Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.werden und, nachdem sie ausgebildet sind, zur Ergänzung der beiden vor¬ Die Speisen für die verschiedenen Klassen der Haremssklavinnen werden werden und, nachdem sie ausgebildet sind, zur Ergänzung der beiden vor¬ Die Speisen für die verschiedenen Klassen der Haremssklavinnen werden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0430" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136541"/> <p xml:id="ID_1109" prev="#ID_1108"> werden und, nachdem sie ausgebildet sind, zur Ergänzung der beiden vor¬<lb/> herigen Abtheilungen dienen. Die Dscharia endlich sind mit wenigen Aus¬<lb/> nahmen Negerinnen, die man als Kinderwärterinnen, Köchinnen, Wäscherinnen<lb/> und Scheuerfrauen des Harems verwendet. Auch die beiden letzten Klassen<lb/> zerfallen in Odas. Jede Oda steht unter der Aufsicht einer Asta, welche für<lb/> die Erziehung und das gute Betragen der ihrer Obhut Anvertrauten ver¬<lb/> antwortlich ist. Schlechte Aufführung der Odaliks wird mit Einsparung<lb/> oder Pantoffel.schlagen an die Ohren und auf den Hinteren geahndet. Die<lb/> höchste Strafe ist Verstoßung vom Hofe und Verkauf. Die Arbeit der<lb/> Sklavinnen besteht, wenn sie nicht auf niedere Dienstleistungen beschränkt<lb/> sind, in der Anfertigung von Kleidern und Putzsachen. Ihre Vergnügungen<lb/> sind nicht sehr mannichfaltig und beschränken sich darauf, daß sie sich putzen,<lb/> Confect bereiten, den. Gesängen und Erzählungen ihrer begabteren Ge¬<lb/> fährtinnen zuhören, Bäder nehmen und in den Gärten des Palastes spa¬<lb/> zieren gehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1110"> Die Speisen für die verschiedenen Klassen der Haremssklavinnen werden<lb/> von den äußern Küchen geliefert, ungeheuren Gebäuden, in denen von Auf¬<lb/> gang bis Niedergang der Sonne die rührigste Geschäftigkeit herrscht. Be¬<lb/> ständig sind hier unzählige Oefen, Bratspieße und Schüsseln in Thätigkeit.<lb/> Fleisch, Geflügel, Fische, Gemüse u. d. liegen in Haufen auf dem Fußboden<lb/> umher, und zahlreiche Hände sind beim Werke, die rohen Gegenstände für<lb/> den Bedarf des Palastes herzurichten. Es ist dieß ein belebtes Bild, allein<lb/> von Ordnung und Reinlichkeit ist dabei nicht die Rede, und die Köche, meisten-<lb/> theils Armenier, find eben so schmutzig an ihrem Körper als unsauber in ihrer<lb/> Kochkunst. Für jede Oda wird im Harem besonders servirt. Die Frauen<lb/> versammeln sich in Gruppen zu sechs oder acht um den niedrigen Tisch, auf<lb/> den die Speisen gestellt werden. Die Mahlzeit besteht aus fünf bis sechs<lb/> Gerichten, wie es die Hausmeisterin der betreffenden Abtheilung angeordnet<lb/> hat, außerdem aber giebt es noch eine Menge Zuckerwerk, Eingemachtes und<lb/> Kaffee, sowie an jedem Dienstag und Freitag den beliebten gelben Goldpilaff,<lb/> der bei türkischen Festmahlzeiten dieselbe Rolle spielt, wie bei den Engländern<lb/> an Sonntagen das Roastbeef und der Plumpudding. Alle Sklavinnen er¬<lb/> halten die Zeuge, aus denen sie sich ihre Kleider machen, geliefert. Dieselben<lb/> werden von der Oberhofmeisterin ausgewählt, wodurch eine Art von Gleich¬<lb/> förmigkeit erhalten wird. Am Bairamfeste, bei der Geburt von Kindern und<lb/> andern bedeutsamen Gelegenheiten werden auch Geld und andere Geschenke<lb/> vertheilt, und wenn der Sultan eine seiner Kadinnen auf ihrem Zimmer<lb/> besucht, vergißt er niemals, sich gegen deren Dienerinnen freigebig zu<lb/> beweisen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0430]
werden und, nachdem sie ausgebildet sind, zur Ergänzung der beiden vor¬
herigen Abtheilungen dienen. Die Dscharia endlich sind mit wenigen Aus¬
nahmen Negerinnen, die man als Kinderwärterinnen, Köchinnen, Wäscherinnen
und Scheuerfrauen des Harems verwendet. Auch die beiden letzten Klassen
zerfallen in Odas. Jede Oda steht unter der Aufsicht einer Asta, welche für
die Erziehung und das gute Betragen der ihrer Obhut Anvertrauten ver¬
antwortlich ist. Schlechte Aufführung der Odaliks wird mit Einsparung
oder Pantoffel.schlagen an die Ohren und auf den Hinteren geahndet. Die
höchste Strafe ist Verstoßung vom Hofe und Verkauf. Die Arbeit der
Sklavinnen besteht, wenn sie nicht auf niedere Dienstleistungen beschränkt
sind, in der Anfertigung von Kleidern und Putzsachen. Ihre Vergnügungen
sind nicht sehr mannichfaltig und beschränken sich darauf, daß sie sich putzen,
Confect bereiten, den. Gesängen und Erzählungen ihrer begabteren Ge¬
fährtinnen zuhören, Bäder nehmen und in den Gärten des Palastes spa¬
zieren gehen.
Die Speisen für die verschiedenen Klassen der Haremssklavinnen werden
von den äußern Küchen geliefert, ungeheuren Gebäuden, in denen von Auf¬
gang bis Niedergang der Sonne die rührigste Geschäftigkeit herrscht. Be¬
ständig sind hier unzählige Oefen, Bratspieße und Schüsseln in Thätigkeit.
Fleisch, Geflügel, Fische, Gemüse u. d. liegen in Haufen auf dem Fußboden
umher, und zahlreiche Hände sind beim Werke, die rohen Gegenstände für
den Bedarf des Palastes herzurichten. Es ist dieß ein belebtes Bild, allein
von Ordnung und Reinlichkeit ist dabei nicht die Rede, und die Köche, meisten-
theils Armenier, find eben so schmutzig an ihrem Körper als unsauber in ihrer
Kochkunst. Für jede Oda wird im Harem besonders servirt. Die Frauen
versammeln sich in Gruppen zu sechs oder acht um den niedrigen Tisch, auf
den die Speisen gestellt werden. Die Mahlzeit besteht aus fünf bis sechs
Gerichten, wie es die Hausmeisterin der betreffenden Abtheilung angeordnet
hat, außerdem aber giebt es noch eine Menge Zuckerwerk, Eingemachtes und
Kaffee, sowie an jedem Dienstag und Freitag den beliebten gelben Goldpilaff,
der bei türkischen Festmahlzeiten dieselbe Rolle spielt, wie bei den Engländern
an Sonntagen das Roastbeef und der Plumpudding. Alle Sklavinnen er¬
halten die Zeuge, aus denen sie sich ihre Kleider machen, geliefert. Dieselben
werden von der Oberhofmeisterin ausgewählt, wodurch eine Art von Gleich¬
förmigkeit erhalten wird. Am Bairamfeste, bei der Geburt von Kindern und
andern bedeutsamen Gelegenheiten werden auch Geld und andere Geschenke
vertheilt, und wenn der Sultan eine seiner Kadinnen auf ihrem Zimmer
besucht, vergißt er niemals, sich gegen deren Dienerinnen freigebig zu
beweisen.
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