Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

v. Chr.) bis auf die Gegenwart, wie es scheint, vorwiegend vom Heraus¬
geber zusammengestellt, dann einen Excurs über die Hieroglyphenschrift
von Prof. Ebers,*) eine Darstellung der Götterlehre des Pharaonenvolkes,
einen von Prof. Svein verfaßten Abriß der Dogmen des Islam, woran sich
Mittheilungen über Sitten und Bräuche der Muhamedaner schließen, ferner
einen Ueberblick über die altägyptische Kunst in ihrer Entwickelung, auf den
eine Betrachtung der Baukunst der Araber folgt, deren Verfasser der Architekt
Franz Bey in Kairo ist. Den Schluß dieses Abschnittes bildet die obener¬
wähnte Beigabe in Betreff der arabischen Sprache nebst angehängtem Vocabular.

Der zweite Theil des Buches führt uns dann nach den fehenswürdigsten
Orten und Gegenden des Deltas und des Nilthales bis nach Mittelägypten
und zuletzt nach der Halbinsel am Rothen Meere, welche den Sinai einschließt.
Die Wanderung beginnt mit einem Gange durch Alexandrien und Ausflügen
nach sehenswerthen Orten in dessen Umgebung. Dann begeben wir uns, der
Eisenbahn folgend, am mnreotischen Sumpfsee hin und über Tarda (die be¬
rühmte Wallfahrtsstadt, zu deren Messen sich eine halbe Million Käufer, Ver¬
käufer und Vergnügungsjäger einzustellen pflegen) und Benda nach Kairo, von
dem und dessen Umgebungen rechts vom Nil wir eine sehr ausführliche (fast
hundert kleingedruckte Seiten starke) Schilderung erhalten. Darauf besuchen
wir mit unsern: Führer das Pyramidenfeld von Gizeh, überall aufs Gründ¬
lichste über alle in Betracht kommenden Verhältnisse, Geschichte, Lage, Bau
dieser Riesenbauten unterrichtet, betrachten den Sphinx und die Bauwerke in
dessen Nachbarschaft und folgen dann dem Leitfaden über Abusir mit feinen
wenig bedeutenden Pyramiden nach Sakkara und den von Mariette zum Theil
blosgelegten Begräbnisstätten des alten Memphis, wo uns namentlich die
dortige Stufenpyramide, das Serapeum und die Gruft der Apisstiere in
Anspruch nehmen. Nach Kairo zurückgekehrt, unternehmen wir einen Ausflug
nach Suez, der Mosesquelle und dem Rothen Meer. Dann wird der große
maritime Kanal in Augenschein genommen, der von hier bis Port Said am



'5 *) Damit anderen Besprechungen des obengenannten Buches gegenüber der Wahrheit die
Ehre und Jedem sein Recht werde, bemerken wir, daß Herr Professor Ebers nur einen kleinen
Theil desselben verfaßt hat, -- beiläufig wie er auch nur der erste Käufer, nicht aber der
Entdecker oder gar der Finder des jetzt nach ihm benannten Coder oder Papyros
Ebers ist. Herr E. sollte allerdings das Buch schreiben und ging zu diesem Zwecke auf
Herrn Baedekers Kosten nach Aegypten; das von ihm gelieferte Opus erwies sich aber als
völlig ungenügend, theilweise auch als unbrauchbar, und so war der Herausgeber genöthigt,
dasselbe einer gründlichen Ergänzung und Umgestaltung zu unterziehen. Der oben ge¬
nannte Reiseführer ist also im Wesentlichen sein. Herrn Karl Baedekers,
Buch, nicht das Buch des Herrn Professors und R venar schriststell ers Eber s.
Man bemühe sich nicht mit Widerspruch gegen unsere Behauptungen, die Beweise für letztere
send in unsern Händen.

v. Chr.) bis auf die Gegenwart, wie es scheint, vorwiegend vom Heraus¬
geber zusammengestellt, dann einen Excurs über die Hieroglyphenschrift
von Prof. Ebers,*) eine Darstellung der Götterlehre des Pharaonenvolkes,
einen von Prof. Svein verfaßten Abriß der Dogmen des Islam, woran sich
Mittheilungen über Sitten und Bräuche der Muhamedaner schließen, ferner
einen Ueberblick über die altägyptische Kunst in ihrer Entwickelung, auf den
eine Betrachtung der Baukunst der Araber folgt, deren Verfasser der Architekt
Franz Bey in Kairo ist. Den Schluß dieses Abschnittes bildet die obener¬
wähnte Beigabe in Betreff der arabischen Sprache nebst angehängtem Vocabular.

Der zweite Theil des Buches führt uns dann nach den fehenswürdigsten
Orten und Gegenden des Deltas und des Nilthales bis nach Mittelägypten
und zuletzt nach der Halbinsel am Rothen Meere, welche den Sinai einschließt.
Die Wanderung beginnt mit einem Gange durch Alexandrien und Ausflügen
nach sehenswerthen Orten in dessen Umgebung. Dann begeben wir uns, der
Eisenbahn folgend, am mnreotischen Sumpfsee hin und über Tarda (die be¬
rühmte Wallfahrtsstadt, zu deren Messen sich eine halbe Million Käufer, Ver¬
käufer und Vergnügungsjäger einzustellen pflegen) und Benda nach Kairo, von
dem und dessen Umgebungen rechts vom Nil wir eine sehr ausführliche (fast
hundert kleingedruckte Seiten starke) Schilderung erhalten. Darauf besuchen
wir mit unsern: Führer das Pyramidenfeld von Gizeh, überall aufs Gründ¬
lichste über alle in Betracht kommenden Verhältnisse, Geschichte, Lage, Bau
dieser Riesenbauten unterrichtet, betrachten den Sphinx und die Bauwerke in
dessen Nachbarschaft und folgen dann dem Leitfaden über Abusir mit feinen
wenig bedeutenden Pyramiden nach Sakkara und den von Mariette zum Theil
blosgelegten Begräbnisstätten des alten Memphis, wo uns namentlich die
dortige Stufenpyramide, das Serapeum und die Gruft der Apisstiere in
Anspruch nehmen. Nach Kairo zurückgekehrt, unternehmen wir einen Ausflug
nach Suez, der Mosesquelle und dem Rothen Meer. Dann wird der große
maritime Kanal in Augenschein genommen, der von hier bis Port Said am



'5 *) Damit anderen Besprechungen des obengenannten Buches gegenüber der Wahrheit die
Ehre und Jedem sein Recht werde, bemerken wir, daß Herr Professor Ebers nur einen kleinen
Theil desselben verfaßt hat, — beiläufig wie er auch nur der erste Käufer, nicht aber der
Entdecker oder gar der Finder des jetzt nach ihm benannten Coder oder Papyros
Ebers ist. Herr E. sollte allerdings das Buch schreiben und ging zu diesem Zwecke auf
Herrn Baedekers Kosten nach Aegypten; das von ihm gelieferte Opus erwies sich aber als
völlig ungenügend, theilweise auch als unbrauchbar, und so war der Herausgeber genöthigt,
dasselbe einer gründlichen Ergänzung und Umgestaltung zu unterziehen. Der oben ge¬
nannte Reiseführer ist also im Wesentlichen sein. Herrn Karl Baedekers,
Buch, nicht das Buch des Herrn Professors und R venar schriststell ers Eber s.
Man bemühe sich nicht mit Widerspruch gegen unsere Behauptungen, die Beweise für letztere
send in unsern Händen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0045" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137218"/>
          <p xml:id="ID_152" prev="#ID_151"> v. Chr.) bis auf die Gegenwart, wie es scheint, vorwiegend vom Heraus¬<lb/>
geber zusammengestellt, dann einen Excurs über die Hieroglyphenschrift<lb/>
von Prof. Ebers,*) eine Darstellung der Götterlehre des Pharaonenvolkes,<lb/>
einen von Prof. Svein verfaßten Abriß der Dogmen des Islam, woran sich<lb/>
Mittheilungen über Sitten und Bräuche der Muhamedaner schließen, ferner<lb/>
einen Ueberblick über die altägyptische Kunst in ihrer Entwickelung, auf den<lb/>
eine Betrachtung der Baukunst der Araber folgt, deren Verfasser der Architekt<lb/>
Franz Bey in Kairo ist. Den Schluß dieses Abschnittes bildet die obener¬<lb/>
wähnte Beigabe in Betreff der arabischen Sprache nebst angehängtem Vocabular.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_153" next="#ID_154"> Der zweite Theil des Buches führt uns dann nach den fehenswürdigsten<lb/>
Orten und Gegenden des Deltas und des Nilthales bis nach Mittelägypten<lb/>
und zuletzt nach der Halbinsel am Rothen Meere, welche den Sinai einschließt.<lb/>
Die Wanderung beginnt mit einem Gange durch Alexandrien und Ausflügen<lb/>
nach sehenswerthen Orten in dessen Umgebung. Dann begeben wir uns, der<lb/>
Eisenbahn folgend, am mnreotischen Sumpfsee hin und über Tarda (die be¬<lb/>
rühmte Wallfahrtsstadt, zu deren Messen sich eine halbe Million Käufer, Ver¬<lb/>
käufer und Vergnügungsjäger einzustellen pflegen) und Benda nach Kairo, von<lb/>
dem und dessen Umgebungen rechts vom Nil wir eine sehr ausführliche (fast<lb/>
hundert kleingedruckte Seiten starke) Schilderung erhalten. Darauf besuchen<lb/>
wir mit unsern: Führer das Pyramidenfeld von Gizeh, überall aufs Gründ¬<lb/>
lichste über alle in Betracht kommenden Verhältnisse, Geschichte, Lage, Bau<lb/>
dieser Riesenbauten unterrichtet, betrachten den Sphinx und die Bauwerke in<lb/>
dessen Nachbarschaft und folgen dann dem Leitfaden über Abusir mit feinen<lb/>
wenig bedeutenden Pyramiden nach Sakkara und den von Mariette zum Theil<lb/>
blosgelegten Begräbnisstätten des alten Memphis, wo uns namentlich die<lb/>
dortige Stufenpyramide, das Serapeum und die Gruft der Apisstiere in<lb/>
Anspruch nehmen. Nach Kairo zurückgekehrt, unternehmen wir einen Ausflug<lb/>
nach Suez, der Mosesquelle und dem Rothen Meer. Dann wird der große<lb/>
maritime Kanal in Augenschein genommen, der von hier bis Port Said am</p><lb/>
          <note xml:id="FID_3" place="foot"> '5 *) Damit anderen Besprechungen des obengenannten Buches gegenüber der Wahrheit die<lb/>
Ehre und Jedem sein Recht werde, bemerken wir, daß Herr Professor Ebers nur einen kleinen<lb/>
Theil desselben verfaßt hat, &#x2014; beiläufig wie er auch nur der erste Käufer, nicht aber der<lb/>
Entdecker oder gar der Finder des jetzt nach ihm benannten Coder oder Papyros<lb/>
Ebers ist. Herr E. sollte allerdings das Buch schreiben und ging zu diesem Zwecke auf<lb/>
Herrn Baedekers Kosten nach Aegypten; das von ihm gelieferte Opus erwies sich aber als<lb/>
völlig ungenügend, theilweise auch als unbrauchbar, und so war der Herausgeber genöthigt,<lb/>
dasselbe einer gründlichen Ergänzung und Umgestaltung zu unterziehen. Der oben ge¬<lb/>
nannte Reiseführer ist also im Wesentlichen sein. Herrn Karl Baedekers,<lb/>
Buch, nicht das Buch des Herrn Professors und R venar schriststell ers Eber s.<lb/>
Man bemühe sich nicht mit Widerspruch gegen unsere Behauptungen, die Beweise für letztere<lb/>
send in unsern Händen.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] v. Chr.) bis auf die Gegenwart, wie es scheint, vorwiegend vom Heraus¬ geber zusammengestellt, dann einen Excurs über die Hieroglyphenschrift von Prof. Ebers,*) eine Darstellung der Götterlehre des Pharaonenvolkes, einen von Prof. Svein verfaßten Abriß der Dogmen des Islam, woran sich Mittheilungen über Sitten und Bräuche der Muhamedaner schließen, ferner einen Ueberblick über die altägyptische Kunst in ihrer Entwickelung, auf den eine Betrachtung der Baukunst der Araber folgt, deren Verfasser der Architekt Franz Bey in Kairo ist. Den Schluß dieses Abschnittes bildet die obener¬ wähnte Beigabe in Betreff der arabischen Sprache nebst angehängtem Vocabular. Der zweite Theil des Buches führt uns dann nach den fehenswürdigsten Orten und Gegenden des Deltas und des Nilthales bis nach Mittelägypten und zuletzt nach der Halbinsel am Rothen Meere, welche den Sinai einschließt. Die Wanderung beginnt mit einem Gange durch Alexandrien und Ausflügen nach sehenswerthen Orten in dessen Umgebung. Dann begeben wir uns, der Eisenbahn folgend, am mnreotischen Sumpfsee hin und über Tarda (die be¬ rühmte Wallfahrtsstadt, zu deren Messen sich eine halbe Million Käufer, Ver¬ käufer und Vergnügungsjäger einzustellen pflegen) und Benda nach Kairo, von dem und dessen Umgebungen rechts vom Nil wir eine sehr ausführliche (fast hundert kleingedruckte Seiten starke) Schilderung erhalten. Darauf besuchen wir mit unsern: Führer das Pyramidenfeld von Gizeh, überall aufs Gründ¬ lichste über alle in Betracht kommenden Verhältnisse, Geschichte, Lage, Bau dieser Riesenbauten unterrichtet, betrachten den Sphinx und die Bauwerke in dessen Nachbarschaft und folgen dann dem Leitfaden über Abusir mit feinen wenig bedeutenden Pyramiden nach Sakkara und den von Mariette zum Theil blosgelegten Begräbnisstätten des alten Memphis, wo uns namentlich die dortige Stufenpyramide, das Serapeum und die Gruft der Apisstiere in Anspruch nehmen. Nach Kairo zurückgekehrt, unternehmen wir einen Ausflug nach Suez, der Mosesquelle und dem Rothen Meer. Dann wird der große maritime Kanal in Augenschein genommen, der von hier bis Port Said am '5 *) Damit anderen Besprechungen des obengenannten Buches gegenüber der Wahrheit die Ehre und Jedem sein Recht werde, bemerken wir, daß Herr Professor Ebers nur einen kleinen Theil desselben verfaßt hat, — beiläufig wie er auch nur der erste Käufer, nicht aber der Entdecker oder gar der Finder des jetzt nach ihm benannten Coder oder Papyros Ebers ist. Herr E. sollte allerdings das Buch schreiben und ging zu diesem Zwecke auf Herrn Baedekers Kosten nach Aegypten; das von ihm gelieferte Opus erwies sich aber als völlig ungenügend, theilweise auch als unbrauchbar, und so war der Herausgeber genöthigt, dasselbe einer gründlichen Ergänzung und Umgestaltung zu unterziehen. Der oben ge¬ nannte Reiseführer ist also im Wesentlichen sein. Herrn Karl Baedekers, Buch, nicht das Buch des Herrn Professors und R venar schriststell ers Eber s. Man bemühe sich nicht mit Widerspruch gegen unsere Behauptungen, die Beweise für letztere send in unsern Händen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/45
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/45>, abgerufen am 23.07.2024.