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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band.

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stehen einer solchen Erzählung zeigt doch deutlich, wessen man sich von jener
tüchtigen Besatzung in der Schweiz versehen mochte. -- Nach zehn Tagen rast-
l°sen Kämpfens und Arbeitens war indeß die Last des Dienstes so schwer ge¬
worden, daß Bubenberg sich bewogen fand, einen Boten über den See nach
ern zu senden, mit dem dringlichen Ansuchen, die "Entschüttung" Murrens
Möglichst zu beschleunigen, da sonst die Besatzung den Anstrengungen bald erliegen
wusse; "unterdessen wollten sie jedoch mit Gottes Hilfe sich noch tapfer halten.
Feinden wehren und menschlichen Kräften nach ihr Möglichstes thun, so
"ge noch eine Ader in ihnen sich zu regen vermöge!"*)

Die Hilfe war schon unterwegs. Das eidgenössische Entsatzheer, im
ganzen etwa 30,000 Mann stark, hatte sich in Folge des Festhaltens der
Msse über Sense und Sane nicht nur ungestört bei Gümminen sammeln,
andern dann auch ungehindert über die Sane vordringen und sich bei Ullmitz,
^ eine Meile von Murren, festsetzen können. -- Es war eine stattliche
T^ehe- 10,000 Spieße, 16,000 Hellebarden und Kurzwehren, 3000 Hand-
"essen und Armbrüste und einige Tausend Reiter. Das Volkslied^)
N'hat sie:

Ein Kriegsrath beschloß den Angriff für den 22. Juni, den Zehn-
"usendrittertag, den Jahrestag der Schlacht von Laupen. Im Allgemeinen
^ man überein, diesem Angriff eine solche Richtung zu geben, daß nicht,
^le bei Granson, den Burgundern der Weg zum Rückzug oder zur Flucht
bleibe, sondern daß durch Vernichtung des feindlichen Heeres dem
Nege ^n Ende gemacht werde. Man wollte daher die Stellung der
^rgunder auf der Höhe womöglich umgehen, ihnen den Rückzug nach der
abschneiden und daher den Angriff auf den äußersten rechten Flügel
Feindes richten. Am frühen Morgen sollte eine Recognoscirung voran-
^b.n, um "das burgundische Lager zu beschützen, wie dann gewöhnlich ist zu
9Un, das feindliche Heer zu berennen und besehn, wie und wo es anzugreifen
e wollte also Einsicht in die burgundische Stellung gewinnen,
^ die genaueren Anordnungen treffen zu können. Diese Recognoscirung,
^lebe mit 1600 Freiknechten ausgeführt wurde, fand bei abscheulichem Regen-





Tschudi's Manustriptchronik bei v. Rode.
Schilling.
1 Petermann Etterli" in seiner Chronik.
Grenzvoten I. i87"i. 14

stehen einer solchen Erzählung zeigt doch deutlich, wessen man sich von jener
tüchtigen Besatzung in der Schweiz versehen mochte. — Nach zehn Tagen rast-
l°sen Kämpfens und Arbeitens war indeß die Last des Dienstes so schwer ge¬
worden, daß Bubenberg sich bewogen fand, einen Boten über den See nach
ern zu senden, mit dem dringlichen Ansuchen, die „Entschüttung" Murrens
Möglichst zu beschleunigen, da sonst die Besatzung den Anstrengungen bald erliegen
wusse; „unterdessen wollten sie jedoch mit Gottes Hilfe sich noch tapfer halten.
Feinden wehren und menschlichen Kräften nach ihr Möglichstes thun, so
"ge noch eine Ader in ihnen sich zu regen vermöge!"*)

Die Hilfe war schon unterwegs. Das eidgenössische Entsatzheer, im
ganzen etwa 30,000 Mann stark, hatte sich in Folge des Festhaltens der
Msse über Sense und Sane nicht nur ungestört bei Gümminen sammeln,
andern dann auch ungehindert über die Sane vordringen und sich bei Ullmitz,
^ eine Meile von Murren, festsetzen können. — Es war eine stattliche
T^ehe- 10,000 Spieße, 16,000 Hellebarden und Kurzwehren, 3000 Hand-
"essen und Armbrüste und einige Tausend Reiter. Das Volkslied^)
N'hat sie:

Ein Kriegsrath beschloß den Angriff für den 22. Juni, den Zehn-
"usendrittertag, den Jahrestag der Schlacht von Laupen. Im Allgemeinen
^ man überein, diesem Angriff eine solche Richtung zu geben, daß nicht,
^le bei Granson, den Burgundern der Weg zum Rückzug oder zur Flucht
bleibe, sondern daß durch Vernichtung des feindlichen Heeres dem
Nege ^n Ende gemacht werde. Man wollte daher die Stellung der
^rgunder auf der Höhe womöglich umgehen, ihnen den Rückzug nach der
abschneiden und daher den Angriff auf den äußersten rechten Flügel
Feindes richten. Am frühen Morgen sollte eine Recognoscirung voran-
^b.n, um „das burgundische Lager zu beschützen, wie dann gewöhnlich ist zu
9Un, das feindliche Heer zu berennen und besehn, wie und wo es anzugreifen
e wollte also Einsicht in die burgundische Stellung gewinnen,
^ die genaueren Anordnungen treffen zu können. Diese Recognoscirung,
^lebe mit 1600 Freiknechten ausgeführt wurde, fand bei abscheulichem Regen-





Tschudi's Manustriptchronik bei v. Rode.
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1 Petermann Etterli» in seiner Chronik.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, I. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157636/113>, abgerufen am 24.07.2024.