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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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dienst zu halten pflegte, über einander hergefallen seien, und daß die bur¬
gundischen Hunde übel zerzaust und zerbissen die Flucht ergriffen hätten. -
Rechts der Borhut marschierte ihre Reiterei auf. links 1000 Freiknechte, welche
bestimmt waren, das Gefecht einzuleiten.") Bald defilirte auch der Gewalt¬
haufen aus dem Galmwalde, und während er sich in der freien Ebene ordnete,
fuhr das Geschütz vor, um das Feuer der feindlichen in der Verschanzung
stehenden 30 Karthaunen zu beantworten, welche die Wiese bestrichen und
besonders der Reiterei großen Schaden thaten. Auch das Fußvolk erlitt
namhaften Verlust**), bevor es in raschem Vordringen ("denn man zog immer¬
mehr gar streng vor sich ohn stillstand noch hintersehn" ***)) das burgundische
Geschütz unterlaufen hatte. Dies stand nämlich hoch und besaß keinerlei Vor¬
richtung zur Hebung oder Senkung der Rohre; jedesmal, wenn man den
Erhöhungswinkel ändern wollte, war man genöthigt, entweder den Laffeten-
schwanz oder die Räder einzugraben. 5) Nun aber fingen die kleineren Ge¬
schosse der hinter dem Grün-Hag stehenden Schützen an. sehr unbequem Z"
werden, und als dieser Hag endlich mit nicht unbedeutendem Verlust erreicht
war, versuchten die tüchtigsten Männer vergeblich, die fest eingerammten Spitz-
Pfähle niederzuwerfen oder zu übersteigen. Der Sturm war abgeschlagen-
Inzwischen aber war es einer Abtheilung -- vielleicht den Freiknechten --
gelungen, durch den Wald die Verschanzung zu umgehen und von der
Dorfseite her den Vertheidigern in den Rücken zu fallen, und nun waren diese
verloren. Bis auf den letzten Mann wurden sie niedergemacht.

Jetzt ging es auf das hinter der Freiburger Straße gelegene burgundische
Hauptlager los. Hier hatte die Mannschaft, als die Nachricht vom plötzlichen
Erscheinen des Feindes erscholl, eilig wieder zu den Rüstungen gegriffen, und
sobald eine Abtheilung kampffertig war. rückte sie in die schon bekannten
Stellungen auf die vorgelegene Höhe vor; aber da viele Quartiere sehr
entlegen waren, so konnte der Aufmarsch nur langsam, nur nach und nach
und unvollständig geschehn, und noch bevor die erste Bataille fertig geordnet
war, wurde sie schon von den Kugeln ihrer eigenen Geschütze erreicht, welche
im Hag erobert und sofort umgewendet worden waren. Zugleich drangen die
Verbündeten gegen das burgundische Fußvolk, die österreichische Reiterei gegen
die Homines d'armes vor. Die Oestreichs wurden zwar geworfen; doch an den






") v. Elgger a. a. O.
-) Nach Etterlin 25v Mann.
"") Etterlin.
I) Napoleon III: Htuäss sur lo PASSÜ se 1' ÄVSllir <is I'ii-I'tillsris I. L"I>- II-
VollMcde heißt es: "Für sich hat er genommen "
Dryßig Schlangenbüchsen auch;
Die brachten im kein frommen.
Sie schussend vit zu hoch." (Usteri's Sammlung.)

dienst zu halten pflegte, über einander hergefallen seien, und daß die bur¬
gundischen Hunde übel zerzaust und zerbissen die Flucht ergriffen hätten. -
Rechts der Borhut marschierte ihre Reiterei auf. links 1000 Freiknechte, welche
bestimmt waren, das Gefecht einzuleiten.") Bald defilirte auch der Gewalt¬
haufen aus dem Galmwalde, und während er sich in der freien Ebene ordnete,
fuhr das Geschütz vor, um das Feuer der feindlichen in der Verschanzung
stehenden 30 Karthaunen zu beantworten, welche die Wiese bestrichen und
besonders der Reiterei großen Schaden thaten. Auch das Fußvolk erlitt
namhaften Verlust**), bevor es in raschem Vordringen („denn man zog immer¬
mehr gar streng vor sich ohn stillstand noch hintersehn" ***)) das burgundische
Geschütz unterlaufen hatte. Dies stand nämlich hoch und besaß keinerlei Vor¬
richtung zur Hebung oder Senkung der Rohre; jedesmal, wenn man den
Erhöhungswinkel ändern wollte, war man genöthigt, entweder den Laffeten-
schwanz oder die Räder einzugraben. 5) Nun aber fingen die kleineren Ge¬
schosse der hinter dem Grün-Hag stehenden Schützen an. sehr unbequem Z"
werden, und als dieser Hag endlich mit nicht unbedeutendem Verlust erreicht
war, versuchten die tüchtigsten Männer vergeblich, die fest eingerammten Spitz-
Pfähle niederzuwerfen oder zu übersteigen. Der Sturm war abgeschlagen-
Inzwischen aber war es einer Abtheilung — vielleicht den Freiknechten —
gelungen, durch den Wald die Verschanzung zu umgehen und von der
Dorfseite her den Vertheidigern in den Rücken zu fallen, und nun waren diese
verloren. Bis auf den letzten Mann wurden sie niedergemacht.

Jetzt ging es auf das hinter der Freiburger Straße gelegene burgundische
Hauptlager los. Hier hatte die Mannschaft, als die Nachricht vom plötzlichen
Erscheinen des Feindes erscholl, eilig wieder zu den Rüstungen gegriffen, und
sobald eine Abtheilung kampffertig war. rückte sie in die schon bekannten
Stellungen auf die vorgelegene Höhe vor; aber da viele Quartiere sehr
entlegen waren, so konnte der Aufmarsch nur langsam, nur nach und nach
und unvollständig geschehn, und noch bevor die erste Bataille fertig geordnet
war, wurde sie schon von den Kugeln ihrer eigenen Geschütze erreicht, welche
im Hag erobert und sofort umgewendet worden waren. Zugleich drangen die
Verbündeten gegen das burgundische Fußvolk, die österreichische Reiterei gegen
die Homines d'armes vor. Die Oestreichs wurden zwar geworfen; doch an den






») v. Elgger a. a. O.
-) Nach Etterlin 25v Mann.
"«) Etterlin.
I) Napoleon III: Htuäss sur lo PASSÜ se 1' ÄVSllir <is I'ii-I'tillsris I. L»I>- II-
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/116>, abgerufen am 24.07.2024.