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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Was von den in Indiell stationirten englisch en und eing eb om en
Truppen und denjenigen der einheimischen Fürsten für eine active
Armee disponibel gemacht werden kann, läßt sich nicht feststellen, da die Stim¬
mung im Lande und das Verhalten der eingebornen Fürsten für die Stärke
der Local-Besatzungen maßgebend sein wird. Jedenfalls werden die Engländer
sich alle Mühe geben, die Nachbarstaaten in ihr Interesse zu ziehen und durch
die irregulären Reiterschaaren der Afghanen und Turkmenen den Anmarsch des
Feindes zu erschweren. Aus dem Mutter lande werden nur unter der
Voraussetzung, daß England nicht gleichzeitig auf einem europäischen Kriegs-
schauplatze engagirt ist, Truppen für Indien disponibel zu machen fein. Streng
genommen ist nnr eins der im Falle einer Mobilmachung zu formirenden Corps
in der Stärke von 30,000 Mann, (das I., das in und um Colchester garui-
svnirt), zur Verwendung im Auslande überhaupt befähigt, da es das einzige
ist, das nur aus Linien-Infanterie besteht. Dennoch fehlt auch hier ein Ba¬
taillon; die ganze Divisions-Cavallerie und ein Theil der Cavallerie - Brigade
würden, als aus deu sogenannten Jeomcmry (einer Miliz - Truppe) bestehend,
in Fortfall kommen, und die Munitions - Reserven sind noch garnicht vor¬
handen^). Dazu könnten noch ^ des II. Armee-Corps treten und so eine
Macht von höchstens 50,000 Mann zum auswärtigen Kriege zusammengebracht
werden^). Indessen wird man eine so große Macht schwerlich soweit vom
Mutterlande entfernen. Die Mobilmachung dieser Truppen würde eine
geraume Zeit in Anspruch nehmen, wie der bezüglich der Schnelligkeit mi߬
glückte Versuch der Mobilmachung zweier Corps im letzten Jahre gezeigt hat^°).
Günstiger als die Mobilisirung würde sich der Transport der Truppen ge¬
stalten, dank der großen Kriegs- und Handels - Marine Englands, die mit
Leichtigkeit genügende Transport- und Kriegsschiffe zum Schutz liefern wird,
und Dank den vier Etappen auf dem Wege nach Indien: Gibraltar,
Malta, Suez-Kanal und Aden. Die beiden ersteren sind stark befestigt
und haben starke Besatzungen: Gibraltar von 5 Bataillonen, 7 Batterien
und 3 Genie-Compagnien, Malta vou 5 Liiüeu-Vatailloueu, 7 Batterien, der
maltesischen Miliz und 1 Genie-Compagnie, also in jeder der beiden Besatzungen
etwas über 5000 Mann. Die Armirung Maltas ist neuerdings verstärkt
worden, und die Verprvvicmtirung beider Plätze soll sür ein Jahr ausreichen.
Der Suez-Kanal kann seit dem Ankauf der dem Khedive gehörigen Actien





Nach Ausweis der ^^rmz^ I.ist."
Es ist sehr möglich, daß faktisch ein zur auswärtigen Verwcndmig bestimmtes Corps
ganz anders zusammengesetzt wird, als es in dem durch die ^rinx l^int veröffentlichten
Mobilmachnngs-Pia" (mobili""lion ot' tus forot-it i" Aussicht genommen ist.
->°) Vergl. Allgem. Mil. Zeit. I87L.

Was von den in Indiell stationirten englisch en und eing eb om en
Truppen und denjenigen der einheimischen Fürsten für eine active
Armee disponibel gemacht werden kann, läßt sich nicht feststellen, da die Stim¬
mung im Lande und das Verhalten der eingebornen Fürsten für die Stärke
der Local-Besatzungen maßgebend sein wird. Jedenfalls werden die Engländer
sich alle Mühe geben, die Nachbarstaaten in ihr Interesse zu ziehen und durch
die irregulären Reiterschaaren der Afghanen und Turkmenen den Anmarsch des
Feindes zu erschweren. Aus dem Mutter lande werden nur unter der
Voraussetzung, daß England nicht gleichzeitig auf einem europäischen Kriegs-
schauplatze engagirt ist, Truppen für Indien disponibel zu machen fein. Streng
genommen ist nnr eins der im Falle einer Mobilmachung zu formirenden Corps
in der Stärke von 30,000 Mann, (das I., das in und um Colchester garui-
svnirt), zur Verwendung im Auslande überhaupt befähigt, da es das einzige
ist, das nur aus Linien-Infanterie besteht. Dennoch fehlt auch hier ein Ba¬
taillon; die ganze Divisions-Cavallerie und ein Theil der Cavallerie - Brigade
würden, als aus deu sogenannten Jeomcmry (einer Miliz - Truppe) bestehend,
in Fortfall kommen, und die Munitions - Reserven sind noch garnicht vor¬
handen^). Dazu könnten noch ^ des II. Armee-Corps treten und so eine
Macht von höchstens 50,000 Mann zum auswärtigen Kriege zusammengebracht
werden^). Indessen wird man eine so große Macht schwerlich soweit vom
Mutterlande entfernen. Die Mobilmachung dieser Truppen würde eine
geraume Zeit in Anspruch nehmen, wie der bezüglich der Schnelligkeit mi߬
glückte Versuch der Mobilmachung zweier Corps im letzten Jahre gezeigt hat^°).
Günstiger als die Mobilisirung würde sich der Transport der Truppen ge¬
stalten, dank der großen Kriegs- und Handels - Marine Englands, die mit
Leichtigkeit genügende Transport- und Kriegsschiffe zum Schutz liefern wird,
und Dank den vier Etappen auf dem Wege nach Indien: Gibraltar,
Malta, Suez-Kanal und Aden. Die beiden ersteren sind stark befestigt
und haben starke Besatzungen: Gibraltar von 5 Bataillonen, 7 Batterien
und 3 Genie-Compagnien, Malta vou 5 Liiüeu-Vatailloueu, 7 Batterien, der
maltesischen Miliz und 1 Genie-Compagnie, also in jeder der beiden Besatzungen
etwas über 5000 Mann. Die Armirung Maltas ist neuerdings verstärkt
worden, und die Verprvvicmtirung beider Plätze soll sür ein Jahr ausreichen.
Der Suez-Kanal kann seit dem Ankauf der dem Khedive gehörigen Actien





Nach Ausweis der ^^rmz^ I.ist."
Es ist sehr möglich, daß faktisch ein zur auswärtigen Verwcndmig bestimmtes Corps
ganz anders zusammengesetzt wird, als es in dem durch die ^rinx l^int veröffentlichten
Mobilmachnngs-Pia» (mobili«»lion ot' tus forot-it i» Aussicht genommen ist.
->°) Vergl. Allgem. Mil. Zeit. I87L.
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[0258] Was von den in Indiell stationirten englisch en und eing eb om en Truppen und denjenigen der einheimischen Fürsten für eine active Armee disponibel gemacht werden kann, läßt sich nicht feststellen, da die Stim¬ mung im Lande und das Verhalten der eingebornen Fürsten für die Stärke der Local-Besatzungen maßgebend sein wird. Jedenfalls werden die Engländer sich alle Mühe geben, die Nachbarstaaten in ihr Interesse zu ziehen und durch die irregulären Reiterschaaren der Afghanen und Turkmenen den Anmarsch des Feindes zu erschweren. Aus dem Mutter lande werden nur unter der Voraussetzung, daß England nicht gleichzeitig auf einem europäischen Kriegs- schauplatze engagirt ist, Truppen für Indien disponibel zu machen fein. Streng genommen ist nnr eins der im Falle einer Mobilmachung zu formirenden Corps in der Stärke von 30,000 Mann, (das I., das in und um Colchester garui- svnirt), zur Verwendung im Auslande überhaupt befähigt, da es das einzige ist, das nur aus Linien-Infanterie besteht. Dennoch fehlt auch hier ein Ba¬ taillon; die ganze Divisions-Cavallerie und ein Theil der Cavallerie - Brigade würden, als aus deu sogenannten Jeomcmry (einer Miliz - Truppe) bestehend, in Fortfall kommen, und die Munitions - Reserven sind noch garnicht vor¬ handen^). Dazu könnten noch ^ des II. Armee-Corps treten und so eine Macht von höchstens 50,000 Mann zum auswärtigen Kriege zusammengebracht werden^). Indessen wird man eine so große Macht schwerlich soweit vom Mutterlande entfernen. Die Mobilmachung dieser Truppen würde eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, wie der bezüglich der Schnelligkeit mi߬ glückte Versuch der Mobilmachung zweier Corps im letzten Jahre gezeigt hat^°). Günstiger als die Mobilisirung würde sich der Transport der Truppen ge¬ stalten, dank der großen Kriegs- und Handels - Marine Englands, die mit Leichtigkeit genügende Transport- und Kriegsschiffe zum Schutz liefern wird, und Dank den vier Etappen auf dem Wege nach Indien: Gibraltar, Malta, Suez-Kanal und Aden. Die beiden ersteren sind stark befestigt und haben starke Besatzungen: Gibraltar von 5 Bataillonen, 7 Batterien und 3 Genie-Compagnien, Malta vou 5 Liiüeu-Vatailloueu, 7 Batterien, der maltesischen Miliz und 1 Genie-Compagnie, also in jeder der beiden Besatzungen etwas über 5000 Mann. Die Armirung Maltas ist neuerdings verstärkt worden, und die Verprvvicmtirung beider Plätze soll sür ein Jahr ausreichen. Der Suez-Kanal kann seit dem Ankauf der dem Khedive gehörigen Actien Nach Ausweis der ^^rmz^ I.ist." Es ist sehr möglich, daß faktisch ein zur auswärtigen Verwcndmig bestimmtes Corps ganz anders zusammengesetzt wird, als es in dem durch die ^rinx l^int veröffentlichten Mobilmachnngs-Pia» (mobili«»lion ot' tus forot-it i» Aussicht genommen ist. ->°) Vergl. Allgem. Mil. Zeit. I87L.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/258>, abgerufen am 23.07.2024.