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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Unzufriedenheit wurde besonders durch die Umtriebe mehrerer jüngerer Häupt¬
linge wach erhalten, von denen wieder "Sitting Bull" (der sitzende Stier)
sich hervorthat, während die besonneren Häuptlinge wie Red Cloud (rothe
Wolke) und spottet Tait (Düpfel-Schwanz), ihre Völker zu Ruhe und Frieden
mahnten indem sie hervorhoben, daß die Regierung Alles thun werde, das
Indianer-Gebiet frei von Abenteurern zu halten und sie für den erlittenen
Schaden zu entschädigen. Ihren Bemühungen gelang es, im Jahre 1869
sowohl als 1873 und 1875, einen allgemeinen Jndianeraufstand zu verhindern.
Wie es jetzt scheint, wurde ihr Bestreben letztes Jahr allerdings hauptsächlich
deßhalb mit Erfolg gekrönt, weil Sitting Bull mit seinen Kriegsrüstungen
noch nicht fertig war, Jahre lang war die Regierung der Ver. Se. außer
Stande, das Indianer-Gebiet vollständig für weiße Eindringlinge, Abenteurer,
Goldsucher, Jäger oder flüchtige Verbrecher abzuschließen, aber von 1874 an
kam sie der Lösung dieser Aufgabe durch Verstärkung der Militairposten in
den Forts, welche das fragliche Gebiet umschließen, ziemlich nahe. Nun aber
schürte Sitting Bull erst recht. Er stellte den jungen Kriegern vor, daß die
vielen Soldaten blos deßhalb an die Grenzen ihres Gebiets gelegt worden
seien, um sie, die Indianer, im Zaum zu halten. Er wurde in seinen For¬
derungen immer dreister, seine jungen Anhänger immer kriegslustiger. Als
diesen unruhigen Geistern endlich im Herbst 1875 die gewöhnlich stattfindende
Austheilung von Jagdmunition, Pulver, Blei und Gewehren bis auf Wei-
teres verweigert wurde, da predigten Sitting Bull, Crazy Horse (das tolle
Pferd) u. s. w. offen den Aufruhr, ja sie gingen soweit, ihren bethörten
Kriegern vorzustellen, daß die Indianer, wenn sie nur zusammenhielten, im
Stande seien, die Blaßgesichter bis zur See zurückzudrängen, ja den Boden
des Landes, der dem rothen Manne gehöre, ganz von den verhaßten Feinden
ZU säubern. Im Januar dieses Jahres zogen in Folge dieser Aufstacheleien
circa 3000 bis 3S00 Krieger aus den Indianer-Stationen Red Cloud's,
standing Rock's und Sitting Bull's ab, um den Krieg gegen die Weißen zu
beginnen. Dieser Krieg fing natürlich damit an, daß alle nahe gelegenen
Niederlassungen der Weißen vernichtet, alle im Indianer-Gebiet sich aufhalten-
den Amerikaner verfolgt und niedergemacht wurden. Im strengsten Winter
zog General Crook mit einer nur etwa 400 Mann starken Cavallerte-Ab-
theilung dem Feinde nach, und schützte dadurch die um das Jndianer-Gebiet
gelegenen Niederlassungen. Es kam im März am Powder River, Crazy
Horse River und Old Woman's Fork zu mehreren Gefechten, welche, wie ge.
Wohnlich, damit endeten, daß nach vielen Mühen und Strapazen der Weißen
die Indianer auf ihren schnellen Pferden mit heiler Haut in die Berge
entkamen.


Grenzboten III. 1,870. 63

Unzufriedenheit wurde besonders durch die Umtriebe mehrerer jüngerer Häupt¬
linge wach erhalten, von denen wieder „Sitting Bull" (der sitzende Stier)
sich hervorthat, während die besonneren Häuptlinge wie Red Cloud (rothe
Wolke) und spottet Tait (Düpfel-Schwanz), ihre Völker zu Ruhe und Frieden
mahnten indem sie hervorhoben, daß die Regierung Alles thun werde, das
Indianer-Gebiet frei von Abenteurern zu halten und sie für den erlittenen
Schaden zu entschädigen. Ihren Bemühungen gelang es, im Jahre 1869
sowohl als 1873 und 1875, einen allgemeinen Jndianeraufstand zu verhindern.
Wie es jetzt scheint, wurde ihr Bestreben letztes Jahr allerdings hauptsächlich
deßhalb mit Erfolg gekrönt, weil Sitting Bull mit seinen Kriegsrüstungen
noch nicht fertig war, Jahre lang war die Regierung der Ver. Se. außer
Stande, das Indianer-Gebiet vollständig für weiße Eindringlinge, Abenteurer,
Goldsucher, Jäger oder flüchtige Verbrecher abzuschließen, aber von 1874 an
kam sie der Lösung dieser Aufgabe durch Verstärkung der Militairposten in
den Forts, welche das fragliche Gebiet umschließen, ziemlich nahe. Nun aber
schürte Sitting Bull erst recht. Er stellte den jungen Kriegern vor, daß die
vielen Soldaten blos deßhalb an die Grenzen ihres Gebiets gelegt worden
seien, um sie, die Indianer, im Zaum zu halten. Er wurde in seinen For¬
derungen immer dreister, seine jungen Anhänger immer kriegslustiger. Als
diesen unruhigen Geistern endlich im Herbst 1875 die gewöhnlich stattfindende
Austheilung von Jagdmunition, Pulver, Blei und Gewehren bis auf Wei-
teres verweigert wurde, da predigten Sitting Bull, Crazy Horse (das tolle
Pferd) u. s. w. offen den Aufruhr, ja sie gingen soweit, ihren bethörten
Kriegern vorzustellen, daß die Indianer, wenn sie nur zusammenhielten, im
Stande seien, die Blaßgesichter bis zur See zurückzudrängen, ja den Boden
des Landes, der dem rothen Manne gehöre, ganz von den verhaßten Feinden
ZU säubern. Im Januar dieses Jahres zogen in Folge dieser Aufstacheleien
circa 3000 bis 3S00 Krieger aus den Indianer-Stationen Red Cloud's,
standing Rock's und Sitting Bull's ab, um den Krieg gegen die Weißen zu
beginnen. Dieser Krieg fing natürlich damit an, daß alle nahe gelegenen
Niederlassungen der Weißen vernichtet, alle im Indianer-Gebiet sich aufhalten-
den Amerikaner verfolgt und niedergemacht wurden. Im strengsten Winter
zog General Crook mit einer nur etwa 400 Mann starken Cavallerte-Ab-
theilung dem Feinde nach, und schützte dadurch die um das Jndianer-Gebiet
gelegenen Niederlassungen. Es kam im März am Powder River, Crazy
Horse River und Old Woman's Fork zu mehreren Gefechten, welche, wie ge.
Wohnlich, damit endeten, daß nach vielen Mühen und Strapazen der Weißen
die Indianer auf ihren schnellen Pferden mit heiler Haut in die Berge
entkamen.


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[0505] Unzufriedenheit wurde besonders durch die Umtriebe mehrerer jüngerer Häupt¬ linge wach erhalten, von denen wieder „Sitting Bull" (der sitzende Stier) sich hervorthat, während die besonneren Häuptlinge wie Red Cloud (rothe Wolke) und spottet Tait (Düpfel-Schwanz), ihre Völker zu Ruhe und Frieden mahnten indem sie hervorhoben, daß die Regierung Alles thun werde, das Indianer-Gebiet frei von Abenteurern zu halten und sie für den erlittenen Schaden zu entschädigen. Ihren Bemühungen gelang es, im Jahre 1869 sowohl als 1873 und 1875, einen allgemeinen Jndianeraufstand zu verhindern. Wie es jetzt scheint, wurde ihr Bestreben letztes Jahr allerdings hauptsächlich deßhalb mit Erfolg gekrönt, weil Sitting Bull mit seinen Kriegsrüstungen noch nicht fertig war, Jahre lang war die Regierung der Ver. Se. außer Stande, das Indianer-Gebiet vollständig für weiße Eindringlinge, Abenteurer, Goldsucher, Jäger oder flüchtige Verbrecher abzuschließen, aber von 1874 an kam sie der Lösung dieser Aufgabe durch Verstärkung der Militairposten in den Forts, welche das fragliche Gebiet umschließen, ziemlich nahe. Nun aber schürte Sitting Bull erst recht. Er stellte den jungen Kriegern vor, daß die vielen Soldaten blos deßhalb an die Grenzen ihres Gebiets gelegt worden seien, um sie, die Indianer, im Zaum zu halten. Er wurde in seinen For¬ derungen immer dreister, seine jungen Anhänger immer kriegslustiger. Als diesen unruhigen Geistern endlich im Herbst 1875 die gewöhnlich stattfindende Austheilung von Jagdmunition, Pulver, Blei und Gewehren bis auf Wei- teres verweigert wurde, da predigten Sitting Bull, Crazy Horse (das tolle Pferd) u. s. w. offen den Aufruhr, ja sie gingen soweit, ihren bethörten Kriegern vorzustellen, daß die Indianer, wenn sie nur zusammenhielten, im Stande seien, die Blaßgesichter bis zur See zurückzudrängen, ja den Boden des Landes, der dem rothen Manne gehöre, ganz von den verhaßten Feinden ZU säubern. Im Januar dieses Jahres zogen in Folge dieser Aufstacheleien circa 3000 bis 3S00 Krieger aus den Indianer-Stationen Red Cloud's, standing Rock's und Sitting Bull's ab, um den Krieg gegen die Weißen zu beginnen. Dieser Krieg fing natürlich damit an, daß alle nahe gelegenen Niederlassungen der Weißen vernichtet, alle im Indianer-Gebiet sich aufhalten- den Amerikaner verfolgt und niedergemacht wurden. Im strengsten Winter zog General Crook mit einer nur etwa 400 Mann starken Cavallerte-Ab- theilung dem Feinde nach, und schützte dadurch die um das Jndianer-Gebiet gelegenen Niederlassungen. Es kam im März am Powder River, Crazy Horse River und Old Woman's Fork zu mehreren Gefechten, welche, wie ge. Wohnlich, damit endeten, daß nach vielen Mühen und Strapazen der Weißen die Indianer auf ihren schnellen Pferden mit heiler Haut in die Berge entkamen. Grenzboten III. 1,870. 63

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/505>, abgerufen am 19.10.2024.