Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.Dieses Land wurde also gar nicht regelmäßig bestellt, bis es Thaer 1610 1. Dreschhafer einführig bestellt. 2. Bräche gedüngt und, wo es früher nicht geschehen, gemergelt, dann ein Theil mit Kartoffeln belegt. 3. Winterung. Nach den Kartoffeln jedoch Gerste. 4. Erbsen. 5. 6. 7. 8. Weide. Der Mergel lag uicht sehr tief und wurde mit Hacken abgebrochen und Nachdem Thaer sich bis dahin mit einer kleinen Hcnnmelheerde zur Be¬ Dieses Land wurde also gar nicht regelmäßig bestellt, bis es Thaer 1610 1. Dreschhafer einführig bestellt. 2. Bräche gedüngt und, wo es früher nicht geschehen, gemergelt, dann ein Theil mit Kartoffeln belegt. 3. Winterung. Nach den Kartoffeln jedoch Gerste. 4. Erbsen. 5. 6. 7. 8. Weide. Der Mergel lag uicht sehr tief und wurde mit Hacken abgebrochen und Nachdem Thaer sich bis dahin mit einer kleinen Hcnnmelheerde zur Be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137555"/> <p xml:id="ID_1252"> Dieses Land wurde also gar nicht regelmäßig bestellt, bis es Thaer 1610<lb/> gelang, den Acker zweier wüster Bauernhöfe im Reichenow zu erwerben und<lb/> an seine Grenze legen zu lassen. Da dieser vom Dorfe weit abgelegne Boden,<lb/> der nie gedüngt worden und deshalb aufs Aeußerste erschöpft war, als sechs¬<lb/> jähriges Roggenland angesprochen werden mußte, so gab die Gemeinde mit<lb/> größter Bereitwilligkeit Thaer drei Morgen für einen von dem besseren, nahe<lb/> beim Dorfe gelegenen Lande. Thaer bekam auf diese Weise über sechshundert<lb/> Morgen, von denen 350 ihrer Grnndmischnng nach guter Mittelboden, das<lb/> andere aber größtentheils schlechter Sandboden war. Thaer theilte dieses Land<lb/> in Verbindung mit jenem bisher kaum bestellten Außenkante und einigen den<lb/> sieben Hauptschlägen abgenommenen Streifen in acht neue Schläge, von denen<lb/> jeder 90 Morgen der Kultur werthen Landes enthalten sollte. Die dazwischen<lb/> liegenden ganz dürren, blos aus Grant und Steingrus bestehenden Stellen<lb/> wurden je nach ihrer Größe mit Kiefern oder Ginster besäet. Die neuen<lb/> Schläge wurden nach und nach von Steinen gereinigt und durch Mergel, Moder<lb/> oder Düngung so in Kultur gebracht, daß der erschöpfte Boden sich voll¬<lb/> ständig wieder erholte und schließlich die folgende Fruchtfolge zu ertragen im<lb/> Stande war:</p><lb/> <list> <item> 1. Dreschhafer einführig bestellt.</item> <item> 2. Bräche gedüngt und, wo es früher nicht geschehen, gemergelt, dann<lb/> ein Theil mit Kartoffeln belegt.</item> <item> 3. Winterung. Nach den Kartoffeln jedoch Gerste.</item> <item> 4. Erbsen.</item> <item> 5. 6. 7. 8. Weide.</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_1253"> Der Mergel lag uicht sehr tief und wurde mit Hacken abgebrochen und<lb/> mit einspännigen Stnrzkarren weggefahren. Zu einer erfolgreichen Mergelnng<lb/> waren 180 Karren auf den Morgen erforderlich, die etwa vierthalb Thaler<lb/> Kosten verursachten. Auch Luzerne wurde eingeführt und zehn Pfund davon<lb/> ans den Morgen ausgesäet. Nachdem sie im folgenden Frühjahr scharf durch¬<lb/> geeggt worden, wurde sie schwach gegypst. Das scharfe Eggen wiederholte man<lb/> aber nur einmal im Jahre, dagegen erhielt die Luzerue abwechselnd den Haus¬<lb/> schlamm und die im Haushalt gemachte Seifenfiederasche zur Düngung. Die<lb/> ganze mit Luzerne bewachsene Flüche betrug schließlich 35 Morgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1254" next="#ID_1255"> Nachdem Thaer sich bis dahin mit einer kleinen Hcnnmelheerde zur Be¬<lb/> nutzung der schlechteren Weide beholfen hatte, konnte er jetzt wieder ans die<lb/> schon zu Anfang beabsichtigte Einrichtung einer reinen Merinoschüferei zurück¬<lb/> kommen. Zu diesem Zwecke kaufte er in den Jahren 1811 und 1812 eine Heerde<lb/> von 150 Stück nebst zwei Böcken von edelster Qualität, und da sein nächstes Ziel<lb/> Zumahl und Vermehrung war, so wurde die Paarung mit sorgfältigster Aus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
Dieses Land wurde also gar nicht regelmäßig bestellt, bis es Thaer 1610
gelang, den Acker zweier wüster Bauernhöfe im Reichenow zu erwerben und
an seine Grenze legen zu lassen. Da dieser vom Dorfe weit abgelegne Boden,
der nie gedüngt worden und deshalb aufs Aeußerste erschöpft war, als sechs¬
jähriges Roggenland angesprochen werden mußte, so gab die Gemeinde mit
größter Bereitwilligkeit Thaer drei Morgen für einen von dem besseren, nahe
beim Dorfe gelegenen Lande. Thaer bekam auf diese Weise über sechshundert
Morgen, von denen 350 ihrer Grnndmischnng nach guter Mittelboden, das
andere aber größtentheils schlechter Sandboden war. Thaer theilte dieses Land
in Verbindung mit jenem bisher kaum bestellten Außenkante und einigen den
sieben Hauptschlägen abgenommenen Streifen in acht neue Schläge, von denen
jeder 90 Morgen der Kultur werthen Landes enthalten sollte. Die dazwischen
liegenden ganz dürren, blos aus Grant und Steingrus bestehenden Stellen
wurden je nach ihrer Größe mit Kiefern oder Ginster besäet. Die neuen
Schläge wurden nach und nach von Steinen gereinigt und durch Mergel, Moder
oder Düngung so in Kultur gebracht, daß der erschöpfte Boden sich voll¬
ständig wieder erholte und schließlich die folgende Fruchtfolge zu ertragen im
Stande war:
1. Dreschhafer einführig bestellt.
2. Bräche gedüngt und, wo es früher nicht geschehen, gemergelt, dann
ein Theil mit Kartoffeln belegt.
3. Winterung. Nach den Kartoffeln jedoch Gerste.
4. Erbsen.
5. 6. 7. 8. Weide.
Der Mergel lag uicht sehr tief und wurde mit Hacken abgebrochen und
mit einspännigen Stnrzkarren weggefahren. Zu einer erfolgreichen Mergelnng
waren 180 Karren auf den Morgen erforderlich, die etwa vierthalb Thaler
Kosten verursachten. Auch Luzerne wurde eingeführt und zehn Pfund davon
ans den Morgen ausgesäet. Nachdem sie im folgenden Frühjahr scharf durch¬
geeggt worden, wurde sie schwach gegypst. Das scharfe Eggen wiederholte man
aber nur einmal im Jahre, dagegen erhielt die Luzerue abwechselnd den Haus¬
schlamm und die im Haushalt gemachte Seifenfiederasche zur Düngung. Die
ganze mit Luzerne bewachsene Flüche betrug schließlich 35 Morgen.
Nachdem Thaer sich bis dahin mit einer kleinen Hcnnmelheerde zur Be¬
nutzung der schlechteren Weide beholfen hatte, konnte er jetzt wieder ans die
schon zu Anfang beabsichtigte Einrichtung einer reinen Merinoschüferei zurück¬
kommen. Zu diesem Zwecke kaufte er in den Jahren 1811 und 1812 eine Heerde
von 150 Stück nebst zwei Böcken von edelster Qualität, und da sein nächstes Ziel
Zumahl und Vermehrung war, so wurde die Paarung mit sorgfältigster Aus-
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