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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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-- nach Tische -- etwas ruhen, dann soll das Mädchen ihm in sein Gemach
gesandt werden. Ehe er sich zurückziehen kann, stört ihn Aristides mit der
Meldung, daß die Bundesgenossen Abgeordnete nach Sparta gesandt hätten,
um über die geheimen Unterhandlungen des Königs mit Xerxes, seine schwelgerische
Unthätigkeit in Byzanz, seinen persischen Königsprnnk und seine persische Tracht
Beschwerde und Klage zu führen und ihm nicht mehr gehorchen würden. Im
Vertrauen auf das Gelingen der persischen Unterhandlungen weiß sich Pausanias
über diesen Abfall zu trösten und geht zur Ruhe. Eine heftige Seene zwischen
den Eltern der Kleonike endigt mit dem ungestümen Gebot des Getön, daß
ihm gehorcht werden müsse. Kleonike erscheint. Sie will auf den Wunsch und
das Gebot des Vaters in des Königs Gemach gehen. Denn:


"Ich werde selbst schon wissen, was sich ziemt
Und was ich mir gefallen lassen kann."

Doch muß der Vater zuvor das Licht löschen. "Es beruhigt mich. Mir
ist, als legt' ich einen Schleier um." Sie geht nun hinein; der Bater wartet
im Vorgemach. Sie stößt in der Dunkelheit die schwere eherne Lampe um.
Pausauicis glaubt sich von Mördern überfallen und stößt sie nieder. Er stürzt
mit blutigem Schwert auf die Seene, um auch Getön niederzustoßeu, den er
im Bunde mit dem vermeintlichen Mörder glaubt. Das unselige Mißverständnis;
wird ihm erst klar, als Kleonike sich sterbend hereinschleppt und zusammenbricht.

Die Eltern der Todten sehen wir untereinander versöhnt zu Anfang des
vierten Aktes. Die Mutter hat einen Kranz halberblühter weißer Rosen für
ihr todtes Kind gepflückt. Beide weichen dem hereintretenden König ans. Die
blutige That lastet schwer auf ihm. Plötzlich tritt seine Mutter ihm entgegen.
Sie hat die stürmische Meerfahrt unternommen, um den Sohn zu warnen,
ihn aufzufordern, vor dein Eintreffen der Ephoren den Klagen und Beschwerden
der Bundesgenossen Rechnung zu tragen, namentlich dem Genußleben in Byzanz
ein Ende zu machen und wieder zum Schwert zu greifen. Pausanias hat
darauf nur zu erwidern:


"Krieg und Geschäfte sind der Männer Sache --"

muß doch jeden Augenblick Chares von Susa zurückkehren und dann bedarf es
keines Hinhaltens mehr. Die Mutter tritt mit den Worten: "Ich hasse Dich!"
den Heimweg an. Kaum hat er sie scheiden sehen, so treten die Ephoren auf.
Pausanias hat sich vor ihnen verzogen. Sie treffen dafür Aristides, der in
dieser Seene seinem Ehrennamen "der Gerechte" alle Ehre macht. Mit Entrüstung
weist er den Klatsch zurück, der dem König den Mord der Kleonike andichtet,
weil sie sich seinem Willen nicht gefügt habe. Ueber Aristides' Lippen kommen die
schönen Worte über seinen Feind:


— nach Tische — etwas ruhen, dann soll das Mädchen ihm in sein Gemach
gesandt werden. Ehe er sich zurückziehen kann, stört ihn Aristides mit der
Meldung, daß die Bundesgenossen Abgeordnete nach Sparta gesandt hätten,
um über die geheimen Unterhandlungen des Königs mit Xerxes, seine schwelgerische
Unthätigkeit in Byzanz, seinen persischen Königsprnnk und seine persische Tracht
Beschwerde und Klage zu führen und ihm nicht mehr gehorchen würden. Im
Vertrauen auf das Gelingen der persischen Unterhandlungen weiß sich Pausanias
über diesen Abfall zu trösten und geht zur Ruhe. Eine heftige Seene zwischen
den Eltern der Kleonike endigt mit dem ungestümen Gebot des Getön, daß
ihm gehorcht werden müsse. Kleonike erscheint. Sie will auf den Wunsch und
das Gebot des Vaters in des Königs Gemach gehen. Denn:


„Ich werde selbst schon wissen, was sich ziemt
Und was ich mir gefallen lassen kann."

Doch muß der Vater zuvor das Licht löschen. „Es beruhigt mich. Mir
ist, als legt' ich einen Schleier um." Sie geht nun hinein; der Bater wartet
im Vorgemach. Sie stößt in der Dunkelheit die schwere eherne Lampe um.
Pausauicis glaubt sich von Mördern überfallen und stößt sie nieder. Er stürzt
mit blutigem Schwert auf die Seene, um auch Getön niederzustoßeu, den er
im Bunde mit dem vermeintlichen Mörder glaubt. Das unselige Mißverständnis;
wird ihm erst klar, als Kleonike sich sterbend hereinschleppt und zusammenbricht.

Die Eltern der Todten sehen wir untereinander versöhnt zu Anfang des
vierten Aktes. Die Mutter hat einen Kranz halberblühter weißer Rosen für
ihr todtes Kind gepflückt. Beide weichen dem hereintretenden König ans. Die
blutige That lastet schwer auf ihm. Plötzlich tritt seine Mutter ihm entgegen.
Sie hat die stürmische Meerfahrt unternommen, um den Sohn zu warnen,
ihn aufzufordern, vor dein Eintreffen der Ephoren den Klagen und Beschwerden
der Bundesgenossen Rechnung zu tragen, namentlich dem Genußleben in Byzanz
ein Ende zu machen und wieder zum Schwert zu greifen. Pausanias hat
darauf nur zu erwidern:


„Krieg und Geschäfte sind der Männer Sache —"

muß doch jeden Augenblick Chares von Susa zurückkehren und dann bedarf es
keines Hinhaltens mehr. Die Mutter tritt mit den Worten: „Ich hasse Dich!"
den Heimweg an. Kaum hat er sie scheiden sehen, so treten die Ephoren auf.
Pausanias hat sich vor ihnen verzogen. Sie treffen dafür Aristides, der in
dieser Seene seinem Ehrennamen „der Gerechte" alle Ehre macht. Mit Entrüstung
weist er den Klatsch zurück, der dem König den Mord der Kleonike andichtet,
weil sie sich seinem Willen nicht gefügt habe. Ueber Aristides' Lippen kommen die
schönen Worte über seinen Feind:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/360>, abgerufen am 24.08.2024.