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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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die Aussage: "Bei allen Negern ist die Trunksucht heimisch". Es
ist leider Thatsache, daß die in Afrika lebenden Europäer den Eingeborenen
in dieser Hinsicht mit dem schlechtesten Beispiel vorangehen, ebenso wahr aber,
daß ich unter den wenigen Europäern viel hänfiger Trunkene sah, als unter
den Tausenden von Negern. -- Ueber die Insel Se. Thome führt der Ver¬
sasser Citate von Dr. Ballin an, welche aber von Winwood Reate über Fer¬
nando Po herstammen. --

Es hieße die Geduld des Lesers auf eine unverdient harte Probe stellen,
wollten wir jenes recht amüsante Prachtstück populär wissenschaftlicher Komik
noch weiter und eingehender zergliedern; lassen wir es mit den wenigen Citaten,
denen wir noch eine ganz stattliche Reihe aus anderen Blättern "zur Be¬
lehrung und Unterhaltung" hinzufügen könnten, bewenden. Uns leitete hierbei
nur dex Gedanke, die Redaktionen derartiger Zeitschriften zu größerer Vorsicht
Ul der Wahl ihrer Mitarbeiter anzuregen, damit nicht etwa nach dem Vor¬
gänge des Gesundheitsamtes und dessen Untersuchungen nach Verfälschungen
von Lebensmitteln auch ein Cenfuramt nöthig werde, welches die Spreu vom
Reizen zu scheiden und jene populäre Verfälschung der Wissenschaften zu ver¬
hindern und zu bestrafen hat. Erinnern wir uns an jenes, auch auf unsere"
Fall anwendbare Wort Maximilians: "Bücher sind Seelenfutter, auch die
^cele kann Indigestionen bekommen!" --




Warnecke's Heraldische KunstlWier.

In alter Zeit, d. h, im fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert, da man
' ^'s und Jedes künstlerisch auszubilden bemüht war, stand die Kunst auch
Dienste der Heraldik. Die aus einem praktischen Bedürfniß entstandenen
'u>d aus frühern Jahrhunderten überlieferten, ursprünglich einfachen Wappen,
Wurden damals in reichster Weise ausgebildet. Die bedeutendsten Künstler
!^'r Zeit haben auf diesem Gebiete gearbeitet. -- In den letzten Jahrzehnten
^ Man bekanntlich vielfach und mit bestem Erfolge bemüht, die Kunst unserer
vrfahren nen zu beleben. Nun werden auch die Wappen, welche ihren ursprüng-
^ ehen Zweck -- leicht verständliche bildliche Zeichen für einen Namen -- freilich
"ugst verloren haben und für uns meist nur ein bequemes Ornament find,
^'eder in die Kunst und Kunstindustrie eingeführt. Die Heraldik, jetzt im
dienst der Kunst, beginnt wieder eine große Rolle zu spielen. Nun gilt
'


^"nzlwlni IV. 1877. 20

die Aussage: „Bei allen Negern ist die Trunksucht heimisch". Es
ist leider Thatsache, daß die in Afrika lebenden Europäer den Eingeborenen
in dieser Hinsicht mit dem schlechtesten Beispiel vorangehen, ebenso wahr aber,
daß ich unter den wenigen Europäern viel hänfiger Trunkene sah, als unter
den Tausenden von Negern. — Ueber die Insel Se. Thome führt der Ver¬
sasser Citate von Dr. Ballin an, welche aber von Winwood Reate über Fer¬
nando Po herstammen. —

Es hieße die Geduld des Lesers auf eine unverdient harte Probe stellen,
wollten wir jenes recht amüsante Prachtstück populär wissenschaftlicher Komik
noch weiter und eingehender zergliedern; lassen wir es mit den wenigen Citaten,
denen wir noch eine ganz stattliche Reihe aus anderen Blättern „zur Be¬
lehrung und Unterhaltung" hinzufügen könnten, bewenden. Uns leitete hierbei
nur dex Gedanke, die Redaktionen derartiger Zeitschriften zu größerer Vorsicht
Ul der Wahl ihrer Mitarbeiter anzuregen, damit nicht etwa nach dem Vor¬
gänge des Gesundheitsamtes und dessen Untersuchungen nach Verfälschungen
von Lebensmitteln auch ein Cenfuramt nöthig werde, welches die Spreu vom
Reizen zu scheiden und jene populäre Verfälschung der Wissenschaften zu ver¬
hindern und zu bestrafen hat. Erinnern wir uns an jenes, auch auf unsere»
Fall anwendbare Wort Maximilians: „Bücher sind Seelenfutter, auch die
^cele kann Indigestionen bekommen!" —




Warnecke's Heraldische KunstlWier.

In alter Zeit, d. h, im fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert, da man
' ^'s und Jedes künstlerisch auszubilden bemüht war, stand die Kunst auch
Dienste der Heraldik. Die aus einem praktischen Bedürfniß entstandenen
'u>d aus frühern Jahrhunderten überlieferten, ursprünglich einfachen Wappen,
Wurden damals in reichster Weise ausgebildet. Die bedeutendsten Künstler
!^'r Zeit haben auf diesem Gebiete gearbeitet. — In den letzten Jahrzehnten
^ Man bekanntlich vielfach und mit bestem Erfolge bemüht, die Kunst unserer
vrfahren nen zu beleben. Nun werden auch die Wappen, welche ihren ursprüng-
^ ehen Zweck — leicht verständliche bildliche Zeichen für einen Namen — freilich
"ugst verloren haben und für uns meist nur ein bequemes Ornament find,
^'eder in die Kunst und Kunstindustrie eingeführt. Die Heraldik, jetzt im
dienst der Kunst, beginnt wieder eine große Rolle zu spielen. Nun gilt
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[0157] die Aussage: „Bei allen Negern ist die Trunksucht heimisch". Es ist leider Thatsache, daß die in Afrika lebenden Europäer den Eingeborenen in dieser Hinsicht mit dem schlechtesten Beispiel vorangehen, ebenso wahr aber, daß ich unter den wenigen Europäern viel hänfiger Trunkene sah, als unter den Tausenden von Negern. — Ueber die Insel Se. Thome führt der Ver¬ sasser Citate von Dr. Ballin an, welche aber von Winwood Reate über Fer¬ nando Po herstammen. — Es hieße die Geduld des Lesers auf eine unverdient harte Probe stellen, wollten wir jenes recht amüsante Prachtstück populär wissenschaftlicher Komik noch weiter und eingehender zergliedern; lassen wir es mit den wenigen Citaten, denen wir noch eine ganz stattliche Reihe aus anderen Blättern „zur Be¬ lehrung und Unterhaltung" hinzufügen könnten, bewenden. Uns leitete hierbei nur dex Gedanke, die Redaktionen derartiger Zeitschriften zu größerer Vorsicht Ul der Wahl ihrer Mitarbeiter anzuregen, damit nicht etwa nach dem Vor¬ gänge des Gesundheitsamtes und dessen Untersuchungen nach Verfälschungen von Lebensmitteln auch ein Cenfuramt nöthig werde, welches die Spreu vom Reizen zu scheiden und jene populäre Verfälschung der Wissenschaften zu ver¬ hindern und zu bestrafen hat. Erinnern wir uns an jenes, auch auf unsere» Fall anwendbare Wort Maximilians: „Bücher sind Seelenfutter, auch die ^cele kann Indigestionen bekommen!" — Warnecke's Heraldische KunstlWier. In alter Zeit, d. h, im fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert, da man ' ^'s und Jedes künstlerisch auszubilden bemüht war, stand die Kunst auch Dienste der Heraldik. Die aus einem praktischen Bedürfniß entstandenen 'u>d aus frühern Jahrhunderten überlieferten, ursprünglich einfachen Wappen, Wurden damals in reichster Weise ausgebildet. Die bedeutendsten Künstler !^'r Zeit haben auf diesem Gebiete gearbeitet. — In den letzten Jahrzehnten ^ Man bekanntlich vielfach und mit bestem Erfolge bemüht, die Kunst unserer vrfahren nen zu beleben. Nun werden auch die Wappen, welche ihren ursprüng- ^ ehen Zweck — leicht verständliche bildliche Zeichen für einen Namen — freilich "ugst verloren haben und für uns meist nur ein bequemes Ornament find, ^'eder in die Kunst und Kunstindustrie eingeführt. Die Heraldik, jetzt im dienst der Kunst, beginnt wieder eine große Rolle zu spielen. Nun gilt ' ^«nzlwlni IV. 1877. 20

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/157>, abgerufen am 22.07.2024.