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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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land wurde, waren es hauptsächlich merkantile Beziehungen, welche
zu einer Vergrößerung der Macht führten. Wenn die ersten Boten des
weißen Czaren die Kasaken sind, welche die Laudesgrenzeu weit in ein
benachbartes unruhiges Gebiet vorschieben, wenn diesen dann zunächst ein Corps
von Topographen, Verwaltungsbeamten und Besatzungstruppen folgt, welche
das neue Land vermessen, in geregelte Verwaltung nehmen und militärisch
besetzen, ohne daß zunächst irgend welche directen oder indirecten Einkünfte dein
Reich erwachsen -- so sind es in England Kaufleute, welche günstige
Handelsverbindungen mit den Nachbarländern erspähen. Bald folgt ein po¬
litischer Agent, der Handelsverträge abschließt und allmählich Einfluß auf
alle Regierungsmaßregeln zu gewinnen sucht. Bald findet sich dann auch ein
willkommener Vorwand, die Zügel der Regierung straffer in die Hand zu
nehmen, indem/ angeblich, ohne die Souveränität des Fürsten anzutasten, der
diplomatische Agent in einen Verwaltnngs -B cantem verwandelt
wird und als etres ecimmiKsionsr das Land im englischen Interesse regiert.

So waren es ganz verschiedene Interessen, welche die beiden
Mächte zur Vergrößerung ihres Gebiets in Asien führten, aber
beide brachten den unterworfene n Ländern größere .Kultur, und
durchaus nicht undenkbar ist ein friedliches Bestehen beider Mächte
neben ein and er. Ein Krieg zwischen Rußland und England auf europäischem
Schauplatze wird aber schwerlich von einem Zusammenstoß auf asiatischem
Boden trennbar sein und umgekehrt.


v. Janson,
Hauptmann im Generalstabe.



Nochmals der Ministerwechsel. --- staatlich-kirchliche Annäherungs¬
versuche. -- Reichs tagsw adieu. -- Deutsch-conserv ative Partei.

Der in Heft 43, 1876, dieser Zeitschrift veröffentlichte Aufsatz über den Mi-
nisterwechsel in Baden wurde von der Tagespresse mehrfach besprochen.
Wir haben durchaus nicht die Absicht, mit den betreffenden Erörterungen uns
eingehend anseinnnderzusetzen. Soweit dieselben unsere Darlegung bezüglich der
tieferen Ursachen des Ministerwechsels und die aus solcher Darlegung hin¬
sichtlich des ferneren Ganges der badischen Politik sich ergebenden Schlüsse


land wurde, waren es hauptsächlich merkantile Beziehungen, welche
zu einer Vergrößerung der Macht führten. Wenn die ersten Boten des
weißen Czaren die Kasaken sind, welche die Laudesgrenzeu weit in ein
benachbartes unruhiges Gebiet vorschieben, wenn diesen dann zunächst ein Corps
von Topographen, Verwaltungsbeamten und Besatzungstruppen folgt, welche
das neue Land vermessen, in geregelte Verwaltung nehmen und militärisch
besetzen, ohne daß zunächst irgend welche directen oder indirecten Einkünfte dein
Reich erwachsen — so sind es in England Kaufleute, welche günstige
Handelsverbindungen mit den Nachbarländern erspähen. Bald folgt ein po¬
litischer Agent, der Handelsverträge abschließt und allmählich Einfluß auf
alle Regierungsmaßregeln zu gewinnen sucht. Bald findet sich dann auch ein
willkommener Vorwand, die Zügel der Regierung straffer in die Hand zu
nehmen, indem/ angeblich, ohne die Souveränität des Fürsten anzutasten, der
diplomatische Agent in einen Verwaltnngs -B cantem verwandelt
wird und als etres ecimmiKsionsr das Land im englischen Interesse regiert.

So waren es ganz verschiedene Interessen, welche die beiden
Mächte zur Vergrößerung ihres Gebiets in Asien führten, aber
beide brachten den unterworfene n Ländern größere .Kultur, und
durchaus nicht undenkbar ist ein friedliches Bestehen beider Mächte
neben ein and er. Ein Krieg zwischen Rußland und England auf europäischem
Schauplatze wird aber schwerlich von einem Zusammenstoß auf asiatischem
Boden trennbar sein und umgekehrt.


v. Janson,
Hauptmann im Generalstabe.



Nochmals der Ministerwechsel. —- staatlich-kirchliche Annäherungs¬
versuche. — Reichs tagsw adieu. — Deutsch-conserv ative Partei.

Der in Heft 43, 1876, dieser Zeitschrift veröffentlichte Aufsatz über den Mi-
nisterwechsel in Baden wurde von der Tagespresse mehrfach besprochen.
Wir haben durchaus nicht die Absicht, mit den betreffenden Erörterungen uns
eingehend anseinnnderzusetzen. Soweit dieselben unsere Darlegung bezüglich der
tieferen Ursachen des Ministerwechsels und die aus solcher Darlegung hin¬
sichtlich des ferneren Ganges der badischen Politik sich ergebenden Schlüsse


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[0260] land wurde, waren es hauptsächlich merkantile Beziehungen, welche zu einer Vergrößerung der Macht führten. Wenn die ersten Boten des weißen Czaren die Kasaken sind, welche die Laudesgrenzeu weit in ein benachbartes unruhiges Gebiet vorschieben, wenn diesen dann zunächst ein Corps von Topographen, Verwaltungsbeamten und Besatzungstruppen folgt, welche das neue Land vermessen, in geregelte Verwaltung nehmen und militärisch besetzen, ohne daß zunächst irgend welche directen oder indirecten Einkünfte dein Reich erwachsen — so sind es in England Kaufleute, welche günstige Handelsverbindungen mit den Nachbarländern erspähen. Bald folgt ein po¬ litischer Agent, der Handelsverträge abschließt und allmählich Einfluß auf alle Regierungsmaßregeln zu gewinnen sucht. Bald findet sich dann auch ein willkommener Vorwand, die Zügel der Regierung straffer in die Hand zu nehmen, indem/ angeblich, ohne die Souveränität des Fürsten anzutasten, der diplomatische Agent in einen Verwaltnngs -B cantem verwandelt wird und als etres ecimmiKsionsr das Land im englischen Interesse regiert. So waren es ganz verschiedene Interessen, welche die beiden Mächte zur Vergrößerung ihres Gebiets in Asien führten, aber beide brachten den unterworfene n Ländern größere .Kultur, und durchaus nicht undenkbar ist ein friedliches Bestehen beider Mächte neben ein and er. Ein Krieg zwischen Rußland und England auf europäischem Schauplatze wird aber schwerlich von einem Zusammenstoß auf asiatischem Boden trennbar sein und umgekehrt. v. Janson, Hauptmann im Generalstabe. Nochmals der Ministerwechsel. —- staatlich-kirchliche Annäherungs¬ versuche. — Reichs tagsw adieu. — Deutsch-conserv ative Partei. Der in Heft 43, 1876, dieser Zeitschrift veröffentlichte Aufsatz über den Mi- nisterwechsel in Baden wurde von der Tagespresse mehrfach besprochen. Wir haben durchaus nicht die Absicht, mit den betreffenden Erörterungen uns eingehend anseinnnderzusetzen. Soweit dieselben unsere Darlegung bezüglich der tieferen Ursachen des Ministerwechsels und die aus solcher Darlegung hin¬ sichtlich des ferneren Ganges der badischen Politik sich ergebenden Schlüsse

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/260>, abgerufen am 23.07.2024.