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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Ein schön neu Lied, zu Ehren dem Durchlauchtigen u, s. w. Herrn Moritzen,
Herzogen zu Sachsen, zur Ablehnung unwahrhaftiger Nachred gemacht. ")

Nach dem Tone: Mag ich Unglück itzt haben viel.
[Beginn Spaltensatz] Mag ich Nachrcd itzt haben viel,
So tutt' ich still,
Es wird sich wol verkehren;
Als Glaubcnsfeind man mich betraut,
schimpft meine Leut:
Wer mag den Menschen wehren?
Mein Herz nicht lenge,
Mein G'wissen zeugt;
Laß fahren hin,
Gott weiß mein'n Sinn,
Der uns thut all' ernähren. A es, Mcnschcnwahn trifft's wahrlich nich
Der Ansehn richt't
Und forscht nicht nach dem Herzen.
Der Teufel zwar ist voller List
Zu aller Frist,
Mit ihm ist nicht zu scherzen.
Er hat's erdacht
Und ausgebracht,
Als übt' ich Mord
An Gottes Wort
Und hülfe es umstürzen.
Auf solchen Grund er Unglück Stift't,
Groß Leid anricht't,
Reizt auf mich Stadt' und Lande;
Noch trau ich Gott, der mein Herz richt'
Verzweifle nicht,
Er macht mein Feind' zu Schanden,"
Die falschen Schein
Erdichten fein,
Schmücken ihr' Sach',
Thun Ungemach;
Der Schad ist schon vorhanden.
Ruh'. Fried' hab' ich allzeit begehrt,
Dem Krieg gewehrt,
Verhofft Dank zu erwerben,
Göttliches Wort treulich gemeint,
Mit Gott vereint,
Darauf will ich wol sterben. [Spaltenumbruch] Noch hilft es nicht;
Mit falschem G'dicht
Mein Widerpart
Nach seiner Art
Mein' Sach' thut gar verderben.
Ich hab' zu gut ganz deutschem Land,
Ist wol bekannt.
Schuln, Kirchen hoch begäbet,
Damit gepreist würd' Gottes Wort.
An allein Ort,
Und falsche Lehr' nicht schadet.
Noch man itzt spricht:
"Vertraut ihm nicht!
Er ist der Feind,
Den Gott's Wort meint."
Solch's mir unbillig schadet. t, C hnrfiirstenthum ich schätzen thät,
Nahm ein die Stadt',
Vor Fremden sie zu wahren.
In meinem Sinn hätt ich bedacht:
"Wird Fried' gemacht,
Laß ich die Lande fahren.
Kann sie nicht sehn
Zu Grunde gehn;
Es ist mein Erb',
Trutz, wer's Verderb'!
Mein' Ehr' muß ich bewahren. t. Itzt giebt man drum mir meinen Lohn<
Zu großem Hohn
Thut man mein Land berauben,
Beschwert, schätzt meine Unterthan'",
Wer geben kann;
Heißt das noch Treu und Glauben?
Von mir man weiß:
Um keinen Preis,
Gewalt zu thun,
Ich der ohn' Ruhm,
Wollt' ich jemand erlauben. [Ende Spaltensatz]


") Die ersten vier Zeilen sind wegen allzu unmoderner und stark synkopnter Formen im
Tone des Originals ein wenig abgeändert.
Ein schön neu Lied, zu Ehren dem Durchlauchtigen u, s. w. Herrn Moritzen,
Herzogen zu Sachsen, zur Ablehnung unwahrhaftiger Nachred gemacht. ")

Nach dem Tone: Mag ich Unglück itzt haben viel.
[Beginn Spaltensatz] Mag ich Nachrcd itzt haben viel,
So tutt' ich still,
Es wird sich wol verkehren;
Als Glaubcnsfeind man mich betraut,
schimpft meine Leut:
Wer mag den Menschen wehren?
Mein Herz nicht lenge,
Mein G'wissen zeugt;
Laß fahren hin,
Gott weiß mein'n Sinn,
Der uns thut all' ernähren. A es, Mcnschcnwahn trifft's wahrlich nich
Der Ansehn richt't
Und forscht nicht nach dem Herzen.
Der Teufel zwar ist voller List
Zu aller Frist,
Mit ihm ist nicht zu scherzen.
Er hat's erdacht
Und ausgebracht,
Als übt' ich Mord
An Gottes Wort
Und hülfe es umstürzen.
Auf solchen Grund er Unglück Stift't,
Groß Leid anricht't,
Reizt auf mich Stadt' und Lande;
Noch trau ich Gott, der mein Herz richt'
Verzweifle nicht,
Er macht mein Feind' zu Schanden,"
Die falschen Schein
Erdichten fein,
Schmücken ihr' Sach',
Thun Ungemach;
Der Schad ist schon vorhanden.
Ruh'. Fried' hab' ich allzeit begehrt,
Dem Krieg gewehrt,
Verhofft Dank zu erwerben,
Göttliches Wort treulich gemeint,
Mit Gott vereint,
Darauf will ich wol sterben. [Spaltenumbruch] Noch hilft es nicht;
Mit falschem G'dicht
Mein Widerpart
Nach seiner Art
Mein' Sach' thut gar verderben.
Ich hab' zu gut ganz deutschem Land,
Ist wol bekannt.
Schuln, Kirchen hoch begäbet,
Damit gepreist würd' Gottes Wort.
An allein Ort,
Und falsche Lehr' nicht schadet.
Noch man itzt spricht:
„Vertraut ihm nicht!
Er ist der Feind,
Den Gott's Wort meint."
Solch's mir unbillig schadet. t, C hnrfiirstenthum ich schätzen thät,
Nahm ein die Stadt',
Vor Fremden sie zu wahren.
In meinem Sinn hätt ich bedacht:
„Wird Fried' gemacht,
Laß ich die Lande fahren.
Kann sie nicht sehn
Zu Grunde gehn;
Es ist mein Erb',
Trutz, wer's Verderb'!
Mein' Ehr' muß ich bewahren. t. Itzt giebt man drum mir meinen Lohn<
Zu großem Hohn
Thut man mein Land berauben,
Beschwert, schätzt meine Unterthan'«,
Wer geben kann;
Heißt das noch Treu und Glauben?
Von mir man weiß:
Um keinen Preis,
Gewalt zu thun,
Ich der ohn' Ruhm,
Wollt' ich jemand erlauben. [Ende Spaltensatz]


") Die ersten vier Zeilen sind wegen allzu unmoderner und stark synkopnter Formen im
Tone des Originals ein wenig abgeändert.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/64>, abgerufen am 22.07.2024.