Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.am 20. Juli 1496 zu einer trostlosen Kapitulation genöthigt, welche das Von allen ihren Eroberungen blieben den Franzosen nur noch Gaeta, Gonzalo's Ruhm durchhallte seit der Einschließung Atellas ganz Europa; Wenige Monate früher war, noch nicht 28 Jahr alt, Charles VIII. Ganz Italien feierte nach dem Abzüge Charles' VIII. Jubelfeste wegen am 20. Juli 1496 zu einer trostlosen Kapitulation genöthigt, welche das Von allen ihren Eroberungen blieben den Franzosen nur noch Gaeta, Gonzalo's Ruhm durchhallte seit der Einschließung Atellas ganz Europa; Wenige Monate früher war, noch nicht 28 Jahr alt, Charles VIII. Ganz Italien feierte nach dem Abzüge Charles' VIII. Jubelfeste wegen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0383" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133671"/> <p xml:id="ID_1223" prev="#ID_1222"> am 20. Juli 1496 zu einer trostlosen Kapitulation genöthigt, welche das<lb/> eroberte Königreich preis gab. Da die Einschiffung der Franzosen nicht so¬<lb/> fort bewerkstelligt werden konnte, auch viele Anführer die Uebereinkunft ver¬<lb/> warfen, so brach unter den in Bajä und Puzzuoli zusammengehäuften 5000<lb/> Kriegern die Seuche aus, und nur 500 Mann dieser Elite des französischen<lb/> Heeres sahen die Heimath wieder.</p><lb/> <p xml:id="ID_1224"> Von allen ihren Eroberungen blieben den Franzosen nur noch Gaeta,<lb/> Tarent und Monte Se. Angelo. Don Fernando war im Besitz seines<lb/> Königreichs; auch die Frau, die er leidenschaftlich liebte, Giovanna, seines<lb/> Vaters Schwester, wurde ihm zu Theil; aber sein Liebesglück tödtete ihn; er<lb/> starb im Herbste 1497, erst 29 Jahr alt, an Entkräftung. Aus dem Throne<lb/> folgte ihm sein Oheim Don Federigo.</p><lb/> <p xml:id="ID_1225"> Gonzalo's Ruhm durchhallte seit der Einschließung Atellas ganz Europa;<lb/> überall feierte man ihn als den Gran capitan; bald ergab sich ihm auch die<lb/> französische Besatzung von Ostia und er zog in Rom ein, jubelnd als Be¬<lb/> freier der ewigen Stadt begrüßt. Von König Federigo empfing Gonzalo<lb/> eine reiche Besitzung in den Abruzzen und den Titel eines Herzogs von Se.<lb/> Angelo, und im August 1498 kehrte er nach Spanien zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1226"> Wenige Monate früher war, noch nicht 28 Jahr alt, Charles VIII.<lb/> gestorben. — Seine Expedition nach Neapel hatte der Kriegskunst einen<lb/> neuen Impuls gegeben. Auf der einen Seite strebten jetzt die Staaten da¬<lb/> nach, ihr Fußvolk nach schweizerisch deutschem Muster einzurichten oder deutsche<lb/> Knechte zu werben, und zugleich danach, eine der französischen Artillerie eben¬<lb/> bürtige Waffe herzustellen; auf der andern Seite ließ das Auftreten der<lb/> Spanier die Gewalt eines Volkes erkennen, bei dem die allgemeine Wehr¬<lb/> pflicht sich in Jahrhunderte lang währender Kriegsschule frisch erhalten.<lb/> Zugleich deuten sich zum erstenmale die Gegensätze an zwischen der pha-<lb/> langitischen Fechtweise des germanischen und der legionaren Taktik des spa¬<lb/> nischen Fußvolks.</p><lb/> <p xml:id="ID_1227"> Ganz Italien feierte nach dem Abzüge Charles' VIII. Jubelfeste wegen<lb/> der glücklichen und unvermutheten Befreiung von den Fremden, und doch<lb/> sollte dieser Feldzug zum Ausgangspunkte einer langen Reihe schwerer krie¬<lb/> gerischer Verwickelungen werden, deren Beute, Opfer und Schauplatz Italien<lb/> war. Denn die Richtung, welche die französische Politik unter König Char¬<lb/> les auf die Apenninenhalbinsel genommen hatte, übertrug sich auch auf dieses<lb/> Königs Nachfolger, und der Umstand, daß die Befreiung Italiens nur<lb/> durch einen Bund der Lokalgewalthaber mit Spanien und Deutschland<lb/> ermöglicht worden war, gewährte diesen beiden Mächten den Anreiz und<lb/> den Hebel zu fortdauernder Einmischung in die italienischen Angelegenheiten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0383]
am 20. Juli 1496 zu einer trostlosen Kapitulation genöthigt, welche das
eroberte Königreich preis gab. Da die Einschiffung der Franzosen nicht so¬
fort bewerkstelligt werden konnte, auch viele Anführer die Uebereinkunft ver¬
warfen, so brach unter den in Bajä und Puzzuoli zusammengehäuften 5000
Kriegern die Seuche aus, und nur 500 Mann dieser Elite des französischen
Heeres sahen die Heimath wieder.
Von allen ihren Eroberungen blieben den Franzosen nur noch Gaeta,
Tarent und Monte Se. Angelo. Don Fernando war im Besitz seines
Königreichs; auch die Frau, die er leidenschaftlich liebte, Giovanna, seines
Vaters Schwester, wurde ihm zu Theil; aber sein Liebesglück tödtete ihn; er
starb im Herbste 1497, erst 29 Jahr alt, an Entkräftung. Aus dem Throne
folgte ihm sein Oheim Don Federigo.
Gonzalo's Ruhm durchhallte seit der Einschließung Atellas ganz Europa;
überall feierte man ihn als den Gran capitan; bald ergab sich ihm auch die
französische Besatzung von Ostia und er zog in Rom ein, jubelnd als Be¬
freier der ewigen Stadt begrüßt. Von König Federigo empfing Gonzalo
eine reiche Besitzung in den Abruzzen und den Titel eines Herzogs von Se.
Angelo, und im August 1498 kehrte er nach Spanien zurück.
Wenige Monate früher war, noch nicht 28 Jahr alt, Charles VIII.
gestorben. — Seine Expedition nach Neapel hatte der Kriegskunst einen
neuen Impuls gegeben. Auf der einen Seite strebten jetzt die Staaten da¬
nach, ihr Fußvolk nach schweizerisch deutschem Muster einzurichten oder deutsche
Knechte zu werben, und zugleich danach, eine der französischen Artillerie eben¬
bürtige Waffe herzustellen; auf der andern Seite ließ das Auftreten der
Spanier die Gewalt eines Volkes erkennen, bei dem die allgemeine Wehr¬
pflicht sich in Jahrhunderte lang währender Kriegsschule frisch erhalten.
Zugleich deuten sich zum erstenmale die Gegensätze an zwischen der pha-
langitischen Fechtweise des germanischen und der legionaren Taktik des spa¬
nischen Fußvolks.
Ganz Italien feierte nach dem Abzüge Charles' VIII. Jubelfeste wegen
der glücklichen und unvermutheten Befreiung von den Fremden, und doch
sollte dieser Feldzug zum Ausgangspunkte einer langen Reihe schwerer krie¬
gerischer Verwickelungen werden, deren Beute, Opfer und Schauplatz Italien
war. Denn die Richtung, welche die französische Politik unter König Char¬
les auf die Apenninenhalbinsel genommen hatte, übertrug sich auch auf dieses
Königs Nachfolger, und der Umstand, daß die Befreiung Italiens nur
durch einen Bund der Lokalgewalthaber mit Spanien und Deutschland
ermöglicht worden war, gewährte diesen beiden Mächten den Anreiz und
den Hebel zu fortdauernder Einmischung in die italienischen Angelegenheiten.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |