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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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dafür. Ich betrachtete jedoch diese Antwort durchaus nicht als entscheidend.
Eine Transaction dieser Art mußte natürlich in allen ihren'Stadien große
Behutsamkeit erfordern, und die einzig sichere und passende Behandlung des
Gegenstandes in der ersten Instanz mußte die einer Ablehnung sein. Ich
sah, daß meine Bemerkungen einen ziemlich starken Eindruck auf Herrn Zea
gemacht hatten. Er sagte, wenn ich die Befugniß hätte, einen derartigen
Vorschlag zu machen, so würde er sich freuen, ihn schriftlich entgegennehmen
zu können. Ich erwiederte hierauf, daß der Gedanke ein rein privater und
persönlicher gewesen, daß ich von Ihnen keinerlei Weisungen hätte, ihn vor¬
zubringen, daß die Transaction mir so vortheilhaft für beide Regierungen
zu sein scheine, daß ich gewagt habe, sie anzurathen, daß ich aber, wenn der
König den Vorschlag billige, sofort nach Hause schreiben und die Annahme
empfehlen wolle und zwar aus den Gründen, die ich in der Kürze ange¬
geben hätte.

Ich bin seitdem auf einem Privatwege benachrichtigt worden, daß Herr
Zea sich das, was ich gesagt, schriftlich aufgezeichnet hat. Diese Unterredung
fand während der letzten Zusammenkunft statt, die ich mit ihm hatte. Ich
erfahre, daß der Herzog del Jnfantado*) jene Notizen unter Zea's Papieren
gefunden und aus ihnen den Schluß gezogen hat, daß bereits eine ernsthafte
Unterhandlung in Betreff der Abtretung Cubas im Gange sei. Ich habe zu
dem Herzog noch nichts über den Gegenstand gesagt, werde aber vielleicht die
Gelegenheit ergreifen, ihn zu erwähnen, um darüber Gewißheit zu erlangen,
ob der Vorschlag von dieser Negierung überhaupt für beifallswerth angesehen
wird. Ich werde Sie sorgfältig in Kenntniß von allen Mittheilungen er¬
halten, die ich vom Minister etwa erhalte, und Ihnen dankbar sein, wenn
Sie mir Weisung zukommen lassen wollen, ob Sie wünschen, daß die
Sache dringend betrieben oder ganz fallen gelassen werden soll. Es fiel mir
ein, daß es Ihnen angenehm sein würde, ohne daß die Regierung irgendwie
dadurch zu etwas verpflichtet wäre, erfahren zu können, in welcher Weise ein
derartiger Vorschlag bei seiner ersten Andeutung hier aufgenommen und be"
handelt werden werde.

Ich habe Ihnen in meinen Depeschen einen vollständigen Bericht von
dem Fortschritt der Verhandlungen abgestattet, mit denen ich beauftragt bin.
Sie befinden sich noch immer in einem Anfangszustande, sehen aber gegen¬
wärtig nicht ungünstig aus. Sollte die hiesige Regierung jedoch nach alledem,
was bereits vorgekommen ist, nach ihrem gewöhnlichen Plan des Hinaus¬
schiebens verfahren, so kann ich nur hoffen, daß der Congreß zu kräftigen
Maßregeln vorschreiten wird. Schon die bloße Demonstration würde in



*) Der Nachfolger Zea's auf dem Ministerposten.

dafür. Ich betrachtete jedoch diese Antwort durchaus nicht als entscheidend.
Eine Transaction dieser Art mußte natürlich in allen ihren'Stadien große
Behutsamkeit erfordern, und die einzig sichere und passende Behandlung des
Gegenstandes in der ersten Instanz mußte die einer Ablehnung sein. Ich
sah, daß meine Bemerkungen einen ziemlich starken Eindruck auf Herrn Zea
gemacht hatten. Er sagte, wenn ich die Befugniß hätte, einen derartigen
Vorschlag zu machen, so würde er sich freuen, ihn schriftlich entgegennehmen
zu können. Ich erwiederte hierauf, daß der Gedanke ein rein privater und
persönlicher gewesen, daß ich von Ihnen keinerlei Weisungen hätte, ihn vor¬
zubringen, daß die Transaction mir so vortheilhaft für beide Regierungen
zu sein scheine, daß ich gewagt habe, sie anzurathen, daß ich aber, wenn der
König den Vorschlag billige, sofort nach Hause schreiben und die Annahme
empfehlen wolle und zwar aus den Gründen, die ich in der Kürze ange¬
geben hätte.

Ich bin seitdem auf einem Privatwege benachrichtigt worden, daß Herr
Zea sich das, was ich gesagt, schriftlich aufgezeichnet hat. Diese Unterredung
fand während der letzten Zusammenkunft statt, die ich mit ihm hatte. Ich
erfahre, daß der Herzog del Jnfantado*) jene Notizen unter Zea's Papieren
gefunden und aus ihnen den Schluß gezogen hat, daß bereits eine ernsthafte
Unterhandlung in Betreff der Abtretung Cubas im Gange sei. Ich habe zu
dem Herzog noch nichts über den Gegenstand gesagt, werde aber vielleicht die
Gelegenheit ergreifen, ihn zu erwähnen, um darüber Gewißheit zu erlangen,
ob der Vorschlag von dieser Negierung überhaupt für beifallswerth angesehen
wird. Ich werde Sie sorgfältig in Kenntniß von allen Mittheilungen er¬
halten, die ich vom Minister etwa erhalte, und Ihnen dankbar sein, wenn
Sie mir Weisung zukommen lassen wollen, ob Sie wünschen, daß die
Sache dringend betrieben oder ganz fallen gelassen werden soll. Es fiel mir
ein, daß es Ihnen angenehm sein würde, ohne daß die Regierung irgendwie
dadurch zu etwas verpflichtet wäre, erfahren zu können, in welcher Weise ein
derartiger Vorschlag bei seiner ersten Andeutung hier aufgenommen und be»
handelt werden werde.

Ich habe Ihnen in meinen Depeschen einen vollständigen Bericht von
dem Fortschritt der Verhandlungen abgestattet, mit denen ich beauftragt bin.
Sie befinden sich noch immer in einem Anfangszustande, sehen aber gegen¬
wärtig nicht ungünstig aus. Sollte die hiesige Regierung jedoch nach alledem,
was bereits vorgekommen ist, nach ihrem gewöhnlichen Plan des Hinaus¬
schiebens verfahren, so kann ich nur hoffen, daß der Congreß zu kräftigen
Maßregeln vorschreiten wird. Schon die bloße Demonstration würde in



*) Der Nachfolger Zea's auf dem Ministerposten.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/503>, abgerufen am 20.10.2024.