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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Literatur.
Die Rheinschifffahrt Straßburgs in früherer Zeit und die Stra߬
burger S chiffslcut-Zunft. Nach archivalischen und andern Quellen
bearbeitet von Carl Lo'ver. Straßburg, Verlag von
Karl Trübner. 1877,

Die Lage Straßburgs zwischen Rhein und Ill, nicht fern vom Ausfluß
der Kinzig, ließ dessen Bewohner frühzeitig an die Benutzung dieser Wasserwege
denken, und es ist glaublich, daß Schiffer von hier zuerst den Rhein zu einer
Handelsstraße gemacht haben, indem sie ihn aus einem großartigen Wildwasser,
ähnlich deu Ströme" im fernen Westen Amerikas, in einen den Schiffen nicht
mehr gefährlichen Fluß verwandeltem Daß der Beginn der Schifffahrt auf
demselben auf die Straßburger zurückzuführen ist, entspricht den natürlichen
Verhältnissen; denn der Handelszug bewegte sich im Mittelalter rheinabwärts,
und der Fluß war erst von Straßburg ans für die aus Italien, Südfrank¬
reich und der Schweiz kommenden Waaren zu benutzen. Einen beträchtlichen
Aufschwung nahm die Schifffahrt, als sich der Welthandel nach den Nieder¬
landen zog und in Brügge und Antwerpen die Kaufleute aller Länder zu¬
sammentrafen. Aber schon unter Karl dem Großen dehnte sie sich bis an die
Mündungen des Rheins und der Scheide aus. Sehr alt ist auch die vom
Titel unsrer Schrift genannte Zunft, die zu den vornehmsten der alten Ge-
werbsgenossenschaften der Stadt gehörte. Sie war schon 1331 eine selbständige
Gesellschaft und faßte 1350 ihre Statuten ab, deren Originalexemplar bis 1870
vorhanden war, wo es mit dem Brande der Stadtbibliothek zu Grunde ging;
erst 1789 verschwand sie wie die andern Zünfte mit der Verfassung der Stadt,
obschon das Gewerbe der Rheiuschiffer in stets sich vermindernden Umfange bis
in die Zeit der Eisenbahnen und Dampfboote fortbestanden hat. Der Verfasser
schildert nun nach einem Blick anf die Rheinschifffahrt in den frühesten Zeiten
zunächst das Straßburger Zunftwesen im Allgemeinen und die Schifferzunft im
Besonderen. Wir bekommen ein Bild ihrer Organisation in den Jahren 1350,
1446, 1717 und 1752 und einen Ueberblick über ihre Spiele und Turniere
sowie über ihre äußeren Beziehungen, und schließlich folgen eine Anzahl alter
Dokumente, die sich auf die Geschichte derselben beziehen.


Heinrich Zschokkes sämmtliche Novellen. 12 Theile.
Berlin, Verlag von Erich Wallroth.

Zschokke gehört mit Wilibald Alexis und Spindler zu unsern besten No¬
vellisten und Romanschriftstellern, er wird noch eine gute Weile fortleben und


Literatur.
Die Rheinschifffahrt Straßburgs in früherer Zeit und die Stra߬
burger S chiffslcut-Zunft. Nach archivalischen und andern Quellen
bearbeitet von Carl Lo'ver. Straßburg, Verlag von
Karl Trübner. 1877,

Die Lage Straßburgs zwischen Rhein und Ill, nicht fern vom Ausfluß
der Kinzig, ließ dessen Bewohner frühzeitig an die Benutzung dieser Wasserwege
denken, und es ist glaublich, daß Schiffer von hier zuerst den Rhein zu einer
Handelsstraße gemacht haben, indem sie ihn aus einem großartigen Wildwasser,
ähnlich deu Ströme» im fernen Westen Amerikas, in einen den Schiffen nicht
mehr gefährlichen Fluß verwandeltem Daß der Beginn der Schifffahrt auf
demselben auf die Straßburger zurückzuführen ist, entspricht den natürlichen
Verhältnissen; denn der Handelszug bewegte sich im Mittelalter rheinabwärts,
und der Fluß war erst von Straßburg ans für die aus Italien, Südfrank¬
reich und der Schweiz kommenden Waaren zu benutzen. Einen beträchtlichen
Aufschwung nahm die Schifffahrt, als sich der Welthandel nach den Nieder¬
landen zog und in Brügge und Antwerpen die Kaufleute aller Länder zu¬
sammentrafen. Aber schon unter Karl dem Großen dehnte sie sich bis an die
Mündungen des Rheins und der Scheide aus. Sehr alt ist auch die vom
Titel unsrer Schrift genannte Zunft, die zu den vornehmsten der alten Ge-
werbsgenossenschaften der Stadt gehörte. Sie war schon 1331 eine selbständige
Gesellschaft und faßte 1350 ihre Statuten ab, deren Originalexemplar bis 1870
vorhanden war, wo es mit dem Brande der Stadtbibliothek zu Grunde ging;
erst 1789 verschwand sie wie die andern Zünfte mit der Verfassung der Stadt,
obschon das Gewerbe der Rheiuschiffer in stets sich vermindernden Umfange bis
in die Zeit der Eisenbahnen und Dampfboote fortbestanden hat. Der Verfasser
schildert nun nach einem Blick anf die Rheinschifffahrt in den frühesten Zeiten
zunächst das Straßburger Zunftwesen im Allgemeinen und die Schifferzunft im
Besonderen. Wir bekommen ein Bild ihrer Organisation in den Jahren 1350,
1446, 1717 und 1752 und einen Ueberblick über ihre Spiele und Turniere
sowie über ihre äußeren Beziehungen, und schließlich folgen eine Anzahl alter
Dokumente, die sich auf die Geschichte derselben beziehen.


Heinrich Zschokkes sämmtliche Novellen. 12 Theile.
Berlin, Verlag von Erich Wallroth.

Zschokke gehört mit Wilibald Alexis und Spindler zu unsern besten No¬
vellisten und Romanschriftstellern, er wird noch eine gute Weile fortleben und


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[0446] Literatur. Die Rheinschifffahrt Straßburgs in früherer Zeit und die Stra߬ burger S chiffslcut-Zunft. Nach archivalischen und andern Quellen bearbeitet von Carl Lo'ver. Straßburg, Verlag von Karl Trübner. 1877, Die Lage Straßburgs zwischen Rhein und Ill, nicht fern vom Ausfluß der Kinzig, ließ dessen Bewohner frühzeitig an die Benutzung dieser Wasserwege denken, und es ist glaublich, daß Schiffer von hier zuerst den Rhein zu einer Handelsstraße gemacht haben, indem sie ihn aus einem großartigen Wildwasser, ähnlich deu Ströme» im fernen Westen Amerikas, in einen den Schiffen nicht mehr gefährlichen Fluß verwandeltem Daß der Beginn der Schifffahrt auf demselben auf die Straßburger zurückzuführen ist, entspricht den natürlichen Verhältnissen; denn der Handelszug bewegte sich im Mittelalter rheinabwärts, und der Fluß war erst von Straßburg ans für die aus Italien, Südfrank¬ reich und der Schweiz kommenden Waaren zu benutzen. Einen beträchtlichen Aufschwung nahm die Schifffahrt, als sich der Welthandel nach den Nieder¬ landen zog und in Brügge und Antwerpen die Kaufleute aller Länder zu¬ sammentrafen. Aber schon unter Karl dem Großen dehnte sie sich bis an die Mündungen des Rheins und der Scheide aus. Sehr alt ist auch die vom Titel unsrer Schrift genannte Zunft, die zu den vornehmsten der alten Ge- werbsgenossenschaften der Stadt gehörte. Sie war schon 1331 eine selbständige Gesellschaft und faßte 1350 ihre Statuten ab, deren Originalexemplar bis 1870 vorhanden war, wo es mit dem Brande der Stadtbibliothek zu Grunde ging; erst 1789 verschwand sie wie die andern Zünfte mit der Verfassung der Stadt, obschon das Gewerbe der Rheiuschiffer in stets sich vermindernden Umfange bis in die Zeit der Eisenbahnen und Dampfboote fortbestanden hat. Der Verfasser schildert nun nach einem Blick anf die Rheinschifffahrt in den frühesten Zeiten zunächst das Straßburger Zunftwesen im Allgemeinen und die Schifferzunft im Besonderen. Wir bekommen ein Bild ihrer Organisation in den Jahren 1350, 1446, 1717 und 1752 und einen Ueberblick über ihre Spiele und Turniere sowie über ihre äußeren Beziehungen, und schließlich folgen eine Anzahl alter Dokumente, die sich auf die Geschichte derselben beziehen. Heinrich Zschokkes sämmtliche Novellen. 12 Theile. Berlin, Verlag von Erich Wallroth. Zschokke gehört mit Wilibald Alexis und Spindler zu unsern besten No¬ vellisten und Romanschriftstellern, er wird noch eine gute Weile fortleben und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/446>, abgerufen am 03.07.2024.