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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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nöthig sei oder nicht. Ich gestehe, daß ich bisweilen eine erwartet hätte, wo
Blümner sie sich erspart.*) Geradezu falsche Angaben sind mir selten aufge¬
stoßen. S. 163 vermengt Blümner, freilich im Anschluß an alle seine Vor¬
gänger, Dryden's "Cäcilienode" mit dem "Alexanderfest" desselben Dichters.
Beide sind allerdings auf den Ccieilientag gedichtet, die erstere 1.687, das
letztere 1697, beide von Händel componirt, die erstere 1739, das letztere schon
1735--36, (nicht, wie Blümner angiebt, 1726), auch wird das "Alexanderfest"
in Musikerkreisen oft als "kleine Cäcilienode" bezeichnet, trotzdem daß sie von
größerem Umfange ist, als die wirkliche Cäeilienode. Beide Dichtungen aber
haben gar nichts mit einander zu thun, und wer ihre Texte angesehen hat,
der kann nicht zweifeln, daß Lessing die erstere meint. Darnach werden aber
die Ausführungen über "musikalische Gemälde", die Blümner hier anknüpft,



") Es hätte z. V. zu S. 11 nahe gelegen, daran zu erinnern, wie Winckelmann's Aus-
spruch über die "edele Einfalt und stille Größe" der alten Kunst zu einer Art Schlagwort in
der Aesthetik des 18. Jahrhunderts geworden war. Auch Goethe schreibt 177" an Reich:
"Oeser lehrte mich, das Ideal der Schönheit sei Einfalt und Stille". Man fleht hier den
Canal, durch den das Wort wcitergcflossen ist. -- Zu S. 2?, zu Lcsstng's Definition des
Porträts, vermißt man einen Hinweis auf "Emilia Galotti", wo der Maler Conti genau den¬
selben Gedanken, wenn auch in ganz andrer Form äußert. -- Ehb. sucht man vergebens nach
einer eingehendere" Darlegung der mannichfachen Bedeutungen der Schlange in der antiken
Kunstmythologie, zu welcher die Lessing'sche Anmerkung sörmlich herausfordert. -- Zu S. 56
erwartet man entschieden nähere Nachweise über den Gang der Handlung im "Philoktet" des
Chatcaubrun; Lessing's Angaben setzen das Stück als bekannt voraus. -- Zu S. Ki. fehlt eine
Aufklärung darüber, was es mit der "Zusammenballung der Orakel" am Ausgang von Sopho¬
kles' "Trachinierinnen" für eine Bewandtnis) hat. -- Zu S. !)4 verlangen entschieden die
Sylphen eine Bemerkung. Man kann zehn gegen eins wetten, daß die meisten Leser heute,
wenn sie von "Sylphen" lesen, zunächst an etwas Verkehrtes denken. Passend könnte an die
Beschwönmgssprüche im "Faust" erinnert werden, wo der Sylph, der Luftgeist, den Feuer-,
Wasser- und Erdgeistern, Salamander. Andere und Kobold, zur Seite steht. -- Zu S. 205
fehlt eine Bemerkung über Titian's "Verlornen Sohn". Lessing meint offenbar die Darstel¬
lungen in der Galerie Borghese, die aber so gut wie sicher nicht von Titian find. Woher
kannte sie Lessing? -- Zu S. 245 mache ich auf die Radirungen zur Ilias von Ramberg
("seriös und conisch") aufmerksam, von denen Tf. 11 und 12 eine drastische Illustration zu
Lesstng's Verurtheilung des Caylus geben. -- Auch Berichtigungen habe ich hie und da ver¬
mißt, z. B. S. 4. über den muthmaßlichen Inhalt der "verlorenen Schriften" des Apelles und
Protogencs- So weit ist unsere Kenntniß der antiken Kunstschriftstellerei, daß wir nicht bloß
behaupten können, dasjenige, was Lessing meint, habe ganz gewiß nicht in diesen Schriften
gestanden, sondern auch ziemlich sicher vermuthen können, was ihren ungefähren Inhalt ge¬
bildet haben wird. -- S. 23 wäre eine Berichtigung des Grundes am Platze gewesen, den
Lessing dasür angiebt, daß nur dem dreimaligen olympischen Sieger eine Portiätstatue ver¬
stattet war. -- Zu S. 62 mußte darauf aufmerksam gemacht werden, daß Lessing von der
"Skeuopoeie" der Alten zu viel erwartet, -- wenn der ganze Satz überhaupt ernstlich gemeint
und nicht bloß eine geschickte Schlußwendung ist. -- Zu S. 75 wäre ein Wink über die selb¬
ständige Bedeutung der Gewandung in der antiken Plastik, von der Lessing keinen Begriff hat,
willkommen gewesen. -- Zu S. 234 war es wichtig, darauf hinzuweisen, daß die angeführten
beiden "Lieder des Anakrcons" jedenfalls aus viel späterer Zeit stammen. -- Zu S. 293 be¬
darf die Lessing'sche Ansicht, daß die griechische Kunst zu Alexander's des Großen Zeit "auf
nein höchsten Gipfel ihrer Vollkommenheit" gewesen sei, entschieden der Berichtigung. U. s. w.

nöthig sei oder nicht. Ich gestehe, daß ich bisweilen eine erwartet hätte, wo
Blümner sie sich erspart.*) Geradezu falsche Angaben sind mir selten aufge¬
stoßen. S. 163 vermengt Blümner, freilich im Anschluß an alle seine Vor¬
gänger, Dryden's „Cäcilienode" mit dem „Alexanderfest" desselben Dichters.
Beide sind allerdings auf den Ccieilientag gedichtet, die erstere 1.687, das
letztere 1697, beide von Händel componirt, die erstere 1739, das letztere schon
1735—36, (nicht, wie Blümner angiebt, 1726), auch wird das „Alexanderfest"
in Musikerkreisen oft als „kleine Cäcilienode" bezeichnet, trotzdem daß sie von
größerem Umfange ist, als die wirkliche Cäeilienode. Beide Dichtungen aber
haben gar nichts mit einander zu thun, und wer ihre Texte angesehen hat,
der kann nicht zweifeln, daß Lessing die erstere meint. Darnach werden aber
die Ausführungen über „musikalische Gemälde", die Blümner hier anknüpft,



") Es hätte z. V. zu S. 11 nahe gelegen, daran zu erinnern, wie Winckelmann's Aus-
spruch über die „edele Einfalt und stille Größe" der alten Kunst zu einer Art Schlagwort in
der Aesthetik des 18. Jahrhunderts geworden war. Auch Goethe schreibt 177» an Reich:
„Oeser lehrte mich, das Ideal der Schönheit sei Einfalt und Stille". Man fleht hier den
Canal, durch den das Wort wcitergcflossen ist. — Zu S. 2?, zu Lcsstng's Definition des
Porträts, vermißt man einen Hinweis auf „Emilia Galotti", wo der Maler Conti genau den¬
selben Gedanken, wenn auch in ganz andrer Form äußert. — Ehb. sucht man vergebens nach
einer eingehendere» Darlegung der mannichfachen Bedeutungen der Schlange in der antiken
Kunstmythologie, zu welcher die Lessing'sche Anmerkung sörmlich herausfordert. — Zu S. 56
erwartet man entschieden nähere Nachweise über den Gang der Handlung im „Philoktet" des
Chatcaubrun; Lessing's Angaben setzen das Stück als bekannt voraus. — Zu S. Ki. fehlt eine
Aufklärung darüber, was es mit der „Zusammenballung der Orakel" am Ausgang von Sopho¬
kles' „Trachinierinnen" für eine Bewandtnis) hat. — Zu S. !)4 verlangen entschieden die
Sylphen eine Bemerkung. Man kann zehn gegen eins wetten, daß die meisten Leser heute,
wenn sie von „Sylphen" lesen, zunächst an etwas Verkehrtes denken. Passend könnte an die
Beschwönmgssprüche im „Faust" erinnert werden, wo der Sylph, der Luftgeist, den Feuer-,
Wasser- und Erdgeistern, Salamander. Andere und Kobold, zur Seite steht. — Zu S. 205
fehlt eine Bemerkung über Titian's „Verlornen Sohn". Lessing meint offenbar die Darstel¬
lungen in der Galerie Borghese, die aber so gut wie sicher nicht von Titian find. Woher
kannte sie Lessing? — Zu S. 245 mache ich auf die Radirungen zur Ilias von Ramberg
(„seriös und conisch") aufmerksam, von denen Tf. 11 und 12 eine drastische Illustration zu
Lesstng's Verurtheilung des Caylus geben. — Auch Berichtigungen habe ich hie und da ver¬
mißt, z. B. S. 4. über den muthmaßlichen Inhalt der „verlorenen Schriften" des Apelles und
Protogencs- So weit ist unsere Kenntniß der antiken Kunstschriftstellerei, daß wir nicht bloß
behaupten können, dasjenige, was Lessing meint, habe ganz gewiß nicht in diesen Schriften
gestanden, sondern auch ziemlich sicher vermuthen können, was ihren ungefähren Inhalt ge¬
bildet haben wird. — S. 23 wäre eine Berichtigung des Grundes am Platze gewesen, den
Lessing dasür angiebt, daß nur dem dreimaligen olympischen Sieger eine Portiätstatue ver¬
stattet war. — Zu S. 62 mußte darauf aufmerksam gemacht werden, daß Lessing von der
„Skeuopoeie" der Alten zu viel erwartet, — wenn der ganze Satz überhaupt ernstlich gemeint
und nicht bloß eine geschickte Schlußwendung ist. — Zu S. 75 wäre ein Wink über die selb¬
ständige Bedeutung der Gewandung in der antiken Plastik, von der Lessing keinen Begriff hat,
willkommen gewesen. — Zu S. 234 war es wichtig, darauf hinzuweisen, daß die angeführten
beiden „Lieder des Anakrcons" jedenfalls aus viel späterer Zeit stammen. — Zu S. 293 be¬
darf die Lessing'sche Ansicht, daß die griechische Kunst zu Alexander's des Großen Zeit „auf
nein höchsten Gipfel ihrer Vollkommenheit" gewesen sei, entschieden der Berichtigung. U. s. w.
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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/422>, abgerufen am 26.09.2024.