Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Gleichfalls recht gelungen sind im vierten Akte das Arioso der Maria: "O Liebe,
die vom Himmel stammt," und das Gebet des Magnus: "Du Unerforschlicher
da droben." Daß sich im Laufe der ganzen Oper auch hin und wieder
Einzelheiten zeigen, die mehr schablonenhaft gemacht, als frei erfunden er¬
scheinen, wollen wir neben dem vielen Guten, Vortrefflichen und stellenweise
selbst sehr Bedeutenden, das die Oper enthält, nicht zu schwer in die Wag-
schaale werfen. Wir glauben vielmehr nach diesem ersten sehr glücklichen
Wurfe der Kretschmer'schen Muse eine recht erfolgreiche Thätigkeit in Aussicht
stellen zu können. Vorab hat Kretschmer mit seinen "Folkungern" eine kern¬
gesunde, lebensfähige Composition geschaffen, die sich auf allen deutschen
Bühnen bald Bürgerrecht erwerben wird.

Die Leipziger Aufführungen der Oper sind in allen Theilen und in jeder
Beziehung des höchsten Lobes würdig. Das größte Verdienst um dieselben
hat sich der Capellmeister Gustav Schmidt erworben. Allerdings konnten
seine künstlerischen Bemühungen um das Werk nur dadurch von einem so
großen Erfolge gekrönt werden, daß er zunächst in den Trägern aller Rollen
solche Künstler und Künstlerinnen zur Seite hat, wie sie die Leipziger Oper
gegenwärtig besitzt. Wir haben für die Herren Gura (Lars), Müller (Ma¬
gnus), Reß (Ansgar), Lißmann ^Berge), Ehrke (Seen), und für die Damen
Frl. Mahlknecht (Maria) und Frl. von Hartmann (Karln) nur Worte der
Anerkennung ihrer Leistungen. Nicht minder gebührt dem Chöre und dem
Orchester das uneingeschränkteste Lob, denn alle diese Faktoren haben ver¬
eint dahin gewirkt, das neue Werk eines deutschen Meisters zu einer durch¬
weg abgerundeten und glanzvollen Darstellung zu bringen.


Jadassohn.


Illustrationen zu Fidelio von Moritz v. Schwind (Verlag
von I. Rieter-Biedermann, Leipzig und Winterthur). Nahezu die letzten
Blätter, die der große Maler hinterlassen, waren Zeichnungen zu Beethoven's
Fidelio, gedacht und ausgeführt ganz in dem stilvollen feinen Sinn und der
gemüthswarmen Auffassung, die Schwind's hervorragende Eigenthümlichkeit
waren. Nun, da die Verlagshandlung eine Prachtausgabe des Fidelio ver¬
anstaltet, treten diese vier Blätter als ehrende Begleiter der Tondichtung, in sau¬
berem Stich und würdigster Ausstattung vor das Publikum. Vier tiefempfundene
Gedichte von Hermann Lingg, die ihnen beigegeben sind, enthalten in
kurzen Strichen die Handlung der Oper und emancipiren dadurch diese Kunst¬
H. blätter vom Libretto.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig i" Leipzig. -- Druck von Hüthel " Herrmann in Leipzig.

Gleichfalls recht gelungen sind im vierten Akte das Arioso der Maria: „O Liebe,
die vom Himmel stammt," und das Gebet des Magnus: „Du Unerforschlicher
da droben." Daß sich im Laufe der ganzen Oper auch hin und wieder
Einzelheiten zeigen, die mehr schablonenhaft gemacht, als frei erfunden er¬
scheinen, wollen wir neben dem vielen Guten, Vortrefflichen und stellenweise
selbst sehr Bedeutenden, das die Oper enthält, nicht zu schwer in die Wag-
schaale werfen. Wir glauben vielmehr nach diesem ersten sehr glücklichen
Wurfe der Kretschmer'schen Muse eine recht erfolgreiche Thätigkeit in Aussicht
stellen zu können. Vorab hat Kretschmer mit seinen „Folkungern" eine kern¬
gesunde, lebensfähige Composition geschaffen, die sich auf allen deutschen
Bühnen bald Bürgerrecht erwerben wird.

Die Leipziger Aufführungen der Oper sind in allen Theilen und in jeder
Beziehung des höchsten Lobes würdig. Das größte Verdienst um dieselben
hat sich der Capellmeister Gustav Schmidt erworben. Allerdings konnten
seine künstlerischen Bemühungen um das Werk nur dadurch von einem so
großen Erfolge gekrönt werden, daß er zunächst in den Trägern aller Rollen
solche Künstler und Künstlerinnen zur Seite hat, wie sie die Leipziger Oper
gegenwärtig besitzt. Wir haben für die Herren Gura (Lars), Müller (Ma¬
gnus), Reß (Ansgar), Lißmann ^Berge), Ehrke (Seen), und für die Damen
Frl. Mahlknecht (Maria) und Frl. von Hartmann (Karln) nur Worte der
Anerkennung ihrer Leistungen. Nicht minder gebührt dem Chöre und dem
Orchester das uneingeschränkteste Lob, denn alle diese Faktoren haben ver¬
eint dahin gewirkt, das neue Werk eines deutschen Meisters zu einer durch¬
weg abgerundeten und glanzvollen Darstellung zu bringen.


Jadassohn.


Illustrationen zu Fidelio von Moritz v. Schwind (Verlag
von I. Rieter-Biedermann, Leipzig und Winterthur). Nahezu die letzten
Blätter, die der große Maler hinterlassen, waren Zeichnungen zu Beethoven's
Fidelio, gedacht und ausgeführt ganz in dem stilvollen feinen Sinn und der
gemüthswarmen Auffassung, die Schwind's hervorragende Eigenthümlichkeit
waren. Nun, da die Verlagshandlung eine Prachtausgabe des Fidelio ver¬
anstaltet, treten diese vier Blätter als ehrende Begleiter der Tondichtung, in sau¬
berem Stich und würdigster Ausstattung vor das Publikum. Vier tiefempfundene
Gedichte von Hermann Lingg, die ihnen beigegeben sind, enthalten in
kurzen Strichen die Handlung der Oper und emancipiren dadurch diese Kunst¬
H. blätter vom Libretto.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbig i» Leipzig. — Druck von Hüthel « Herrmann in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134470"/>
          <p xml:id="ID_346" prev="#ID_345"> Gleichfalls recht gelungen sind im vierten Akte das Arioso der Maria: &#x201E;O Liebe,<lb/>
die vom Himmel stammt," und das Gebet des Magnus: &#x201E;Du Unerforschlicher<lb/>
da droben." Daß sich im Laufe der ganzen Oper auch hin und wieder<lb/>
Einzelheiten zeigen, die mehr schablonenhaft gemacht, als frei erfunden er¬<lb/>
scheinen, wollen wir neben dem vielen Guten, Vortrefflichen und stellenweise<lb/>
selbst sehr Bedeutenden, das die Oper enthält, nicht zu schwer in die Wag-<lb/>
schaale werfen. Wir glauben vielmehr nach diesem ersten sehr glücklichen<lb/>
Wurfe der Kretschmer'schen Muse eine recht erfolgreiche Thätigkeit in Aussicht<lb/>
stellen zu können. Vorab hat Kretschmer mit seinen &#x201E;Folkungern" eine kern¬<lb/>
gesunde, lebensfähige Composition geschaffen, die sich auf allen deutschen<lb/>
Bühnen bald Bürgerrecht erwerben wird.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_347"> Die Leipziger Aufführungen der Oper sind in allen Theilen und in jeder<lb/>
Beziehung des höchsten Lobes würdig. Das größte Verdienst um dieselben<lb/>
hat sich der Capellmeister Gustav Schmidt erworben. Allerdings konnten<lb/>
seine künstlerischen Bemühungen um das Werk nur dadurch von einem so<lb/>
großen Erfolge gekrönt werden, daß er zunächst in den Trägern aller Rollen<lb/>
solche Künstler und Künstlerinnen zur Seite hat, wie sie die Leipziger Oper<lb/>
gegenwärtig besitzt. Wir haben für die Herren Gura (Lars), Müller (Ma¬<lb/>
gnus), Reß (Ansgar), Lißmann ^Berge), Ehrke (Seen), und für die Damen<lb/>
Frl. Mahlknecht (Maria) und Frl. von Hartmann (Karln) nur Worte der<lb/>
Anerkennung ihrer Leistungen. Nicht minder gebührt dem Chöre und dem<lb/>
Orchester das uneingeschränkteste Lob, denn alle diese Faktoren haben ver¬<lb/>
eint dahin gewirkt, das neue Werk eines deutschen Meisters zu einer durch¬<lb/>
weg abgerundeten und glanzvollen Darstellung zu bringen.</p><lb/>
          <note type="byline"> Jadassohn.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_348"> Illustrationen zu Fidelio von Moritz v. Schwind (Verlag<lb/>
von I. Rieter-Biedermann, Leipzig und Winterthur). Nahezu die letzten<lb/>
Blätter, die der große Maler hinterlassen, waren Zeichnungen zu Beethoven's<lb/>
Fidelio, gedacht und ausgeführt ganz in dem stilvollen feinen Sinn und der<lb/>
gemüthswarmen Auffassung, die Schwind's hervorragende Eigenthümlichkeit<lb/>
waren. Nun, da die Verlagshandlung eine Prachtausgabe des Fidelio ver¬<lb/>
anstaltet, treten diese vier Blätter als ehrende Begleiter der Tondichtung, in sau¬<lb/>
berem Stich und würdigster Ausstattung vor das Publikum. Vier tiefempfundene<lb/>
Gedichte von Hermann Lingg, die ihnen beigegeben sind, enthalten in<lb/>
kurzen Strichen die Handlung der Oper und emancipiren dadurch diese Kunst¬<lb/><note type="byline"> H.</note> blätter vom Libretto. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.<lb/>
Verlag von F. L. Herbig i» Leipzig. &#x2014; Druck von Hüthel « Herrmann in Leipzig.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0124] Gleichfalls recht gelungen sind im vierten Akte das Arioso der Maria: „O Liebe, die vom Himmel stammt," und das Gebet des Magnus: „Du Unerforschlicher da droben." Daß sich im Laufe der ganzen Oper auch hin und wieder Einzelheiten zeigen, die mehr schablonenhaft gemacht, als frei erfunden er¬ scheinen, wollen wir neben dem vielen Guten, Vortrefflichen und stellenweise selbst sehr Bedeutenden, das die Oper enthält, nicht zu schwer in die Wag- schaale werfen. Wir glauben vielmehr nach diesem ersten sehr glücklichen Wurfe der Kretschmer'schen Muse eine recht erfolgreiche Thätigkeit in Aussicht stellen zu können. Vorab hat Kretschmer mit seinen „Folkungern" eine kern¬ gesunde, lebensfähige Composition geschaffen, die sich auf allen deutschen Bühnen bald Bürgerrecht erwerben wird. Die Leipziger Aufführungen der Oper sind in allen Theilen und in jeder Beziehung des höchsten Lobes würdig. Das größte Verdienst um dieselben hat sich der Capellmeister Gustav Schmidt erworben. Allerdings konnten seine künstlerischen Bemühungen um das Werk nur dadurch von einem so großen Erfolge gekrönt werden, daß er zunächst in den Trägern aller Rollen solche Künstler und Künstlerinnen zur Seite hat, wie sie die Leipziger Oper gegenwärtig besitzt. Wir haben für die Herren Gura (Lars), Müller (Ma¬ gnus), Reß (Ansgar), Lißmann ^Berge), Ehrke (Seen), und für die Damen Frl. Mahlknecht (Maria) und Frl. von Hartmann (Karln) nur Worte der Anerkennung ihrer Leistungen. Nicht minder gebührt dem Chöre und dem Orchester das uneingeschränkteste Lob, denn alle diese Faktoren haben ver¬ eint dahin gewirkt, das neue Werk eines deutschen Meisters zu einer durch¬ weg abgerundeten und glanzvollen Darstellung zu bringen. Jadassohn. Illustrationen zu Fidelio von Moritz v. Schwind (Verlag von I. Rieter-Biedermann, Leipzig und Winterthur). Nahezu die letzten Blätter, die der große Maler hinterlassen, waren Zeichnungen zu Beethoven's Fidelio, gedacht und ausgeführt ganz in dem stilvollen feinen Sinn und der gemüthswarmen Auffassung, die Schwind's hervorragende Eigenthümlichkeit waren. Nun, da die Verlagshandlung eine Prachtausgabe des Fidelio ver¬ anstaltet, treten diese vier Blätter als ehrende Begleiter der Tondichtung, in sau¬ berem Stich und würdigster Ausstattung vor das Publikum. Vier tiefempfundene Gedichte von Hermann Lingg, die ihnen beigegeben sind, enthalten in kurzen Strichen die Handlung der Oper und emancipiren dadurch diese Kunst¬ H. blätter vom Libretto. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Herbig i» Leipzig. — Druck von Hüthel « Herrmann in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/124
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/124>, abgerufen am 22.07.2024.