Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Galvestou, die andere zwischen Newyork und Aspinwall, die dritte zwischen
Hcwre und Newyork.

Als der Secessionskrieg ausbrach und die Unionsregiernng größere Fahr¬
zeuge nöthig hatte, um schnell und sicher größere Truppenmassen von einem
Küstenorte nach dem andern zu verschiffen, machte Vanderbilt dem Marine¬
ministerium mit dem großen, geräumigen und äußerst solid gebauten Dampfer
.Vanderbilt" ein patriotisches Geschenk. Der Kostenpreis dieses Schiffes wurde
auf 800,000 Dollars angegeben. Während der Rebellion faßte aber der unter¬
nehmende Mann den Entschluß, das Dampfschifsswesen ganz aufzugeben und
seine Thatkraft Eisenbnhuunternehiuuugen zuzuwenden. Er hatte schon im
Jahre 1857 Wien der Newyork- und Harlem-Eisenbahn gekauft und zwar zu
einer Zeit, wo dies Unternehmen auf sehr schlechten Füßen stand. Da er
aber mit seiner gewohnten Energie die Sache angriff, nahm dieselbe bald einen
neuen Aufschwung, namentlich seit 1863, wo er zum Präsidenten der betreffen¬
den Gesellschaft gewählt worden war. Als er die ersten Aktien kaufte, zahlte
er für dieselben auf den Dollar nur drei Cents; allein schon nach fünf Jahren
standen dieselben 70 Procent. Bald darauf richtete er sein Augenmerk auf die
Hudson River-Eisenbahn; er kaufte dieselbe und hob sie in hohem Grade, in¬
dem ein doppeltes Geleise anlegte, Stahlschienen einführte und in Newyork
den großen Se. John's Park sür eine Million Dollars erwarb, auf welchem er
ein umfangreiches Frachtdepot errichtete. Im Jahre 1868 gewann er auch
die Leitung der "Newyork-Central-Eisenbahn", die er im folgenden Jahre mit
der Hudson-River-Bahn zu einem großen Ganzen vereinigte. Der Gewinn,
welchen diese ebenso klug wie umsichtig unternommenen Operationen gewährten,
war ein enormer; er verstand es eben, seinen individuellen Vortheil auf das
Zweckmäßigste und Beste mit den allgemeinen Interessen zu verbinden. Als
intelligenter Baumeister stand ihm ein gewisser Jsaac C. Buckhont zur Seite.

Cornelius Vanderbilt verheirathete sich im Jahre 1869 zum zweiten Male
"ut zwar mit Miß Frank Cmwford; er stand damals in seinem 75. Lebens¬
jahre, seine zweite Fran aber war 30 Jahre alt, beide waren von mütterlicher
Seite her mit einander verwandt. Auch diese Ehe war eine glückliche.

Die äußere Erscheinung Vanderbilts war eine imponirende; er war sechs
Fuß hoch und hatte ein ausdrucksvolles, scharf geschnittenes Gesicht. Da er
keine wissenschaftliche Bildung, wie z. B. Alexander T. Stewart, besaß, so gab
er für Bücher und Kunstwerke niemals viel Geld aus. Nur mit Pferden trieb
er einen gewissen Luxus; denn die Liebhaberei für Pferde hat er von seiner
frühesten Jugend an bis zu seinem Tode beibehalten. Er war stolz darauf,
die besten, schönsten und schnellsten Pferde zu besitzen, und als er nicht mehr
seine Wohnung verlassen und sich ins Freie begeben konnte, sah er wenigstens


Galvestou, die andere zwischen Newyork und Aspinwall, die dritte zwischen
Hcwre und Newyork.

Als der Secessionskrieg ausbrach und die Unionsregiernng größere Fahr¬
zeuge nöthig hatte, um schnell und sicher größere Truppenmassen von einem
Küstenorte nach dem andern zu verschiffen, machte Vanderbilt dem Marine¬
ministerium mit dem großen, geräumigen und äußerst solid gebauten Dampfer
.Vanderbilt" ein patriotisches Geschenk. Der Kostenpreis dieses Schiffes wurde
auf 800,000 Dollars angegeben. Während der Rebellion faßte aber der unter¬
nehmende Mann den Entschluß, das Dampfschifsswesen ganz aufzugeben und
seine Thatkraft Eisenbnhuunternehiuuugen zuzuwenden. Er hatte schon im
Jahre 1857 Wien der Newyork- und Harlem-Eisenbahn gekauft und zwar zu
einer Zeit, wo dies Unternehmen auf sehr schlechten Füßen stand. Da er
aber mit seiner gewohnten Energie die Sache angriff, nahm dieselbe bald einen
neuen Aufschwung, namentlich seit 1863, wo er zum Präsidenten der betreffen¬
den Gesellschaft gewählt worden war. Als er die ersten Aktien kaufte, zahlte
er für dieselben auf den Dollar nur drei Cents; allein schon nach fünf Jahren
standen dieselben 70 Procent. Bald darauf richtete er sein Augenmerk auf die
Hudson River-Eisenbahn; er kaufte dieselbe und hob sie in hohem Grade, in¬
dem ein doppeltes Geleise anlegte, Stahlschienen einführte und in Newyork
den großen Se. John's Park sür eine Million Dollars erwarb, auf welchem er
ein umfangreiches Frachtdepot errichtete. Im Jahre 1868 gewann er auch
die Leitung der „Newyork-Central-Eisenbahn", die er im folgenden Jahre mit
der Hudson-River-Bahn zu einem großen Ganzen vereinigte. Der Gewinn,
welchen diese ebenso klug wie umsichtig unternommenen Operationen gewährten,
war ein enormer; er verstand es eben, seinen individuellen Vortheil auf das
Zweckmäßigste und Beste mit den allgemeinen Interessen zu verbinden. Als
intelligenter Baumeister stand ihm ein gewisser Jsaac C. Buckhont zur Seite.

Cornelius Vanderbilt verheirathete sich im Jahre 1869 zum zweiten Male
"ut zwar mit Miß Frank Cmwford; er stand damals in seinem 75. Lebens¬
jahre, seine zweite Fran aber war 30 Jahre alt, beide waren von mütterlicher
Seite her mit einander verwandt. Auch diese Ehe war eine glückliche.

Die äußere Erscheinung Vanderbilts war eine imponirende; er war sechs
Fuß hoch und hatte ein ausdrucksvolles, scharf geschnittenes Gesicht. Da er
keine wissenschaftliche Bildung, wie z. B. Alexander T. Stewart, besaß, so gab
er für Bücher und Kunstwerke niemals viel Geld aus. Nur mit Pferden trieb
er einen gewissen Luxus; denn die Liebhaberei für Pferde hat er von seiner
frühesten Jugend an bis zu seinem Tode beibehalten. Er war stolz darauf,
die besten, schönsten und schnellsten Pferde zu besitzen, und als er nicht mehr
seine Wohnung verlassen und sich ins Freie begeben konnte, sah er wenigstens


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0315" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137488"/>
          <p xml:id="ID_1026" prev="#ID_1025"> Galvestou, die andere zwischen Newyork und Aspinwall, die dritte zwischen<lb/>
Hcwre und Newyork.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1027"> Als der Secessionskrieg ausbrach und die Unionsregiernng größere Fahr¬<lb/>
zeuge nöthig hatte, um schnell und sicher größere Truppenmassen von einem<lb/>
Küstenorte nach dem andern zu verschiffen, machte Vanderbilt dem Marine¬<lb/>
ministerium mit dem großen, geräumigen und äußerst solid gebauten Dampfer<lb/>
.Vanderbilt" ein patriotisches Geschenk. Der Kostenpreis dieses Schiffes wurde<lb/>
auf 800,000 Dollars angegeben. Während der Rebellion faßte aber der unter¬<lb/>
nehmende Mann den Entschluß, das Dampfschifsswesen ganz aufzugeben und<lb/>
seine Thatkraft Eisenbnhuunternehiuuugen zuzuwenden.  Er hatte schon im<lb/>
Jahre 1857 Wien der Newyork- und Harlem-Eisenbahn gekauft und zwar zu<lb/>
einer Zeit, wo dies Unternehmen auf sehr schlechten Füßen stand. Da er<lb/>
aber mit seiner gewohnten Energie die Sache angriff, nahm dieselbe bald einen<lb/>
neuen Aufschwung, namentlich seit 1863, wo er zum Präsidenten der betreffen¬<lb/>
den Gesellschaft gewählt worden war. Als er die ersten Aktien kaufte, zahlte<lb/>
er für dieselben auf den Dollar nur drei Cents; allein schon nach fünf Jahren<lb/>
standen dieselben 70 Procent. Bald darauf richtete er sein Augenmerk auf die<lb/>
Hudson River-Eisenbahn; er kaufte dieselbe und hob sie in hohem Grade, in¬<lb/>
dem   ein doppeltes Geleise anlegte, Stahlschienen einführte und in Newyork<lb/>
den großen Se. John's Park sür eine Million Dollars erwarb, auf welchem er<lb/>
ein umfangreiches Frachtdepot errichtete. Im Jahre 1868 gewann er auch<lb/>
die Leitung der &#x201E;Newyork-Central-Eisenbahn", die er im folgenden Jahre mit<lb/>
der Hudson-River-Bahn zu einem großen Ganzen vereinigte.  Der Gewinn,<lb/>
welchen diese ebenso klug wie umsichtig unternommenen Operationen gewährten,<lb/>
war ein enormer; er verstand es eben, seinen individuellen Vortheil auf das<lb/>
Zweckmäßigste und Beste mit den allgemeinen Interessen zu verbinden. Als<lb/>
intelligenter Baumeister stand ihm ein gewisser Jsaac C. Buckhont zur Seite.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1028"> Cornelius Vanderbilt verheirathete sich im Jahre 1869 zum zweiten Male<lb/>
"ut zwar mit Miß Frank Cmwford; er stand damals in seinem 75. Lebens¬<lb/>
jahre, seine zweite Fran aber war 30 Jahre alt, beide waren von mütterlicher<lb/>
Seite her mit einander verwandt. Auch diese Ehe war eine glückliche.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1029" next="#ID_1030"> Die äußere Erscheinung Vanderbilts war eine imponirende; er war sechs<lb/>
Fuß hoch und hatte ein ausdrucksvolles, scharf geschnittenes Gesicht. Da er<lb/>
keine wissenschaftliche Bildung, wie z. B. Alexander T. Stewart, besaß, so gab<lb/>
er für Bücher und Kunstwerke niemals viel Geld aus. Nur mit Pferden trieb<lb/>
er einen gewissen Luxus; denn die Liebhaberei für Pferde hat er von seiner<lb/>
frühesten Jugend an bis zu seinem Tode beibehalten. Er war stolz darauf,<lb/>
die besten, schönsten und schnellsten Pferde zu besitzen, und als er nicht mehr<lb/>
seine Wohnung verlassen und sich ins Freie begeben konnte, sah er wenigstens</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0315] Galvestou, die andere zwischen Newyork und Aspinwall, die dritte zwischen Hcwre und Newyork. Als der Secessionskrieg ausbrach und die Unionsregiernng größere Fahr¬ zeuge nöthig hatte, um schnell und sicher größere Truppenmassen von einem Küstenorte nach dem andern zu verschiffen, machte Vanderbilt dem Marine¬ ministerium mit dem großen, geräumigen und äußerst solid gebauten Dampfer .Vanderbilt" ein patriotisches Geschenk. Der Kostenpreis dieses Schiffes wurde auf 800,000 Dollars angegeben. Während der Rebellion faßte aber der unter¬ nehmende Mann den Entschluß, das Dampfschifsswesen ganz aufzugeben und seine Thatkraft Eisenbnhuunternehiuuugen zuzuwenden. Er hatte schon im Jahre 1857 Wien der Newyork- und Harlem-Eisenbahn gekauft und zwar zu einer Zeit, wo dies Unternehmen auf sehr schlechten Füßen stand. Da er aber mit seiner gewohnten Energie die Sache angriff, nahm dieselbe bald einen neuen Aufschwung, namentlich seit 1863, wo er zum Präsidenten der betreffen¬ den Gesellschaft gewählt worden war. Als er die ersten Aktien kaufte, zahlte er für dieselben auf den Dollar nur drei Cents; allein schon nach fünf Jahren standen dieselben 70 Procent. Bald darauf richtete er sein Augenmerk auf die Hudson River-Eisenbahn; er kaufte dieselbe und hob sie in hohem Grade, in¬ dem ein doppeltes Geleise anlegte, Stahlschienen einführte und in Newyork den großen Se. John's Park sür eine Million Dollars erwarb, auf welchem er ein umfangreiches Frachtdepot errichtete. Im Jahre 1868 gewann er auch die Leitung der „Newyork-Central-Eisenbahn", die er im folgenden Jahre mit der Hudson-River-Bahn zu einem großen Ganzen vereinigte. Der Gewinn, welchen diese ebenso klug wie umsichtig unternommenen Operationen gewährten, war ein enormer; er verstand es eben, seinen individuellen Vortheil auf das Zweckmäßigste und Beste mit den allgemeinen Interessen zu verbinden. Als intelligenter Baumeister stand ihm ein gewisser Jsaac C. Buckhont zur Seite. Cornelius Vanderbilt verheirathete sich im Jahre 1869 zum zweiten Male "ut zwar mit Miß Frank Cmwford; er stand damals in seinem 75. Lebens¬ jahre, seine zweite Fran aber war 30 Jahre alt, beide waren von mütterlicher Seite her mit einander verwandt. Auch diese Ehe war eine glückliche. Die äußere Erscheinung Vanderbilts war eine imponirende; er war sechs Fuß hoch und hatte ein ausdrucksvolles, scharf geschnittenes Gesicht. Da er keine wissenschaftliche Bildung, wie z. B. Alexander T. Stewart, besaß, so gab er für Bücher und Kunstwerke niemals viel Geld aus. Nur mit Pferden trieb er einen gewissen Luxus; denn die Liebhaberei für Pferde hat er von seiner frühesten Jugend an bis zu seinem Tode beibehalten. Er war stolz darauf, die besten, schönsten und schnellsten Pferde zu besitzen, und als er nicht mehr seine Wohnung verlassen und sich ins Freie begeben konnte, sah er wenigstens

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/315
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/315>, abgerufen am 23.07.2024.