zog ich vor Pfingsten von der Lcindeshnt und
kam auf das Schloß Altenburg, allda fand ich Herzogen Albrecht von Mün¬
chen, der mich auch würdiglich empfing. Als ich von dem Schloß abzog,
stießen mich tsdrss aeuts, ein sehr böses und scharfes pestilenzisch Fieber an,
auch also hart, daß ich kaum auf dein Pferde sitzen konnte." — Er reiste nun
nach Rosenheim, „welche Stadt Herzogen Georgen ist", wurde vou dem Haupt-
mann daselbst gut verpflegt, mußte aber doch, da die Krankheit nicht weichen
wollte, nach dem nahegelegenen Fieberbrunnen zur Kur gehen, „Derselbe
Brunn ist auf einem Dorfe Herzog Georgens und entspringet unter der
Kirchen, welche in demselben Dorfe zu Ehre» des heiligen Priami gebauet
und geweihet ist, der hat von Gott dem Brunnen diese Gnade erworben, daß
er viel und mancherlei Fieber heilet und vertreibet, darinnen ich dann auch
gesund worden bin. Das Dorf, der Fieberbrnnn genannt, ist am hohen Ge¬
birg unten an gelegen und erstrecket sich bis zur Grenz und Gebirge des
Bischofs von Salzburg, welches nur 12 Meilen Weges von dem Brunn
legen." **)




16. März 1483.
Vielleicht das jetzt noch Fieberbrunn genannte Dorf in Tyrol, Kreis Schwätz, Bezirk
Kitzbüchel.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/430>, abgerufen am 22.07.2024.