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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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in Angriff genommen und in der unglaublich kurzen Zeit von zwei Monaten
zur Ausführung gebracht worden.

Das Album enthält auf 118 Blatt etwa anderthalbhundert Darstellungen;
meistens ist jedes Bild für sich auf ein besonderes Blatt gedruckt, in einzelnen
Fällen nur sind zwei kleinere Holzstöcke über oder neben einander vereinigt.
Unter jedem Bilde ist der Gegenstand der Darstellung, der Name des Zeichners
und des Holzschneiders, und der Titel, der Verleger und die Jahreszahl des¬
jenigen Werkes angegeben, aus welchem der betreffende Holzschnitt entlehnt ist.
Einen ganz streng'chronologischen Faden festzuhalten, scheint nicht in der Ab¬
sicht der Herausgeber gelegen zu haben, oder aber auf Schwierigkeiten gestoßen
zu sein, die sich der Beurtheilung entziehen. Wenigstens scheint es, als ob
sich innerhalb des fertigen Albums, so wie es vorliegt, ohne große Mühe bis¬
weilen eine andere und, wie uns dünkt, passendere Reihenfolge der Bilder her¬
stellen ließe. Bald werden eine Anzahl Holzschnitte aus ein und demselben
Werke, aber von verschiedenen Künstlerhänden, vorgeführt, bald wird ein ein¬
zelner Künstler durch verschiedene seiner Werke hin verfolgt, bald ist es
wieder die Verwandtschaft der Gegenstände, an welcher die Bilderreihe sich
weiterspinnt. So macht allerdings die Sammlung den Eindruck einer gewissen
Buntheit, der durch eines wenigstens leicht hätte etwas abgeschwächt werden
können, nämlich dadurch, daß nicht wiederholt (wie ans Bl. 48. 64. 81. 85.
97- 99. 111. 115.) zwei Bilder von durchaus verschiedener Gattung des Stiles
und der Technik zusammengedrückt worden wären. Doch hat hier möglicher¬
weise, um das Album nicht allzusehr anschwellen und doch auch die mitge¬
theilten Proben nicht fallen zu lassen, öfter aus der Noth eine Tugend gemacht
werden müssen. Und da wäre es unbillig, um dieses einen Umstandes willen
an einer Leistung mäkeln zu wollen, der man sonst, wenn man nur zu sehen
versteht, bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein ansehen kann, daß sie das Pro¬
dukt einer seltenen Vereinigung von Sachkenntniß, Intelligenz, Geschmack,
gutem Willen und freudigem Behagen an der Sache ist.

Wenn man bedenkt, welche unendlichen Massen der deutsche Holzschnitt in
den vierzig Jahren seit seiner Wiederauferstehung produzirt hat, so enthält aller¬
dings das vorliegende Album uur einen verschwindenden Bruchtheil davon.
Die nachfolgende Uebersicht wird aber hoffentlich zeigen, daß auch in engem
Nahmen eine mit der Sache vertraute, taktvoll wählende Hand eine verhältniß-
wäßig reichhaltige und instruktive Sammlung schaffen kann, die fehr wohl im
Stande ist, die geschichtliche Entwicklung, auf die es hier ankommt, zu veran¬
schaulichen. Eröffnet wird die Sammlung durch einige Bilder aus Gubitz'
Vvlkskalender, das früheste darunter, eine Ansicht des Mailänder Doms, von
1837, ,ab durch ein Bildchen aus Speckter's allbekannten Fabelbuche, das


in Angriff genommen und in der unglaublich kurzen Zeit von zwei Monaten
zur Ausführung gebracht worden.

Das Album enthält auf 118 Blatt etwa anderthalbhundert Darstellungen;
meistens ist jedes Bild für sich auf ein besonderes Blatt gedruckt, in einzelnen
Fällen nur sind zwei kleinere Holzstöcke über oder neben einander vereinigt.
Unter jedem Bilde ist der Gegenstand der Darstellung, der Name des Zeichners
und des Holzschneiders, und der Titel, der Verleger und die Jahreszahl des¬
jenigen Werkes angegeben, aus welchem der betreffende Holzschnitt entlehnt ist.
Einen ganz streng'chronologischen Faden festzuhalten, scheint nicht in der Ab¬
sicht der Herausgeber gelegen zu haben, oder aber auf Schwierigkeiten gestoßen
zu sein, die sich der Beurtheilung entziehen. Wenigstens scheint es, als ob
sich innerhalb des fertigen Albums, so wie es vorliegt, ohne große Mühe bis¬
weilen eine andere und, wie uns dünkt, passendere Reihenfolge der Bilder her¬
stellen ließe. Bald werden eine Anzahl Holzschnitte aus ein und demselben
Werke, aber von verschiedenen Künstlerhänden, vorgeführt, bald wird ein ein¬
zelner Künstler durch verschiedene seiner Werke hin verfolgt, bald ist es
wieder die Verwandtschaft der Gegenstände, an welcher die Bilderreihe sich
weiterspinnt. So macht allerdings die Sammlung den Eindruck einer gewissen
Buntheit, der durch eines wenigstens leicht hätte etwas abgeschwächt werden
können, nämlich dadurch, daß nicht wiederholt (wie ans Bl. 48. 64. 81. 85.
97- 99. 111. 115.) zwei Bilder von durchaus verschiedener Gattung des Stiles
und der Technik zusammengedrückt worden wären. Doch hat hier möglicher¬
weise, um das Album nicht allzusehr anschwellen und doch auch die mitge¬
theilten Proben nicht fallen zu lassen, öfter aus der Noth eine Tugend gemacht
werden müssen. Und da wäre es unbillig, um dieses einen Umstandes willen
an einer Leistung mäkeln zu wollen, der man sonst, wenn man nur zu sehen
versteht, bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein ansehen kann, daß sie das Pro¬
dukt einer seltenen Vereinigung von Sachkenntniß, Intelligenz, Geschmack,
gutem Willen und freudigem Behagen an der Sache ist.

Wenn man bedenkt, welche unendlichen Massen der deutsche Holzschnitt in
den vierzig Jahren seit seiner Wiederauferstehung produzirt hat, so enthält aller¬
dings das vorliegende Album uur einen verschwindenden Bruchtheil davon.
Die nachfolgende Uebersicht wird aber hoffentlich zeigen, daß auch in engem
Nahmen eine mit der Sache vertraute, taktvoll wählende Hand eine verhältniß-
wäßig reichhaltige und instruktive Sammlung schaffen kann, die fehr wohl im
Stande ist, die geschichtliche Entwicklung, auf die es hier ankommt, zu veran¬
schaulichen. Eröffnet wird die Sammlung durch einige Bilder aus Gubitz'
Vvlkskalender, das früheste darunter, eine Ansicht des Mailänder Doms, von
1837, ,ab durch ein Bildchen aus Speckter's allbekannten Fabelbuche, das


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/419>, abgerufen am 25.08.2024.