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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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erhalten noch eine Monatsgage von 40 Thalern, von der sie allerdings
Mancherlei zu bestreiten haben.

"Major Poland (der dem Verfasser in Westpoint als Cicerone diente)
zeigte mir alle Räume. Die Hörsäle waren elegant eingerichtet, ebenso die
Bibliothek in einem schönen, zwei Stockwerke einnehmenden Saale, mit Be¬
leuchtung von oben durch ein Glasdach und geziert mit ungefähr zehn Oel-
gemälden der bedeutendsten Generale. In einem andern Gebäude war eine
ausgezeichnete Mineraliensammlung aufgestellt, die namentlich alle in den
Vereinigten Staaten vorkommenden Mineralien und interessanten Versteiner¬
ungen enthielt. Ferner sah ich hier ein vortreffliches Maleratelier, an das
eine kleine Bildergalerie der gelungensten von den Gemälden der Cadetten
stieß, und ein Modellcabinet für Civilgenieur-Wissenschaften sowie eine For-
tifications-Modellkammer. Ueberhaupt scheint hier Alles gesammelt zu sein,
was mit der Armee Arete sans in Verbindung steht. Am Reichsten ist das
Waffenmuseum ausgestattet. Außer den bekannten alten Gewehrmodellen ent¬
hielt es eine große Sammlung neuerer Hinterlader und Repetiergewehre ver¬
schiedenster Construction. Major Poland erklärte mir die im letzten Kriege
hauptsächlich zur Verwendung gekommenen Systeme, von denen sich der Reming-
ton-Hinterlader am meisten bewährt hätte, sodaß er zur Einführung bei der
Armee kommen würde. Der Erfindungstrieb der amerikanischen Mechaniker
hatte sich während des letzten Krieges auf neue Menschenvertilgungsmaschinen
geworfen. Das Museum enthielt eine große Anzahl solcher Höllenmaschinen,
von denen mir die sogenannte Kaffeemühle am besten gefiel. Sie bestand aus
einem zerlegbaren Hinterladungsgewehr von der Größe einer Wallbüchse, die
auf einer leichten Lafette ruht und von zwei Mann bedient wird. Der Eine
ladet beständig mit Patronen und ergänzt die sich erhitzenden Gewehrtheile
durch Einschiebuna, von Reservetheilen; der Andere zielt und dreht hinten ein
verticales Rad wie eine Kaffeemühle, infolge dessen das Gewehr fortwährend
feuert. Diese leicht transportabel" Maschinen leisten vortreffliche Dienste
gegen Indianer, indem sie dann die Geschütze ersetzen. An geeigneten Orten
waren innerhalb der Anstalt ungefähr hundert Geschütze, ebenfalls von ver¬
schiedenen Modellen, aufgestellt."

Während der Verfasser sich so über die Einrichtungen und Anstalten der
Akademie unterrichtete, befanden sich die Cadetten in ihrem Sommerlager
draußen, welches er zum Schluß ebenfalls besuchte, und über das er, wie
folgt, berichtet: "Dem Oberst, der hier den innern Dienst leitete, wurde
ich in seinem Zelte vorgestellt, das vor der Front des Cadettenlagers aufge¬
schlagen war und durch Einfachheit glänzte. Das ganze Lager war so sauber
gehalten, wie es eben nur in Verbindung mit den übrigen Wohnltchkeiten


erhalten noch eine Monatsgage von 40 Thalern, von der sie allerdings
Mancherlei zu bestreiten haben.

„Major Poland (der dem Verfasser in Westpoint als Cicerone diente)
zeigte mir alle Räume. Die Hörsäle waren elegant eingerichtet, ebenso die
Bibliothek in einem schönen, zwei Stockwerke einnehmenden Saale, mit Be¬
leuchtung von oben durch ein Glasdach und geziert mit ungefähr zehn Oel-
gemälden der bedeutendsten Generale. In einem andern Gebäude war eine
ausgezeichnete Mineraliensammlung aufgestellt, die namentlich alle in den
Vereinigten Staaten vorkommenden Mineralien und interessanten Versteiner¬
ungen enthielt. Ferner sah ich hier ein vortreffliches Maleratelier, an das
eine kleine Bildergalerie der gelungensten von den Gemälden der Cadetten
stieß, und ein Modellcabinet für Civilgenieur-Wissenschaften sowie eine For-
tifications-Modellkammer. Ueberhaupt scheint hier Alles gesammelt zu sein,
was mit der Armee Arete sans in Verbindung steht. Am Reichsten ist das
Waffenmuseum ausgestattet. Außer den bekannten alten Gewehrmodellen ent¬
hielt es eine große Sammlung neuerer Hinterlader und Repetiergewehre ver¬
schiedenster Construction. Major Poland erklärte mir die im letzten Kriege
hauptsächlich zur Verwendung gekommenen Systeme, von denen sich der Reming-
ton-Hinterlader am meisten bewährt hätte, sodaß er zur Einführung bei der
Armee kommen würde. Der Erfindungstrieb der amerikanischen Mechaniker
hatte sich während des letzten Krieges auf neue Menschenvertilgungsmaschinen
geworfen. Das Museum enthielt eine große Anzahl solcher Höllenmaschinen,
von denen mir die sogenannte Kaffeemühle am besten gefiel. Sie bestand aus
einem zerlegbaren Hinterladungsgewehr von der Größe einer Wallbüchse, die
auf einer leichten Lafette ruht und von zwei Mann bedient wird. Der Eine
ladet beständig mit Patronen und ergänzt die sich erhitzenden Gewehrtheile
durch Einschiebuna, von Reservetheilen; der Andere zielt und dreht hinten ein
verticales Rad wie eine Kaffeemühle, infolge dessen das Gewehr fortwährend
feuert. Diese leicht transportabel« Maschinen leisten vortreffliche Dienste
gegen Indianer, indem sie dann die Geschütze ersetzen. An geeigneten Orten
waren innerhalb der Anstalt ungefähr hundert Geschütze, ebenfalls von ver¬
schiedenen Modellen, aufgestellt."

Während der Verfasser sich so über die Einrichtungen und Anstalten der
Akademie unterrichtete, befanden sich die Cadetten in ihrem Sommerlager
draußen, welches er zum Schluß ebenfalls besuchte, und über das er, wie
folgt, berichtet: „Dem Oberst, der hier den innern Dienst leitete, wurde
ich in seinem Zelte vorgestellt, das vor der Front des Cadettenlagers aufge¬
schlagen war und durch Einfachheit glänzte. Das ganze Lager war so sauber
gehalten, wie es eben nur in Verbindung mit den übrigen Wohnltchkeiten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/287>, abgerufen am 19.10.2024.