Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

und auf dessen innere Seite man '1- cri gerari schreibt." Die heiligen Namen
Jesus, Maria und Joseph auf Ringe eingegraben galten als Schutzmittel
gegen die Pest. Ringe mit dem Ramen der heiligen Barbara sicherten ihren
Träger vor Blitzschlag, und solche mit Se. Christophorus und dem Jesus¬
kinde auf seinen Schultern schützten vor dem Ertrinken. Ein Amulet gegen
den Veitstanz glaubt man in einem in der Londesborough Sammlung be¬
findlichen, seiner Arbeit nach aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
stammenden Ringe von Silber zu besitzen. Derselbe zeigt drei große Buckel,
zwischen denen sich sechs kleinere befinden. Auf jenen stehen die Buchstaben
8. U. V- (Laneta Naria Virgo). In derselben Collectio" wird ein sehr
großer aus einer Mischung verschiedener Metalle bestehender Daumenring
aufbewahrt, welcher die Gestalt eines Taues hat, und dessen Platte, rechts
und links mit großen Steinen eingefaßt, einen Affen zeigt, der sich in einem
Handspiegel besieht. Aus der einen Seite befindet sich unter der Platte das
mystische Wort "Ananyzapta", und zu beiden Seiten desselben sind ein Kreuz
und das heilige Monogramm eingegraben. Ein Goldring, der 1842 im
Rockingham Forest gefunden wurde, trug auf der Außenseite die unerklär¬
barer Worte: "Guttv: Gutta: Madros: Atros", während auf der innern
"otros: udros: edebat" stand. Auf einem 1741 zu Newark ausgegrabenen
dünnen Goldreife steht: "Agta: Tyalcvt: Calcvt: Cattama." Das mystische
Wort oder Anagramm "Agta" welches wir auf einem silbernen Ringe er¬
blicken, der 1846 an der Stelle ausgegraben wurde, wo früher der Kirchhof
von Se. Owen gewesen, bezeichnete im Morgenlande einen Amtsstab. Sehr
häusig kommt auf Amuletringen das Wort oder der Name "Abraxas" oder
"Abrasax" vor, welches zuerst von der gnostischen Seete der Basilidianer
gebraucht wurde und das Ausströmen oder die Offenbarung des Urwesens in
die Geisterreiche bezeichnete, deren unterstes mit seinen sieben Engeln die Welt
erschaffen haben sollte.

Die Namen der "drei Könige von Cöln", wie man die drei Weisen aus
dem Morgenland von ihrem zu Cöln befindlichen Grabe bezeichnete, galten
im Mtttelalter und hier und da bis in unsere Zeit herein als kräftige Talis¬
mane gegen Krankheit und Behexung, und wie man sie daher vielfach "n
Thüren, Giebeln, Hausgeräthen und Gefäßen anbrachte, so grub man sie
auch in Ringe ein. Einer von diesen Ringen, die namentlich in Cöln selbst
angefertigt wurden, wurde vor einigen Jahren in Dunwich gefunden und
trägt die Hexameter:


".lALxer kort in^rrllgm, eins Uolebior, LaltliMlu- n,in um,
Ilaov ti'la <zal secum poi-lndit nomin^ tlo^um,
Kolvitm' -5 morbo, "in'iÄi z,lok:>,de!, o-ulnvo."

und auf dessen innere Seite man '1- cri gerari schreibt." Die heiligen Namen
Jesus, Maria und Joseph auf Ringe eingegraben galten als Schutzmittel
gegen die Pest. Ringe mit dem Ramen der heiligen Barbara sicherten ihren
Träger vor Blitzschlag, und solche mit Se. Christophorus und dem Jesus¬
kinde auf seinen Schultern schützten vor dem Ertrinken. Ein Amulet gegen
den Veitstanz glaubt man in einem in der Londesborough Sammlung be¬
findlichen, seiner Arbeit nach aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
stammenden Ringe von Silber zu besitzen. Derselbe zeigt drei große Buckel,
zwischen denen sich sechs kleinere befinden. Auf jenen stehen die Buchstaben
8. U. V- (Laneta Naria Virgo). In derselben Collectio» wird ein sehr
großer aus einer Mischung verschiedener Metalle bestehender Daumenring
aufbewahrt, welcher die Gestalt eines Taues hat, und dessen Platte, rechts
und links mit großen Steinen eingefaßt, einen Affen zeigt, der sich in einem
Handspiegel besieht. Aus der einen Seite befindet sich unter der Platte das
mystische Wort „Ananyzapta", und zu beiden Seiten desselben sind ein Kreuz
und das heilige Monogramm eingegraben. Ein Goldring, der 1842 im
Rockingham Forest gefunden wurde, trug auf der Außenseite die unerklär¬
barer Worte: „Guttv: Gutta: Madros: Atros", während auf der innern
„otros: udros: edebat" stand. Auf einem 1741 zu Newark ausgegrabenen
dünnen Goldreife steht: „Agta: Tyalcvt: Calcvt: Cattama." Das mystische
Wort oder Anagramm „Agta" welches wir auf einem silbernen Ringe er¬
blicken, der 1846 an der Stelle ausgegraben wurde, wo früher der Kirchhof
von Se. Owen gewesen, bezeichnete im Morgenlande einen Amtsstab. Sehr
häusig kommt auf Amuletringen das Wort oder der Name „Abraxas" oder
„Abrasax" vor, welches zuerst von der gnostischen Seete der Basilidianer
gebraucht wurde und das Ausströmen oder die Offenbarung des Urwesens in
die Geisterreiche bezeichnete, deren unterstes mit seinen sieben Engeln die Welt
erschaffen haben sollte.

Die Namen der „drei Könige von Cöln", wie man die drei Weisen aus
dem Morgenland von ihrem zu Cöln befindlichen Grabe bezeichnete, galten
im Mtttelalter und hier und da bis in unsere Zeit herein als kräftige Talis¬
mane gegen Krankheit und Behexung, und wie man sie daher vielfach «n
Thüren, Giebeln, Hausgeräthen und Gefäßen anbrachte, so grub man sie
auch in Ringe ein. Einer von diesen Ringen, die namentlich in Cöln selbst
angefertigt wurden, wurde vor einigen Jahren in Dunwich gefunden und
trägt die Hexameter:


„.lALxer kort in^rrllgm, eins Uolebior, LaltliMlu- n,in um,
Ilaov ti'la <zal secum poi-lndit nomin^ tlo^um,
Kolvitm' -5 morbo, «in'iÄi z,lok:>,de!, o-ulnvo."

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0214" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136853"/>
          <p xml:id="ID_583" prev="#ID_582"> und auf dessen innere Seite man '1- cri gerari schreibt." Die heiligen Namen<lb/>
Jesus, Maria und Joseph auf Ringe eingegraben galten als Schutzmittel<lb/>
gegen die Pest. Ringe mit dem Ramen der heiligen Barbara sicherten ihren<lb/>
Träger vor Blitzschlag, und solche mit Se. Christophorus und dem Jesus¬<lb/>
kinde auf seinen Schultern schützten vor dem Ertrinken. Ein Amulet gegen<lb/>
den Veitstanz glaubt man in einem in der Londesborough Sammlung be¬<lb/>
findlichen, seiner Arbeit nach aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts<lb/>
stammenden Ringe von Silber zu besitzen. Derselbe zeigt drei große Buckel,<lb/>
zwischen denen sich sechs kleinere befinden. Auf jenen stehen die Buchstaben<lb/>
8. U. V- (Laneta Naria Virgo). In derselben Collectio» wird ein sehr<lb/>
großer aus einer Mischung verschiedener Metalle bestehender Daumenring<lb/>
aufbewahrt, welcher die Gestalt eines Taues hat, und dessen Platte, rechts<lb/>
und links mit großen Steinen eingefaßt, einen Affen zeigt, der sich in einem<lb/>
Handspiegel besieht. Aus der einen Seite befindet sich unter der Platte das<lb/>
mystische Wort &#x201E;Ananyzapta", und zu beiden Seiten desselben sind ein Kreuz<lb/>
und das heilige Monogramm eingegraben. Ein Goldring, der 1842 im<lb/>
Rockingham Forest gefunden wurde, trug auf der Außenseite die unerklär¬<lb/>
barer Worte: &#x201E;Guttv: Gutta: Madros: Atros", während auf der innern<lb/>
&#x201E;otros: udros: edebat" stand. Auf einem 1741 zu Newark ausgegrabenen<lb/>
dünnen Goldreife steht: &#x201E;Agta: Tyalcvt: Calcvt: Cattama." Das mystische<lb/>
Wort oder Anagramm &#x201E;Agta" welches wir auf einem silbernen Ringe er¬<lb/>
blicken, der 1846 an der Stelle ausgegraben wurde, wo früher der Kirchhof<lb/>
von Se. Owen gewesen, bezeichnete im Morgenlande einen Amtsstab. Sehr<lb/>
häusig kommt auf Amuletringen das Wort oder der Name &#x201E;Abraxas" oder<lb/>
&#x201E;Abrasax" vor, welches zuerst von der gnostischen Seete der Basilidianer<lb/>
gebraucht wurde und das Ausströmen oder die Offenbarung des Urwesens in<lb/>
die Geisterreiche bezeichnete, deren unterstes mit seinen sieben Engeln die Welt<lb/>
erschaffen haben sollte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_584"> Die Namen der &#x201E;drei Könige von Cöln", wie man die drei Weisen aus<lb/>
dem Morgenland von ihrem zu Cöln befindlichen Grabe bezeichnete, galten<lb/>
im Mtttelalter und hier und da bis in unsere Zeit herein als kräftige Talis¬<lb/>
mane gegen Krankheit und Behexung, und wie man sie daher vielfach «n<lb/>
Thüren, Giebeln, Hausgeräthen und Gefäßen anbrachte, so grub man sie<lb/>
auch in Ringe ein. Einer von diesen Ringen, die namentlich in Cöln selbst<lb/>
angefertigt wurden, wurde vor einigen Jahren in Dunwich gefunden und<lb/>
trägt die Hexameter:</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_32" type="poem">
              <l> &#x201E;.lALxer kort in^rrllgm, eins Uolebior, LaltliMlu- n,in um,<lb/>
Ilaov ti'la &lt;zal secum poi-lndit nomin^ tlo^um,<lb/>
Kolvitm' -5 morbo, «in'iÄi z,lok:&gt;,de!, o-ulnvo."</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0214] und auf dessen innere Seite man '1- cri gerari schreibt." Die heiligen Namen Jesus, Maria und Joseph auf Ringe eingegraben galten als Schutzmittel gegen die Pest. Ringe mit dem Ramen der heiligen Barbara sicherten ihren Träger vor Blitzschlag, und solche mit Se. Christophorus und dem Jesus¬ kinde auf seinen Schultern schützten vor dem Ertrinken. Ein Amulet gegen den Veitstanz glaubt man in einem in der Londesborough Sammlung be¬ findlichen, seiner Arbeit nach aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts stammenden Ringe von Silber zu besitzen. Derselbe zeigt drei große Buckel, zwischen denen sich sechs kleinere befinden. Auf jenen stehen die Buchstaben 8. U. V- (Laneta Naria Virgo). In derselben Collectio» wird ein sehr großer aus einer Mischung verschiedener Metalle bestehender Daumenring aufbewahrt, welcher die Gestalt eines Taues hat, und dessen Platte, rechts und links mit großen Steinen eingefaßt, einen Affen zeigt, der sich in einem Handspiegel besieht. Aus der einen Seite befindet sich unter der Platte das mystische Wort „Ananyzapta", und zu beiden Seiten desselben sind ein Kreuz und das heilige Monogramm eingegraben. Ein Goldring, der 1842 im Rockingham Forest gefunden wurde, trug auf der Außenseite die unerklär¬ barer Worte: „Guttv: Gutta: Madros: Atros", während auf der innern „otros: udros: edebat" stand. Auf einem 1741 zu Newark ausgegrabenen dünnen Goldreife steht: „Agta: Tyalcvt: Calcvt: Cattama." Das mystische Wort oder Anagramm „Agta" welches wir auf einem silbernen Ringe er¬ blicken, der 1846 an der Stelle ausgegraben wurde, wo früher der Kirchhof von Se. Owen gewesen, bezeichnete im Morgenlande einen Amtsstab. Sehr häusig kommt auf Amuletringen das Wort oder der Name „Abraxas" oder „Abrasax" vor, welches zuerst von der gnostischen Seete der Basilidianer gebraucht wurde und das Ausströmen oder die Offenbarung des Urwesens in die Geisterreiche bezeichnete, deren unterstes mit seinen sieben Engeln die Welt erschaffen haben sollte. Die Namen der „drei Könige von Cöln", wie man die drei Weisen aus dem Morgenland von ihrem zu Cöln befindlichen Grabe bezeichnete, galten im Mtttelalter und hier und da bis in unsere Zeit herein als kräftige Talis¬ mane gegen Krankheit und Behexung, und wie man sie daher vielfach «n Thüren, Giebeln, Hausgeräthen und Gefäßen anbrachte, so grub man sie auch in Ringe ein. Einer von diesen Ringen, die namentlich in Cöln selbst angefertigt wurden, wurde vor einigen Jahren in Dunwich gefunden und trägt die Hexameter: „.lALxer kort in^rrllgm, eins Uolebior, LaltliMlu- n,in um, Ilaov ti'la <zal secum poi-lndit nomin^ tlo^um, Kolvitm' -5 morbo, «in'iÄi z,lok:>,de!, o-ulnvo."

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/214
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/214>, abgerufen am 20.10.2024.