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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Polnische Sprache kommt demnach vor allem für die oberschlesischen Schu¬
len in Frage. Von diesen räumen 7. Beuthen (se. k.*). Kattowitz (se. s.),
Kreuzburg (se. s.). Neustadt (se. k.). Patschkau (se. k.). Pleß (kath. sürstl.).
Gr. Strehlitz (k. s.) dem Polnischen keine Stelle in ihrem Lehrplane ein. Das
königliche katholische Gymnasium zu Neisse hat eine Zeit lang seit 1849 pol¬
nischen Unterricht gehabt**), doch geschieht desselben 1874 nicht mehr Erwäh¬
nung. Dagegen wird das Polnische noch gegenwärtig auf den beiden königl.
kathol. Schulen zu Gleiwitz und Oppeln sowie auf dem königl. simultanen
Gymnasium zu Ratibor gepflegt, in den beiden ersten seit 1849, im letzteren
seit 1866***), in allen natürlich als facultatives Fach mit geringer Stunden¬
zahl von Tertia an. so daß Gleiwitz in Tertia und Secunda je 2. in Piima
1 Stunde. Oppeln in allen Oberclassen je 1 Stunde, Ratibor in der untern
aus Tertia und Secunda combinirten Abtheilung 1. in der oberen 2 Stunden
diesem Fache widmet. Aufsätze erscheinen in keiner dieser Anstalten. Eine
Sonderstellung behauptet noch das königl. kath. Gymnasium Leobschütz. Es
lehrt das Polnische facultativ in 2 Abtheilungen zu 1 Stunde die Polen, in
1 Abtheilung zu 2 Stunden die Deutschen. Außerdem aber bietet es, als
das einzige norddeutsche Gymnasium, Unterricht im Tschechischen (2 Abtheilungen
zu 1 Se.). mit Rücksicht offenbar auf die schwache tschechische Bevölkerung des
Kreises und auf den Grenzverkehr mit Mähren.

Von den 13 Gymnasien des ganz überwiegend deutschen Regierungsbe¬
zirks Breslau berücksichtigen das Polnische nur die Breslauer Gymnasien, weil
die auch von Polen besucht werden und weil die Hauptstadt der ganzen Pro¬
vinz überhaupt der größte Stapelplatz für den Handel mit Polen ist. Am
königl. kathol. Matthiasgymnasium wird dies Fach in 2 Abtheilungen zu je
2 Stunden gelehrt, auch Fertigkeit im schriftlichen Ausdruck gefordert; die
Schüler der 3 städtischen Gymnasien zu Se. Maria Magdalena (evang.), zu
Se. Elisabeth (evang.) und zu Se. Johannes (hiante.) dagegen genossen zu¬
sammen in 2 Abtheilungen vereinigt 2 Stunden polnischen Unterricht, der
Michaelis 1873 nach einjähriger durch persönliche Gründe herbeigeführter Un¬
terbrechung wieder aufgenommen wurde. Kein Polnisch treibt das königliche
reformirte Friedrichsgymnasium.

Im Regierungsbezirke Liegnitz (ohne die Lausitz), der 9 Gymnasien be-
siht, hat nur das königl. kathol. Gymnasium in Groß-Glogau nahe der
Sprachgrenze von 1858 ab polnischen Unterricht facultativ gewährt'!), doch
wird derselbe 1874 nicht mehr erwähnt, muß also beseitigt worden sein.






*) Bedeutet städtisch katholisch, se. s. städtisch simultan, k. s. königlich simultan."W
) iese I. 202.
*-
) Wiese I. 200. 2"K
I) Wiese I. 187.

Polnische Sprache kommt demnach vor allem für die oberschlesischen Schu¬
len in Frage. Von diesen räumen 7. Beuthen (se. k.*). Kattowitz (se. s.),
Kreuzburg (se. s.). Neustadt (se. k.). Patschkau (se. k.). Pleß (kath. sürstl.).
Gr. Strehlitz (k. s.) dem Polnischen keine Stelle in ihrem Lehrplane ein. Das
königliche katholische Gymnasium zu Neisse hat eine Zeit lang seit 1849 pol¬
nischen Unterricht gehabt**), doch geschieht desselben 1874 nicht mehr Erwäh¬
nung. Dagegen wird das Polnische noch gegenwärtig auf den beiden königl.
kathol. Schulen zu Gleiwitz und Oppeln sowie auf dem königl. simultanen
Gymnasium zu Ratibor gepflegt, in den beiden ersten seit 1849, im letzteren
seit 1866***), in allen natürlich als facultatives Fach mit geringer Stunden¬
zahl von Tertia an. so daß Gleiwitz in Tertia und Secunda je 2. in Piima
1 Stunde. Oppeln in allen Oberclassen je 1 Stunde, Ratibor in der untern
aus Tertia und Secunda combinirten Abtheilung 1. in der oberen 2 Stunden
diesem Fache widmet. Aufsätze erscheinen in keiner dieser Anstalten. Eine
Sonderstellung behauptet noch das königl. kath. Gymnasium Leobschütz. Es
lehrt das Polnische facultativ in 2 Abtheilungen zu 1 Stunde die Polen, in
1 Abtheilung zu 2 Stunden die Deutschen. Außerdem aber bietet es, als
das einzige norddeutsche Gymnasium, Unterricht im Tschechischen (2 Abtheilungen
zu 1 Se.). mit Rücksicht offenbar auf die schwache tschechische Bevölkerung des
Kreises und auf den Grenzverkehr mit Mähren.

Von den 13 Gymnasien des ganz überwiegend deutschen Regierungsbe¬
zirks Breslau berücksichtigen das Polnische nur die Breslauer Gymnasien, weil
die auch von Polen besucht werden und weil die Hauptstadt der ganzen Pro¬
vinz überhaupt der größte Stapelplatz für den Handel mit Polen ist. Am
königl. kathol. Matthiasgymnasium wird dies Fach in 2 Abtheilungen zu je
2 Stunden gelehrt, auch Fertigkeit im schriftlichen Ausdruck gefordert; die
Schüler der 3 städtischen Gymnasien zu Se. Maria Magdalena (evang.), zu
Se. Elisabeth (evang.) und zu Se. Johannes (hiante.) dagegen genossen zu¬
sammen in 2 Abtheilungen vereinigt 2 Stunden polnischen Unterricht, der
Michaelis 1873 nach einjähriger durch persönliche Gründe herbeigeführter Un¬
terbrechung wieder aufgenommen wurde. Kein Polnisch treibt das königliche
reformirte Friedrichsgymnasium.

Im Regierungsbezirke Liegnitz (ohne die Lausitz), der 9 Gymnasien be-
siht, hat nur das königl. kathol. Gymnasium in Groß-Glogau nahe der
Sprachgrenze von 1858 ab polnischen Unterricht facultativ gewährt'!), doch
wird derselbe 1874 nicht mehr erwähnt, muß also beseitigt worden sein.






*) Bedeutet städtisch katholisch, se. s. städtisch simultan, k. s. königlich simultan."W
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[0033] Polnische Sprache kommt demnach vor allem für die oberschlesischen Schu¬ len in Frage. Von diesen räumen 7. Beuthen (se. k.*). Kattowitz (se. s.), Kreuzburg (se. s.). Neustadt (se. k.). Patschkau (se. k.). Pleß (kath. sürstl.). Gr. Strehlitz (k. s.) dem Polnischen keine Stelle in ihrem Lehrplane ein. Das königliche katholische Gymnasium zu Neisse hat eine Zeit lang seit 1849 pol¬ nischen Unterricht gehabt**), doch geschieht desselben 1874 nicht mehr Erwäh¬ nung. Dagegen wird das Polnische noch gegenwärtig auf den beiden königl. kathol. Schulen zu Gleiwitz und Oppeln sowie auf dem königl. simultanen Gymnasium zu Ratibor gepflegt, in den beiden ersten seit 1849, im letzteren seit 1866***), in allen natürlich als facultatives Fach mit geringer Stunden¬ zahl von Tertia an. so daß Gleiwitz in Tertia und Secunda je 2. in Piima 1 Stunde. Oppeln in allen Oberclassen je 1 Stunde, Ratibor in der untern aus Tertia und Secunda combinirten Abtheilung 1. in der oberen 2 Stunden diesem Fache widmet. Aufsätze erscheinen in keiner dieser Anstalten. Eine Sonderstellung behauptet noch das königl. kath. Gymnasium Leobschütz. Es lehrt das Polnische facultativ in 2 Abtheilungen zu 1 Stunde die Polen, in 1 Abtheilung zu 2 Stunden die Deutschen. Außerdem aber bietet es, als das einzige norddeutsche Gymnasium, Unterricht im Tschechischen (2 Abtheilungen zu 1 Se.). mit Rücksicht offenbar auf die schwache tschechische Bevölkerung des Kreises und auf den Grenzverkehr mit Mähren. Von den 13 Gymnasien des ganz überwiegend deutschen Regierungsbe¬ zirks Breslau berücksichtigen das Polnische nur die Breslauer Gymnasien, weil die auch von Polen besucht werden und weil die Hauptstadt der ganzen Pro¬ vinz überhaupt der größte Stapelplatz für den Handel mit Polen ist. Am königl. kathol. Matthiasgymnasium wird dies Fach in 2 Abtheilungen zu je 2 Stunden gelehrt, auch Fertigkeit im schriftlichen Ausdruck gefordert; die Schüler der 3 städtischen Gymnasien zu Se. Maria Magdalena (evang.), zu Se. Elisabeth (evang.) und zu Se. Johannes (hiante.) dagegen genossen zu¬ sammen in 2 Abtheilungen vereinigt 2 Stunden polnischen Unterricht, der Michaelis 1873 nach einjähriger durch persönliche Gründe herbeigeführter Un¬ terbrechung wieder aufgenommen wurde. Kein Polnisch treibt das königliche reformirte Friedrichsgymnasium. Im Regierungsbezirke Liegnitz (ohne die Lausitz), der 9 Gymnasien be- siht, hat nur das königl. kathol. Gymnasium in Groß-Glogau nahe der Sprachgrenze von 1858 ab polnischen Unterricht facultativ gewährt'!), doch wird derselbe 1874 nicht mehr erwähnt, muß also beseitigt worden sein. *) Bedeutet städtisch katholisch, se. s. städtisch simultan, k. s. königlich simultan."W ) iese I. 202. *- ) Wiese I. 200. 2»K I) Wiese I. 187.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/33>, abgerufen am 26.06.2024.