Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.welcher diesem verhängnißvollen Entschluß folgte, schildert der offizielle Be¬ welcher diesem verhängnißvollen Entschluß folgte, schildert der offizielle Be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136618"/> <p xml:id="ID_1337" prev="#ID_1336" next="#ID_1338"> welcher diesem verhängnißvollen Entschluß folgte, schildert der offizielle Be¬<lb/> richt des Generals Terry folgendermaßen: „Hier fand er (Custer) ein Dorf<lb/> von fast beispielloser Ausdehnung, welches er sofort angriff. Major Remo.<lb/> mit den 3 Compagnien A, G und M des Regiments wurde nach<lb/> Wem Theil des Flusses gesandt, wo die Jndianerspur denselben überschritt<lb/> und erhielt den Befehl, ebenfalls über den Fluß zu setzen und den Feind im<lb/> Rücken anzugreifen. Custer mit den zur Verfügung stehenden 3 Compagnien<lb/> C, E, F, I und L versuchte den Fluß 3 Miles stromabwärts zu überschreiten.<lb/> Remo durchwatete den Fluß und griff sofort am linken Ufer an, ließ seine<lb/> Leute absitzen und kämpfte so zu Fuße, bis er endlich, durch Massen der<lb/> Feinde erdrückt, gezwungen war, wieder aufsitzen zu lassen, den Fluß unter<lb/> mörderischen Feuer wieder zu passiren und sich endlich in den hohen, felsigen<lb/> Uferhöhen gegen den Feind zu verschanzen. Gerade als Remo den Fluß<lb/> durchschritt, kam Oberst Benteen (der mit den 3 Compagnien D, H und K<lb/> etwa 2 Miles zur Linken Remo's gestanden hatte, als die Acteon begonnen,<lb/> und welcher vom General Custer den Befehl erhalten hatte, ihm (Custer)<lb/> Zu folgen), ebenfalls an den Fluß und erkannte, daß es nutzlos sein müsse,<lb/> wenn er mit seiner kleinen Schaar den Fluß durchkreuze, um den Kampf auf<lb/> der andern Seite wieder aufzunehmen. So vereinigte sich Colonel Benteen<lb/> mit Remo auf den felsigen Höhen. Capitain M. Dougall mit seiner Com¬<lb/> pagnie B und dem Zug der Gepäck- und Proviant-Maulthiere war zuerst<lb/> peinlich weit zurückgeblieben, kam nun ebenfalls an und vereinigte sich mit<lb/> Remo. Diese vereinigte Truppe wurde von den Indianern umzingelt, von<lb/> denen viele Stellungen einnahmen, welche, weil sie höher lagen, die von der<lb/> Cavallerie eingenommene Position beherrschten. Entweichen konnte Remo<lb/> "icht mehr; er ließ Schützengräben anlegen und vertheidigte seine Stellung<lb/> Segen überwältigende Schaaren des Feindes von 2 Uhr Nachmittags am<lb/> 2S. bis um 6 Uhr Abends am 26 Juni, zu welcher Zeit die Indianer das<lb/> Thal verließen, indem sie das Dorf und den größten Theil ihrer Todten<lb/> Mitnahmen. — Von den Bewegungen des Generals Custer und seinen 5<lb/> Compagnien ist so gut wie nichts bestimmtes bekannt, nachdem sie den Augen<lb/> der Ueberlebenden von Remo's Truppen entschwunden waren, denn weder ein<lb/> ^n§iger Offizier noch ein einziger Soldat ist bis jetzt lebend aufgefunden<lb/> worden. Die Spur seines Marsches ist indessen leicht erkenntlich. Von dem<lb/> ^null, an welchem Remo den Fluß überschritt, folgte dieselbe 3 Miles dem<lb/> Fuße der Höhen des rechten Ufers, dann wendet sie sich dem Flusse zu. Hier<lb/> ^suchte Custer wahrscheinlich vergebens überzusetzen, denn die Spur verläßt<lb/> Flußufer fast sofort wieder und kehrt in einem fast kreisrunden Bogen<lb/> "c>es dem Ausgangspunkt zurück. - Die Spur ist gekennzeichnet durch die<lb/> wichen seiner Soldaten und Pferde. Einige von diesen Leichen liegen ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
welcher diesem verhängnißvollen Entschluß folgte, schildert der offizielle Be¬
richt des Generals Terry folgendermaßen: „Hier fand er (Custer) ein Dorf
von fast beispielloser Ausdehnung, welches er sofort angriff. Major Remo.
mit den 3 Compagnien A, G und M des Regiments wurde nach
Wem Theil des Flusses gesandt, wo die Jndianerspur denselben überschritt
und erhielt den Befehl, ebenfalls über den Fluß zu setzen und den Feind im
Rücken anzugreifen. Custer mit den zur Verfügung stehenden 3 Compagnien
C, E, F, I und L versuchte den Fluß 3 Miles stromabwärts zu überschreiten.
Remo durchwatete den Fluß und griff sofort am linken Ufer an, ließ seine
Leute absitzen und kämpfte so zu Fuße, bis er endlich, durch Massen der
Feinde erdrückt, gezwungen war, wieder aufsitzen zu lassen, den Fluß unter
mörderischen Feuer wieder zu passiren und sich endlich in den hohen, felsigen
Uferhöhen gegen den Feind zu verschanzen. Gerade als Remo den Fluß
durchschritt, kam Oberst Benteen (der mit den 3 Compagnien D, H und K
etwa 2 Miles zur Linken Remo's gestanden hatte, als die Acteon begonnen,
und welcher vom General Custer den Befehl erhalten hatte, ihm (Custer)
Zu folgen), ebenfalls an den Fluß und erkannte, daß es nutzlos sein müsse,
wenn er mit seiner kleinen Schaar den Fluß durchkreuze, um den Kampf auf
der andern Seite wieder aufzunehmen. So vereinigte sich Colonel Benteen
mit Remo auf den felsigen Höhen. Capitain M. Dougall mit seiner Com¬
pagnie B und dem Zug der Gepäck- und Proviant-Maulthiere war zuerst
peinlich weit zurückgeblieben, kam nun ebenfalls an und vereinigte sich mit
Remo. Diese vereinigte Truppe wurde von den Indianern umzingelt, von
denen viele Stellungen einnahmen, welche, weil sie höher lagen, die von der
Cavallerie eingenommene Position beherrschten. Entweichen konnte Remo
"icht mehr; er ließ Schützengräben anlegen und vertheidigte seine Stellung
Segen überwältigende Schaaren des Feindes von 2 Uhr Nachmittags am
2S. bis um 6 Uhr Abends am 26 Juni, zu welcher Zeit die Indianer das
Thal verließen, indem sie das Dorf und den größten Theil ihrer Todten
Mitnahmen. — Von den Bewegungen des Generals Custer und seinen 5
Compagnien ist so gut wie nichts bestimmtes bekannt, nachdem sie den Augen
der Ueberlebenden von Remo's Truppen entschwunden waren, denn weder ein
^n§iger Offizier noch ein einziger Soldat ist bis jetzt lebend aufgefunden
worden. Die Spur seines Marsches ist indessen leicht erkenntlich. Von dem
^null, an welchem Remo den Fluß überschritt, folgte dieselbe 3 Miles dem
Fuße der Höhen des rechten Ufers, dann wendet sie sich dem Flusse zu. Hier
^suchte Custer wahrscheinlich vergebens überzusetzen, denn die Spur verläßt
Flußufer fast sofort wieder und kehrt in einem fast kreisrunden Bogen
"c>es dem Ausgangspunkt zurück. - Die Spur ist gekennzeichnet durch die
wichen seiner Soldaten und Pferde. Einige von diesen Leichen liegen ver-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |