Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.theil erwies. Die gründlichste Erforschung der neuen Wasserstraße verdankt Ein nicht minder interessantes Problem bietet der gewaltige Congo oder theil erwies. Die gründlichste Erforschung der neuen Wasserstraße verdankt Ein nicht minder interessantes Problem bietet der gewaltige Congo oder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134031"/> <p xml:id="ID_677" prev="#ID_676"> theil erwies. Die gründlichste Erforschung der neuen Wasserstraße verdankt<lb/> man indeß dem Dr. William Balfour Baikie, der 1854 den Niger bis zur<lb/> Mündung des Berne und dann auf diesem etwa fünf Längengrade weit<lb/> stromaufwärts befuhr, 1857 ging er abermals den Niger hinauf bis Rabbo,<lb/> blieb sieben Jahre in Lukodscha am Einflüsse des Berne, und wanderte 1862<lb/> nach Kano, wobei er völlig unbetretene Gebiete durchschritt. Auf der Rück¬<lb/> reise machte er einen Abstecher in die Provinz Zegzeg, und wollte sich zur<lb/> Heimkehr nach England rüsten, als er 1864 in Sierra Leone starb. In dem<lb/> tiefsten Winkel des Meerbusens von Guinea, dort wo das Cameron-Gebirge<lb/> und die Insel Fernando Po liegt, sind vorwiegend englische Forscher, darunter<lb/> der vielgereiste Burton. und in neuester Zeit auch drei deutsche Gelehrte,<lb/> Reichenow, Lüster und Buchholz, thätig gewesen. Dagegen ist das äqua¬<lb/> toriale Flußgebiet des Gabun, Ogowai und Fernand-Vaz fast ausschließlich<lb/> französisches Forschungsgebiet. Am Gabun, am Munda und Muni war<lb/> du Chaillu schon seit 1851 mehrfach gewesen, erst 1855 nahm er aber die eigent¬<lb/> liche Erforschung dieses Gebietes, wo neben den kannibalischen Far der<lb/> fürchterliche Gorilla haust, in Angriff. In vier Jahren war das große Werk<lb/> vollbracht; reich beladen mit Ausbeute aller Art kehrte er 1859 heim, um<lb/> 1863 sich neuerdings an den Fernando Vaz in's Land der Kommi-Neger zu<lb/> begeben und wo möglich tiefer nach Osten einzudringen. Im September 1864<lb/> ging er den Fernando Vaz bis nach Obindschi hinauf, dann schlug er eine<lb/> südöstliche Richtung nach Olenda ein und wanderte über das Gebirge in das<lb/> Land der Äschango, von wo er 1865 zurückkehrte. Den Ogowai, den mäch¬<lb/> tigsten Strom des äquatorialen Afrika's berührte er aber nicht; hier war die<lb/> von dem französischen Marinelieutenant Serval 1862 unternommene Fahrt<lb/> bahnbrechend, welche den Ogowai bis 10" 30' ö. L- v. Gr. aufwärts bekannt<lb/> machte. Im Jahre 1866 befuhr ihn Walker bis zu 11» 30' ö. L. v. Gr.<lb/> und in jüngster Zeit 1873, gingen der Marquis de Compiegne und Marche<lb/> den Ogowai hinauf, befuhren im Januar 1874 den Okando, seinen wichtigsten<lb/> Nebenfluß, gelangten etwa 80 englische Meilen über Walker's fernsten<lb/> Punkt hinaus und entdeckten noch zwei bedeutende Zuflüsse, den Ofue und<lb/> den Jvindo.</p><lb/> <p xml:id="ID_678" next="#ID_679"> Ein nicht minder interessantes Problem bietet der gewaltige Congo oder<lb/> Zaire, dessen Erforschung 1816 Tuckey in Begleitung mehrerer Gelehrten<lb/> begann. Er drang bis 15" 30' ö. L. v. Gr. landeinwärts, doch wurden die<lb/> meisten Mitglieder der Expedition und Tuckey selbst in Bälde vom Klima<lb/> hinweggerafft. Im Jahre l857 beschiffte Capitän Hunt den Congo, bis ihm<lb/> die großen Fälle von Gallalo Halt geboten. In demselben Jahre ward das<lb/> Königreich Congo von Adolf Bastian besucht, welcher sich in die Hauptstadt<lb/> San Salvador oder Ambassi begab. In jüngster Zeit, seitdem die Forschungen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0213]
theil erwies. Die gründlichste Erforschung der neuen Wasserstraße verdankt
man indeß dem Dr. William Balfour Baikie, der 1854 den Niger bis zur
Mündung des Berne und dann auf diesem etwa fünf Längengrade weit
stromaufwärts befuhr, 1857 ging er abermals den Niger hinauf bis Rabbo,
blieb sieben Jahre in Lukodscha am Einflüsse des Berne, und wanderte 1862
nach Kano, wobei er völlig unbetretene Gebiete durchschritt. Auf der Rück¬
reise machte er einen Abstecher in die Provinz Zegzeg, und wollte sich zur
Heimkehr nach England rüsten, als er 1864 in Sierra Leone starb. In dem
tiefsten Winkel des Meerbusens von Guinea, dort wo das Cameron-Gebirge
und die Insel Fernando Po liegt, sind vorwiegend englische Forscher, darunter
der vielgereiste Burton. und in neuester Zeit auch drei deutsche Gelehrte,
Reichenow, Lüster und Buchholz, thätig gewesen. Dagegen ist das äqua¬
toriale Flußgebiet des Gabun, Ogowai und Fernand-Vaz fast ausschließlich
französisches Forschungsgebiet. Am Gabun, am Munda und Muni war
du Chaillu schon seit 1851 mehrfach gewesen, erst 1855 nahm er aber die eigent¬
liche Erforschung dieses Gebietes, wo neben den kannibalischen Far der
fürchterliche Gorilla haust, in Angriff. In vier Jahren war das große Werk
vollbracht; reich beladen mit Ausbeute aller Art kehrte er 1859 heim, um
1863 sich neuerdings an den Fernando Vaz in's Land der Kommi-Neger zu
begeben und wo möglich tiefer nach Osten einzudringen. Im September 1864
ging er den Fernando Vaz bis nach Obindschi hinauf, dann schlug er eine
südöstliche Richtung nach Olenda ein und wanderte über das Gebirge in das
Land der Äschango, von wo er 1865 zurückkehrte. Den Ogowai, den mäch¬
tigsten Strom des äquatorialen Afrika's berührte er aber nicht; hier war die
von dem französischen Marinelieutenant Serval 1862 unternommene Fahrt
bahnbrechend, welche den Ogowai bis 10" 30' ö. L- v. Gr. aufwärts bekannt
machte. Im Jahre 1866 befuhr ihn Walker bis zu 11» 30' ö. L. v. Gr.
und in jüngster Zeit 1873, gingen der Marquis de Compiegne und Marche
den Ogowai hinauf, befuhren im Januar 1874 den Okando, seinen wichtigsten
Nebenfluß, gelangten etwa 80 englische Meilen über Walker's fernsten
Punkt hinaus und entdeckten noch zwei bedeutende Zuflüsse, den Ofue und
den Jvindo.
Ein nicht minder interessantes Problem bietet der gewaltige Congo oder
Zaire, dessen Erforschung 1816 Tuckey in Begleitung mehrerer Gelehrten
begann. Er drang bis 15" 30' ö. L. v. Gr. landeinwärts, doch wurden die
meisten Mitglieder der Expedition und Tuckey selbst in Bälde vom Klima
hinweggerafft. Im Jahre l857 beschiffte Capitän Hunt den Congo, bis ihm
die großen Fälle von Gallalo Halt geboten. In demselben Jahre ward das
Königreich Congo von Adolf Bastian besucht, welcher sich in die Hauptstadt
San Salvador oder Ambassi begab. In jüngster Zeit, seitdem die Forschungen
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