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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Biographie des Generals von Clausewitz und seiner Gattin nicht nnr der Armee,
sondern dem ganzen deutschen Volke empfohlen wissen.

Unsere jungen Schwertträger im Rock des Kaisers mögen ans dem Werke
neue Begeisterung schöpfen für ihren Stand. Wahre Begeisterung adelt den,
der sie trägt und fördert die Sache, der er dient. Für sie möchten wir hier
am Schluß noch einen Ausspruch von Clausewitz anführen: "Mir kommt
nichts kleinlicher vor, als wenn man immer nur auf Fleisch und Blut, auf
Pulver und Blei kalknlirt, und auf die moralischen Größen gar keine Rücksicht
nimmt." Um aber mit solchen moralischen Größen rechnen zu lernen, bedarf
es einer Erhebung des Geistes durch Wissen und Können. Auch Clausewitz
wollte, ebenso wenig wie der große König, etwas von den Empirikeu wissen.

Das deutsche Volk aber möge sich einmal wieder erfrischen an den Helden-
und Geistesthaten eines seiner edelsten Söhne, ans daß es sich daran erinnere,
wie es noch etwas Höheres gibt, als das Jagen und Haschen nach irdischem
Gewinn und materiellen Genuß. Möge es sich abwenden von einer Weltan¬
schauung, erfüllt von Stoff und Kraft, aber leer alles Idealen, um Zeugniß
zu geben von seiner Wiederherstellungskraft.


W. v. H.


Das Mzschnittalöum des Utöertvereins.

Unter den Gewinngegenständen der großen Lotterie, welche der unter der
Protektion der kunstsinnigen sächsischen Königin stehende Albertverein -- zum
Besten eines Krankenhausneubaues in Dresden -- im laufenden Dezember
Zu veranstalten gedenkt, befindet sich als eine Art Massengewinn auch ein Buch,
welches um seines Inhaltes wie um seiner äußeren Erscheinung willen all¬
seitiges Interesse erregen wird und auf welches wir hiermit in Kürze die Auf¬
merksamkeit derer lenken möchten, welche nicht Gelegenheit gehabt haben, die
Ausstellung der Gewinngegenstände zu sehen: ein Bilderalbum zur
neueren Geschichte des Holzschnitts in Deutschland.

Der Gedanke, bei derartigen Lotterieen literarische Erzeugnisse in die Reihe
der Massengewinne einzustellen, ist nicht neu. Wir brauchen nur an die beiden
Scnnmlungeu von poetischen und musikalischen Originalbeiträgen zu erinnern,
welche 1859 die Schillerlotterie heiteren Angedenkens in Tausenden von Exem¬
plaren zur Vertheilung brachte. Als durchaus neu aber und zugleich ungemein


Biographie des Generals von Clausewitz und seiner Gattin nicht nnr der Armee,
sondern dem ganzen deutschen Volke empfohlen wissen.

Unsere jungen Schwertträger im Rock des Kaisers mögen ans dem Werke
neue Begeisterung schöpfen für ihren Stand. Wahre Begeisterung adelt den,
der sie trägt und fördert die Sache, der er dient. Für sie möchten wir hier
am Schluß noch einen Ausspruch von Clausewitz anführen: „Mir kommt
nichts kleinlicher vor, als wenn man immer nur auf Fleisch und Blut, auf
Pulver und Blei kalknlirt, und auf die moralischen Größen gar keine Rücksicht
nimmt." Um aber mit solchen moralischen Größen rechnen zu lernen, bedarf
es einer Erhebung des Geistes durch Wissen und Können. Auch Clausewitz
wollte, ebenso wenig wie der große König, etwas von den Empirikeu wissen.

Das deutsche Volk aber möge sich einmal wieder erfrischen an den Helden-
und Geistesthaten eines seiner edelsten Söhne, ans daß es sich daran erinnere,
wie es noch etwas Höheres gibt, als das Jagen und Haschen nach irdischem
Gewinn und materiellen Genuß. Möge es sich abwenden von einer Weltan¬
schauung, erfüllt von Stoff und Kraft, aber leer alles Idealen, um Zeugniß
zu geben von seiner Wiederherstellungskraft.


W. v. H.


Das Mzschnittalöum des Utöertvereins.

Unter den Gewinngegenständen der großen Lotterie, welche der unter der
Protektion der kunstsinnigen sächsischen Königin stehende Albertverein — zum
Besten eines Krankenhausneubaues in Dresden — im laufenden Dezember
Zu veranstalten gedenkt, befindet sich als eine Art Massengewinn auch ein Buch,
welches um seines Inhaltes wie um seiner äußeren Erscheinung willen all¬
seitiges Interesse erregen wird und auf welches wir hiermit in Kürze die Auf¬
merksamkeit derer lenken möchten, welche nicht Gelegenheit gehabt haben, die
Ausstellung der Gewinngegenstände zu sehen: ein Bilderalbum zur
neueren Geschichte des Holzschnitts in Deutschland.

Der Gedanke, bei derartigen Lotterieen literarische Erzeugnisse in die Reihe
der Massengewinne einzustellen, ist nicht neu. Wir brauchen nur an die beiden
Scnnmlungeu von poetischen und musikalischen Originalbeiträgen zu erinnern,
welche 1859 die Schillerlotterie heiteren Angedenkens in Tausenden von Exem¬
plaren zur Vertheilung brachte. Als durchaus neu aber und zugleich ungemein


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[0417] Biographie des Generals von Clausewitz und seiner Gattin nicht nnr der Armee, sondern dem ganzen deutschen Volke empfohlen wissen. Unsere jungen Schwertträger im Rock des Kaisers mögen ans dem Werke neue Begeisterung schöpfen für ihren Stand. Wahre Begeisterung adelt den, der sie trägt und fördert die Sache, der er dient. Für sie möchten wir hier am Schluß noch einen Ausspruch von Clausewitz anführen: „Mir kommt nichts kleinlicher vor, als wenn man immer nur auf Fleisch und Blut, auf Pulver und Blei kalknlirt, und auf die moralischen Größen gar keine Rücksicht nimmt." Um aber mit solchen moralischen Größen rechnen zu lernen, bedarf es einer Erhebung des Geistes durch Wissen und Können. Auch Clausewitz wollte, ebenso wenig wie der große König, etwas von den Empirikeu wissen. Das deutsche Volk aber möge sich einmal wieder erfrischen an den Helden- und Geistesthaten eines seiner edelsten Söhne, ans daß es sich daran erinnere, wie es noch etwas Höheres gibt, als das Jagen und Haschen nach irdischem Gewinn und materiellen Genuß. Möge es sich abwenden von einer Weltan¬ schauung, erfüllt von Stoff und Kraft, aber leer alles Idealen, um Zeugniß zu geben von seiner Wiederherstellungskraft. W. v. H. Das Mzschnittalöum des Utöertvereins. Unter den Gewinngegenständen der großen Lotterie, welche der unter der Protektion der kunstsinnigen sächsischen Königin stehende Albertverein — zum Besten eines Krankenhausneubaues in Dresden — im laufenden Dezember Zu veranstalten gedenkt, befindet sich als eine Art Massengewinn auch ein Buch, welches um seines Inhaltes wie um seiner äußeren Erscheinung willen all¬ seitiges Interesse erregen wird und auf welches wir hiermit in Kürze die Auf¬ merksamkeit derer lenken möchten, welche nicht Gelegenheit gehabt haben, die Ausstellung der Gewinngegenstände zu sehen: ein Bilderalbum zur neueren Geschichte des Holzschnitts in Deutschland. Der Gedanke, bei derartigen Lotterieen literarische Erzeugnisse in die Reihe der Massengewinne einzustellen, ist nicht neu. Wir brauchen nur an die beiden Scnnmlungeu von poetischen und musikalischen Originalbeiträgen zu erinnern, welche 1859 die Schillerlotterie heiteren Angedenkens in Tausenden von Exem¬ plaren zur Vertheilung brachte. Als durchaus neu aber und zugleich ungemein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/417>, abgerufen am 25.08.2024.