Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

rathen, welche wissenschaftlichen Aufschlüsse wir nächste Ostern von ihnen zu
erwarten haben. So bequem hat man in der That die deutsche Programm¬
literatur eines Jahres noch nie übersehen können, wie in diesem Hefte. Gönnen
wir uns denn diesen Blick!

Was zunächst den zuletzt erwähnten wichtigen Punkt betrifft, so ent¬
nehmen wir aus dem Format des Teubner'schen Verzeichnisses die beruhigende
Thatsache, daß das ehrwürdige, noch aus dem 16. Jahrhundert stammende
Quartformat auch in Zukunft in der Programmliteratur beibehalten werden
soll. Das Normalmaß eines deutschen Schulprogramms wird nach den sorg¬
fältigsten Messungen in Zukunft 25.75 Ca. in der Höhe und 20,75 Ca. in
der Breite betragen. Diejenigen Schulen Deutschlands also, welche bisher
die unverantwortliche Geschmacklosigkeit begangen haben sollten, ihre Pro¬
gramme in Octavformat -- etwa gar nach dem berüchtigten "goldenen
Schnitt" -- zu drucken, werden von jetzt an sich wieder zu dem mustergiltigen
Quart zu bekehren haben.

Nun zum Inhalt der Programme. Leider herrscht in dem ausgegebenen
Verzeichniß unter den Angaben der einzelnen deutschen Staaten nicht dieselbe
herzerhebende Gleichförmigkeit, wie in dem zukünftigen Formate. Württemberg
z. B. hat nur Gymnasial -, aber keine Realschulprogramme verzeichnet.
Wir müssen uns schon daher, wenn unser Bild getreu werden soll, in der
nachfolgenden Zusammenstellung auf die Gymnasien beschränken. Vielleicht
würde es sich ohnehin empfohlen haben, diese gesondert zu betrachten, da es
bet dem ganz verschiedenen Charakter von Gymnasium und Realschule nicht
richtig wäre, die Programmliteratur beider ohne Weiteres mit einander zu
vermengen.

Das Teubner'sche Verzeichniß nennt, wenn wir richtig gezählt haben,
353 Gymnasialprogramme. Da aber in 4 Programmen je zwei wissen¬
schaftliche Beiträge in Aussicht gestellt sind, so würden wir 357 Wissenschaft-
liche Abhandlungen zu Ostern zu erwarten haben, wenn nicht 88 höhere
Lehranstalten -- el, el, was werden die betreffenden Herren Cultusminister
dazu sagen! -- bereits diesmal von der Vergünstigung Gebrauch gemacht
hätten, ihr Programm auf die "Schulnachrtchten" zu beschränken- Es bleiben
also nur 269 wissenschaftliche Abhandlungen übrig. Diese vertheilen sich den
Gegenständen nach in folgender Weise: Griechische Literatur und Literatur¬
geschichte 43 (Homer 7, Sophokles 6, Thukydides 6, Aeschylos 3, Euripides 3,
Platon 3, Aristoteles 3, Demosthenes 3, Herodot 2 ?c.), römische Literatur
und Literaturgeschichte 35 (Horaz 4, Virgil 4, Cicero 3, Plautus 2, Properz 2.
Taeitus 2 ze.). Unterrichts- und Erziehungslehre und Geschichte der Pädagogik
35, deutsche Geschichte und Culturgeschichte 30, Mathematik und Natur¬
wissenschaften 20. Philosophie und Geschichte der Philosophie 17, Bibliotheks-


rathen, welche wissenschaftlichen Aufschlüsse wir nächste Ostern von ihnen zu
erwarten haben. So bequem hat man in der That die deutsche Programm¬
literatur eines Jahres noch nie übersehen können, wie in diesem Hefte. Gönnen
wir uns denn diesen Blick!

Was zunächst den zuletzt erwähnten wichtigen Punkt betrifft, so ent¬
nehmen wir aus dem Format des Teubner'schen Verzeichnisses die beruhigende
Thatsache, daß das ehrwürdige, noch aus dem 16. Jahrhundert stammende
Quartformat auch in Zukunft in der Programmliteratur beibehalten werden
soll. Das Normalmaß eines deutschen Schulprogramms wird nach den sorg¬
fältigsten Messungen in Zukunft 25.75 Ca. in der Höhe und 20,75 Ca. in
der Breite betragen. Diejenigen Schulen Deutschlands also, welche bisher
die unverantwortliche Geschmacklosigkeit begangen haben sollten, ihre Pro¬
gramme in Octavformat — etwa gar nach dem berüchtigten „goldenen
Schnitt" — zu drucken, werden von jetzt an sich wieder zu dem mustergiltigen
Quart zu bekehren haben.

Nun zum Inhalt der Programme. Leider herrscht in dem ausgegebenen
Verzeichniß unter den Angaben der einzelnen deutschen Staaten nicht dieselbe
herzerhebende Gleichförmigkeit, wie in dem zukünftigen Formate. Württemberg
z. B. hat nur Gymnasial -, aber keine Realschulprogramme verzeichnet.
Wir müssen uns schon daher, wenn unser Bild getreu werden soll, in der
nachfolgenden Zusammenstellung auf die Gymnasien beschränken. Vielleicht
würde es sich ohnehin empfohlen haben, diese gesondert zu betrachten, da es
bet dem ganz verschiedenen Charakter von Gymnasium und Realschule nicht
richtig wäre, die Programmliteratur beider ohne Weiteres mit einander zu
vermengen.

Das Teubner'sche Verzeichniß nennt, wenn wir richtig gezählt haben,
353 Gymnasialprogramme. Da aber in 4 Programmen je zwei wissen¬
schaftliche Beiträge in Aussicht gestellt sind, so würden wir 357 Wissenschaft-
liche Abhandlungen zu Ostern zu erwarten haben, wenn nicht 88 höhere
Lehranstalten — el, el, was werden die betreffenden Herren Cultusminister
dazu sagen! — bereits diesmal von der Vergünstigung Gebrauch gemacht
hätten, ihr Programm auf die „Schulnachrtchten" zu beschränken- Es bleiben
also nur 269 wissenschaftliche Abhandlungen übrig. Diese vertheilen sich den
Gegenständen nach in folgender Weise: Griechische Literatur und Literatur¬
geschichte 43 (Homer 7, Sophokles 6, Thukydides 6, Aeschylos 3, Euripides 3,
Platon 3, Aristoteles 3, Demosthenes 3, Herodot 2 ?c.), römische Literatur
und Literaturgeschichte 35 (Horaz 4, Virgil 4, Cicero 3, Plautus 2, Properz 2.
Taeitus 2 ze.). Unterrichts- und Erziehungslehre und Geschichte der Pädagogik
35, deutsche Geschichte und Culturgeschichte 30, Mathematik und Natur¬
wissenschaften 20. Philosophie und Geschichte der Philosophie 17, Bibliotheks-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/135117"/>
          <p xml:id="ID_157" prev="#ID_156"> rathen, welche wissenschaftlichen Aufschlüsse wir nächste Ostern von ihnen zu<lb/>
erwarten haben. So bequem hat man in der That die deutsche Programm¬<lb/>
literatur eines Jahres noch nie übersehen können, wie in diesem Hefte. Gönnen<lb/>
wir uns denn diesen Blick!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_158"> Was zunächst den zuletzt erwähnten wichtigen Punkt betrifft, so ent¬<lb/>
nehmen wir aus dem Format des Teubner'schen Verzeichnisses die beruhigende<lb/>
Thatsache, daß das ehrwürdige, noch aus dem 16. Jahrhundert stammende<lb/>
Quartformat auch in Zukunft in der Programmliteratur beibehalten werden<lb/>
soll. Das Normalmaß eines deutschen Schulprogramms wird nach den sorg¬<lb/>
fältigsten Messungen in Zukunft 25.75 Ca. in der Höhe und 20,75 Ca. in<lb/>
der Breite betragen. Diejenigen Schulen Deutschlands also, welche bisher<lb/>
die unverantwortliche Geschmacklosigkeit begangen haben sollten, ihre Pro¬<lb/>
gramme in Octavformat &#x2014; etwa gar nach dem berüchtigten &#x201E;goldenen<lb/>
Schnitt" &#x2014; zu drucken, werden von jetzt an sich wieder zu dem mustergiltigen<lb/>
Quart zu bekehren haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_159"> Nun zum Inhalt der Programme. Leider herrscht in dem ausgegebenen<lb/>
Verzeichniß unter den Angaben der einzelnen deutschen Staaten nicht dieselbe<lb/>
herzerhebende Gleichförmigkeit, wie in dem zukünftigen Formate. Württemberg<lb/>
z. B. hat nur Gymnasial -, aber keine Realschulprogramme verzeichnet.<lb/>
Wir müssen uns schon daher, wenn unser Bild getreu werden soll, in der<lb/>
nachfolgenden Zusammenstellung auf die Gymnasien beschränken. Vielleicht<lb/>
würde es sich ohnehin empfohlen haben, diese gesondert zu betrachten, da es<lb/>
bet dem ganz verschiedenen Charakter von Gymnasium und Realschule nicht<lb/>
richtig wäre, die Programmliteratur beider ohne Weiteres mit einander zu<lb/>
vermengen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_160" next="#ID_161"> Das Teubner'sche Verzeichniß nennt, wenn wir richtig gezählt haben,<lb/>
353 Gymnasialprogramme. Da aber in 4 Programmen je zwei wissen¬<lb/>
schaftliche Beiträge in Aussicht gestellt sind, so würden wir 357 Wissenschaft-<lb/>
liche Abhandlungen zu Ostern zu erwarten haben, wenn nicht 88 höhere<lb/>
Lehranstalten &#x2014; el, el, was werden die betreffenden Herren Cultusminister<lb/>
dazu sagen! &#x2014; bereits diesmal von der Vergünstigung Gebrauch gemacht<lb/>
hätten, ihr Programm auf die &#x201E;Schulnachrtchten" zu beschränken- Es bleiben<lb/>
also nur 269 wissenschaftliche Abhandlungen übrig. Diese vertheilen sich den<lb/>
Gegenständen nach in folgender Weise: Griechische Literatur und Literatur¬<lb/>
geschichte 43 (Homer 7, Sophokles 6, Thukydides 6, Aeschylos 3, Euripides 3,<lb/>
Platon 3, Aristoteles 3, Demosthenes 3, Herodot 2 ?c.), römische Literatur<lb/>
und Literaturgeschichte 35 (Horaz 4, Virgil 4, Cicero 3, Plautus 2, Properz 2.<lb/>
Taeitus 2 ze.). Unterrichts- und Erziehungslehre und Geschichte der Pädagogik<lb/>
35, deutsche Geschichte und Culturgeschichte 30, Mathematik und Natur¬<lb/>
wissenschaften 20. Philosophie und Geschichte der Philosophie 17, Bibliotheks-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0064] rathen, welche wissenschaftlichen Aufschlüsse wir nächste Ostern von ihnen zu erwarten haben. So bequem hat man in der That die deutsche Programm¬ literatur eines Jahres noch nie übersehen können, wie in diesem Hefte. Gönnen wir uns denn diesen Blick! Was zunächst den zuletzt erwähnten wichtigen Punkt betrifft, so ent¬ nehmen wir aus dem Format des Teubner'schen Verzeichnisses die beruhigende Thatsache, daß das ehrwürdige, noch aus dem 16. Jahrhundert stammende Quartformat auch in Zukunft in der Programmliteratur beibehalten werden soll. Das Normalmaß eines deutschen Schulprogramms wird nach den sorg¬ fältigsten Messungen in Zukunft 25.75 Ca. in der Höhe und 20,75 Ca. in der Breite betragen. Diejenigen Schulen Deutschlands also, welche bisher die unverantwortliche Geschmacklosigkeit begangen haben sollten, ihre Pro¬ gramme in Octavformat — etwa gar nach dem berüchtigten „goldenen Schnitt" — zu drucken, werden von jetzt an sich wieder zu dem mustergiltigen Quart zu bekehren haben. Nun zum Inhalt der Programme. Leider herrscht in dem ausgegebenen Verzeichniß unter den Angaben der einzelnen deutschen Staaten nicht dieselbe herzerhebende Gleichförmigkeit, wie in dem zukünftigen Formate. Württemberg z. B. hat nur Gymnasial -, aber keine Realschulprogramme verzeichnet. Wir müssen uns schon daher, wenn unser Bild getreu werden soll, in der nachfolgenden Zusammenstellung auf die Gymnasien beschränken. Vielleicht würde es sich ohnehin empfohlen haben, diese gesondert zu betrachten, da es bet dem ganz verschiedenen Charakter von Gymnasium und Realschule nicht richtig wäre, die Programmliteratur beider ohne Weiteres mit einander zu vermengen. Das Teubner'sche Verzeichniß nennt, wenn wir richtig gezählt haben, 353 Gymnasialprogramme. Da aber in 4 Programmen je zwei wissen¬ schaftliche Beiträge in Aussicht gestellt sind, so würden wir 357 Wissenschaft- liche Abhandlungen zu Ostern zu erwarten haben, wenn nicht 88 höhere Lehranstalten — el, el, was werden die betreffenden Herren Cultusminister dazu sagen! — bereits diesmal von der Vergünstigung Gebrauch gemacht hätten, ihr Programm auf die „Schulnachrtchten" zu beschränken- Es bleiben also nur 269 wissenschaftliche Abhandlungen übrig. Diese vertheilen sich den Gegenständen nach in folgender Weise: Griechische Literatur und Literatur¬ geschichte 43 (Homer 7, Sophokles 6, Thukydides 6, Aeschylos 3, Euripides 3, Platon 3, Aristoteles 3, Demosthenes 3, Herodot 2 ?c.), römische Literatur und Literaturgeschichte 35 (Horaz 4, Virgil 4, Cicero 3, Plautus 2, Properz 2. Taeitus 2 ze.). Unterrichts- und Erziehungslehre und Geschichte der Pädagogik 35, deutsche Geschichte und Culturgeschichte 30, Mathematik und Natur¬ wissenschaften 20. Philosophie und Geschichte der Philosophie 17, Bibliotheks-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/64
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/64>, abgerufen am 22.07.2024.