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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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Taucherbooten gemacht. Wir würden uns in ein unsere Leser vielleicht er¬
müdendes Detail verlieren müssen, wenn wir über die Art, wie der eigentliche
Torpedo nun am Taucherboot befestigt und vou diesem auf das dem Unter¬
gange geweihte Schiff übertragen wird, eingehendere Mittheilung machen sollten.
Der Methoden giebt es hier so viele, daß in der That ein embarrÄS as
riedessk! vorhanden scheint. Es läßt sich heute durchaus uicht sagen, welche
Art und Weise den Vorzug verdient. Ist doch noch die ganze Frage eine
flüssige. Noch keine zwei Jahre ist es her, als von gewichtiger Seite her die
ganze Frage für eine illusorische erklärt wurde: Wenn auch alle Schwierig¬
keiten durch die Technik besiegt werden sollten, es wird unmöglich sein, Leute
für einen so gefährlichen Dienstzweig heranzubilden. Und heute? Nicht allem
die Technik hat alle Schwierigkeiten wenigstens in soweit verringert, daß alle
Mariner eifrig mit diesen Versuchen vorgehen, und nirgend Hort man die
Klage, daß es bis jetzt an Arbeitskräften fiir dieses neue Feld mangele. --
Was endlich die Unterhaltung des Sauerstoffes zur Athmung und Verbrennung
betrifft, so äußert sich eine fachmännische Autorität dahin, daß es nicht zweck¬
mäßig sei, verdichtete atmosphärische Luft zu diesem Behufe mitzuführen, da
nur ein Theil derselben, der Sauerstoff, zur Athmung und Verbrennung brauchbar
sei. Mehr würde sich hierzu verdichteter Sauerstoff empfehlen, den man durch
geeignete Vorrichtungen derart vertheilt, daß zugleich dem Bedürfniß der Ath¬
mung, wie dem der Verbrennung Genüge geleistet wird.

Wenn man anch das Boot so klein als möglich machen muß, so glaubt
man doch eine Größe annehmen zu dürfen, die demselben erlaubt, vier Tage vom
heimischen Hafen fortzubleiben, immer vorausgesetzt, daß die Construction des
Bootes eine solche ist, die gestattet, es auch über Wasser fahren zu lasten.
Es ist ersichtlich, daß Booten, welche derartig construirt, eine weit gewaltigere
Offeusivkraft innewohnt, als denen, welche nur auf den mitgeführten Vorrath
von Sauerstoff angewiesen find. Denkt man sich die deutsche Nord- und Ostsee¬
küste in Abschnitte getheilt, welche Geschwadern von solchen Taucherbooten zur
Vertheidigung zugewiesen werden, die sodann unter dem Schutze großer Kriegs¬
schiffe weitreichende Ausfälle gegen die feindlichen Panzerschiffe unternehmen,
denkt man sich ein oder zwei solcher Unternehmungen geglückt, so dürfte die
deutsche Küste mit ihren immensen Reichthümern auf die ganze Dauer des
Krieges geschützt sein. Und hier ist der Ort von der Wichtigkeit jener Erfin¬
dung zu berichten, die wir der Kürze wegen den Anzug a, ig, Lo^wu nannten,
obwohl Kapitän Boyton weder der erste, noch der einzige Erfinder ist. Nicht
allein die Mannschaften der Taues erd vote, sondern auch diejenigen und zwar
zu allererst, welche sich zu Führern vou Offen hio-Torpedo über Wasser
qualificiren, müssen mit solchen Anzügen ausgerüstet werden. Es muß das


Taucherbooten gemacht. Wir würden uns in ein unsere Leser vielleicht er¬
müdendes Detail verlieren müssen, wenn wir über die Art, wie der eigentliche
Torpedo nun am Taucherboot befestigt und vou diesem auf das dem Unter¬
gange geweihte Schiff übertragen wird, eingehendere Mittheilung machen sollten.
Der Methoden giebt es hier so viele, daß in der That ein embarrÄS as
riedessk! vorhanden scheint. Es läßt sich heute durchaus uicht sagen, welche
Art und Weise den Vorzug verdient. Ist doch noch die ganze Frage eine
flüssige. Noch keine zwei Jahre ist es her, als von gewichtiger Seite her die
ganze Frage für eine illusorische erklärt wurde: Wenn auch alle Schwierig¬
keiten durch die Technik besiegt werden sollten, es wird unmöglich sein, Leute
für einen so gefährlichen Dienstzweig heranzubilden. Und heute? Nicht allem
die Technik hat alle Schwierigkeiten wenigstens in soweit verringert, daß alle
Mariner eifrig mit diesen Versuchen vorgehen, und nirgend Hort man die
Klage, daß es bis jetzt an Arbeitskräften fiir dieses neue Feld mangele. —
Was endlich die Unterhaltung des Sauerstoffes zur Athmung und Verbrennung
betrifft, so äußert sich eine fachmännische Autorität dahin, daß es nicht zweck¬
mäßig sei, verdichtete atmosphärische Luft zu diesem Behufe mitzuführen, da
nur ein Theil derselben, der Sauerstoff, zur Athmung und Verbrennung brauchbar
sei. Mehr würde sich hierzu verdichteter Sauerstoff empfehlen, den man durch
geeignete Vorrichtungen derart vertheilt, daß zugleich dem Bedürfniß der Ath¬
mung, wie dem der Verbrennung Genüge geleistet wird.

Wenn man anch das Boot so klein als möglich machen muß, so glaubt
man doch eine Größe annehmen zu dürfen, die demselben erlaubt, vier Tage vom
heimischen Hafen fortzubleiben, immer vorausgesetzt, daß die Construction des
Bootes eine solche ist, die gestattet, es auch über Wasser fahren zu lasten.
Es ist ersichtlich, daß Booten, welche derartig construirt, eine weit gewaltigere
Offeusivkraft innewohnt, als denen, welche nur auf den mitgeführten Vorrath
von Sauerstoff angewiesen find. Denkt man sich die deutsche Nord- und Ostsee¬
küste in Abschnitte getheilt, welche Geschwadern von solchen Taucherbooten zur
Vertheidigung zugewiesen werden, die sodann unter dem Schutze großer Kriegs¬
schiffe weitreichende Ausfälle gegen die feindlichen Panzerschiffe unternehmen,
denkt man sich ein oder zwei solcher Unternehmungen geglückt, so dürfte die
deutsche Küste mit ihren immensen Reichthümern auf die ganze Dauer des
Krieges geschützt sein. Und hier ist der Ort von der Wichtigkeit jener Erfin¬
dung zu berichten, die wir der Kürze wegen den Anzug a, ig, Lo^wu nannten,
obwohl Kapitän Boyton weder der erste, noch der einzige Erfinder ist. Nicht
allein die Mannschaften der Taues erd vote, sondern auch diejenigen und zwar
zu allererst, welche sich zu Führern vou Offen hio-Torpedo über Wasser
qualificiren, müssen mit solchen Anzügen ausgerüstet werden. Es muß das


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/152>, abgerufen am 26.08.2024.