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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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malen Kunstsalons" ausgestellt, unter denen einzelne Meisterwerke jetzt lebender
Künstler, namentlich aus der Düsseldorfer und Münchener Schule, vertreten
sind. Auch hat sich in jüngster Zeit die "Gesellschaft der Kunstfreunde" in
Straßburg die dankenswerthe Mühe gegeben, eine kleine Ausstellung von Ge¬
mälden zu veranstalten, in der besonders das heimische Künstlerelement seine
Vertretung finden soll. Die Ausstellung befindet sich im zweiten Stockwerke
des Ilöwl ein Oommeree, und kann Jeder, der sich für die schönen Künste
interessirt und von einem Mitglied der Gesellschaft empfohlen ist, (sie!)
dieselbe besuchen. -- Die Straßburger Universitäts- und Landesbibliothek
reprcisentirt nach den neuesten Resultaten, welche in einem interessanten
Schriftchen des Custos derselben, 'Dr. Hottinger, niedergelegt find, augenblick¬
lich die ansehnliche Ziffer von 350,000 Bänden. Durch den jüngst erfolgten
Ankauf der Heitz'schen Bibliothek mit 1818 Handschriften, sind namentlich
auch Alsatia reichlich vertreten. -- Zu dem in voriger Woche in Paris statt¬
gehabten allgemeinen Foederalfest der französischen Turnvereine waren
auch die elsässischen besonders eingeladen. Noch in letzter Stunde hat aber
die deutsche Regierung den Letztern die Betheiligung untersagt und zwar
unter Androhung der Auflösung des betreffenden Turnvereins im Falle der Zu¬
widerhandlung gegen dieses Verbot. Man fürchtete wahrscheinlich politische
Demonstrationen seitens der jungen Leute. Das "Elsässer Journal" bezeichnete
jene Maßnahme der Negierung wohl als einen "eaux xas". Die seither
bekannt gewordene Fassung der französischen.Einladung läßt das Verfahren
der deutschen Verwaltung durchaus gerechtfertigt erscheinen.

In Colmar zerbricht man sich augenblicklich den Kopf darüber, was
wohl dem außergewöhnlichen Besuche von vier Generälen, die dort ganz
unerwartet ihr Absteigequartier genommen haben, für eine politische oder
militärische Bedeutung zuzumessen sei. Es sind nämlich gegen den Zwanzigster
hin die Generäle von Werber, Woyna, v. Sell und Graf Solms von Helfen-
stein angekommen, -- immerhin ein Ereigniß für eine kleine Stadt, wie
Colmar. Ueber den Zweck jenes unverhofften Besuches von vier militärischen
Großwürdenträgern herrscht noch einstweilen geheimnißvolles Dunkel. Daß
man nun alles Mögliche dahinter suchen will und dabei die scharfsinnigsten
Combinationen von der Welt macht, ist selbstverständlich. Doch dürfen sich
die verschiedenartigen, unter sich widersprechendsten Conjuneturen, die man
hier und da an dieses "Ereigniß" anknüpft, wohl kaum der Mühe der Auf¬
zeichnung verlohnen. Höchst wahrscheinlich haben die hohen Offiziere nur
einen gemeinschaftlichen Sommerausflug nach unserer oberelsässischen Metropole
machen wollen, die sich ja durch ihre romantische Lage in unmittelbarster
Nähe der Hochvogesen und des reizenden Münsterthales zu derartigen SpriY-
touren ganz besonders empfiehlt. -- Ueber dieColmar-Breisacher-Bahn


malen Kunstsalons" ausgestellt, unter denen einzelne Meisterwerke jetzt lebender
Künstler, namentlich aus der Düsseldorfer und Münchener Schule, vertreten
sind. Auch hat sich in jüngster Zeit die „Gesellschaft der Kunstfreunde" in
Straßburg die dankenswerthe Mühe gegeben, eine kleine Ausstellung von Ge¬
mälden zu veranstalten, in der besonders das heimische Künstlerelement seine
Vertretung finden soll. Die Ausstellung befindet sich im zweiten Stockwerke
des Ilöwl ein Oommeree, und kann Jeder, der sich für die schönen Künste
interessirt und von einem Mitglied der Gesellschaft empfohlen ist, (sie!)
dieselbe besuchen. — Die Straßburger Universitäts- und Landesbibliothek
reprcisentirt nach den neuesten Resultaten, welche in einem interessanten
Schriftchen des Custos derselben, 'Dr. Hottinger, niedergelegt find, augenblick¬
lich die ansehnliche Ziffer von 350,000 Bänden. Durch den jüngst erfolgten
Ankauf der Heitz'schen Bibliothek mit 1818 Handschriften, sind namentlich
auch Alsatia reichlich vertreten. — Zu dem in voriger Woche in Paris statt¬
gehabten allgemeinen Foederalfest der französischen Turnvereine waren
auch die elsässischen besonders eingeladen. Noch in letzter Stunde hat aber
die deutsche Regierung den Letztern die Betheiligung untersagt und zwar
unter Androhung der Auflösung des betreffenden Turnvereins im Falle der Zu¬
widerhandlung gegen dieses Verbot. Man fürchtete wahrscheinlich politische
Demonstrationen seitens der jungen Leute. Das „Elsässer Journal" bezeichnete
jene Maßnahme der Negierung wohl als einen „eaux xas«. Die seither
bekannt gewordene Fassung der französischen.Einladung läßt das Verfahren
der deutschen Verwaltung durchaus gerechtfertigt erscheinen.

In Colmar zerbricht man sich augenblicklich den Kopf darüber, was
wohl dem außergewöhnlichen Besuche von vier Generälen, die dort ganz
unerwartet ihr Absteigequartier genommen haben, für eine politische oder
militärische Bedeutung zuzumessen sei. Es sind nämlich gegen den Zwanzigster
hin die Generäle von Werber, Woyna, v. Sell und Graf Solms von Helfen-
stein angekommen, — immerhin ein Ereigniß für eine kleine Stadt, wie
Colmar. Ueber den Zweck jenes unverhofften Besuches von vier militärischen
Großwürdenträgern herrscht noch einstweilen geheimnißvolles Dunkel. Daß
man nun alles Mögliche dahinter suchen will und dabei die scharfsinnigsten
Combinationen von der Welt macht, ist selbstverständlich. Doch dürfen sich
die verschiedenartigen, unter sich widersprechendsten Conjuneturen, die man
hier und da an dieses „Ereigniß" anknüpft, wohl kaum der Mühe der Auf¬
zeichnung verlohnen. Höchst wahrscheinlich haben die hohen Offiziere nur
einen gemeinschaftlichen Sommerausflug nach unserer oberelsässischen Metropole
machen wollen, die sich ja durch ihre romantische Lage in unmittelbarster
Nähe der Hochvogesen und des reizenden Münsterthales zu derartigen SpriY-
touren ganz besonders empfiehlt. — Ueber dieColmar-Breisacher-Bahn


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[0392] malen Kunstsalons" ausgestellt, unter denen einzelne Meisterwerke jetzt lebender Künstler, namentlich aus der Düsseldorfer und Münchener Schule, vertreten sind. Auch hat sich in jüngster Zeit die „Gesellschaft der Kunstfreunde" in Straßburg die dankenswerthe Mühe gegeben, eine kleine Ausstellung von Ge¬ mälden zu veranstalten, in der besonders das heimische Künstlerelement seine Vertretung finden soll. Die Ausstellung befindet sich im zweiten Stockwerke des Ilöwl ein Oommeree, und kann Jeder, der sich für die schönen Künste interessirt und von einem Mitglied der Gesellschaft empfohlen ist, (sie!) dieselbe besuchen. — Die Straßburger Universitäts- und Landesbibliothek reprcisentirt nach den neuesten Resultaten, welche in einem interessanten Schriftchen des Custos derselben, 'Dr. Hottinger, niedergelegt find, augenblick¬ lich die ansehnliche Ziffer von 350,000 Bänden. Durch den jüngst erfolgten Ankauf der Heitz'schen Bibliothek mit 1818 Handschriften, sind namentlich auch Alsatia reichlich vertreten. — Zu dem in voriger Woche in Paris statt¬ gehabten allgemeinen Foederalfest der französischen Turnvereine waren auch die elsässischen besonders eingeladen. Noch in letzter Stunde hat aber die deutsche Regierung den Letztern die Betheiligung untersagt und zwar unter Androhung der Auflösung des betreffenden Turnvereins im Falle der Zu¬ widerhandlung gegen dieses Verbot. Man fürchtete wahrscheinlich politische Demonstrationen seitens der jungen Leute. Das „Elsässer Journal" bezeichnete jene Maßnahme der Negierung wohl als einen „eaux xas«. Die seither bekannt gewordene Fassung der französischen.Einladung läßt das Verfahren der deutschen Verwaltung durchaus gerechtfertigt erscheinen. In Colmar zerbricht man sich augenblicklich den Kopf darüber, was wohl dem außergewöhnlichen Besuche von vier Generälen, die dort ganz unerwartet ihr Absteigequartier genommen haben, für eine politische oder militärische Bedeutung zuzumessen sei. Es sind nämlich gegen den Zwanzigster hin die Generäle von Werber, Woyna, v. Sell und Graf Solms von Helfen- stein angekommen, — immerhin ein Ereigniß für eine kleine Stadt, wie Colmar. Ueber den Zweck jenes unverhofften Besuches von vier militärischen Großwürdenträgern herrscht noch einstweilen geheimnißvolles Dunkel. Daß man nun alles Mögliche dahinter suchen will und dabei die scharfsinnigsten Combinationen von der Welt macht, ist selbstverständlich. Doch dürfen sich die verschiedenartigen, unter sich widersprechendsten Conjuneturen, die man hier und da an dieses „Ereigniß" anknüpft, wohl kaum der Mühe der Auf¬ zeichnung verlohnen. Höchst wahrscheinlich haben die hohen Offiziere nur einen gemeinschaftlichen Sommerausflug nach unserer oberelsässischen Metropole machen wollen, die sich ja durch ihre romantische Lage in unmittelbarster Nähe der Hochvogesen und des reizenden Münsterthales zu derartigen SpriY- touren ganz besonders empfiehlt. — Ueber dieColmar-Breisacher-Bahn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/392>, abgerufen am 06.02.2025.