Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.Schrift nur seine gedruckten Hülfsmittel citirt und die ungedruckten nur an¬ Kulturhistorische Bilder aus der alten Mark Brandenburg. Von Oskar Schwebel. Berlin, 1877. Verlag von Alfred Weile. Die Mark Brandenburg führt nach alter Sage den rothen Adler im Schrift nur seine gedruckten Hülfsmittel citirt und die ungedruckten nur an¬ Kulturhistorische Bilder aus der alten Mark Brandenburg. Von Oskar Schwebel. Berlin, 1877. Verlag von Alfred Weile. Die Mark Brandenburg führt nach alter Sage den rothen Adler im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137119"/> <p xml:id="ID_1493" prev="#ID_1492"> Schrift nur seine gedruckten Hülfsmittel citirt und die ungedruckten nur an¬<lb/> gedeutet. Jetzt läßt er auch die letzteren Quellen fließen, und wir meinen,<lb/> daß der Orden alle Ursache zu dem Wunsche hat, lieber geschwiegen zu haben.<lb/> Denn der Text des neuen Buches ist ein Mosaikbild der in der Wiener<lb/> Hofbibliothek aufbewahrten Schriftstücke, in denen sich die Oberen des Ordens<lb/> selbst über die Thätigkeit desselben an den österreichischen Schulen geäußert<lb/> haben, und diese Aeußerungen lauten genau so ungünstig wie die Darstellung<lb/> Kelle's vom Jahre 1873. Die Briefe der Generale und Provinziale, sowie<lb/> ihre Verordnungen, die Berichte der jesuitischen Annalisten und die Aufzeich¬<lb/> nungen der Ordensmitglieder über den Unterricht sind in wortgetreuer Ueber¬<lb/> setzung aus dem Lateinischen in den Text verflochten, und die Beilagen<lb/> bringen die übertragenen Stellen in der Originalsprache. Gegen diese Aus¬<lb/> sagen, gegen frühere Obere der höchsten Grade müssen sich also die heutigen<lb/> Jesuiten wenden, wenn sie den unbesonnen begonnenen Kampf fortsetzen zu<lb/> dürfen meinen. Sie werden aber den Sieg niemals gewinnen, da dem Ver¬<lb/> sasser noch zahlreiche in Privatbesitz befindliche Aeußerungen ehemaliger<lb/> Ordensmitglteder zur Verfügung stehen , die er erst zum Theil benutzt hat.<lb/> Daß seine Gegner hiervon nichts wußten, gereicht ihnen nicht zum Vorwurfe.<lb/> Schwer begreiflich aber ist, daß denselben auch die angeführten Documente,<lb/> die nach der Aushebung des Ordens in die Wiener Hofbtbliothek kamen,<lb/> unbekannt geblieben sind. Vermuthlich lebten sie in der Meinung, daß es<lb/> ihren- Vorgängern gelungen sei, wie anderwärts, z. B. in Böhmen, so auch<lb/> in Oesterreich alle die Societät und ihre Wirksamkeit compromittirenden<lb/> Schriftstücke bei Seite zu schaffen oder zu vernichten. Wir empfehlen das<lb/> ungemein lehrreiche, die hier in's Auge gefaßte Seite des Wesens der Gesell¬<lb/> schaft Jesu gründlicher und zuverlässiger charakterisirende Buch (mit den Bei¬<lb/> lagen 304 Seiten) allen, die sich für den Gegenstand interessiren, angelegentlich-</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Kulturhistorische Bilder aus der alten Mark Brandenburg.<lb/> Von Oskar Schwebel. Berlin, 1877. Verlag von Alfred Weile.</head><lb/> <p xml:id="ID_1494" next="#ID_1495"> Die Mark Brandenburg führt nach alter Sage den rothen Adler im<lb/> Wappen, weil sie mit Blutströmen den Slaven für Deutschland abgewonnen<lb/> worden ist. Ihre alte Geschichte hat deshalb für uns ein besonderes Inte¬<lb/> resse, und da dieselbe hier einen geschickten Bearbeiter gesunden hat, so heißen<lb/> wir diese Culturbilder doppelt willkommen. Der Verfasser hat streng nach<lb/> den Quellen gearbeitet, er besitzt das erforderliche Urtheil, um sagenhaftes<lb/> vom Geschichlichen zu unterscheiden, und er versteht zu erzählen und zu malen.<lb/> Auch die Gesinnung, mit der er schreibt, verdient Anerkennung. Nur bis¬<lb/> weilen — in den novellenartig ausgeführten Stücken — läßt er die Men¬<lb/> schen der alten Zeit, zu denen er uns führt, in moderner Weise denken und<lb/> empfinden, und selten nur begegnen wir einer salbungsvollen Stelle, an der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Schrift nur seine gedruckten Hülfsmittel citirt und die ungedruckten nur an¬
gedeutet. Jetzt läßt er auch die letzteren Quellen fließen, und wir meinen,
daß der Orden alle Ursache zu dem Wunsche hat, lieber geschwiegen zu haben.
Denn der Text des neuen Buches ist ein Mosaikbild der in der Wiener
Hofbibliothek aufbewahrten Schriftstücke, in denen sich die Oberen des Ordens
selbst über die Thätigkeit desselben an den österreichischen Schulen geäußert
haben, und diese Aeußerungen lauten genau so ungünstig wie die Darstellung
Kelle's vom Jahre 1873. Die Briefe der Generale und Provinziale, sowie
ihre Verordnungen, die Berichte der jesuitischen Annalisten und die Aufzeich¬
nungen der Ordensmitglieder über den Unterricht sind in wortgetreuer Ueber¬
setzung aus dem Lateinischen in den Text verflochten, und die Beilagen
bringen die übertragenen Stellen in der Originalsprache. Gegen diese Aus¬
sagen, gegen frühere Obere der höchsten Grade müssen sich also die heutigen
Jesuiten wenden, wenn sie den unbesonnen begonnenen Kampf fortsetzen zu
dürfen meinen. Sie werden aber den Sieg niemals gewinnen, da dem Ver¬
sasser noch zahlreiche in Privatbesitz befindliche Aeußerungen ehemaliger
Ordensmitglteder zur Verfügung stehen , die er erst zum Theil benutzt hat.
Daß seine Gegner hiervon nichts wußten, gereicht ihnen nicht zum Vorwurfe.
Schwer begreiflich aber ist, daß denselben auch die angeführten Documente,
die nach der Aushebung des Ordens in die Wiener Hofbtbliothek kamen,
unbekannt geblieben sind. Vermuthlich lebten sie in der Meinung, daß es
ihren- Vorgängern gelungen sei, wie anderwärts, z. B. in Böhmen, so auch
in Oesterreich alle die Societät und ihre Wirksamkeit compromittirenden
Schriftstücke bei Seite zu schaffen oder zu vernichten. Wir empfehlen das
ungemein lehrreiche, die hier in's Auge gefaßte Seite des Wesens der Gesell¬
schaft Jesu gründlicher und zuverlässiger charakterisirende Buch (mit den Bei¬
lagen 304 Seiten) allen, die sich für den Gegenstand interessiren, angelegentlich-
Kulturhistorische Bilder aus der alten Mark Brandenburg.
Von Oskar Schwebel. Berlin, 1877. Verlag von Alfred Weile.
Die Mark Brandenburg führt nach alter Sage den rothen Adler im
Wappen, weil sie mit Blutströmen den Slaven für Deutschland abgewonnen
worden ist. Ihre alte Geschichte hat deshalb für uns ein besonderes Inte¬
resse, und da dieselbe hier einen geschickten Bearbeiter gesunden hat, so heißen
wir diese Culturbilder doppelt willkommen. Der Verfasser hat streng nach
den Quellen gearbeitet, er besitzt das erforderliche Urtheil, um sagenhaftes
vom Geschichlichen zu unterscheiden, und er versteht zu erzählen und zu malen.
Auch die Gesinnung, mit der er schreibt, verdient Anerkennung. Nur bis¬
weilen — in den novellenartig ausgeführten Stücken — läßt er die Men¬
schen der alten Zeit, zu denen er uns führt, in moderner Weise denken und
empfinden, und selten nur begegnen wir einer salbungsvollen Stelle, an der
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