Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, II. Band.richte Stein's (Pertz III 646 -- 649), in dem Schreiben York's (Pertz III Eine sehr glänzende Partie des Lehmann'schen Buches betrifft die Er¬ *) Die Bemerkung auf S. 75 über das Verhältniß der preußischen Regierung zur Con¬
vention von Tauroggen verräth, daß Lehmann der Argumentation zustimmt, welche Zippel auf Grund der neuen Mittheilungen Ompteda's und Duncker's in der Zeitschrift für preußische Geschichte 1874, S. 483 ff. vorgetragen hat. Droysen hat dagegen in der neuen richte Stein's (Pertz III 646 — 649), in dem Schreiben York's (Pertz III Eine sehr glänzende Partie des Lehmann'schen Buches betrifft die Er¬ *) Die Bemerkung auf S. 75 über das Verhältniß der preußischen Regierung zur Con¬
vention von Tauroggen verräth, daß Lehmann der Argumentation zustimmt, welche Zippel auf Grund der neuen Mittheilungen Ompteda's und Duncker's in der Zeitschrift für preußische Geschichte 1874, S. 483 ff. vorgetragen hat. Droysen hat dagegen in der neuen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0250" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135831"/> <p xml:id="ID_799" prev="#ID_798"> richte Stein's (Pertz III 646 — 649), in dem Schreiben York's (Pertz III<lb/> 29t — 294) und in dem gleichzeitigen Berichte Schön's (Droysen II. 336 den<lb/> Lehmann S. 340 wieder abgedruckt hat) combinire ich in etwas anderer Weise<lb/> als Lehmann, indem ich z. B. Uork's schroffe Erklärung an Stein (er würde<lb/> sich von allem zurückziehen, wenn Stein in der Versammlung der Stände er¬<lb/> scheinen wollte) vor Stein's Schreiben an Bork vom 4. Februar (Pertz III. 286)<lb/> setze und Aork's Aeußerung in jenem Schreiben also nicht, wie Lehmann<lb/> S. 205 thut, aus die nur von Schön berichtete Unterredung zwischen Stein<lb/> und Uork beziehe; ich sehe von der ganzen Erzählung Schön's an dieser Stelle<lb/> vollständig ab. Dadurch wird der ganze Verlauf der Angelegenheit ein sehr<lb/> einfacher, glatter, leicht verständlicher. Doch ist es nicht meine Absicht in<lb/> diesem Augenblicke in eine Darstellung jenes Momentes selbst einzutreten.<lb/> Möchten doch alle diejenigen, welche im Besitze von Briefschaften, Aufzeich¬<lb/> nungen, Tagebüchern aus der Zeit der Freiheitskriege sind, der historischen<lb/> Forschung diese Schätze erschließen; wenn, wie uns verheißen ist, die Verwal¬<lb/> tung der Staatsarchive die amtlichen Papiere ans Licht der Oeffentlichkeit<lb/> zu ziehen beabsichtigt, möchten dann auch die privaten Ueberreste jener<lb/> großen Zeit nicht mehr zurückgehalten werden: sicher sind die letzteren ge¬<lb/> eignet, manche Lücke in den archivalischen Beständen zu ergänzen und manchen<lb/> Zweifel, der in jenen bleibt, zu erhellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_800"> Eine sehr glänzende Partie des Lehmann'schen Buches betrifft die Er¬<lb/> richtung und Organisation der Landwehr. Es darf daran erinnert werden,<lb/> daß schon 1833 General von Boyen und 1846 ein Offizier des Generalstabes<lb/> (Gerwien) der ostpreußischen von Schön gehegten und vertretenen Tradition<lb/> die richtige aktenmäßige Kenntniß entgegengesetzt. An diese Vorarbeiten an¬<lb/> knüpfend widmet L. der Frage nochmals die eingehendste Untersuchung; es<lb/> ist ihm gelungen, neues Material dem Staatsarchive zu entnehmen und<lb/> mittelst desselben unsere historische Kenntniß um ein beträchtliches zu fördern.<lb/> Sachlich neues und interessantes enthält der letzte Theil des Buches in reich¬<lb/> lichem Maaße; die negative kritische Studie läuft aus in eine werthvolle<lb/> positive Darlegung. Mit welcher Energie Lehmann überhaupt die ganze<lb/> Geschichte jener Zeit erfaßt und beherrscht, davon giebt er in dem ganzen<lb/> Buche viele und wiederholte Beweise und Proben; allenthalben begegnen uns<lb/> gleichsam beiläufige Bemerkungen und Urtheile, die in ihrer selbständigen<lb/> Eigenartigkeit uns noch weitere schöne Früchte der Studien Lehmann's als<lb/> schon gereifte oder der Reife doch schon nahestehende ankündigen*).</p><lb/> <note xml:id="FID_57" place="foot" next="#FID_58"> *) Die Bemerkung auf S. 75 über das Verhältniß der preußischen Regierung zur Con¬<lb/> vention von Tauroggen verräth, daß Lehmann der Argumentation zustimmt, welche Zippel<lb/> auf Grund der neuen Mittheilungen Ompteda's und Duncker's in der Zeitschrift für<lb/> preußische Geschichte 1874, S. 483 ff. vorgetragen hat. Droysen hat dagegen in der neuen</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0250]
richte Stein's (Pertz III 646 — 649), in dem Schreiben York's (Pertz III
29t — 294) und in dem gleichzeitigen Berichte Schön's (Droysen II. 336 den
Lehmann S. 340 wieder abgedruckt hat) combinire ich in etwas anderer Weise
als Lehmann, indem ich z. B. Uork's schroffe Erklärung an Stein (er würde
sich von allem zurückziehen, wenn Stein in der Versammlung der Stände er¬
scheinen wollte) vor Stein's Schreiben an Bork vom 4. Februar (Pertz III. 286)
setze und Aork's Aeußerung in jenem Schreiben also nicht, wie Lehmann
S. 205 thut, aus die nur von Schön berichtete Unterredung zwischen Stein
und Uork beziehe; ich sehe von der ganzen Erzählung Schön's an dieser Stelle
vollständig ab. Dadurch wird der ganze Verlauf der Angelegenheit ein sehr
einfacher, glatter, leicht verständlicher. Doch ist es nicht meine Absicht in
diesem Augenblicke in eine Darstellung jenes Momentes selbst einzutreten.
Möchten doch alle diejenigen, welche im Besitze von Briefschaften, Aufzeich¬
nungen, Tagebüchern aus der Zeit der Freiheitskriege sind, der historischen
Forschung diese Schätze erschließen; wenn, wie uns verheißen ist, die Verwal¬
tung der Staatsarchive die amtlichen Papiere ans Licht der Oeffentlichkeit
zu ziehen beabsichtigt, möchten dann auch die privaten Ueberreste jener
großen Zeit nicht mehr zurückgehalten werden: sicher sind die letzteren ge¬
eignet, manche Lücke in den archivalischen Beständen zu ergänzen und manchen
Zweifel, der in jenen bleibt, zu erhellen.
Eine sehr glänzende Partie des Lehmann'schen Buches betrifft die Er¬
richtung und Organisation der Landwehr. Es darf daran erinnert werden,
daß schon 1833 General von Boyen und 1846 ein Offizier des Generalstabes
(Gerwien) der ostpreußischen von Schön gehegten und vertretenen Tradition
die richtige aktenmäßige Kenntniß entgegengesetzt. An diese Vorarbeiten an¬
knüpfend widmet L. der Frage nochmals die eingehendste Untersuchung; es
ist ihm gelungen, neues Material dem Staatsarchive zu entnehmen und
mittelst desselben unsere historische Kenntniß um ein beträchtliches zu fördern.
Sachlich neues und interessantes enthält der letzte Theil des Buches in reich¬
lichem Maaße; die negative kritische Studie läuft aus in eine werthvolle
positive Darlegung. Mit welcher Energie Lehmann überhaupt die ganze
Geschichte jener Zeit erfaßt und beherrscht, davon giebt er in dem ganzen
Buche viele und wiederholte Beweise und Proben; allenthalben begegnen uns
gleichsam beiläufige Bemerkungen und Urtheile, die in ihrer selbständigen
Eigenartigkeit uns noch weitere schöne Früchte der Studien Lehmann's als
schon gereifte oder der Reife doch schon nahestehende ankündigen*).
*) Die Bemerkung auf S. 75 über das Verhältniß der preußischen Regierung zur Con¬
vention von Tauroggen verräth, daß Lehmann der Argumentation zustimmt, welche Zippel
auf Grund der neuen Mittheilungen Ompteda's und Duncker's in der Zeitschrift für
preußische Geschichte 1874, S. 483 ff. vorgetragen hat. Droysen hat dagegen in der neuen
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