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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.

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ländische Sache vertreten. Es ist etwas von dem Geiste der alten Propheten
in den wuchtigen Sätzen des Verfassers, es wirkt wie Fichte's Reden an die deutsche
Nation erhebend und erfrischend noch heute, wo wir -- Dank den großen
Siegesjahren von 1866 und 1870 -- nicht mehr deu Verrath und Abfall
zu fürchten haben, gegen den es im Dienste der Wahrhaftigkeit, der Recht¬
schaffenheit und der patriotischen Ehrliebe mit solcher Energie die Geißel
schwang.

Von der "Neuen Volksbibliothek", die zu Stuttgart im Verlag von
Levy und Müller erscheint und, meist vou Männern der Wissenschaft geschrieben,
die Aufgabe verfolgt, durch unterhaltende, allgemein verständliche Bearbeitung
wichtiger Partien der Geschichte, der Geographie, der bildenden Kunst, der
Naturkunde u. s. w. zur Förderung der intellektuellen und sittlichen Bildung
unseres Volkes beizutragen, sind wieder eine Anzahl Hefte erschienen, die eine
Biographie Wallenstein's vou Professor Philippsou in Bonn, ein Leben Stein's
von Professor Kluckhohn, eine ausführliche Charakteristik Fichte's von Professor
Pfleiderer in Berlin, eine von Professor Kugler in Tübingen besorgte kurz¬
gefaßte Lebensbeschreibung der bekannten braven und derben Pfalzgräfin
Elisabeth Charlotte, der Schwägerin Ludwig's des Vierzehnten, enthalten. Wir
empfehlen das Unternehmen, an dem auch Männer wie Lübke und v. Noorden
mitzuarbeiten nicht verschmäht haben.


Briefe der Brüder Friedrich's des Großen an meine Großeltern.
Herausgegeben und bevorwortet von Leo Amadeus Graf Henckel Donners-
marck. Mit Portrait und Faksimile eines Briefes des Prinzen Heinrich von Preußen.
Berlin, 1877. F. Schneider u. Komp.

In dem Vorwort erfahren wir Ausführliches und nicht immer besonders
Interessantes über die Familie des Herausgebers und deren Geschichte. Die
Briefe selbst sind von den Prinzen Heinrich (dem bekannten nie besiegten Feld¬
herrn), August Wilhelm (Prinz von Preußen) und Ferdinand geschrieben und
theils an den Generalleutnant Viktor Amadeus Reichsgraf Henkel v. Donners¬
mark,-der 1793 zu Königsberg starb, theils an dessen Gemahlin gerichtet, die
nach einem wechselvollen Leben 1843 zu Weimar mit Tode abging. Die
Letztere gehörte durch schrankenlose Derbheit und Offenherzigkeit zu den origi¬
nellsten Erscheinungen in den Kreisen des Adels und der Höfe und war auch
sonst eine wunderliche alte Dame. Sie drechselte und blies mit Vorliebe das
Waldhorn. Am kürzesten Tage des Jahres illuminirte sie ihre Wohnung und
feierte ihn mit einem Feste für die weimarische und jenaer Gesellschaft. In
heiterer Laune schwur sie dabei, die Eva abzuohrfeigeu, wo sie ihrer im Jen¬
seits ansichtig werde, weil sie uns um das Paradies gebracht habe. Noch


ländische Sache vertreten. Es ist etwas von dem Geiste der alten Propheten
in den wuchtigen Sätzen des Verfassers, es wirkt wie Fichte's Reden an die deutsche
Nation erhebend und erfrischend noch heute, wo wir — Dank den großen
Siegesjahren von 1866 und 1870 — nicht mehr deu Verrath und Abfall
zu fürchten haben, gegen den es im Dienste der Wahrhaftigkeit, der Recht¬
schaffenheit und der patriotischen Ehrliebe mit solcher Energie die Geißel
schwang.

Von der „Neuen Volksbibliothek", die zu Stuttgart im Verlag von
Levy und Müller erscheint und, meist vou Männern der Wissenschaft geschrieben,
die Aufgabe verfolgt, durch unterhaltende, allgemein verständliche Bearbeitung
wichtiger Partien der Geschichte, der Geographie, der bildenden Kunst, der
Naturkunde u. s. w. zur Förderung der intellektuellen und sittlichen Bildung
unseres Volkes beizutragen, sind wieder eine Anzahl Hefte erschienen, die eine
Biographie Wallenstein's vou Professor Philippsou in Bonn, ein Leben Stein's
von Professor Kluckhohn, eine ausführliche Charakteristik Fichte's von Professor
Pfleiderer in Berlin, eine von Professor Kugler in Tübingen besorgte kurz¬
gefaßte Lebensbeschreibung der bekannten braven und derben Pfalzgräfin
Elisabeth Charlotte, der Schwägerin Ludwig's des Vierzehnten, enthalten. Wir
empfehlen das Unternehmen, an dem auch Männer wie Lübke und v. Noorden
mitzuarbeiten nicht verschmäht haben.


Briefe der Brüder Friedrich's des Großen an meine Großeltern.
Herausgegeben und bevorwortet von Leo Amadeus Graf Henckel Donners-
marck. Mit Portrait und Faksimile eines Briefes des Prinzen Heinrich von Preußen.
Berlin, 1877. F. Schneider u. Komp.

In dem Vorwort erfahren wir Ausführliches und nicht immer besonders
Interessantes über die Familie des Herausgebers und deren Geschichte. Die
Briefe selbst sind von den Prinzen Heinrich (dem bekannten nie besiegten Feld¬
herrn), August Wilhelm (Prinz von Preußen) und Ferdinand geschrieben und
theils an den Generalleutnant Viktor Amadeus Reichsgraf Henkel v. Donners¬
mark,-der 1793 zu Königsberg starb, theils an dessen Gemahlin gerichtet, die
nach einem wechselvollen Leben 1843 zu Weimar mit Tode abging. Die
Letztere gehörte durch schrankenlose Derbheit und Offenherzigkeit zu den origi¬
nellsten Erscheinungen in den Kreisen des Adels und der Höfe und war auch
sonst eine wunderliche alte Dame. Sie drechselte und blies mit Vorliebe das
Waldhorn. Am kürzesten Tage des Jahres illuminirte sie ihre Wohnung und
feierte ihn mit einem Feste für die weimarische und jenaer Gesellschaft. In
heiterer Laune schwur sie dabei, die Eva abzuohrfeigeu, wo sie ihrer im Jen¬
seits ansichtig werde, weil sie uns um das Paradies gebracht habe. Noch


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[0518] ländische Sache vertreten. Es ist etwas von dem Geiste der alten Propheten in den wuchtigen Sätzen des Verfassers, es wirkt wie Fichte's Reden an die deutsche Nation erhebend und erfrischend noch heute, wo wir — Dank den großen Siegesjahren von 1866 und 1870 — nicht mehr deu Verrath und Abfall zu fürchten haben, gegen den es im Dienste der Wahrhaftigkeit, der Recht¬ schaffenheit und der patriotischen Ehrliebe mit solcher Energie die Geißel schwang. Von der „Neuen Volksbibliothek", die zu Stuttgart im Verlag von Levy und Müller erscheint und, meist vou Männern der Wissenschaft geschrieben, die Aufgabe verfolgt, durch unterhaltende, allgemein verständliche Bearbeitung wichtiger Partien der Geschichte, der Geographie, der bildenden Kunst, der Naturkunde u. s. w. zur Förderung der intellektuellen und sittlichen Bildung unseres Volkes beizutragen, sind wieder eine Anzahl Hefte erschienen, die eine Biographie Wallenstein's vou Professor Philippsou in Bonn, ein Leben Stein's von Professor Kluckhohn, eine ausführliche Charakteristik Fichte's von Professor Pfleiderer in Berlin, eine von Professor Kugler in Tübingen besorgte kurz¬ gefaßte Lebensbeschreibung der bekannten braven und derben Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte, der Schwägerin Ludwig's des Vierzehnten, enthalten. Wir empfehlen das Unternehmen, an dem auch Männer wie Lübke und v. Noorden mitzuarbeiten nicht verschmäht haben. Briefe der Brüder Friedrich's des Großen an meine Großeltern. Herausgegeben und bevorwortet von Leo Amadeus Graf Henckel Donners- marck. Mit Portrait und Faksimile eines Briefes des Prinzen Heinrich von Preußen. Berlin, 1877. F. Schneider u. Komp. In dem Vorwort erfahren wir Ausführliches und nicht immer besonders Interessantes über die Familie des Herausgebers und deren Geschichte. Die Briefe selbst sind von den Prinzen Heinrich (dem bekannten nie besiegten Feld¬ herrn), August Wilhelm (Prinz von Preußen) und Ferdinand geschrieben und theils an den Generalleutnant Viktor Amadeus Reichsgraf Henkel v. Donners¬ mark,-der 1793 zu Königsberg starb, theils an dessen Gemahlin gerichtet, die nach einem wechselvollen Leben 1843 zu Weimar mit Tode abging. Die Letztere gehörte durch schrankenlose Derbheit und Offenherzigkeit zu den origi¬ nellsten Erscheinungen in den Kreisen des Adels und der Höfe und war auch sonst eine wunderliche alte Dame. Sie drechselte und blies mit Vorliebe das Waldhorn. Am kürzesten Tage des Jahres illuminirte sie ihre Wohnung und feierte ihn mit einem Feste für die weimarische und jenaer Gesellschaft. In heiterer Laune schwur sie dabei, die Eva abzuohrfeigeu, wo sie ihrer im Jen¬ seits ansichtig werde, weil sie uns um das Paradies gebracht habe. Noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157642/518>, abgerufen am 26.06.2024.