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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.

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werden. Es muß einem bei weitem größeren Wasserdruck widerstehen, als
irgend ein oberseeisches Fahrzeug, und schou aus diesem Grunde wird es so gebaut
sein, daß es nach Belieben auf und unter der Oberfläche des Meeres gebraucht
werden kann. Eine Vorkehrung befindet sich an Bord, die selbstthätig schließend
durch den Druck des darüber hinströmenden Wassers das Boot bei dem Unter¬
tauchen sichert.

Um die Magnetnadel vor jenen Unregelmäßigkeiten zu sichern, welchen
sie an Bord von Panzerschiffen unterworfen ist, und welche nicht als letztes
Moment erscheinen, den Dienst auf einen: Panzerschiff unangenehm zu machen,
hat man vorgeschlagen, zur Herstellung der Taucherboote eine Kupferlegirung
zu verwenden. Eine derartige Neuerung würde bei der geringen Große der
Boote nur eine geringe Preissteigerung bedingen, welche noch durch die größere
Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse des Salzwassers sich schließlich als
wirkliches Ersparniß herausstellen dürfte. Um nun eine sichere Steuerung
des Bootes, in der Dunkelheit, welche schon in geringer Tiefe des Wassers
herrscht, möglich zu machen, dient folgende Vorkehrung: die Steuerung erfolgt
von der Kajüte aus vor einem erleuchteten Kompaß, ganz in der Art wie ein
Schiff bei Nacht gesteuert wird, nur steht hier dem steuernden jeden Moment
ein Mittel zu Gebot, etwa begangene Richtnngssehler zu redressiren. Glaubt
er nämlich, in der Richtung nicht ganz sicher zu sein, so steigt er zur Ober¬
fläche empor, das gläserne Gehäuse erhebt sich über die Wellen auf einige
Augenblicke, und in demselben befindet sich eine kurze Zielstange, welche mit
Visir und Korn versehen, genau in der Scheitelebene über der Mittellinie des
Bootes angebracht ist. Die Zielstange wird gerichtet, das zum Ziel ersehene
Panzerschiff anvisirt, und lautlos verschwindet das verderbenbringende Meer¬
ungeheuer, in der Tiefe den Weg verfolgend zum Herzen seines Feindes. Je
wechselnder die Meeresströmungen auftreten, innerhalb deren die Boote ihren
Weg suchen müssen, desto häufiger wird das Boot von diesem Corrections-
mittel seines Kurses Gebrauch machen müssen. Eine Gefahr resultirt indessen
für das Boot nicht hieraus, nur wird unter Umständen das feindliche Panzer¬
schiff gewarnt die Flucht ergreifen können, falls es nicht von mehreren dieser
unheimlichen Gesellen gleichzeitig angefallen wird. Das kleine runde Gehäuse,
gänzlich unerwartet aus den Wellen emportauchend und 1--2 Minuten viel¬
leicht nur sichtbar, giebt selbst dem geübten Büchsenschützen auf ca. 200 Schritte
ein nur sehr ungewisses Ziel. Vom Schuß auf weitere Distancen oder etwa
vom Geschützfeuer würde das Boot gar nichts zu besorgen haben. Wer die
Schwierigkeit, selbst bei ruhiger See, ja selbst bei spiegelglattem Wasser auf
unbekannte Entfernung kleine Objecte zu treffen, aus eigener Erfahrung kennt,
der wird dem Schreiber dieser Zeilen Recht geben, wenn er den Ausspruch


werden. Es muß einem bei weitem größeren Wasserdruck widerstehen, als
irgend ein oberseeisches Fahrzeug, und schou aus diesem Grunde wird es so gebaut
sein, daß es nach Belieben auf und unter der Oberfläche des Meeres gebraucht
werden kann. Eine Vorkehrung befindet sich an Bord, die selbstthätig schließend
durch den Druck des darüber hinströmenden Wassers das Boot bei dem Unter¬
tauchen sichert.

Um die Magnetnadel vor jenen Unregelmäßigkeiten zu sichern, welchen
sie an Bord von Panzerschiffen unterworfen ist, und welche nicht als letztes
Moment erscheinen, den Dienst auf einen: Panzerschiff unangenehm zu machen,
hat man vorgeschlagen, zur Herstellung der Taucherboote eine Kupferlegirung
zu verwenden. Eine derartige Neuerung würde bei der geringen Große der
Boote nur eine geringe Preissteigerung bedingen, welche noch durch die größere
Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse des Salzwassers sich schließlich als
wirkliches Ersparniß herausstellen dürfte. Um nun eine sichere Steuerung
des Bootes, in der Dunkelheit, welche schon in geringer Tiefe des Wassers
herrscht, möglich zu machen, dient folgende Vorkehrung: die Steuerung erfolgt
von der Kajüte aus vor einem erleuchteten Kompaß, ganz in der Art wie ein
Schiff bei Nacht gesteuert wird, nur steht hier dem steuernden jeden Moment
ein Mittel zu Gebot, etwa begangene Richtnngssehler zu redressiren. Glaubt
er nämlich, in der Richtung nicht ganz sicher zu sein, so steigt er zur Ober¬
fläche empor, das gläserne Gehäuse erhebt sich über die Wellen auf einige
Augenblicke, und in demselben befindet sich eine kurze Zielstange, welche mit
Visir und Korn versehen, genau in der Scheitelebene über der Mittellinie des
Bootes angebracht ist. Die Zielstange wird gerichtet, das zum Ziel ersehene
Panzerschiff anvisirt, und lautlos verschwindet das verderbenbringende Meer¬
ungeheuer, in der Tiefe den Weg verfolgend zum Herzen seines Feindes. Je
wechselnder die Meeresströmungen auftreten, innerhalb deren die Boote ihren
Weg suchen müssen, desto häufiger wird das Boot von diesem Corrections-
mittel seines Kurses Gebrauch machen müssen. Eine Gefahr resultirt indessen
für das Boot nicht hieraus, nur wird unter Umständen das feindliche Panzer¬
schiff gewarnt die Flucht ergreifen können, falls es nicht von mehreren dieser
unheimlichen Gesellen gleichzeitig angefallen wird. Das kleine runde Gehäuse,
gänzlich unerwartet aus den Wellen emportauchend und 1—2 Minuten viel¬
leicht nur sichtbar, giebt selbst dem geübten Büchsenschützen auf ca. 200 Schritte
ein nur sehr ungewisses Ziel. Vom Schuß auf weitere Distancen oder etwa
vom Geschützfeuer würde das Boot gar nichts zu besorgen haben. Wer die
Schwierigkeit, selbst bei ruhiger See, ja selbst bei spiegelglattem Wasser auf
unbekannte Entfernung kleine Objecte zu treffen, aus eigener Erfahrung kennt,
der wird dem Schreiber dieser Zeilen Recht geben, wenn er den Ausspruch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157640/150>, abgerufen am 26.08.2024.