Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.bestimmten Perioden der Urgeschichte unseres Geschlechts angehört haben, zu Im zweiten Theile versucht der Verfasser darzuthun, daß in den Gesängen bestimmten Perioden der Urgeschichte unseres Geschlechts angehört haben, zu Im zweiten Theile versucht der Verfasser darzuthun, daß in den Gesängen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138922"/> <p xml:id="ID_438" prev="#ID_437"> bestimmten Perioden der Urgeschichte unseres Geschlechts angehört haben, zu<lb/> verknüpfen." Seine Arbeit soll „eine vernünftige Reaktion gegen die wider¬<lb/> sinnigen Ausschreitungen und Verirrungen des Zweifels" sein. Er ist der<lb/> Meinung, daß die homerischen Gesänge nicht blos in dem Sinne historisch<lb/> sind, als sie uns Bilder aus der ältesten Kultur der Griechen und anderer<lb/> Nationen geben, sondern auch insofern, als in ihrer Erzählung vom trojanischen<lb/> Kriege ein fester Kern von Geschichte liege. Er hat früher schon sich dahin<lb/> »llsgesprochen, daß zu vermuthen, Homer habe kurz nach dein Kampfe um Ilion<lb/> und vor der Eroberung des Peloponnesos durch die Dorer gelebt. Er glaubt<lb/> diese Ansichten jetzt bis zu einem gewissen Grade bestimmter beweisen und<lb/> weiter ausführen zu können. Er thut dies in einer Abhandlung, die in<lb/> zwei Theile zerfüllt, von denen der erste aus vier Aufsätzen in einleitender<lb/> Art über die Lage von Troja, über die Schliemcmuschen Funde, über den<lb/> Wohnort Homers und sein Leben vor der dorischen Eroberung und über<lb/> den Verfasser des Hymnus auf den delischen Apollo besteht. Seine Re¬<lb/> sultate sind hier folgende. Das homerische Troja hat beim heutigen Hissarlik,<lb/> nicht bei Bunarbaschi gelegen; es ist also eine Oertlichkeit vorhanden, die der<lb/> Hauptsache uach und in bestimmter Weise mit der von Homer gegebenen Schil¬<lb/> derung übereinstimmt. Der Zustand der Künste und Sitten in den Schilde¬<lb/> rungen der Ilias entspricht in wesentlichen Dingen den Entdeckungen, die<lb/> Schliemann bei seinen Ausgrabungen bei Hissarlik gemacht hat. Homer ist<lb/> ein europäischer, kein asiatischer Grieche gewesen, und er hat vor der Invasion<lb/> der Herakliden gelebt; denn er sang für sein Brot, er mußte sich deshalb im<lb/> Einklang mit der öffentlichen Meinung halten, er rühmt vorwiegend die Achüer,<lb/> diese aber waren nach jener Invasion ein unbedeutender Theil des griechischen<lb/> Volkes. Der Name der Dorer wird von ihm nur zweimal erwähnt, derjenige<lb/> der Jonier in beschimpfender Weise (die das Gewand schleppenden), vom üvlischen<lb/> Stamme weiß er gar nichts. Er hat nur eine geringe Kenntniß von Kleinasien,<lb/> weil es nicht Schauplatz des Krieges um Troja ist. Er gedenkt nicht mit<lb/> einem Worte des großen Ereignisses der Wiederkehr der Herakliden. Der<lb/> Hymnus auf den delischen Apollo kann den Dichter der Ilias nicht zum Ver¬<lb/> fasser haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_439" next="#ID_440"> Im zweiten Theile versucht der Verfasser darzuthun, daß in den Gesängen<lb/> Homers Gegenstünde als Thatsachen geschildert werden, welche sich anderen<lb/> Thatsachen anreihen, die durch das Studium der ägyptischen Denkmäler in<lb/> Helles Licht gestellt worden sind, und daß wir eine große Anzahl von zerstreuten<lb/> Andentungen über Homers Bekanntschaft mit dem Osten und namentlich mit<lb/> ägyptischen Ereignissen und Zuständen sowohl in seinen Anschauttgeu voll der<lb/> Welt, als auch in seinen gelegentlichen Bemerkungen besitzen, woraus dann ge-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
bestimmten Perioden der Urgeschichte unseres Geschlechts angehört haben, zu
verknüpfen." Seine Arbeit soll „eine vernünftige Reaktion gegen die wider¬
sinnigen Ausschreitungen und Verirrungen des Zweifels" sein. Er ist der
Meinung, daß die homerischen Gesänge nicht blos in dem Sinne historisch
sind, als sie uns Bilder aus der ältesten Kultur der Griechen und anderer
Nationen geben, sondern auch insofern, als in ihrer Erzählung vom trojanischen
Kriege ein fester Kern von Geschichte liege. Er hat früher schon sich dahin
»llsgesprochen, daß zu vermuthen, Homer habe kurz nach dein Kampfe um Ilion
und vor der Eroberung des Peloponnesos durch die Dorer gelebt. Er glaubt
diese Ansichten jetzt bis zu einem gewissen Grade bestimmter beweisen und
weiter ausführen zu können. Er thut dies in einer Abhandlung, die in
zwei Theile zerfüllt, von denen der erste aus vier Aufsätzen in einleitender
Art über die Lage von Troja, über die Schliemcmuschen Funde, über den
Wohnort Homers und sein Leben vor der dorischen Eroberung und über
den Verfasser des Hymnus auf den delischen Apollo besteht. Seine Re¬
sultate sind hier folgende. Das homerische Troja hat beim heutigen Hissarlik,
nicht bei Bunarbaschi gelegen; es ist also eine Oertlichkeit vorhanden, die der
Hauptsache uach und in bestimmter Weise mit der von Homer gegebenen Schil¬
derung übereinstimmt. Der Zustand der Künste und Sitten in den Schilde¬
rungen der Ilias entspricht in wesentlichen Dingen den Entdeckungen, die
Schliemann bei seinen Ausgrabungen bei Hissarlik gemacht hat. Homer ist
ein europäischer, kein asiatischer Grieche gewesen, und er hat vor der Invasion
der Herakliden gelebt; denn er sang für sein Brot, er mußte sich deshalb im
Einklang mit der öffentlichen Meinung halten, er rühmt vorwiegend die Achüer,
diese aber waren nach jener Invasion ein unbedeutender Theil des griechischen
Volkes. Der Name der Dorer wird von ihm nur zweimal erwähnt, derjenige
der Jonier in beschimpfender Weise (die das Gewand schleppenden), vom üvlischen
Stamme weiß er gar nichts. Er hat nur eine geringe Kenntniß von Kleinasien,
weil es nicht Schauplatz des Krieges um Troja ist. Er gedenkt nicht mit
einem Worte des großen Ereignisses der Wiederkehr der Herakliden. Der
Hymnus auf den delischen Apollo kann den Dichter der Ilias nicht zum Ver¬
fasser haben.
Im zweiten Theile versucht der Verfasser darzuthun, daß in den Gesängen
Homers Gegenstünde als Thatsachen geschildert werden, welche sich anderen
Thatsachen anreihen, die durch das Studium der ägyptischen Denkmäler in
Helles Licht gestellt worden sind, und daß wir eine große Anzahl von zerstreuten
Andentungen über Homers Bekanntschaft mit dem Osten und namentlich mit
ägyptischen Ereignissen und Zuständen sowohl in seinen Anschauttgeu voll der
Welt, als auch in seinen gelegentlichen Bemerkungen besitzen, woraus dann ge-
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