Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.Richtung nach Atigrat, kreuzte das Thal des reißenden Takazze und stieg Fassen wir zum Schlüsse die Betheiligung der Culturvölker an dem Richtung nach Atigrat, kreuzte das Thal des reißenden Takazze und stieg Fassen wir zum Schlüsse die Betheiligung der Culturvölker an dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0219" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134037"/> <p xml:id="ID_693" prev="#ID_692"> Richtung nach Atigrat, kreuzte das Thal des reißenden Takazze und stieg<lb/> durch die Alpen der Provinz Scalen nach Gondar hinauf. Von hier aus<lb/> besuchte er Axum, und kehrte er über Adoa, der Hauptstadt Tigre's nach<lb/> Massaua zurück. Aus Rüppell folgten 1833 — 34 zwei Franzosen, Combes<lb/> und Tamisier, die unter vielen Gefahren bis nach Schoa vordrangen. Im<lb/> Januar 1837 traf dann der deutsche Botaniker Wilhelm Schimper in Adoa<lb/> ein, welcher unseres Wissens Abessinien seither nicht mehr verlassen und un¬<lb/> endlich viel zur Erforschung des Landes beigetragen hat. Ein Gefährte seiner<lb/> Reisen und Schicksale war Christoph Eduard Zander, der 1847 bis 1868 in<lb/> Abessinien verweilte. In dem Jahrzehnt 1838 — 1848 sind es fast aus¬<lb/> schließlich Franzosen, die sich mit Abessinien beschäftigen, und ihnen verdanken<lb/> wir in der That unendlich viel, besonders dem gelehrten Brüderpaare Antoine<lb/> und Michel d'Abbadie, die in zehnjährigen Aufenthalte das Land gründlich<lb/> durchforschten. 1839 kam Lefebvre, 1840 Combes an der Spitze von wissen¬<lb/> schaftlichen und politischen Erpeditionen ins Land. Reiche wissenschaftliche<lb/> Arbeiten lieferte um dieselbe Zeit (1841—44) die Expedition von Ferret und<lb/> Galinier nach Tigre, Sennen und Amhara. Auch aus den Fahrten Rochet<lb/> d'Hencourt, der 1839 nach Schoa gegangen war und 1842 zum zweitenmale<lb/> nach Abessinien kam, um dasselbe weit und breit zu bereisen, hat die Wissen¬<lb/> schaft neue, höchst werthvolle Nachrichten geschöpft, besonders über das wenig<lb/> betretene Schoa, wo übrigens auch die deutschen Missionäre Krapf und Isen-<lb/> berg thätig waren. Sie waren es auch, welche in letzter Instanz die 1841<lb/> ausgeführte Mission des Capttän W. Cornwallis Harris veranlaßt hatten,<lb/> der achtzehn Monate in Schoa verweilte und werthvolle Nachrichten von dort<lb/> mitbrachte. 1840 reiste der Engländer Dr. Charles Bete nach Godscham,<lb/> von wo er durch die Provinzen Jedschau, Wara und Enderta nach Antalo<lb/> ziehend, Tigre' erreichte. Um dieselbe Zeit 1838 —1843 fällt der Aufenthalt<lb/> des italienischen Mönches Giuseppe Sapeto in den nördlichen Grenzländern<lb/> der Mensa, Bogos und Habab, die er im Jahre 1830 neuerdings besuchte.<lb/> Von den höchst verdienstvollen Forschungen Werner Munzinger's und den<lb/> Reisen des Würtembergers Theodor von Heuglin in Abessinien ist schon früher<lb/> die Rede gewesen; es erübrigt uns nur noch des trefflichen Guillaume Lejean<lb/> zu gedenken, der 1863 als französischer Consul in Massaua sungirend, auf<lb/> seiner Reise nach Abessinien von König Theodor gefangen genommen wurde,<lb/> dann aber durch Tigre an das Rothe Meer zurückkehrte. Es war dies die<lb/> letzte geographisch bedeutende Ri^e vor dem englisch - abessinischen Feldzuge<lb/> 1868, welcher uns dieses seltsame Gebirgsland mehr denn alle Berichte der<lb/> Missionäre Flad u. A. wissenschaftlich erschlossen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_694" next="#ID_695"> Fassen wir zum Schlüsse die Betheiligung der Culturvölker an dem<lb/> großen afrikanischen Fvrschungswerke ins Auge, so sind es eigentlich nur drei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0219]
Richtung nach Atigrat, kreuzte das Thal des reißenden Takazze und stieg
durch die Alpen der Provinz Scalen nach Gondar hinauf. Von hier aus
besuchte er Axum, und kehrte er über Adoa, der Hauptstadt Tigre's nach
Massaua zurück. Aus Rüppell folgten 1833 — 34 zwei Franzosen, Combes
und Tamisier, die unter vielen Gefahren bis nach Schoa vordrangen. Im
Januar 1837 traf dann der deutsche Botaniker Wilhelm Schimper in Adoa
ein, welcher unseres Wissens Abessinien seither nicht mehr verlassen und un¬
endlich viel zur Erforschung des Landes beigetragen hat. Ein Gefährte seiner
Reisen und Schicksale war Christoph Eduard Zander, der 1847 bis 1868 in
Abessinien verweilte. In dem Jahrzehnt 1838 — 1848 sind es fast aus¬
schließlich Franzosen, die sich mit Abessinien beschäftigen, und ihnen verdanken
wir in der That unendlich viel, besonders dem gelehrten Brüderpaare Antoine
und Michel d'Abbadie, die in zehnjährigen Aufenthalte das Land gründlich
durchforschten. 1839 kam Lefebvre, 1840 Combes an der Spitze von wissen¬
schaftlichen und politischen Erpeditionen ins Land. Reiche wissenschaftliche
Arbeiten lieferte um dieselbe Zeit (1841—44) die Expedition von Ferret und
Galinier nach Tigre, Sennen und Amhara. Auch aus den Fahrten Rochet
d'Hencourt, der 1839 nach Schoa gegangen war und 1842 zum zweitenmale
nach Abessinien kam, um dasselbe weit und breit zu bereisen, hat die Wissen¬
schaft neue, höchst werthvolle Nachrichten geschöpft, besonders über das wenig
betretene Schoa, wo übrigens auch die deutschen Missionäre Krapf und Isen-
berg thätig waren. Sie waren es auch, welche in letzter Instanz die 1841
ausgeführte Mission des Capttän W. Cornwallis Harris veranlaßt hatten,
der achtzehn Monate in Schoa verweilte und werthvolle Nachrichten von dort
mitbrachte. 1840 reiste der Engländer Dr. Charles Bete nach Godscham,
von wo er durch die Provinzen Jedschau, Wara und Enderta nach Antalo
ziehend, Tigre' erreichte. Um dieselbe Zeit 1838 —1843 fällt der Aufenthalt
des italienischen Mönches Giuseppe Sapeto in den nördlichen Grenzländern
der Mensa, Bogos und Habab, die er im Jahre 1830 neuerdings besuchte.
Von den höchst verdienstvollen Forschungen Werner Munzinger's und den
Reisen des Würtembergers Theodor von Heuglin in Abessinien ist schon früher
die Rede gewesen; es erübrigt uns nur noch des trefflichen Guillaume Lejean
zu gedenken, der 1863 als französischer Consul in Massaua sungirend, auf
seiner Reise nach Abessinien von König Theodor gefangen genommen wurde,
dann aber durch Tigre an das Rothe Meer zurückkehrte. Es war dies die
letzte geographisch bedeutende Ri^e vor dem englisch - abessinischen Feldzuge
1868, welcher uns dieses seltsame Gebirgsland mehr denn alle Berichte der
Missionäre Flad u. A. wissenschaftlich erschlossen hat.
Fassen wir zum Schlüsse die Betheiligung der Culturvölker an dem
großen afrikanischen Fvrschungswerke ins Auge, so sind es eigentlich nur drei
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |