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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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unternommen worden waren, keine einzige mit der unsrigen in ihrer Aus¬
beute im Verhältniß stehen kann. Local - und sachkundige Männer gaben
uns den Rath unsern Marmor nicht lange in Athen zu lassen, da man
uns späterhin von Seiten der daselbst herrschenden Türken große Schwierig¬
keiten machen dürfte, sie zu transportiren. Unter mehreren durchreisenden
Engländern kamen die Herren Fasakerley und Knigth, zwey sehr wohlhabende
Edelleute, von ihrer Reise aus Egypten an, und ließen Links und mir für
unsere Hälfte der Sammlung 2000 Pfd. Sterling bieten, mit der Bedingung
sie zuvor in Sicherheit gebracht zu haben. So außerordentlich wohlthätig
für mich eine so bedeutende Summe sein mußte, umsomehr da meine Reise¬
kosten, durch die Kosten die jene Marmor machten, bedeutend vermehrt
worden, und da ich mit derselben sorgenfrei den ferneren Verfolg meiner
Reise unternehmen könnte, fo konnte ich mich doch unmöglich entschließen,
jenen Akkord einzugehen, um nicht meinem Gouvernement die Möglichkeit zu
benehmen die Kunstschätze für unsere Akademie zu aquiriren; ein Gleiches
that Links. Wir beschlossen demnach mit unsern zwei englischen Freunden
Und Mitbesitzern die ganze Collection von Athen weg und an irgend einen
Ort zu bringen, wo sie vor der Hand sicher deponirt werden könnten, und
damit wir für jetzt auf die legaleste Weise machen möchten, haben wir unsern
gemeinschaftlichen Freund Groptus, der gegenwärtig englischer Vice - Consul
zu Volo ist, gebeten als unser Procureur und Agent für uns zu handeln,
wie der da neben schriftlich beiliegende mit ihm abgeschlossene Vertrag zeigen
wird. Gropius ist mit Barthold nach Griechenland gekommen, hat daselbst
vortheilhafte Bekanntschaft mit Lord Aberdeen aus London gemacht, für
welchen er häufig Geschäfte in seinen Aquisitionen antiker Kunstwerke betrieb.
Dadurch hat er sich viele Sach- und Localkenntnisse zugeeignet, die vereint
mit seiner Freundschaft er uns nun widmen will. Durch seinen persönlichen
Beistand ist es uns nun gelungen unsere Antiken aus Athen Hieher zu
bringen. Von Athen bis an einen ki. Porto der Bey von Germano im
Golf von Leante haben wir sie auf Pferden, und von dort über Patraß
secher zu Schiff transportirt. Hier selbst hat uns der englische Minister
Foresti ein Magazin in seinem Hause eingeräumt, wo wir sie so gut geordnet
als möglich deponirt haben. -- Daß wir bis auf diesen Augenblick außer
vieler Mühe und Zeitaufwand, denn beynahe seit einem Vierteljahre, waren
wir mit diesen Sachen beschäftigt, sehr große Kosten gehabt haben, ist leicht
zu begreifen, und leider haben diese unsere sämmtlichen Cassen erschöpft. Im
vollen Vertrauen, daß wir durch Vermittelung ein Anleihen machen können
würden, kamen wir Hieher, da aber dazu kein Geld im Ort und auf der
Insel ist, so sitzen wir, in unserer Hoffnung schrecklich getäuscht, für den
Augenblick in größter Verlegenheit hier; und namentlich ich fühle es recht


Grenzboten I. 1876. 37

unternommen worden waren, keine einzige mit der unsrigen in ihrer Aus¬
beute im Verhältniß stehen kann. Local - und sachkundige Männer gaben
uns den Rath unsern Marmor nicht lange in Athen zu lassen, da man
uns späterhin von Seiten der daselbst herrschenden Türken große Schwierig¬
keiten machen dürfte, sie zu transportiren. Unter mehreren durchreisenden
Engländern kamen die Herren Fasakerley und Knigth, zwey sehr wohlhabende
Edelleute, von ihrer Reise aus Egypten an, und ließen Links und mir für
unsere Hälfte der Sammlung 2000 Pfd. Sterling bieten, mit der Bedingung
sie zuvor in Sicherheit gebracht zu haben. So außerordentlich wohlthätig
für mich eine so bedeutende Summe sein mußte, umsomehr da meine Reise¬
kosten, durch die Kosten die jene Marmor machten, bedeutend vermehrt
worden, und da ich mit derselben sorgenfrei den ferneren Verfolg meiner
Reise unternehmen könnte, fo konnte ich mich doch unmöglich entschließen,
jenen Akkord einzugehen, um nicht meinem Gouvernement die Möglichkeit zu
benehmen die Kunstschätze für unsere Akademie zu aquiriren; ein Gleiches
that Links. Wir beschlossen demnach mit unsern zwei englischen Freunden
Und Mitbesitzern die ganze Collection von Athen weg und an irgend einen
Ort zu bringen, wo sie vor der Hand sicher deponirt werden könnten, und
damit wir für jetzt auf die legaleste Weise machen möchten, haben wir unsern
gemeinschaftlichen Freund Groptus, der gegenwärtig englischer Vice - Consul
zu Volo ist, gebeten als unser Procureur und Agent für uns zu handeln,
wie der da neben schriftlich beiliegende mit ihm abgeschlossene Vertrag zeigen
wird. Gropius ist mit Barthold nach Griechenland gekommen, hat daselbst
vortheilhafte Bekanntschaft mit Lord Aberdeen aus London gemacht, für
welchen er häufig Geschäfte in seinen Aquisitionen antiker Kunstwerke betrieb.
Dadurch hat er sich viele Sach- und Localkenntnisse zugeeignet, die vereint
mit seiner Freundschaft er uns nun widmen will. Durch seinen persönlichen
Beistand ist es uns nun gelungen unsere Antiken aus Athen Hieher zu
bringen. Von Athen bis an einen ki. Porto der Bey von Germano im
Golf von Leante haben wir sie auf Pferden, und von dort über Patraß
secher zu Schiff transportirt. Hier selbst hat uns der englische Minister
Foresti ein Magazin in seinem Hause eingeräumt, wo wir sie so gut geordnet
als möglich deponirt haben. — Daß wir bis auf diesen Augenblick außer
vieler Mühe und Zeitaufwand, denn beynahe seit einem Vierteljahre, waren
wir mit diesen Sachen beschäftigt, sehr große Kosten gehabt haben, ist leicht
zu begreifen, und leider haben diese unsere sämmtlichen Cassen erschöpft. Im
vollen Vertrauen, daß wir durch Vermittelung ein Anleihen machen können
würden, kamen wir Hieher, da aber dazu kein Geld im Ort und auf der
Insel ist, so sitzen wir, in unserer Hoffnung schrecklich getäuscht, für den
Augenblick in größter Verlegenheit hier; und namentlich ich fühle es recht


Grenzboten I. 1876. 37
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[0297] unternommen worden waren, keine einzige mit der unsrigen in ihrer Aus¬ beute im Verhältniß stehen kann. Local - und sachkundige Männer gaben uns den Rath unsern Marmor nicht lange in Athen zu lassen, da man uns späterhin von Seiten der daselbst herrschenden Türken große Schwierig¬ keiten machen dürfte, sie zu transportiren. Unter mehreren durchreisenden Engländern kamen die Herren Fasakerley und Knigth, zwey sehr wohlhabende Edelleute, von ihrer Reise aus Egypten an, und ließen Links und mir für unsere Hälfte der Sammlung 2000 Pfd. Sterling bieten, mit der Bedingung sie zuvor in Sicherheit gebracht zu haben. So außerordentlich wohlthätig für mich eine so bedeutende Summe sein mußte, umsomehr da meine Reise¬ kosten, durch die Kosten die jene Marmor machten, bedeutend vermehrt worden, und da ich mit derselben sorgenfrei den ferneren Verfolg meiner Reise unternehmen könnte, fo konnte ich mich doch unmöglich entschließen, jenen Akkord einzugehen, um nicht meinem Gouvernement die Möglichkeit zu benehmen die Kunstschätze für unsere Akademie zu aquiriren; ein Gleiches that Links. Wir beschlossen demnach mit unsern zwei englischen Freunden Und Mitbesitzern die ganze Collection von Athen weg und an irgend einen Ort zu bringen, wo sie vor der Hand sicher deponirt werden könnten, und damit wir für jetzt auf die legaleste Weise machen möchten, haben wir unsern gemeinschaftlichen Freund Groptus, der gegenwärtig englischer Vice - Consul zu Volo ist, gebeten als unser Procureur und Agent für uns zu handeln, wie der da neben schriftlich beiliegende mit ihm abgeschlossene Vertrag zeigen wird. Gropius ist mit Barthold nach Griechenland gekommen, hat daselbst vortheilhafte Bekanntschaft mit Lord Aberdeen aus London gemacht, für welchen er häufig Geschäfte in seinen Aquisitionen antiker Kunstwerke betrieb. Dadurch hat er sich viele Sach- und Localkenntnisse zugeeignet, die vereint mit seiner Freundschaft er uns nun widmen will. Durch seinen persönlichen Beistand ist es uns nun gelungen unsere Antiken aus Athen Hieher zu bringen. Von Athen bis an einen ki. Porto der Bey von Germano im Golf von Leante haben wir sie auf Pferden, und von dort über Patraß secher zu Schiff transportirt. Hier selbst hat uns der englische Minister Foresti ein Magazin in seinem Hause eingeräumt, wo wir sie so gut geordnet als möglich deponirt haben. — Daß wir bis auf diesen Augenblick außer vieler Mühe und Zeitaufwand, denn beynahe seit einem Vierteljahre, waren wir mit diesen Sachen beschäftigt, sehr große Kosten gehabt haben, ist leicht zu begreifen, und leider haben diese unsere sämmtlichen Cassen erschöpft. Im vollen Vertrauen, daß wir durch Vermittelung ein Anleihen machen können würden, kamen wir Hieher, da aber dazu kein Geld im Ort und auf der Insel ist, so sitzen wir, in unserer Hoffnung schrecklich getäuscht, für den Augenblick in größter Verlegenheit hier; und namentlich ich fühle es recht Grenzboten I. 1876. 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/297>, abgerufen am 24.08.2024.